Geliebter Schatz!
8.11.44
In meinem gestrigen Brief habe ich mich vorwiegend mit der
Angelegenheit bezüglich meines Vaters auseinandersetzen müssen, so daß ich
heute noch auf die anderen unbeantworteten Fragen und Anregungen, die noch
nicht erledigt sind, eingehen kann. Da hat mich nun eine Mitteilung
interessiert, daß die Schule wieder anfängt. Da ist doch gut, daß Du Dich in
letzter Zeit ihrer Aufgaben angenommen hast, denn mit der Zeit wird doch
manches vergessen. Wenn sie wieder mit dem Unterricht anfangen, dann bist Du
einerseits einer Mühe entzogen und die Kinder kommen vor allem wieder etwas vorwärts.
Wie wird es dann mit dem Arbeitseinsatz von Jörg. Das wird ihm wohl nicht mehr
ganz reichen, denn die Schule und Arbeitseinsatz und noch Zeit zum etwas
spielen , das reicht wohl dann in keiner Richtung. Ich werde ja davon noch
erfahren. Wie Du schreibst, hast Du wieder mal einen Tag gehabt, an dem Du all
das erhalten hast, was Du kaufen wolltest. Das ist manchmal sonderbar. Man
läuft und läuft und kommt zu keinem Ergebnis und ein anderes Mal , da brauchtr
man nur anzuklopfen und schon hat man das, was man sich wünschte. War denn
unsere Fahrradpumpe unbrauchbar geworden, weil Du schreibst, daß Ihr Euch jetzt
keine mehr zu borgen braucht. Was die Besorgung des J.B. anbelangt, sio will
ich heute nochmals auf diese Angelegenheit zurückkommen. Du schriebst mir doch
früher schon einmal, daß die Frau Euch immer Schwierigkeiten machte und daß Du
viel Ärger damit schon gehabt hast. Du erhältst doch von Deinem Vater immer
diese Zeitungen und ich auch. Wenn es auch nicht immer die neuesten Ausgaben
sind, Das macht ja in dieser Zeit nichts. Renne doch wegen diesem Blatt nicht
immer herum. Ich bekomme es meist einmal von Dir und einmal von Deinem Vater
zugesandt. Das ist ja nicht notwendig. Spare Dir bitte darum Deine Mühe. Du
kannst mir von Fall zu Fall die beiden Seerundschau senden, dann ist mir
vollauf gedient. Unser Jörg macht sich anscheinend auch schon mächtignützlich,
denn wie ich aus Deinem Brief erfahre, hat er sich über die alten Bretter
hergemacht, die als Garteneinzäunungen nicht mehr brauchbar waren. Daß er schon
mit der Säge umgehen kann, das wundert mich, denn er ist doch immer noch ein
kleiner Stift. Aber sein Basteln ist ihm doch das Schönste. Da kann er sich
ganz und gar verges sen. Einmal baut er sich eine Leiter und ein anderes Mal
eine Drahtseilbahn. Das ist ja ein billiges Vergnügen, das man ihm schon gönnen
kann. Helga beschäftigt sich auf ihre Art mit der Strickerei. Hat sie da ihren
Spaß dran? Mit der Primel hast Du Dein Vergnügen. Du gibst Dir ja auch große
Mühe. Sie wollen ja auch ihre Pflege haben. Sie sahen ja schon einmal arg
mitgenommen aus, aber, wie gesagt, dank Deiner Pflege hat sich das wieder
gemacht. Aber Du gibst ja weiter Obacht und dann halten sie sich schon. In
unserer Zeitung habe ich den beigefügten Artikel gedunden, der Dich sicherlic h
auch interessieren wird. Das sind wirklich kleine Freuden, an die man denken
muß und die man sich machen soll. Ich
denke oft und oft an Euch. Bleibt mir
gesund und haltet Euch nur munter. Ich grüße Dich und die Kinder recht
herzlich, viele Küsse füge ich fpür Jeden von Euch bei. Ich bin immer
Dein
Ernst.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen