Du meine liebe gute Frau! 18.10.44
Die Tage der Erholung sind nun wieder vorbei und der
Soldatenalltag fängt wieder für mich an Geltung zu bekommen. Mit dem heutigen
Tag ist die kurze Spanne dieser Tage abgeschlossen, doch ich bin dafür dankbar,
weil ich doch aus all dem, was mich sonst umgeben hat, herausgehoben war. Man
hat sich einmal ausruhen und ausschlafen können, sattgegessen habe ich mich
hier auch einmal tüchtig. Ich muß mich selbst wundern, was ich für einen
Appetitentwickelt habe. Das Essen ist aber auch sehr schmeckhaft gewesen, zudem
reichlich. Zum Frühstück verzehre ich so an die sechs Scheiben Brot, mittags
lange ich auch kräftig zu. Gegen 4 Uhr gibt es zum Kaffeetrinken wieder Brote
und das abendessen ist auch wieder so viel und gut, daß man nicht weiß, wann
man aufhören soll. Zum ersten Mittagessen gab es grüne Klöße mit Rouladen und
am Abend schon Kartoffelsalat. Das ist doch etwas. Am folgenden Mittag
Kartoffeln und Fleisch. Alles immer gut zubereitet. Das kann heute unter
normalen Verhältnissen keiner mehr bieten. Gestern abend war nun ein
Kameradschaftsabend fällig, bei dem der Regimentskommandeur anwesend war. Es
ist auch etwas Alkohol geflossen, aber sonst in ruhiger und ordentlicher Weise
ist alles verlaufen. Morgen werde ich mich bis gegen Mittag bei unserem Troß
aufhalten, um dann mit unserem Küchenfahrzeug wieder voran in die Stellung zu
rutschen. So ist eben alles vergänglich, und das hoffen wir ja auch von diesem
Kriege. _ Ich habe heute nicht viel zu berichten, denn die Post ist seit
einigen Tagen ausgeblieben, weil sie wahrscheinlich mit vor in den Graben
gegangen ist. Bleibt mir schön gesund und nehmt viele liebe Grüße und recht
herzliche Küsse entgegen von Deinem Ernst. ./. Bitte Rückseite beachten. Was sagst Du nun dazu, daß
ich hier zu sll dem Schönen, was ich hier erleben konnte, auch noch Post von
Dir erhielt. Es waren Deine lieben Briefe vom 6./7. und 8.10., für die ich Dir
recht herzlich danke, und die ich Dir morgen mit beantworten werde. Von Deinem
VAter erhielt ich eine kurze Karte, die ich mit beifüge und einige Zeitungen.
Das ist doch recht fein. Vom heutigen Mittagessenkann ich gleich noch erwähnen,
daß es Hammelbraten, Kartoffeln und Leipziger Allerlei gab. Zum Abschluß werden
nun noch Kartoffelpuffer gemacht. Da bist Du doch sprachlos über einen solch
reichhaltigen Küchenzettel. Unser Appetit wird hier mit Gewalt wachgehalten. _
Viele liebe Küsse und Grüße nochmals von
Deinem Ernst.
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