Mein liebster Schatz!
23.3.43
Gestern erhielt ich aber zwei riesenlange Briefe vom 11/13.
Und 14.3. mit dem kleinen Veilchenstrauß aus dem Garten. Ich konnte mich über
den wesentlichen Inhalt sehr freuen, doch ich musste weiterhin von der Darstellung
Deines Zustandes Kenntnis nehmen, der mir etwas Sorge bereitet. Ich merke aus
Deinem ganzen Schreiben, daß Du bestrebt bist, die Dinge, wie sie nun einmal
sind, zu verkleinern aus dem einen Gedanken heraus,
daß ich mir keine Sorge deshalb machen soll. Ich kenne Deine
Liebe zu mir und dadurch auch Deine Absicht, für mich unangenehme Sachen
fernzuhalten. Du meinst es bestimmt nicht böse damit. Wir wollen diesen Dingen
gegenüber aber nüchtern bleiben, denn es geht ja um Deine Gesundheit, die Du
nicht so ohne weiteres aufs Spiel setzen
kannst. Es ist ja auch so, wie Du schreibst, daß der Krieg
nicht ewig weitergeht, und dann wollen wir möglichst ein Leben führen, das
nicht soviel Sorge und Kummer bereitet. Man braucht sich deshalb nicht, wenn es
der körperliche
Zustand zulässt, auf die faule Haut legen. Man darf aber
auch nicht das Maß seiner eigenen Kräfte überschätzen und diese dann bis zum
tatsächlichen Ende abwirtschaften. Darum bitte ich Dich zu wiederholten Male,
schone Dich soweit es irgend geht und soweit es Deine Gesundheit erfordert. Du
mußt wissen, wie ich in diesem oder in einem anderen diesbezüglichen Falle
handeln würde und was für eine Haltung ich dabei einnehmen würde. Handle Du
darum so, wie wenn ich daheim wäre und ich meine entsprechenden Anweisungen
dazu geben würde. Ich möchte nicht dazu schreien müssen, Dir das eine oder
andere zu verbieten. Es hat mich gefreut, mit welch schonender Liebe Du mir das
beigebracht hast, aber verdecken kannst Du es nun einmal nicht ganz. Ich will
damit die Sache für abgeschlossen
betrachten und hoffen, daß Du mit mir einig gehen wirst. Je mehr Du Dich danach
einrichtest, umso eher und mehr können wir unserem gegenseitigen Wunsch
nachkommen und uns wieder einmal kräftig abdrücken. – Das Päckchen mit den Büchern
für mich und für die Kinder ist also angekommen und hat auch bei ihnen Freude
hervorgerufen. Sie sind wohl schon älter, aber Kinder haben für diese Sachen ja
immer noch Interesse. Weil ich weiß, daß Ihr daheim ja auch keine Bücher mehr
bekommt und wie gern Du wieder einmal etwas liest, ich selbst zwar auch – habe
ich hier wieder einige Bücher erstanden. Inhaltlich sind sie sehr nett und
werden auch Dir sicher gefallen. Wenn ich sie ausgelesen habe, gehen sie Dir
wieder zu. Wie ich aus Deinem Schreiben sehe, fehlt es daheim an Zucker. Es ist
und bleibt bei uns das große Problem. Ich sollte wieder einmal so einen halben
Zentner auftreiben können.
Bei
unserem Rückzug erfuhr ich von einer Stelle, wo man ohne weiteres mehrere
Zentner hätte abholen können. Ich versuchte einige Herren dafür zu
interessieren, aber jeder fragte sich, wie bringen wir diese Sachen dann weg,
wenn wir sie hier haben. Heute wären sie froh, sie hätten meinen Rat befolgt.
Das Wegbringen machte mir erst einmal keine Sorge. Erst muß man die Sachen
haben, das ist bedeutend wichtiger. In der gegenwärtigen Ruhepause hätte man
das gut abschicken können. Es ist nun einmal nicht mehr zu ändern, aber schade
ist es doch. Ich will Dir den Mund nicht wässrig machen, ich wollte Dir nur
zeigen, wie komisch manche Leute sind.
Auf Deine Anfrage wegen des Öls muß ich Dir mitteilen, daß wir uns missverstanden haben müssen. Es handelt sich nicht um den Satz in Deinem Brief sondern um den Bodensatz in der Flasche, der mir nicht gefallen hat. Den Geruch mag ich auch gut leiden. Es riecht sehr appetitlich. Wie Du es mit dem Ausglühen machtest, ist mir jetzt klar. Die Haltbarkeit leidet wohl nicht darunter. Über die Trinkerin haben wir ja schon gesprochen.
Ich will Dir nun noch bestätigen, daß auch nach meiner Ansicht ein Glas nicht von Schaden sein kann. Ich kenne Dich ja und weiß, daß Du übermäßigen Alkoholgenuss nicht liebst. Darum habe ich auch keine Bedenken, wenn Du Dir ab und zu ein Gläschen zu Gemüte führst. Ich denke, daß Du Dir nun keine Gedanken weiter wegen mir machen brauchst, denn ich glaube, daß sich die Dinge hier langsam konsolidieren. Für unseren chef tritt ja ein Nachfolger an, der nun bald erscheinen wird. Ich betrachte dies als ein Zeichen für das Weiterbestehenbleiben der ganzen Einheit. Ich glaube auch nicht, daß bei den gegenwärtigen Umständen mit mir eine Versetzung vorgenommen wird. Daß dies später vielleicht einmal eintreten kann, das ist wohl nicht auszuschließen.
Aber darüber braucht man sich jetzt noch nicht den Kopf zu zerbrechen. Es liegt also augenblicklich keine Veranlassung zur Sorge vor. Vorwegnehmen kann ich aber noch, daß bei der Struktur unseres Verwaltungsaufbaus nur eine Kommandantur in Frage kommen kann. Ich sage Dir dies heute nur, damit Du Dir nicht unnötig Gedanken machst. Das ist ja interessant, daß da gleich die Leute gelaufen kommen wegen des Paddelbootes. Das alleinige Entscheidungsrecht liegt zwar nicht bei uns, aber es ist schon besser so wie Du die Sache behandelt hast. Man müsste einmal nachsehen, wie es überhaupt aussieht. Wenn Du bei Gelegenheit vorbeigehen kannst, dann wüsste man doch, was eigentlich noch da ist. Nicht, daß man eines Tages dann überrascht ist. Es soll doch alles seine Ordnung haben. Das Geld ist auch bei Dir eingetroffen.
Du hattest anscheinend nicht soviel erwartet. Mit der Zeit sammelt es sich an. Man hat doch keine Gelegenheit, groß etwas auszugeben. Es freut mich, daß Deine Sparsumme einen ganz erheblichen Zuwachs erfahren hat. Über die ersten Tausend bist Du nun hinaus, jetzt kannst Du auf die Zeiten sparen. In Friedenszeiten würde man ja das eine oder andere gekauft haben. Wenn ich in Frankreich wäre, ging es vielleicht auch so. Aber hier sind ja die Dinge alle so beschnitten, daß man zum Sparen gezwungen wird. Die Nadeln und den Faden kannst Du mir ja jetzt übersenden, nachdem ich bei diesem Haufen noch bleibe. Ich denke wohl, daß bis zum Eintreffen dieses Schreibens auch die Sperre für die kleinen Päckchen aufgehoben sein wird. In seiner letzten Rede hatte der Führer ja die Aufhebung der Urlaubssperre verkündet.
Daraus kann man doch schließen, daß auch in den anderen Sachen eine Lockerung eintreten wird. Meine Vermutung, daß der Schreibfehler von Dir darauf zurückzuführen sei, daß Du nicht ganz bei der Sache warst, stimmte also. Es passiert Dir doch sonst nicht. Aber in diesem Zusammenhang bitte ich Dich unseren Sporzer, die Helga, schonend darauf aufmerksam zu machen, daß sie gegrüßt nicht mit k schreiben soll. Du wirst es ihr schon so beibringen, daß sie die Lust am Schreiben an mich deshalb nicht verliert. Was unsere Kartei anbelangt, so freut es mich, daß Du sie immer noch mit auf dem Laufenden hältst. So behält sie doch ihren Wert. Es ist nicht leicht, aber wenn man das später alles erst nachholen muß, dann erfordert es viel Arbeit. Ich hoffe, daß ich von den anderen Sachen im Laufe der Zeit doch noch das eine oder andere zusammentragen kann. Nach dem Kriege kann man sich dann vielleicht wieder mehr dahinterklemmen.
Das neue Bild hast Du nun auf dem Radioapparat aufgebaut. Um Dir aber etwas zum Lächeln bitte nicht lachen habe ich geschrieben zu verschaffen, hast Du das zur stillen Berühmtheit erhobene Bild noch dahinter gelassen. Es ist ja ein billiges Vergnügen, darum will ich auch nichts dagegen haben. Im übrigen habe ich Dir das damals ja auch geschrieben, um Dir einen Grund zum Lachen über mich zu geben.
Aber das habe ich Dir doch immerhin voraus, daß Du in einer solchen Situation noch nicht fotografiert bist. Daß man Dir Deinen guten Willen ? und Deine kleinen Päckchen nun doch noch alle zurückgesandt hat, das finde ich ja weniger schön. Aber wir werden uns zu trösten wissen. Für heute bin ich wieder am Ende des Bogens und meiner Kenntnis angelangt. Es grüßt Dich und die Kinder recht herzlich und drückt im Geiste ganz fest an sich Dein Ernst. und nun Kuß
Auf Deine Anfrage wegen des Öls muß ich Dir mitteilen, daß wir uns missverstanden haben müssen. Es handelt sich nicht um den Satz in Deinem Brief sondern um den Bodensatz in der Flasche, der mir nicht gefallen hat. Den Geruch mag ich auch gut leiden. Es riecht sehr appetitlich. Wie Du es mit dem Ausglühen machtest, ist mir jetzt klar. Die Haltbarkeit leidet wohl nicht darunter. Über die Trinkerin haben wir ja schon gesprochen.
Ich will Dir nun noch bestätigen, daß auch nach meiner Ansicht ein Glas nicht von Schaden sein kann. Ich kenne Dich ja und weiß, daß Du übermäßigen Alkoholgenuss nicht liebst. Darum habe ich auch keine Bedenken, wenn Du Dir ab und zu ein Gläschen zu Gemüte führst. Ich denke, daß Du Dir nun keine Gedanken weiter wegen mir machen brauchst, denn ich glaube, daß sich die Dinge hier langsam konsolidieren. Für unseren chef tritt ja ein Nachfolger an, der nun bald erscheinen wird. Ich betrachte dies als ein Zeichen für das Weiterbestehenbleiben der ganzen Einheit. Ich glaube auch nicht, daß bei den gegenwärtigen Umständen mit mir eine Versetzung vorgenommen wird. Daß dies später vielleicht einmal eintreten kann, das ist wohl nicht auszuschließen.
Aber darüber braucht man sich jetzt noch nicht den Kopf zu zerbrechen. Es liegt also augenblicklich keine Veranlassung zur Sorge vor. Vorwegnehmen kann ich aber noch, daß bei der Struktur unseres Verwaltungsaufbaus nur eine Kommandantur in Frage kommen kann. Ich sage Dir dies heute nur, damit Du Dir nicht unnötig Gedanken machst. Das ist ja interessant, daß da gleich die Leute gelaufen kommen wegen des Paddelbootes. Das alleinige Entscheidungsrecht liegt zwar nicht bei uns, aber es ist schon besser so wie Du die Sache behandelt hast. Man müsste einmal nachsehen, wie es überhaupt aussieht. Wenn Du bei Gelegenheit vorbeigehen kannst, dann wüsste man doch, was eigentlich noch da ist. Nicht, daß man eines Tages dann überrascht ist. Es soll doch alles seine Ordnung haben. Das Geld ist auch bei Dir eingetroffen.
Du hattest anscheinend nicht soviel erwartet. Mit der Zeit sammelt es sich an. Man hat doch keine Gelegenheit, groß etwas auszugeben. Es freut mich, daß Deine Sparsumme einen ganz erheblichen Zuwachs erfahren hat. Über die ersten Tausend bist Du nun hinaus, jetzt kannst Du auf die Zeiten sparen. In Friedenszeiten würde man ja das eine oder andere gekauft haben. Wenn ich in Frankreich wäre, ging es vielleicht auch so. Aber hier sind ja die Dinge alle so beschnitten, daß man zum Sparen gezwungen wird. Die Nadeln und den Faden kannst Du mir ja jetzt übersenden, nachdem ich bei diesem Haufen noch bleibe. Ich denke wohl, daß bis zum Eintreffen dieses Schreibens auch die Sperre für die kleinen Päckchen aufgehoben sein wird. In seiner letzten Rede hatte der Führer ja die Aufhebung der Urlaubssperre verkündet.
Daraus kann man doch schließen, daß auch in den anderen Sachen eine Lockerung eintreten wird. Meine Vermutung, daß der Schreibfehler von Dir darauf zurückzuführen sei, daß Du nicht ganz bei der Sache warst, stimmte also. Es passiert Dir doch sonst nicht. Aber in diesem Zusammenhang bitte ich Dich unseren Sporzer, die Helga, schonend darauf aufmerksam zu machen, daß sie gegrüßt nicht mit k schreiben soll. Du wirst es ihr schon so beibringen, daß sie die Lust am Schreiben an mich deshalb nicht verliert. Was unsere Kartei anbelangt, so freut es mich, daß Du sie immer noch mit auf dem Laufenden hältst. So behält sie doch ihren Wert. Es ist nicht leicht, aber wenn man das später alles erst nachholen muß, dann erfordert es viel Arbeit. Ich hoffe, daß ich von den anderen Sachen im Laufe der Zeit doch noch das eine oder andere zusammentragen kann. Nach dem Kriege kann man sich dann vielleicht wieder mehr dahinterklemmen.
Das neue Bild hast Du nun auf dem Radioapparat aufgebaut. Um Dir aber etwas zum Lächeln bitte nicht lachen habe ich geschrieben zu verschaffen, hast Du das zur stillen Berühmtheit erhobene Bild noch dahinter gelassen. Es ist ja ein billiges Vergnügen, darum will ich auch nichts dagegen haben. Im übrigen habe ich Dir das damals ja auch geschrieben, um Dir einen Grund zum Lachen über mich zu geben.
Aber das habe ich Dir doch immerhin voraus, daß Du in einer solchen Situation noch nicht fotografiert bist. Daß man Dir Deinen guten Willen ? und Deine kleinen Päckchen nun doch noch alle zurückgesandt hat, das finde ich ja weniger schön. Aber wir werden uns zu trösten wissen. Für heute bin ich wieder am Ende des Bogens und meiner Kenntnis angelangt. Es grüßt Dich und die Kinder recht herzlich und drückt im Geiste ganz fest an sich Dein Ernst. und nun Kuß
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