Mein liebster Schatz 6.3.43
Seit ich zur Wehrmacht eingerückt bin, hat es mir den
Anschein, als ob wir uns jetzt in den einen Fall nicht verstehen würden. Es ist
meiner Erinnerung nach seither das erste Mal. Es liegt mir daran, jetzt in
dieser schweren Zeit keine Missverständnisse zwischen uns aufkommen zu lassen,
denn dafür ist nicht die Zeit am Platze. Wir brauchen unsere Kräfte für andere
Dinge. Ich kann verstehen, daß die Ereignisse der letzten Wochen nicht spurlos
an Dir vorübergegangen sind. Das zehrt an den Nerven und erfordert viel
Energie. Wir müssen dabei aber auch nicht einseitig werden und das Wesentliche
dabei nicht aus dem Auge lassen . Bei mir handelt es sich ja nicht darum, daß
ich zum Ersatzheer will. Es dreht sich hier darum, daß ich meinen Dienst in der
Militärverwaltung weiter verrichte. Ich habe ja nicht die Absicht, mich in die
Heimat zurückversetzen zu lassen. Mit meiner Herausziehung, die jetzt
bevorstand, wenn ich diese Einwendung nicht gemacht hätte, wäre jetzt zu
rechnen gewesen. Ich hätte womöglich meine Ausbildung wieder erfahren, bis die
Herausziehungen gekommen wären. Dann würde sich die gleich Frage erheben, die
sich jetzt ergeben hat. Was wäre dann dabei gewonnen? Ich hätte mich einige
Monate in Deutschland herumgedrückt und das andere Ergebnis wäre, ich würde
beim Ersatzhaufen bleiben. Ich schrieb Dir ja schon, daß die Einheitsführer von
sich aus darauf hinzuwirken haben, daß letzte Söhne zurückgestellt werden
sollen. Nun sage einmal selbst, ist das nicht richtiger, wenn ich jetzt diesen
Weg gegangen bin und es nicht weiter hinausgeschoben habe. Ich habe ja nun
inzwischen schon gewählt und es läßt sich daran nichts mehr ändern. Ich lege
aber Wert darauf, daß auch Du mit mir einig gehst. Ich hoffe, daß Du nach den
verschiedenen Erklärungen meinen Schritt verstehst. Übermorgen hat nun unser Kurt Geburtstag, Ich kann es einfach
noch immer nicht fassen. Das Leben geht immer noch weiter, wie wenn nichts
gewesen wäre. Beim Aufräumen fiel mir heute wieder die Sache wegen der
Rückzahlung der Wehrsteuer, die Kurt geleistet hatte, in die Hand. Weißt Du, ob
er diesen Antrag abgesandt hatte, den ich ihm vor einiger Zeit vorbereitet
hatte. Ich sehe nicht ein, daß wir dem
Staat etwas schenken sollen und nun gerade für eine Sache, die durch ein
solches schweres Opfer noch bezahlt wurde. Vielleicht kannst Du mir darüber
Auskunft geben.. Ich freue mich, daß Du
Dir für das Weihnachtsgeld wieder einige Kleinigkeiten beschafft hast, an denen
Du Deine Freude hast. Trotz aller Ausgabe, hast Du immer noch Geld zur
Verfügung. Es ist schon schöner, wenn man etwas Geld in den Fingern hat und
sich solche Dinge kaufen kann, die man gerade braucht. Die Möglichkeiten sind durch die
Einschränkung der Produktion von Artikeln, die nicht den täglichen Bedarf
betreffen, sehr beschränkt. Wenn es
nicht möglich ist, die Zeitungen z.Zt.
abzuschicken, dann nimmt man das gerne in Kauf, sofern andere Sachen
jetzt wichtiger sind. Ich bin ja froh, wenn ich immer noch Post von Dir
erhalte. Für die Besorgung der großen
Werte der Briefmarken danke ich Dir vielmals. Nun sind ja die Sätze
vollständig.
Das
ist sehr lieb von Dir. Ich schicke in diesen Tagen noch einige Einschreibbriefe
mit Marken. Hebe sie bitte mit auf.
Zwei Päckchen mit Wintersachen habe ich fertiggemacht. Den Schal, den
Kopfschützer und die Handschuhe habe ich eingepackt. Den Pullover packe ich
auch noch ein. Die größte Kälte wird wohl nun vorbei sein, so daß ich diese
Sachen jetzt nicht mehr brauche. Das eine Päckchen enthält nochmals Bücher und
eine Kleinigkeit für Dich. Hoffentlich findest Du Gefallen daran. Zum Pullover
lege ich noch etwas für die Kinder bei. Für Jörg habe ich ein Taschenmesser,
das er sicherlich „gebrauchen“ kann. Für Helga will ich eine kleine Holzdose,
die bunt bemalt ist, kaufen und mitsenden. Die beiden Päckchen tragen die
Nummer 31 und 32. Für heute sende ich
Euch recht herzliche Grüße und Dir viele Küsse. Dein Ernst.
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