Donnerstag, 19. März 2020

Brief 597 vom 13./14.12.1944


Mein liebster Schatz !                                                                                                13.12.44      

Gestern habe ich den Weihnachtsbrief an Euch geschrieben. Heute geht es nun in der gewohnten Weise mit dem Schreiben weiter.

 Meine Liebste.                                                                                                          14.12.44
Die großen Töne, die ich gestern angeschnitten habe, daß es in gewohnter Weise weitergehen soll, konnte ich leider nicht in Wahrheit umsetzen. Ich hatte erst einen Brief an Nannie geschrieben und mußte dann mein Tun schnell unterbrechen, weil wir wieder einmal alles zu packen hatten. Wir sind auf einige Tage in Ruhe gegangen. Ich schrieb Dir ja schon von einer Änderung, die ich Dich heute dahin ergänzen kann, daß wir wieder in der letzten Stelle uns befinden, in der wir vor einem Vierteljahr waren. Die Ruhestellung ist nun da, wo wir uns verschiedene Bunker bauten, die wir zu benutzen aber keine Gelegenheit hatten. Während der Zeit unserer Abwesenheit hat sich hier manches verändert. Die Stellung ist inzwischen besser ausgebaut, so daß man schon etwas mehr Vertrauen haben kann wie vorher. Wie lange die Ruhe hier noch andauern wird, das hängt wohl mehr oder weniger von der Witterung ab.  Heute über Nacht hat sich eine eisigkalter Wind aufgemacht, daß man nun annehmen kann, daß der Winter jetzt doch Einzug gehalten hat. Die Jahreszeit ist ja an sich auch danach, daß man mit Frost und Kälte rechnen muß. Der (?) ist auch zur Hälfte geschafft, was ja eine erfreuliche Tatsache ist.  Vorgestern habe ich an Dich wieder ein Päckchen abgesandt. Es ist überzähliger Tabak und einige Zigaretten, die ich noch nicht verteilt habe. Ein kleines Röllchen Drops konnte ich auch noch beipacken. Es trägt die Nummer 10. Vor einigen Tagen sandtest Du mir eine Postkarte von der Feldpostnummer 32500 als Antwort auf Deine Mitteilung traf nun ein Schreiben ein, in dem darauf hingewiesen wird, daß jetzt für uns ehemalige MV-Beamte die Möglichkeit gegeben ist, daß wir unser den gleichen Bedingungen wie die ehemaligen Zahlmeister Offizier werden können. Ich lasse mir die Bestimmung besorgen, die dafür maßgebend sind und will dann Dir nochmals darüber schreiben. Was meinst Du grundsätzlich zu dieser Sache? Ich hatte in dieser Sache schon einmal abgesagt, aber da war die Lage noch anders. Nun kommen mir wieder Zweifel, ob ich es nicht doch tun soll. Eines kann ich vorher noch tun, daß ich bei der Dienststelle anfrage, wie man sich zu der ganzen Frage stellt. Grundsätzlich bitte ich aber nochmals um Deine Meinung. Hier bei dieser Einheit habe ich mir ja meine Verdienste erworben. Wen ich nicht mit meinem Feldwebel zusammen wäre, dann würde ich sicherlich meinen Entschluß fassen können. Unsere Gemeinschaft ist hier ganz ordentlich, so daß ich immer noch, wenn wir auch in der unmittelbaren Frontlinie liegen, lieber das mitmache, als daß ich etwas Ungewisses eintausche. Eins stände dann ja ziemlich fest, daß ich für das erste nach Deutschland käme, wenn ich mich zu einer Änderung meiner   (?)laufbahn  entschließen würde. Wie gesagt, teile mir unverbindlich Deine Ansicht mit, denn ich weiß, daß Du keinen Fimmel hast, daß Dein Mann unbedingt Offizier sein oder werden muß. Ob ich es zwar soweit bringen würde, denn ich kann manchmal mein Maul nicht halten, das ist die andere Frage.  Kannst Du mir eigentlich einen alten Taschenkalender mitsenden, denn ich glaube nicht, daß Du einen neuen bekommst. Ein alter wird es auch tun. _ Augenblicklich kann ich mich nicht so sammeln mit meinen Gedanken, wie ich es gern möchte, denn hier geht es z.Zt. drunter und drüber. Lasse Dich bitte recht herzlich grüßen und vielmals küssen von  

Deinem Ernst.

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