Donnerstag, 19. März 2020

Brief 570 vom 5.11.1944


 Herzlieber, guter Schatz!                                                                                      5.11.44     

 Ich danke Dir sehr für Deine beiden Briefe Nummer 8081 vom 25. und 26.10. Ich kann Dir nur immer wieder bestätigen, daß ich für die Zeit, während der ich zum Lesen komme, immer der Gegenwart entrückt bin. Wenn zwar einigermaßen ein bißchen Ruhe ist, dann ist das gleich wieder der Fall, wenn ich mich mit Dir hier brieflich unterhalten kann. Die Anregung dazu sind dann meistens Deine liebe Briefe.  Mit dem GArten hinter dem Haus bist Du mit den Vorbereitungen für den Winter fertig. Erst freut man sich, wenn das Frühjahr kommt und man kann wieder anfangen mit Gärtnern in der Hoffnung, etwas ernten zu können. Dann kommt die Zeit des Segens der Mühe und bald sind dann schon wieder die Tage herangekommen, da man an den Winter denken muß. Alles braucht seine Vorbereitung, damit man dann auch wieder den Nutzen daraus ziehen kann. Kannst du Dich noch an das Jahr unseres Einzugs in unsere jetzige Wohnung erinnern, wie freuten wir uns über die wenigen Brombeeren, die wir noch ernten konnten. Tomaten waren auch noch zurückgeblieben. Das war schon ein Ansporn auf das kommende Jahr. Wie schön war es dann, als im ersten Frühjahr unser Baum blühte. Auch die Übernahme des großen Gartenstücks war gerade in den Jahren eine große Hilfe für uns. Wir hatten ja nicht geglaubt, daß wir ihn solange brauchen würden. Wie gut war, daß wir uns damals der Mühe unterzogen, um dieses Stück Feld für unsere Zwecke nutzbar zu machen. Eines muß ich mir an dieser Stelle wieder bestätigen, daß ich mich wundere, aber auch freue, daß Du Dich in all diese Arbeiten so glatt hineingefunden hast. Anweisungen, die ich Dir geben konnte, als ich einrücken mußte, waren ja nicht so vollständig und ausreichend, daß Du alles gewußt haben könntest. Aber wie gesagt, alles hast Du fein in Ordnung und auf dem Laufenden gehalten. Wenn man mit etwas Überlegung an die Sache und vor allem mit gutem Willen und etwas Liebe herangeht, dann kann es schon zum Klappen kommen. Die Kinder können Dich ja nun auch tatkräftig unterstützen, denn jetzt sind sie ja groß genug. Unser Obergärtner wird Dir ja nach den täglichen Erfahrungen, die er sammeln kann, bald gute Ratschläge geben können.  Daß noch keines der gesandten Päckchen bei Dir angekommen ist, ist ja sehr bedauerlich. Es wäre zu schade, wenn sie verloren gegangen wären. Aber bis jetzt besteht ja immer noch die Möglichkeit, daß sie eintreffen. Wollen wir noch nicht die Hoffnung aufgeben. Wenn Du nun schreibst, daß ich meine Bonbons selbst essen soll, so habe ich ja erst vor einigen Tagen dazu Stellung genommen. Ich glaube, daß ich mich deshalb nicht noch einmal darüber verbreitern brauche. Wir bekommen in der Woche einige Male Bonbons und die esse ich ja schon. Wenn ich nun einmal der Ansicht bin, daß ich davon einige aufheben kann, so wirst und kannst Du mir ja nicht verwehren, daß ich Euch einige davon aufhebe, denn wie hast Du früher selbst immer gesagt? Wenn ich teilen kann, dann schmeckt mit das viel besser. So ist das im Leben. Verschiedene Dinge, die man einmal aufgebracht hat, kommen dann auf einen selbst wieder zurück. So auch hier. Na, Du wirst mich ja verstehen, wie ich es meine.  Über Deine Mitteilung, daß ich in Leipzig einen Stein im Brett habe, bin ich wirklich sehr verwundert. Ich habe ja nur nach meinem Notizkalender gehandelt. Was soll man auch in diesem Fall Besonderes schreiben, nachdem man doch fast keinen Kontakt zu dieser Frau hat. Einige belanglose Worte. Zwar liegt es mir nicht, in einer solchen Form zu antworten, wie sie es getan hat. Sie ist uns eben zu wenig wesensverwandt, als daß man mit ihr gleichfühlen könnte. Erna hat sich ja bis jetzt nocht nicht gerührt auf mein Schreiben zu ihrem Hochzeitstag. Ich habe ihr nur des halb geschrieben, weil Siegfried früher auch an Dich geschrieben hatte. Ich wollte in dieser Beziehung keine Unterlassungssünde begehen. Wir wollen aber dieses Kapitel damit abschließen. _ Ich hoffe, daß Ihr, meine Lieben, alle n och gesund seid. Ich wünsche Euch dies jedenfalls von ganzem Herzen. Haltet Euch nur richtig und seht Euch besonders in dieser Jahreszeit vor, denn Erkältungen hat man sich schnell geholt. Laßt Euch alle Drei recht herzlich grüßen. Viele innige Küsse füge ich wieder für Euch alle Drei bei und bin in treuem Gedenken immer 

Dein Ernst.

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