Donnerstag, 29. März 2018

Brief 399 vom 20.3.1943


Mein liebstes Mädel !                                                                     20.3.43 
       
Dein Luftpostbrief vom 15. traf gestern bei mir ein. Ich danke Dir vielmals dafür, Mit dem von mir gegebenen Auftrag habe ich Dir viel Lauferei gemacht. Es tut mir vor allem leid, daß Du diese Besorgung hast machen müssen, als Du nicht ganz wohl auf gewesen bis. Daß diese lächerlichen Zwerge, meine Herren Kollegen nicht auf dem Teppich waren, das haben sie wieder einmal vollauf bewiesen.  Diese Schlawiner sollen, wenn sie schon einmal ein solches Gebiet bearbeiten, sich etwas genauer mit den einschlägigen Bestimmungen vertraut machen. Diese Heimatkrieger wollen anderen nur noch Schwierigkeiten machen. Du kannst diesem Herren nur meine größte Verwunderung ausdrücken über die Behandlung von Frauen eines Kollegen. Ich werde das diesem Herrn nicht so leicht vergessen. Ich weiß wohl, ob da eine Berechtigung vorliegt oder nicht. Da haben sich schon andere Männer darüber den Kopf zerbrochen wie solche Heinis. Das ist ja geradezu lächerlich, wie sich diese Brüder aufführen. Wenn die noch einmal solchen Mist machen, dann werde ich mich beschweren. Ich ärgere mich nicht über die Ablehnung als solche, sondern darum, daß die Kerle so dämlich sind und Dich unnütz herumgeschickt haben.
Ich will nicht alles das niederschreiben, was ich in dieser Sache auf dem Herzen habe, sonst denkst Du, ich sei wer weiß wie verroht. Es ist aber doch tatsächlich so, daß man sieht, was das für Leuchten sind, die noch daheim zurückgeblieben sind. Ich möchte nun einmal sehen, wie sich diese Schlawiner hier draußen durchsetzen könnten. Die wären bald aufgeschmissen. Ich habe Dir heute aus dem Heeresverordnungsblatt einen Auszug gefertigt. Damit gehst Du nochmals hin und sagst, wenn sie noch nicht im Bilde sind, dann wollen wir etwas nachhelfen. Du kannst sagen, daß dieser Antrag nicht von mir gestellt wird, sondern daß er von meinem Einheitsführer gemacht wurde. 
Aber das brauchst Du nur zu sagen, wenn überhaupt der Anschein entstehen würde, daß man die ganze Angelegenheit auf ein bestimmtes Gleis schieben will. Wenn das diesen „Herren“ noch nicht genügt, dann sollen sie sich das ganze Blatt zu Hilfe ziehen.
Ich erwarte, daß Du nicht nochmals deshalb durch die ganze Stadt geschickt wirst.
Ich bitte, Dich deshalb nicht zu ärgern, denn das ist ja eine Angelegenheit, die ganz und gar in Ordnung geht. Es wäre doch etwas anderes, wenn man etwas Ungerechtfertigtes verlangen würde. Ich denke, daß Du diesmal etwas weiter damit kommen wirst. Wenn ich das geahnt hätte, dann hätte ich Dir ja gleich diesen Auszug damals gemacht.
Ich hatte aber doch gedacht, daß diese Brüder so beschränkt sind.
Leider habe ich aus Deinem Schreiben weiter lesen müssen, daß Du noch nicht ganz von einer Grippeerscheinung mit Herzbeschwerden genesen bist. Ich bekam mit diesem Brief leider das bestätigt, was cih dieser Tage in einem meiner Briefe als Vermutung aussprach. Du mußt Dich viel mehr schonen, denn ich sagte schon, du bist kein Riese. Was nutzt es allen, wenn Du Dich in kurzer Zeit ausgibst und dann uns daliegst. Ich weiß, daß Dir das mit das Schlimmste wäre. darum bitte ich Dich heute nochmals, nimm Dich mit Deiner Gesundheit mehr in Acht. Ich hoffe, daß Du es nicht so weit kommen läßt, daß ich Dir solche   ? verbieten muß. Es kann passieren, daß man einmal krank wird, aber Du weißt, daß Du gerade mit Deinem Herzen etwas Obacht geben mußt.
Ich führte schon einmal an, daß Du doch Deinen körperlichen Zusammenbruch, den Du vor zwei Jahren hattest, nicht vergessen darfst. Nimm Dich also in Acht und besorge Dir das, was Deiner Gesundheit dient.. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die ganze Ernährung auch eine gewisse Rolle spielt. Bevor Du nicht wieder ganz auf der Höhe bist, machst Du nichts weiter als was unbedingt notwendig ist. Die Kinder wollen ihre Ordnung haben, das stimmt. Aber sie sind ja verständig genug, um einzusehen, daß etwas Besonderes vorliegt und daß es dann nicht immer so geht, wie man es gern wünscht. Sie werden Dich wohl auch etwas unterstützen, denn ich weiß, daß sie es gern tun, wenn sie sehen, daß Du nicht so kannst, wie Du es gern willst.  Deine Mitteilung über das Eintreffen verschiedener Päckchen hat mich gefreut, denn nun brauche ich mich ja nur um die anderen wieder zu sorgen. Vor allem weiß ich ja, daß Du das Öl, alles erhalten hast und das ist ja sehr wichtig. Auch die Bücher und der Sekt sind bei Dir angekommen. Dis ist ja schön. Aber wichtiger ist mir immer, wenn ich weiß, daß die Sachen zum Futtern in Deine Hände gelangt sind. Darum bin ich auch immer so scharf darauf bedacht, wenn ich irgendetwas für Euch besorgen kann. Die Einschreibebriefe sind aber bald schneller gegangen wie die der Feldpost. Wenn das der Fall ist, dann werde ich, solange wie noch hier sind, diese benutzen. Das macht ja nichts aus, die Paar Pfennig.  Was die andere Angelegenheit anbelangt, so will ich Dir nochmals bestätigen, daß ich mich nicht darüber geärgert habe, wie Du vielleicht vermutet hast.
Es ist ja nicht notwendig, daß ich hier in dieser Sache ein Gesuch einreiche. Ich will doch keinen Gnadenerweis haben , sondern das, was mit zusteht.  Wenn ich sowas tun wollte, dann brauchte ich diese „Helden der Heimat“ bestimmt nicht dazu, denn dann würde ich andere Wege gehen. Mich vor diesen Kerlen kleine machen, das kommt nicht im Entferntesten in Frage, denn das habe ich bestimmt nicht nötig. Ich bin mir jedenfalls viel zu gut dafür, um mir später einmal etwas von dieser Seite sagen lassen zu müssen.
Ich bitte Dich, ärgere Dich nicht mehr darüber und lasse Dir nur nichts gefallen und nicht Unrecht tun. Dich und die Kinder grüße ich fest und recht herzlich. Dir wünsche ich volle Gesundung und wiederhole nochmals meine Bitte, sieh Dich vor. Mit vielen lieben Küssen bin ich immer Dein Ernst. 

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