Mein liebster Schatz ! 13.12.44
Gestern habe ich den Weihnachtsbrief an Euch geschrieben.
Heute geht es nun in der gewohnten Weise mit dem Schreiben weiter.
Meine Liebste. 14.12.44
Die großen Töne, die ich gestern angeschnitten habe, daß es
in gewohnter Weise weitergehen soll, konnte ich leider nicht in Wahrheit
umsetzen. Ich hatte erst einen Brief an Nannie geschrieben und mußte dann mein
Tun schnell unterbrechen, weil wir wieder einmal alles zu packen hatten. Wir sind
auf einige Tage in Ruhe gegangen. Ich schrieb Dir ja schon von einer Änderung,
die ich Dich heute dahin ergänzen kann, daß wir wieder in der letzten Stelle
uns befinden, in der wir vor einem Vierteljahr waren. Die Ruhestellung ist nun
da, wo wir uns verschiedene Bunker bauten, die wir zu benutzen aber keine
Gelegenheit hatten. Während der Zeit unserer Abwesenheit hat sich hier manches
verändert. Die Stellung ist inzwischen besser ausgebaut, so daß man schon etwas
mehr Vertrauen haben kann wie vorher. Wie lange die Ruhe hier noch andauern
wird, das hängt wohl mehr oder weniger von der Witterung ab. Heute über Nacht hat sich eine eisigkalter
Wind aufgemacht, daß man nun annehmen kann, daß der Winter jetzt doch Einzug
gehalten hat. Die Jahreszeit ist ja an sich auch danach, daß man mit Frost und
Kälte rechnen muß. Der (?) ist auch zur Hälfte geschafft, was ja eine
erfreuliche Tatsache ist. Vorgestern
habe ich an Dich wieder ein Päckchen abgesandt. Es ist überzähliger Tabak und
einige Zigaretten, die ich noch nicht verteilt habe. Ein kleines Röllchen Drops
konnte ich auch noch beipacken. Es trägt die Nummer 10. Vor einigen Tagen
sandtest Du mir eine Postkarte von der Feldpostnummer 32500 als Antwort auf
Deine Mitteilung traf nun ein Schreiben ein, in dem darauf hingewiesen wird,
daß jetzt für uns ehemalige MV-Beamte die Möglichkeit gegeben ist, daß wir
unser den gleichen Bedingungen wie die ehemaligen Zahlmeister Offizier werden
können. Ich lasse mir die Bestimmung besorgen, die dafür maßgebend sind und
will dann Dir nochmals darüber schreiben. Was meinst Du grundsätzlich zu dieser
Sache? Ich hatte in dieser Sache schon einmal abgesagt, aber da war die Lage
noch anders. Nun kommen mir wieder Zweifel, ob ich es nicht doch tun soll.
Eines kann ich vorher noch tun, daß ich bei der Dienststelle anfrage, wie man
sich zu der ganzen Frage stellt. Grundsätzlich bitte ich aber nochmals um Deine
Meinung. Hier bei dieser Einheit habe ich mir ja meine Verdienste erworben. Wen
ich nicht mit meinem Feldwebel zusammen wäre, dann würde ich sicherlich meinen
Entschluß fassen können. Unsere Gemeinschaft ist hier ganz ordentlich, so daß
ich immer noch, wenn wir auch in der unmittelbaren Frontlinie liegen, lieber
das mitmache, als daß ich etwas Ungewisses eintausche. Eins stände dann ja
ziemlich fest, daß ich für das erste nach Deutschland käme, wenn ich mich zu
einer Änderung meiner (?)laufbahn entschließen würde. Wie gesagt, teile mir
unverbindlich Deine Ansicht mit, denn ich weiß, daß Du keinen Fimmel hast, daß
Dein Mann unbedingt Offizier sein oder werden muß. Ob ich es zwar soweit
bringen würde, denn ich kann manchmal mein Maul nicht halten, das ist die
andere Frage. Kannst Du mir eigentlich
einen alten Taschenkalender mitsenden, denn ich glaube nicht, daß Du einen
neuen bekommst. Ein alter wird es auch tun. _ Augenblicklich kann ich mich
nicht so sammeln mit meinen Gedanken, wie ich es gern möchte, denn hier geht es
z.Zt. drunter und drüber. Lasse Dich bitte recht herzlich grüßen und vielmals
küssen von
Deinem Ernst.
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