Freitag, 16. März 2018

Brief 391 vom 6.3.1943


Mein liebster Schatz                                                                       6.3.43        

Seit ich zur Wehrmacht eingerückt bin, hat es mir den Anschein, als ob wir uns jetzt in den einen Fall nicht verstehen würden. Es ist meiner Erinnerung nach seither das erste Mal. Es liegt mir daran, jetzt in dieser schweren Zeit keine Missverständnisse zwischen uns aufkommen zu lassen, denn dafür ist nicht die Zeit am Platze. Wir brauchen unsere Kräfte für andere Dinge. Ich kann verstehen, daß die Ereignisse der letzten Wochen nicht spurlos an Dir vorübergegangen sind. Das zehrt an den Nerven und erfordert viel Energie. Wir müssen dabei aber auch nicht einseitig werden und das Wesentliche dabei nicht aus dem Auge lassen . Bei mir handelt es sich ja nicht darum, daß ich zum Ersatzheer will. Es dreht sich hier darum, daß ich meinen Dienst in der Militärverwaltung weiter verrichte. Ich habe ja nicht die Absicht, mich in die Heimat zurückversetzen zu lassen. Mit meiner Herausziehung, die jetzt bevorstand, wenn ich diese Einwendung nicht gemacht hätte, wäre jetzt zu rechnen gewesen. Ich hätte womöglich meine Ausbildung wieder erfahren, bis die Herausziehungen gekommen wären. Dann würde sich die gleich Frage erheben, die sich jetzt ergeben hat. Was wäre dann dabei gewonnen? Ich hätte mich einige Monate in Deutschland herumgedrückt und das andere Ergebnis wäre, ich würde beim Ersatzhaufen bleiben. Ich schrieb Dir ja schon, daß die Einheitsführer von sich aus darauf hinzuwirken haben, daß letzte Söhne zurückgestellt werden sollen. Nun sage einmal selbst, ist das nicht richtiger, wenn ich jetzt diesen Weg gegangen bin und es nicht weiter hinausgeschoben habe. Ich habe ja nun inzwischen schon gewählt und es läßt sich daran nichts mehr ändern. Ich lege aber Wert darauf, daß auch Du mit mir einig gehst. Ich hoffe, daß Du nach den verschiedenen Erklärungen meinen Schritt verstehst.  Übermorgen hat nun unser Kurt Geburtstag, Ich kann es einfach noch immer nicht fassen. Das Leben geht immer noch weiter, wie wenn nichts gewesen wäre. Beim Aufräumen fiel mir heute wieder die Sache wegen der Rückzahlung der Wehrsteuer, die Kurt geleistet hatte, in die Hand. Weißt Du, ob er diesen Antrag abgesandt hatte, den ich ihm vor einiger Zeit vorbereitet hatte.  Ich sehe nicht ein, daß wir dem Staat etwas schenken sollen und nun gerade für eine Sache, die durch ein solches schweres Opfer noch bezahlt wurde. Vielleicht kannst Du mir darüber Auskunft geben..  Ich freue mich, daß Du Dir für das Weihnachtsgeld wieder einige Kleinigkeiten beschafft hast, an denen Du Deine Freude hast. Trotz aller Ausgabe, hast Du immer noch Geld zur Verfügung. Es ist schon schöner, wenn man etwas Geld in den Fingern hat und sich solche Dinge kaufen kann, die man gerade braucht.  Die Möglichkeiten sind durch die Einschränkung der Produktion von Artikeln, die nicht den täglichen Bedarf betreffen, sehr beschränkt.  Wenn es nicht möglich ist, die Zeitungen z.Zt.  abzuschicken, dann nimmt man das gerne in Kauf, sofern andere Sachen jetzt wichtiger sind. Ich bin ja froh, wenn ich immer noch Post von Dir erhalte.  Für die Besorgung der großen Werte der Briefmarken danke ich Dir vielmals. Nun sind ja die Sätze vollständig.
Das ist sehr lieb von Dir. Ich schicke in diesen Tagen noch einige Einschreibbriefe mit Marken. Hebe sie bitte mit auf.  Zwei Päckchen mit Wintersachen habe ich fertiggemacht. Den Schal, den Kopfschützer und die Handschuhe habe ich eingepackt. Den Pullover packe ich auch noch ein. Die größte Kälte wird wohl nun vorbei sein, so daß ich diese Sachen jetzt nicht mehr brauche. Das eine Päckchen enthält nochmals Bücher und eine Kleinigkeit für Dich. Hoffentlich findest Du Gefallen daran. Zum Pullover lege ich noch etwas für die Kinder bei. Für Jörg habe ich ein Taschenmesser, das er sicherlich „gebrauchen“ kann. Für Helga will ich eine kleine Holzdose, die bunt bemalt ist, kaufen und mitsenden. Die beiden Päckchen tragen die Nummer 31 und 32.  Für heute sende ich Euch recht herzliche Grüße und Dir viele Küsse. Dein Ernst.

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