Mein liebster Schatz ! 20.11.44
Wieder sind zwei liebe Briefe von Dir angekommen und ein
Brief von unserem Jungen. Alles strahle die Wärme und Liebe entgegen, die Ihr
mir täglich und immer entgegenbringt. Es freut mich vor allem, von Euch zu
erfahre4n, daß Ihr immer gesund und guter Dinge seid, obwohl man unter den
gegenwärtigen Verhältnissen bald etwas abbekommen kann. Es tut mir leid, wenn
ich lesen muß, daß Du eine ganze Woche lang keine Nachricht von mir erhalten
hast, obwohl ich Dir doch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, täglich schreibe.
Hier geht die Post immer mit dem Küchenfahrzeug zurück. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß
unsere Briefe so lange beim Troß liegenbleiben. Es kommt dann so heraus, daß
dann mit einem Male alle anrollen. _ Doch nun zu Deinen Zeilen selbst. Du
schreibst mir immer wieder, welche Zufriedenheit Dich erfüllt, wenn Du zum
Nähen gehen kannst und daß Dir die Leute dort und der ganze Betrieb gefallen.
Das ist ja immer das Wichtigste, denn wenn man mit einem Widerwillen hinginge,
dann würde man mit halber Aufmerksamkeit schaffen und es würde dann auch nicht
gut vorwärts gehen. Daß Du auf diese Art immer nette Unterhaltung hast, freut
mich besonders, denn Du lernst damit ja auch Manches kennen und ablenken kannst
Du Dich auch. Ja, wenn man immer wieder die verschiedenen Schicksale hört, dann
kann man sich manchmal nur wundern, was ein Mensch auszuhalten imstande ist. _
Für die Düngung des Gartens ist ja nun
wieder gesorgt, wenn Du nun nochmals drei Fuhren Mist geholt hast. Für den
kleinen Garten wird wohl wahrscheinlich
nichts weiter übrig bleiben. Du bist sicherlich froh, daß Du auch im kommenden
Jahr wieder etwas in den Boden tun kannst. Du hast ihn doch richtig abgedeckt,
damit er nicht allzu sehr ausgewaschen wird. Wenn Du dann wieder die Erde vom
Komposthaufen dazunehmen kannst, dann wird es nach meiner Ansicht schon
reichen. Sieh doch bitte unter unseren
Geldbeständen nochmals nach, ob wir noch Reichskreditkassenscheine haben.
Soviel ich gehört habe, werden diese eingezogen. Es wäre schade, wenn und das
auf diese Weise verloren gehen würde. Am besten ist es, Du gehst auf die
Sparkasse zum ERb. Bei dieser GElegenheit kannst Du auch das serbische Geld,
was ich noch daheim habe, einlösen. Wenn Dich jemand fragt, woher das Geld
stammt, dann kannst Du ohne weiteres sagen, dass dasaus der Zeit stammt, als
ich in Serbien war..Du hättest es in Deinen Sachen gefunden, denn ich hätte es
sicherlich vergessen. Ich denken, daß das in dieser Form vertretbar wäre. Deine Mitteilung, daß das Päckchen Nummer 2
auch noch angekommen ist, hat mich sehr erfreut. Ich hatte es schon
abgeschrieben, weil die anderen Päckchen inzwischen schon eingetroffen waren.
Das erste wird wahrscheinlich den Bach hinuntergegangen sein. Manchmal rechne
ich schon bald nicht mehr it dem Eintreffen der gesandten Sachen, weil die
Schwierigkeiten heute doch recht groß sind und gestohlen wird ja in weit
größerem Maße wie vor wei#nigen Jahren. Daß Du die Bonbons an die Kinder
verteilt hast, ist ja in Ordnung, denn sie haben doch sicherlich auch mächtig
Appetit auf solche Sachen. Lieber würde ich sowas für Euch schicken als nur
immer die Zigaretten und den Tabak. Aber leider habe ich davon nicht soviel,
wie von den Rauchwaren. Immerhin habe ich auch damit Euch einmal erfreuen
können, das macht mir Spaß. Ihr habt
also auch schon Schneetreiben gehabt. Das ist ja fast zur gleichen Zeit wie bei
uns hier gewesen. Seit gestern Mittag hat bei uns das Wetter umgeschlagen und
die Kälte ist einem lauenWind gewichen. Dieses Wetter hat aber bewirkt, daß uns
jetzt überall die Grabenwände einfallen, nachdem der Frost aus dem Boden
herauskommt, verliert alles an Halt und rutscht in sich zusammen. Das Wasser
macht sich bei uns auch recht unangenehm bemerkbar, denn der Boden unseres
Bunkers ist schon gleichmäßig mit Wasser überdeckt. Wenn das Wasser noch
steigt, wird es für uns nicht gerade angenehm. Aber das ind eben die weiteren
Schattenseiten des Grabenlebens. Laßt
Euch recht schön grüßen und vielmals und oft küssen von
Deinem Ernst.
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