Donnerstag, 19. März 2020

Brief 572 vom 8.11.1944


Geliebter Schatz!                                                                                          8.11.44    

In meinem gestrigen Brief habe ich mich vorwiegend mit der Angelegenheit bezüglich meines Vaters auseinandersetzen müssen, so daß ich heute noch auf die anderen unbeantworteten Fragen und Anregungen, die noch nicht erledigt sind, eingehen kann. Da hat mich nun eine Mitteilung interessiert, daß die Schule wieder anfängt. Da ist doch gut, daß Du Dich in letzter Zeit ihrer Aufgaben angenommen hast, denn mit der Zeit wird doch manches vergessen. Wenn sie wieder mit dem Unterricht anfangen, dann bist Du einerseits einer Mühe entzogen und die Kinder kommen vor allem wieder etwas vorwärts. Wie wird es dann mit dem Arbeitseinsatz von Jörg. Das wird ihm wohl nicht mehr ganz reichen, denn die Schule und Arbeitseinsatz und noch Zeit zum etwas spielen , das reicht wohl dann in keiner Richtung. Ich werde ja davon noch erfahren. Wie Du schreibst, hast Du wieder mal einen Tag gehabt, an dem Du all das erhalten hast, was Du kaufen wolltest. Das ist manchmal sonderbar. Man läuft und läuft und kommt zu keinem Ergebnis und ein anderes Mal , da brauchtr man nur anzuklopfen und schon hat man das, was man sich wünschte. War denn unsere Fahrradpumpe unbrauchbar geworden, weil Du schreibst, daß Ihr Euch jetzt keine mehr zu borgen braucht. Was die Besorgung des J.B. anbelangt, sio will ich heute nochmals auf diese Angelegenheit zurückkommen. Du schriebst mir doch früher schon einmal, daß die Frau Euch immer Schwierigkeiten machte und daß Du viel Ärger damit schon gehabt hast. Du erhältst doch von Deinem Vater immer diese Zeitungen und ich auch. Wenn es auch nicht immer die neuesten Ausgaben sind, Das macht ja in dieser Zeit nichts. Renne doch wegen diesem Blatt nicht immer herum. Ich bekomme es meist einmal von Dir und einmal von Deinem Vater zugesandt. Das ist ja nicht notwendig. Spare Dir bitte darum Deine Mühe. Du kannst mir von Fall zu Fall die beiden Seerundschau senden, dann ist mir vollauf gedient. Unser Jörg macht sich anscheinend auch schon mächtignützlich, denn wie ich aus Deinem Brief erfahre, hat er sich über die alten Bretter hergemacht, die als Garteneinzäunungen nicht mehr brauchbar waren. Daß er schon mit der Säge umgehen kann, das wundert mich, denn er ist doch immer noch ein kleiner Stift. Aber sein Basteln ist ihm doch das Schönste. Da kann er sich ganz und gar verges sen. Einmal baut er sich eine Leiter und ein anderes Mal eine Drahtseilbahn. Das ist ja ein billiges Vergnügen, das man ihm schon gönnen kann. Helga beschäftigt sich auf ihre Art mit der Strickerei. Hat sie da ihren Spaß dran? Mit der Primel hast Du Dein Vergnügen. Du gibst Dir ja auch große Mühe. Sie wollen ja auch ihre Pflege haben. Sie sahen ja schon einmal arg mitgenommen aus, aber, wie gesagt, dank Deiner Pflege hat sich das wieder gemacht. Aber Du gibst ja weiter Obacht und dann halten sie sich schon. In unserer Zeitung habe ich den beigefügten Artikel gedunden, der Dich sicherlic h auch interessieren wird. Das sind wirklich kleine Freuden, an die man denken muß und die man sich machen soll.  Ich denke oft und oft an Euch.  Bleibt mir gesund und haltet Euch nur munter. Ich grüße Dich und die Kinder recht herzlich, viele Küsse füge ich fpür Jeden von Euch bei. Ich bin immer 

Dein Ernst.

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