Mein
liebster Schatz ! 4.1.43
Die
zweite Januarwoche ist schon angebrochen. Vorgestern, gestern und heute habe
ich keine Post von Dir erhalten. Dagegen kamen der Brief der Kinder vom 24. an
und ein Brief von Siegfried. Über die
Schreiben der Kinder habe ich mich recht herzlich gefreut. Daß am Vorweihnachtsabend eine Sendung von
hier war, das hatte ich nicht gehört. Interessant ist, daß einer mit Hilfe
eines Mikrofons am gleichen Abend bei unserer Weihnachtsfeier zur Unterhaltung
brachte, die den umgekehrten Weg ging. Es ist ein Soldat unserer Einheit, der
Berichte aus der Heimat verbunden mit einer Art Wunschkonzert brachte. Dabei
hatte er sich mehrerer höherer Offiziere bedient, die er bedachte. Es war ganz
nett aufgezogen und am Anfang konnte man glauben, es sei eine richtige
Übertragung. An Helgas Brief finde ich erst einmal eine große Vorfreude auf den
bevorstehenden Abend und dann ist es so nett von ihr geschrieben, wie sie mich
überraschen wollte, wenn sie bei einem Fronttheater mitspielen würde. Das wäre
schon eine riesige Überraschung für mich und eine große Freude dazu. Das sind
Kinderträume, die zu weit von der Wirklichkeit abrücken. Ich glaube, gerade aus
diesem Schreiben ein groß Teil ihrer Liebe und ihrer Anhänglichkeit
herauszuspüren. Wie paßt das mit dem Weihnachtsfest zusammen. Mit auf den Schoß
zu sitzen wird also leider nichts werden. Jörg muß ja auch eine richtige
Spannung gehabt haben, denn man fühlt sie ganz unbeschwert aus seinem Brief
heraus. Er muß es wohl bald nicht mehr haben abwarten können. Da war es gut daß
Du sie noch mit verschiedenen Dingen hast ablenken können. Das BAden hat im
weiteren Sinne ablenkend wirken sollen. Es ist nur gut, daß man diese Berichte
nicht am eigentlichen Weihnachtsabend bekommt, denn dann wäre einem noch
wehmütiger zumute gewesen. Heute wurden
zur Leipziger Montagssendung Eure Lieder gespielt, die Ihr so gern hört, wie:
„Antje, mein liebes Antje“ und “Wovon soll der Landser denn schon träumen“. Ich
kann wohl annehmen, daß Du auch Hörer dieser Sendung warst. Unsere Gedanken
haben sich dann sicherlich getroffen.
Wegen des bei Gess bestellten Heftes habe ich heute an den Kollegen
Herre vom Amt geschrieben. Vielleicht kann er mir es beschaffen. Ich habe zwar
wenig Hoffnung. Bis jetzt kannst Du die Bestellung noch aufrecht erhalten. Das ist doch ein eigenartiges Wetter. Man
könnte glauben, daß es dem Frühjahr zugeht. Überall taut es. Ein Wind hat sich
aufgemacht, der nicht kalt ist. Aber bald an den Frühling gemahnt. Bei uns
werden nun bald nach und nach die Urlauber eintreffen, die über Weihnachten
daheim waren. Ein Urlaub geht doch
verhältnismäßig schnell vorüber, wenn es für uns von der Abfahrt bis zur
Rückkunft einen Monat dauert. In den
letzten Tagen habe ich mich ziemlich ausgeschrieben. Ich muß erst Deine
weiteren Briefe abwarten, um wieder etwas positives zu schreiben. Lasse Dich
vielmals recht herzlich grüßen und viele Küsse füge ich für Dich und die Kinder
mit bei. Dein Ernst.
Mein
liebes Mädel ! 5.1.43
Dein
lieber Brief vom 23.12. traf heute ein. Ich danke Dir recht herzlich dafür.
Nachdem Du soviel geschrieben hast, mußt Du es ziemlich eilig gehabt haben,
denn zu einer Unterschrift hat es diesmal nicht gelangt oder hatten Dich die
Weihnachtstage schon in ihrem Bann?
Mein Schreiben, in dem ich die Verteilung des Geldes mitteilte, hat Dich
vor den Feiertagen erreicht, Da ist doch die Angelegenheit vor den Feiertagen
auch noch klar gegangen. Ich kann mir vorstellen, daß es nicht schön ist, wenn
man eine Sache da hat und man nicht weiß, was der Absender damit eigentlich vor
hat. Wegen den Puppen ist ein Missverständnis entstanden. Vielleicht habe ich
mich ungeschickt ausgedrückt. Es ist von mir nur ein Paar gekauft worden. Wenn
Du Helga schon darauf vorbereitet haben solltest, dann bleibt wohl nichts
weiter übrig, als sie zu trösten. Ich halte den Preis von je 3,50 RM je Stück
etwas zu hoch. Ich habe schon kürzlich darüber geschrieben. Ich glaube, daß Du auch meine Ansicht
teilst, wenn nicht, dann gib mir Bescheid, bitte. Was Deine Erwähnung des
Kaufes der Nägel in Konstanz und dazu Deinen Hinweis meines Erwerbs in
Frankreich anbelangt, dann muß ich mir heute immer wieder vorhalten, schon im
Hinblick auf die lange Dauer des Krieges, daß es vielleicht zu wenig war, was
man gekauft hat. Man hätte schon in den ersten Monaten sich gleich Geld
freimachen sollen. Aber man glaubte, daß sich diese Ereignisse nicht solange
hinausziehen würden. Man hätte dies und jenes noch beschaffen können. Ich denke
gerade noch an Schuhe und Leder. Aber was nutzt das alles, man kann es doch
nicht mehr ändern. Es freut mich auch noch, wenn ich daran denken, daß ich Dir
durch diese Anschaffungen manchen Weg erspart habe. Ob Du dann diese Sachen
alle bekommen hättest, das wäre auch noch eine Frag gewesen. Wenn ich dann noch
die Anerkennung von Dir für meine Gedanken an Euch bekomme, dann bin ich schon
zufrieden. Weiter will man ja nichts, denn Ihr sollte es doch etwas leichter
durch diese kleinen Sendungen bekommen. Mein Sinnen und Trachten geht in der
Freizeit auch vielfach danach, etwas für Euch zu organisieren. Eine andere
Möglichkeit hat man ja doch nicht, um die Liebe zu Euch zum Ausdruck zu
bringen. Ich weiß auch, daß Ihr das so empfindet. Ich habe nun noch nicht von
Dir erfahren, ob die ominöse Laubsäge sich noch gefunden hat. Wie ich aber
schon aus Deinen Zeilen lese, habe ich anscheinend wieder etwas angerichtet.
Jetzt geht der Streit zwischen Dir und Jörg, wer den größeren Anspruch darauf
hat. Das hatte ich nun nicht beabsichtigt. Wenn wieder Frieden ist, weiß ich
wenigstens gleich ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk. Besser wäre es
aber, ein Geschenk für den Muttertag, das ist durchaus passend und geeignet. Du
bist ein richtiger kleiner Handwerker geworden. Ich brauch mich deshalb auch nicht mehr wundern, warum unser
Bengel sich mit solchen Dingen beschäftigt. Wenn schon die Mutter bastelt, dann
muß es ja der Junge erst recht. Aber immerhin mein Kompliment. Habt Ihr zum
Weihnachtsfest keine Stolle gehabt? Weil Du schreibst, Du hättest zwei Kuchen
gebacken. Ich kann mir schon denken, daß sie appetitlich waren. Ich habe auch schon in den letzten Tagen
darüber geschrieben, was ich dazu denke, wenn Helga oder Jörg nicht jeden Tag
schreiben. Das kann man nicht verlangen, denn sie sind ja noch Kinder. Ich habe
bestimmt keine Veranlassung, ihnen das übel zu nehmen. Sie haben sich nach
meiner Auffassung in der letzten Zeit sehr angestrengt und ich bin bestimmt
dankbar dafür. Ich habe auch gestern in
meinem Brief von gestern erwähnt, daß es nichts war mit der Sendung von
Charkow. Aber ich kann mir Eure Spannung vorstellen. Denn man horchst ja sofort
auf, weil man nicht weiß, was kommt. Vor allem weil man seine Gedanken gleich
in eine gewisse Beziehung dazu bringt.
Es hat sich nun zweimal als gut erwiesen, daß ich Dir die Durchschläge
meiner Schreiben an Dich sandte, da konntest Du Kurt diese gleich zum Lesen
geben . Ich habe mich auch gewundert,
daß mein Vater überhaupt keinen Baum gemacht hat. Er hat doch früher gerade an
solchen Dingen gehängt. Vielleicht wollte er sich auch den Eindruck von früher
nicht verderben. Man weiß ja nicht, welche Momente ihn dazu bewegt haben. Lasse mich für heute wieder schließen. Ich
erwarte nun mit größerer Spannung Deinen Weihnachtsbrief. Vielleicht kommt er
morgen. Sei recht herzlich gegrüßt und vielmals geküsst von Deinem an Dich
immer denkenden Ernst.
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