Du mein liebes Schätzlein ! 16.11.44
Nachdem Du nun auch
nach der Meinung von unserer Helga mit Deiner Hochfrisur pfundig aussiehst und
wenn es so ist, daß Du jünger aussiehst, dann sind wir ja wieder in die Zeit
zurückgekommen, in der wir uns kennenlernten, und da sprachen wir uns wohl noch
Sie an. Heute sind wir ja nun schon so abgeklärt, daß alles kühler geworden
ist, oder bist Du etwa anderer Meinung. Aber erst muß ich mich wieder für die
schönen Briefe bedanken, die ich gestern von Dir erhielt. Es sind drei Stück
von Dir und einer von Helga. Deine haben die nummern 90/92. Deine ausführlichen
Briefe an Deinen Vater habe ich ebenfalls gelesen. Ich kann nur sagen, daß ich
wieder ziemlich zu lesen hatte. Wenn Du Dir den Sonntag etwas ruhiger
einrichtest als bisher, dann handelst Du richtig. Wenn Ihr sonst nichts weiter
habt, dann gestaltet Euch nur diesen Tag etwas weniger arbeitsreich, denn
was besonderes zu machen ist, das muß
eben wochentags fertig werden. Wenn Du jetzt zu dieser Erkenntnis gekommen
bist, so freut mich das, denn ich habe ja schon immer zu Dir in dieser Art
gesprochen. Ganz abgesehen davon, muß man sich einmal besinnen und ausruhen
können. _ Nachdem Du mir einiges aus dem Film „Feinde“ (?) geschildert hast,
ist mir das wieder in Erninnerung. Wir sahen ihn wohl einmal zusammen vor
Jahren. Die Mitteilung Deiner Spei sezettel hat mich interessiert und sie waren
mir in gewisser Hinsicht eine Beruhi gung. Ich mache mir wirklich manchmal
ernstlich Gedanken. Ich weiß ja, daß Du alles tust, um den Kindern alles zu
geben, was nur möglich ist. Oft ist es ja so, daß Du selbst auf das
verzichtest, was Dir zukommt. Die Äpfel halfen schon immer mit, denn das ist ja
eine willkommenes Abwechslung. Genießt nur das, was Euch zur Verfügung steht. Daß unsere Beiden immer sich gern mit ihrem
Spielzeug beschäftigen, macht mir selbst Freude, denn sie haben ja nichts
weiter als das. Gern wäre ich manchmal dabei, um ihnen Anregungen zu geben. Man
kann sie doch immer wieder einmal beobachten und man kann ihre Entwicklung sehen.
Mit dem Jungen von Leimenstoll spielt unser Jörg anscheinend öfter. Daß unseren
Beiden das besser abgeht, wenn sie mehr oder wenigwer tun und lassen können,
wie es ihen gefällt. Der Zwang, wie ihn manche Eltern ihren Kindern auferlegen.
DAß sie darum auch Spielkameraden mitbringen, eben, weil es bei uns besser zu
spielen ist, das ist nur verständlich. _ Es ist wieder etwas knapp mit der
Zeit, doch ich will versuchen, daß ich in der Nacht dazukomme, auf die anderen
Sachen einzugehen, denn gegenwärtig bin ich dauernd gestört. Herzliche Grüße sende ich Dir und den
Kindern. Viele liebe Küsse Euch allen Drei sendet wieder
Dein Ernst.
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