Mein
liebes gutes Mädel !
24.1.43
Der
Sonntag geht bald wieder seinem Ende zu. Ich habe meine wöchentliche Reinigung
vorgenommen. Ich bin zwar kein Mohammedaner, aber ich halte es doch für
zweckmäßig, wenn man es sich leisten kann. Ein Hallenbad ist es zwar nicht,
aber immerhin ein Waschbecken, das man auf den Ofen stellen kann, um es warm
werden zu lassen. Du wirst zwar lachen, aber bei diesem Wasser hier geht es mir
wie Dir, wenn Du vom Baden kommst. Man
hat aber trotz allem das Gefühl, daß man sauber geworden ist, Jetzt läuft noch
der Feldpostrundfunk, Ihr werdet ihn sicherlich auch daheim hören. Ich denke, daß Du dann zufrieden sein wirst,
wenn Du Deinen eigenen Schneeschieber hast. Das war ja schon immer Dein Wunschtraum.
Jetzt hast Du es geschafft. Ich kann Di aber verstehen, daß Du nicht gern von
anderen Leuten abhängig sein willst. Daß Du aber schon Deinen Besen verwendet
hast, das ist mir schon etwas komisch, aber das ist nun auch nicht mehr nötig.
Daß Du Dir durch Kinobesuch etwas Abwechslung verschaffst, liegt ganz in meinem
Sinn. So hast Du doch etwas Ablenkung. Mit dem Besuch beim Nähen habe ich mich
früher ja schon einverstanden erklärt. Ich will Dir auch diesmal nicht dagegen
sprechen, wenn Du meinst, daß Du es körperlich machen kannst. Ich möchte aber
nicht, daß Du dadurch nächtelang aufsitzen mußt. Ich lege großen Wert darauf,
daß Du Dich nicht kaputt machst. Ich habe früher schon einmal gesagt, daß es
kein Schade für die wäre, die an sich viel mehr Zeit dazu hätten. Ich denke
hier nur an meinen feinen Kollegen, der mir dauernd die Ohren voll jammert,
weil seine Frau so Schwierigkeiten mit ihrem Dienstmädchen hätte. Die Frau hat
zwei Kinder, hat aber nicht die Aufgabe wie Du, denn da ist noch die Mutter mit
im Haushalt. Der Kerl hat aber einen Spleen und meint, daß seine Frau nicht in
der Lage wäre, das alles allein zu machen. Weißt Du, da kann einem die Galle
manchmal hochkommen. Die Frau schont sich. Die Leute sind bombengeschädigt in
Düsseldorf und haben jett in Oberbayern eine Unterkunft gefunden. Ich sehe wohl
ein, daß das keine Kleinigkeit für die Leute ist, aber auch unter anderen
Umständen herrscht die gleiche Meinung vor. Aber ich will mich nicht weiter
darüber auslassen, man könnte sich sonst darüber ärgern. Also, wenn Du das dort
tun willst, dann immer unter dem Gesichtspunkt, daß Du auch auf Deine
Gesundheit acht gibst. Soeben komme ich
von der Dienststelle wieder. Die Nachrichten von einer Zurückziehung unserer
Einheit verdichten sich immer mehr. Es will mir einfach nicht in den Kopf, daß
wir hier wegmüssen. Aber was hilft es, höhere strategische Gesichtspunkte sind
dabei maßgebend. Wir müssen auch diese Schläge hinnehmen können, so hart wie es
auch für uns ist, wir müssen dies tragen. Wenn nur der Winter wieder hinter uns
wäre. Ich habe schon allerlei überflüssige Sachen abgesandt. Für mich sind sie
jedenfalls im Augenblick im Wege und für Euch sind sie von Wert.. Ich hoffe,
daß ich noch eine Flasche Öl sowie eine Flasche Cognac wegbringe. Eine kleine
Flasche mit Honig muß ich auch noch fertig machen. Das Päckchen Nr. 11 habe ich
bereits fertiggemacht. Es enthält Butter, die ich von meiner Verpflegung übrig
hatte. Sei mir bitte nicht böse, auch die kleine Büchse mit Kondensmilch habe
ich wieder beigefügt. Ich habe sie noch nicht verwenden können. Wenn Du im
Augenblick keine Verwendung dafür hast, dann hebe sie mt auf, man weiß ja
nicht, was noch kommen kann, dann hast du eine kleine Reserve. Daß mein Sinnen
und Trachten in erster Linie auf mein Gepäck gerichtet ist, daß ich das in den
Zustand bringen und transportfähig zu machen habe, das kannst Du Dir denken.
Ich will aber auch nichts umkommen lassen, denn Ihr könnt es notwendig daheim
brauchen. Wenn Du die Baumwolle von den
Flaschen wegmachst, so will ich Dir gleich mitteilen, daß diese wahrscheinlich
alt ist, denn die stammt von einer mir unbekannten Stelle. Wenn Du diese
irgendwie brauchst oder verwenden willst, dann müßte sie erst gereinigt werden.
Ich schreibe Dir dies, damit Du die notwendige Vorsicht dabei anwendest.. Die
Flaschen sind ja soweit fest verschlossen, daß an dem Inhalt nichts passieren
kann. Das Wetter ist sehr wendisch, richtig wetterwendisch. Heute früh fing es
nach erneutem Schneefall an mit Tauen, gegen Mittag wurde es kälter und jetzt
dringt die Kälte langsam ins Zimmer rein. Es ist aber immer noch zu ertragen,
wenn es nicht stärker anzieht. Daß Du
in das Päckchen für mich noch etwas Gebackenes getan hast, ist sehr lieb von
Dir und ich danke Dir schon heute dafür. Heute Nachmittag habe ich das letzte
gegessen. Es hat ziemlich lange ausgereicht. Ich freue mich wohl immer über
diese schönen Sachen, ich will aber nicht, daß Ihr durch diese Sendungen Euch
etwas absparen müßt, denn unsere Verpflegung ist, wie ich Dir schon schrieb,
jetzt wieder so ausreichend, daß ich immer satt bin, außerdem sind wir ja mit
Brot reichlich versorgt. Was die
Erwähnung des Schreibens Deines Vaters an Dich anbelangt, so kann ich nur dazu
sagen, daß er sich nicht über uns beklagen kann. Wir haben ihm unsere Ansicht über all diese Dinge
geschrieben, wir haben ihm auch mitgeteilt, daß wir nicht die Absicht haben,
ihn groß zu besuchen, wenn die Frau im Haushalt ist, weil wir doch zu sehr an
dem früher Übliche hängen. Wenn nun die Tatsachen eintreten, die wir ihm schon
anfänglich vor Augen hielten, dann muß er sich jetzt nicht wundern. Wir haben
nun einmal keine Bindung mit dieser Frau, das läßt sich auch nicht
herbeizwingen. Das Gedichtchen, das er gemacht hat, ist wirklich sehr nett
gemacht, und ich glaube ihm gern, daß er in Gedanken viel an Mama hängt. Ich verstehe andererseits auch, daß er auf
seine jetzige Frau Rücksicht nehmen muß. Wir können ja auch den Verkehr in der
jetzt sich angebahnten Form weiter mit ihm unterhalten. Bis jetzt habe ich aber
keine Lust, mehr zu tun. Vater wird
aber die Beschäftigung bei Strohmayer nicht gerade angenehm sein. Daß dieser
Halunke, dieser Kriegsgewinnler, ihn nicht als Facharbeiter beschäftigt, das
sieht diesem Verbrecher ähnlich. Diese Brüder sitzen in der Heimat und machen
das Geschäft. Sie opfern eines ihrer Kinder und das alles für ihren Verdienst.
Wenn ich sowas höre, da kann mich der Zorn packen. Daß Du mit unserem Jungen Schwierigkeiten insofern hast, als er
nicht auf seine Schuhe Obacht gibt, das kann ich mir schon vorstellen, denn die
Beschaffung ist ja gegenwärtig so schwer. Aber Überlegung kann man noch nicht
so verlangen, denn er ist ja noch ein Kind, das nur an das Spielen denkt. Dabei
vergisst er dann alles. Daß Dir das viele Sorgen macht, verstehe ich vollauf,
denn es ist keine Kleinigkeit immer, Sachen in Schuss zu haben. Aber Du siehst
ja immer wieder peinlich darauf. Mir macht es auch große Freude, daß der
Blumenstock so dankbar blüht. Das war doch schön, daß ich ihn Dir als Andenken
an den Urlaub noch gekauft hatte. Das ist doch ein lebendiges
Erinnerungsgeschenk. Auf die restlichen
Sachen komme ich sobald als möglich zurück.
Lasse mich bitte jetzt schließen.
Sei Du recht herzlich gegrüßt und grüße ebenso die Kinder und Vater. Den
Kindern gib jedem einen herzlichen Kuss, wie ich Dir selbst recht herzliche und
viele Küsse übermittle. Dein Ernst.
Dem Päckchen Nr. 11 habe ich noch einige lichter
beigelegt, die ich hier für evtl Fälle aufgehoben habe. Außerdem noch die
Kerzen, die Du mir gesandt hast. Wenn ich sie später einmal brauche sollte,
dann schreibe ich wieder. Hebe sie bitte mit auf.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen