Meine
liebste Annie !
17.3.43
Es
hatte gestern keinen Wert, diesen Brief abzusenden, denn ein Kamerad fährt
heute in Urlaub und will ihn mitnehmen. Diese Beförderung geht ja dann doch
schneller, so daß es mir ratsam erschien, beide Briefe zusammen mitzugeben. Ich
will gleich eingangs auf die Päckchen zu sprechen kommen, die wieder an Dich
abgegangen sind. Wir hatten früher für unsere Unterkunft in Charkow Mull
gekauft, den wer als Gardinen verwenden wollten. Es kam durch die ewigen Quartierverlegungen
nicht dazu, daß wir diese Sachen fertig machen lassen konnten. Wir haben das
Zeug immer mit uns herumgeschleppt. Jetzt, wo wir nun auseinandergerissen
werden, hat sich die Frage erhoben, was wir damit machen. Als sich niemand
bereit erklärte, habe ich mich entschlossen, einen Teil davon zu nehmen. Ich
habe ihn nun gekauft und Dir gleich zusammengepackt. Ich dachte, Du wirst schon
eine Verwendung dafür haben. Mir kam dabei in den Sinn, daß Erna diese Sachen
für das Kind als Unterlage verwenden könnte. Wenn Du anderer Meinung bist und
wenn Du zweckmäßigere Verwendung dafür hast, , dann verbrauche dies, wie es am
nützlichsten ist. Einige Zigarren und etwas Tabak habe ich auch wieder
beieinander gehabt. Dazu habe ich die Stoßeisen für die Schuhe gelegt. Das hat
auch wieder ein Päckchen gegeben. Mit der Zeit wirst Du wahrscheinlich Angst
bekommen, wenn ich Dir jetzt dauernd Sekt schicke. Ich habe wieder zwei
Flaschen bekommen. Ich muß zwar mit den Jungens von der Feldpost verhandeln,
daß sie mir diese schweren Päckchen abnehmen, weil sie fast alle überwiegen.
Mußt Du eigentlich immer Nachporto bezahlen? Ich habe keinen großen Appetit,
diese Sachen hier zu trinken, ich denke, daß ich daheim das einmal in
angenehmer Weise und angenehmer Gesellschaft tun kann. Du wirst diese Sachen
schon irgendwie aufbewahren können. Das
sind Zuteilungen, die wir erhalten haben, die ich aber nicht einfach mit Gewalt
hinterkippen möchte.
Die Nummern lauten 34 bis 37. Mit dem Verhältnis, das wir gegenwärtig zu Paula einnehmen, habe ich schon einmal kürzlich Stellung genommen. Ich kann Dich durchaus verstehen, denn sie ist nicht die Frau, mit der Du auf die Dauer harmonieren könntest, weil Ihr in Euren Anschauungen so grundverschieden seid. Wenn durch den Tod unseres Kurt ein Zustand eingetreten ist, den er vielleicht im innersten angestrebt hat, nämlich der, daß wir nicht so ablehnend zueinander stehen, so wollen wir in seinem Sinn dieses Opfer auf uns nehmen. Ich will damit sagen, daß wir keinen Verkehr zu pflegen brauchen, der uns in so starkem Maße zueinander bringt, daß sich dadurch innerhalb womöglich Komplikationen entwickeln könnten. Wir müssen dabei in erster Linie im Auge behalten, was unserer Familie nutzt. Was ihr schadet, muß gemieden werden. Das muß bei diesen Betrachtungen oberstes Grundgesetz sein. Ich denke, daß Du in dieser Beziehung mit mir einig gehst. Wenn sie kommt, kann man ja auf ihre Fragen eine belanglose Antwort geben, soweit es sich um Dinge von Bedeutung handelt. Denn Ausfragen und dann später gegeneinander ausspielen, das gilt nicht mehr bei uns. Daß Vater seine Einstellung in mancher Hinsicht gegenüber früher wesentlich revidiert hat, wollen wir seinem Alter zugute rechnen. Ich wünschte ihm nur, daß er nicht noch mal eine grobe Enttäuschung erfährt. Wir werden mit ihr schon fertig werden, darum habe ich keine Bange. Wenn Du deshalb mit Deinen Äußerungen etwas vorsichtiger wirst, dann handelst Du ganz recht, denn das berührt ja das. was ich gerade gesagt habe. Ausspielen lassen wir uns gegenseitig nicht. Wir wollen jedenfalls nicht von uns aus den Anlaß dazu geben, wenn Vater wegen eines Bildes von mir mit Dir gesprochen hat, dann will ich das unter dem Gesichtspunkt des Auflockerns der strengen Trennung und des Handelns im Sinne von Kurt betrachten. Wir bewahren nach außen hin den Burgfrieden, der jetzt eingetreten zu sein scheint. Wir wollen ihn nicht brechen. Es tut uns nicht weh.
Welches Bild Du geben willst, das überlasse ich vollkommen Dir. Ich schlage von mir aus vor, daß das letzte Bild, das ich Dir zugehen ließ, und von dem Dir noch der Film zugehen wird. Wenn es sich machen läßt, dann bitte ich Dich, daß Du eine entsprechende Anzahl von Vergrößerungen machen läßt, damit ich verschiedenen Kameraden einmal ein Bild zukommen lassen kann. Das hat mir an unserem Jungen wieder gefallen, wie er ohne Hemmungen einfach zu seiner Lehrerin gegangen ist mit der Sammelbüchse.
Die Nummern lauten 34 bis 37. Mit dem Verhältnis, das wir gegenwärtig zu Paula einnehmen, habe ich schon einmal kürzlich Stellung genommen. Ich kann Dich durchaus verstehen, denn sie ist nicht die Frau, mit der Du auf die Dauer harmonieren könntest, weil Ihr in Euren Anschauungen so grundverschieden seid. Wenn durch den Tod unseres Kurt ein Zustand eingetreten ist, den er vielleicht im innersten angestrebt hat, nämlich der, daß wir nicht so ablehnend zueinander stehen, so wollen wir in seinem Sinn dieses Opfer auf uns nehmen. Ich will damit sagen, daß wir keinen Verkehr zu pflegen brauchen, der uns in so starkem Maße zueinander bringt, daß sich dadurch innerhalb womöglich Komplikationen entwickeln könnten. Wir müssen dabei in erster Linie im Auge behalten, was unserer Familie nutzt. Was ihr schadet, muß gemieden werden. Das muß bei diesen Betrachtungen oberstes Grundgesetz sein. Ich denke, daß Du in dieser Beziehung mit mir einig gehst. Wenn sie kommt, kann man ja auf ihre Fragen eine belanglose Antwort geben, soweit es sich um Dinge von Bedeutung handelt. Denn Ausfragen und dann später gegeneinander ausspielen, das gilt nicht mehr bei uns. Daß Vater seine Einstellung in mancher Hinsicht gegenüber früher wesentlich revidiert hat, wollen wir seinem Alter zugute rechnen. Ich wünschte ihm nur, daß er nicht noch mal eine grobe Enttäuschung erfährt. Wir werden mit ihr schon fertig werden, darum habe ich keine Bange. Wenn Du deshalb mit Deinen Äußerungen etwas vorsichtiger wirst, dann handelst Du ganz recht, denn das berührt ja das. was ich gerade gesagt habe. Ausspielen lassen wir uns gegenseitig nicht. Wir wollen jedenfalls nicht von uns aus den Anlaß dazu geben, wenn Vater wegen eines Bildes von mir mit Dir gesprochen hat, dann will ich das unter dem Gesichtspunkt des Auflockerns der strengen Trennung und des Handelns im Sinne von Kurt betrachten. Wir bewahren nach außen hin den Burgfrieden, der jetzt eingetreten zu sein scheint. Wir wollen ihn nicht brechen. Es tut uns nicht weh.
Welches Bild Du geben willst, das überlasse ich vollkommen Dir. Ich schlage von mir aus vor, daß das letzte Bild, das ich Dir zugehen ließ, und von dem Dir noch der Film zugehen wird. Wenn es sich machen läßt, dann bitte ich Dich, daß Du eine entsprechende Anzahl von Vergrößerungen machen läßt, damit ich verschiedenen Kameraden einmal ein Bild zukommen lassen kann. Das hat mir an unserem Jungen wieder gefallen, wie er ohne Hemmungen einfach zu seiner Lehrerin gegangen ist mit der Sammelbüchse.
Man
sieht, daß er ein Kerle ist. Er kann das schon, wenn er will. Ich habe auch
keine allzu großen Bedenken, daß man nicht in der Lage ist, ihn zu leiten. Es
müßten schon ganz außergewöhnliche Umstände eintreten, wenn sich dies ereignen
sollte. Ich denke, daß ich alles wieder geschrieben habe, was
zu schreiben war. Vom Wetter kann ich noch berichten, daß wir seit längerer Zeit
schönes sonniges Wetter haben. Das wirkt sich, im Verein mit den Erfolgen in
Charkow und überhaupt in unserem Abschnitt, ungemein auf die Stimmung aus. Ich sende Dir, mein lieber Schatz und den
Kindern recht viele liebe Küsse. Vater bitte ich von mir zu grüßen. Dich grüße
ich wieder besonders herzlich und bin immer Dein Ernst.
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