Du meine liebe Annie!
11.10.44
Das ist heute ein Wetter, bei dem man wenig Lust verspürt,
ins Freie zu gehen. Es wird nun einmal nicht lange danach gefragt, ob man will
oder ob man keine Lust verspürt. Aber da ja nicht lange gefackelt wird, heißt
es für uns heute Nacht wieder marschieren. Wir sollen uns nach Süden
verschieben und dort neue Stellungen beziehen. Das macht nun wenig Spaß für uns,
denn jetzt hatten wir uns hier eingerichtet und dort wissen wir nicht, was wir
vorfinden. Jetzt waren wir soweit gewesen, daß wrir uns auch einmal eine Stunde
Ruhe hatten gönnen können, wenn uns der Iwan Zeit dazu gegeben hatte. Aber das
darf ja nicht sein. Das ist nun einmal Landserschicksal und da hilft alles
Jammern nichts. Also, wir werden befehlsgemäß marschieren. Es scheint sich
einregnen zu wollen. Das paßt alles ganz gut zu unserem Vorhaben. Damit ich
meine Rauchwaren nicht auch noch mit mir herumschleppen muß, habe ich gleich
ein Päckchen gepackt, das die Nummer viwr trägt. Ich will hoffen, daß ich es
noch los werde. Es enthält außer den Rauchwaren noch eine Dose Fisch und eine
Rolle Bonbons. Hoffentlich kommt alles gut an,. _ Hat denn Resi von Fritz
inzwischen wieder einmal Bescheid erhalten, oder weiß sie, was sonst los ist?
Von Deinem VAter bekam ich gestern eine Postkarte, in der er mir seinen neuen
Rundbrief ankündigt und den Erhalt meiner ersten Karte bestätigt. Ausserdem
erhielt ich noch einige Zeitungwen von ihm. Ich muß ja sagen, daß er da mit
einer ziemlichen Pünkt lichkeit arbeitet und es nicht vergißt, mir etwas zum
Lesen zukommen zu lassen. Was macht wohl Dein Fuß? Hoffentlich kannst Du bald
wieder laufen, damit Deine Geduld nicht auf eine harte Probe gestellt wird.
Doch dreinfinden mußt Du Dich, daran läßt sich auch nichts ändern. Ich grüße
Euch, meine lieben Drei, recht herzlich. Haltet Euch gesund und nehmt viele
liebe Küsse entgegegn von
Deinem Ernst.
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