Du mein liebster Schatz ! 17.11.44
Es langt mir heute wieder nur zu einem kurzen Gruß, denn ich
bin wieder ziemlich stark angespannt.. Manchmal könnte man fast sagen, die Tage
sind zu kurz, denn es gibt hier immer etwas zu tun. Mit dem Schlaf kommt man
sowieso etwas kurz, aber schließlich gewöhnt man sich an diesen Zustand. Ob
sich das später irgendwie einmal bemerkbar macht, das kann man ja jetzt noch
nicht absehen. Du fragst mich in einem Deiner letzten Briefe, aus welchem Grund
der Vermerk auf unsere Päckchen gemacht würden, weil wohl nach Deiner Ansicht
kaum eine Möglichkeit für uns besteht, Beute zu machen. Diese Frage ist
durchaus berechtigt. Man mag das aber aus verschiedenen Gründen gemacht haben.
Die meisten Häuser sind ja verlassen, und wenn ich nocht daran denke, als wir
in Scharfenwies waren, dann hätte dort wohl die Möglichkeit bestanden, etwas
mitzunehmen. Dort habe ich manchen gesehen, der gerne etwas hätte mitlaufen
lassen. Die Kameraden sagten dann, der Russe würde doch nur das Zeug mitnehmen.
Eine Ansicht, die auch ich gut verstehen kann. Unsere vielen bombengeschädigten
Familien wären darum herzlich froh, aber alles mußte dort bleiben, damit die
Russen auch alles richtig in die Hände bekommen. Wir mußten dann ja Hals über
Kopf abrücken, so daß mancher wohl zuerst an sich selbst als an die Beutesachen
gedacht haben wird. Die Bauern haben hier einen Großteil ihrer Habe vergraben
und Landser, die weiter hinten in Stellung liegen, haben sich nun an das
Ausgraben gemacht. Mancher hätte gerne einen Ballen Leinen nachhause geschafft
oder andere Gebrauchsgegenstände. Nun in diesen Päckchen könnte man ja
schließlich gefundene Wertsachen verpacken. Das soll damit unterbunden werden.
Ja, über die anderen Dinge unterhalten wir uns, wenn ich einmal etwas mehr Zeit
dazu habe. Herzlich grüße ich Dich und
die Kinder mit vielen lieben Küssen in treuem Gedenken bin ich immer
Dein
Ernst.
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