Donnerstag, 19. März 2020

Brief 563 vom 18.10.1944


Du meine liebe gute Frau!                                                                                  18.10.44    

Die Tage der Erholung sind nun wieder vorbei und der Soldatenalltag fängt wieder für mich an Geltung zu bekommen. Mit dem heutigen Tag ist die kurze Spanne dieser Tage abgeschlossen, doch ich bin dafür dankbar, weil ich doch aus all dem, was mich sonst umgeben hat, herausgehoben war. Man hat sich einmal ausruhen und ausschlafen können, sattgegessen habe ich mich hier auch einmal tüchtig. Ich muß mich selbst wundern, was ich für einen Appetitentwickelt habe. Das Essen ist aber auch sehr schmeckhaft gewesen, zudem reichlich. Zum Frühstück verzehre ich so an die sechs Scheiben Brot, mittags lange ich auch kräftig zu. Gegen 4 Uhr gibt es zum Kaffeetrinken wieder Brote und das abendessen ist auch wieder so viel und gut, daß man nicht weiß, wann man aufhören soll. Zum ersten Mittagessen gab es grüne Klöße mit Rouladen und am Abend schon Kartoffelsalat. Das ist doch etwas. Am folgenden Mittag Kartoffeln und Fleisch. Alles immer gut zubereitet. Das kann heute unter normalen Verhältnissen keiner mehr bieten. Gestern abend war nun ein Kameradschaftsabend fällig, bei dem der Regimentskommandeur anwesend war. Es ist auch etwas Alkohol geflossen, aber sonst in ruhiger und ordentlicher Weise ist alles verlaufen. Morgen werde ich mich bis gegen Mittag bei unserem Troß aufhalten, um dann mit unserem Küchenfahrzeug wieder voran in die Stellung zu rutschen. So ist eben alles vergänglich, und das hoffen wir ja auch von diesem Kriege. _ Ich habe heute nicht viel zu berichten, denn die Post ist seit einigen Tagen ausgeblieben, weil sie wahrscheinlich mit vor in den Graben gegangen ist. Bleibt mir schön gesund und nehmt viele liebe Grüße und recht herzliche Küsse entgegen von Deinem Ernst.          ./. Bitte Rückseite beachten. Was sagst Du nun dazu, daß ich hier zu sll dem Schönen, was ich hier erleben konnte, auch noch Post von Dir erhielt. Es waren Deine lieben Briefe vom 6./7. und 8.10., für die ich Dir recht herzlich danke, und die ich Dir morgen mit beantworten werde. Von Deinem VAter erhielt ich eine kurze Karte, die ich mit beifüge und einige Zeitungen. Das ist doch recht fein. Vom heutigen Mittagessenkann ich gleich noch erwähnen, daß es Hammelbraten, Kartoffeln und Leipziger Allerlei gab. Zum Abschluß werden nun noch Kartoffelpuffer gemacht. Da bist Du doch sprachlos über einen solch reichhaltigen Küchenzettel. Unser Appetit wird hier mit Gewalt wachgehalten. _ Viele liebe Küsse und Grüße nochmals von 

Deinem Ernst.


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