Donnerstag, 19. März 2020

Brief 565 vom 25.10.1944


(wirklich keine Anrede da!)                                                                                    25.10.44 

Deine Mittilung, daß Ihr noch einige Äpfel bekommen habt, war mir ebenfalls eine Freude, denn bei der Verknappung der sonstigen Zuteilung ist es schon wesentlich, wenn Ihr Euch damit etwas zusetzen könnt. Mit einem Apfel kann man sich doch immer wieder etwas hinhelfen. Wenn Du auch einige geerntet hast, so ist das doch die Masse, um nicht darüber hinwegzukommen. Ich kenn doch unseren Bedarf. _ Was nun Deine Frage wegen der SAchen abelangt, die Du im Kelller aus Sicherheitsgründen aufbewahrst, so muß ich Dir schon erklären, daß das eine heikle Frage ist, ob Du die Sachen heraufnehmen oder im Keller lassen sollst. Jede Maßnahme hat ihr Für und Wider. Wenn nicht die Gefahr des Verstockens bestünde, wäre ja diese Frage eindeutig entschieden. Daß die Winterfeuchtigkeit im Keller größer ist, das war ja ganz klar. Denn die Durchlüftung kann man um diese Jahreszeit doch nicht so vornehmen wie im Sommer. Wenn ich daheim wäre, würde ich sagen, nimm die Sachen herauf, wir werdebn im Fall der Gefahr das, was notwendig ist, schon in Sicherheit bringen können, doch für Dich allen ist das ungemein schwerer, denn Du hast ja nicht nur auf die SAchen Obacht zu geben, sondern die Kinder sind ja auch noch da, die ebenfalls Deiner Hilfe bedürften. Mit meiner Antwort auf Deine Frage wirst Du nicht ganz zufrieden sein, aber ich weiß ja tatsächlich selbst nicht, wie ich hier entscheiden soll.  Ich freue mich immer wieder, wenn ich lesen kann, daß Du Dich des Lernens der Kinder immer wieder annimmst. Sie müssen es ja haben, wenn sie mit der Zeit nicht ganz und gar verbummeln sollen. Zur Zucht und Ordnung gehört eben auch das Lernen. Wir selbst brauchen es ja nicht so, aber für sie ist es unerläßlich. Wenn sie nur nicht zurückkommen, das ist ja schließlich die Hauptsache.  Daß unser Jörg so ein Blumenonkel ist, hätte ich mir nich gedacht. Ich muß mich jedenfalls an meine Kindheit erinnern, da hatte ich auch immer Freude an solchen Dingen. Daß er Dich auch einmal mit einem Stiefmütterchenstrauß erfreut zeigt doch, daß er aufmerksam ist und gern an Dich denkt. Wenn die Wanne einem Blumengarten gleicht, so ist das doch etwas Schönes, doch Voraussetzung ist doch dabei, daß die Räumlichkeiten entsprechend groß dazu sind. Laß mich nun wieder mit recht lieben Grüßen an Dich und die Kinder schließen In Gedanken bin ich immer bei Euch. Laßt Euch recht oft herzen und küssern von 

Deinem Ernst.

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