Mein
liebes Mädel ! 7.6.42
Zum
Wochenende erhielt ich gestern Abend einen Brief von Dir vom 24.5.
Wegen des festen Arbeitsgebiets hatte ich Dir ja schon gestern noch einmal geschrieben. Das hat sich also schon wieder erledigt mit der Bearbeitung der Steuersache, aber während dieses einen Monats habe ich es zur Zufriedenheit erledigt, das genügt mir.
Was Deine Frage wegen des Wetters betrifft, so kann ich sie nur dahin beantworten, daß es von einigen heißen Tagen abgesehen ziemlich normal ist. Seit gestern regnet es, und damit ist die Hitze schon wieder weg. Wir haben einige Tage wohl ziemlich schwitzen müssen. Aber man gewöhnt sich an alles, selbst in der für diese Jahreszeit dicken Uniform.
Bis meine Post bei Euch eintrifft, hat sich ja immer verschiedenes geändert, sobald der Regen vorbei ist, wird es gleich wieder recht warm sein. Das Wetter ist so richtig zum Wachsen geeignet. Die Sachen schießen nur so aus dem Boden. Ich habe jetzt beobachtet, wie jemand vor wenigen Tagen ein Stück Feld fertiggemacht hat. Schon nach kurzer Zeit kamen da die Bohnen heraus. Was dann aber herausgekommen ist, das schießt nur so in die Höhe.
Bis zum Abgang Deines Briefes hast Du noch keine neue Anschrift von Kurt gehabt.
Daß das Pfingstwetter bei Euch auch so unfreundlich war wie hier, ist weniger schön. Wenn Du aber etwas zu lesen bekommen hattest, dann ging es ja noch. Dein Vater hat also die beiden Bücher, die ich in Leipzig gelesen hatte, auch noch mit zurückgesandt. Nun wäre also soweit alles angekommen, was ich dort drüben gehabt hatte. Hoffentlich sind sie noch in Ordnung, denn ich hatte sie ihm noch ganz sauber übergeben. Für das Buch werde ich mich auch bei Siegfried noch bedanken. Daß Erna Dir noch schreiben will, ist ja recht.
Doch nun sind wir wieder bei dem leidigen Thema, Deines Vaters Heiratsangelegenheit. Du bist also nochmals darauf eingegangen, und ich sehe wieder, daß sich unsere Ansichten genau decken. Ich habe genau das gleiche empfunden, als ich den Brief Deines Vaters las. Aber noch krasser kommt alles zum Ausdruck in dem Brief vom 25.5., den er an Dich gerichtet hat. Mir gegenüber hat er ja auch geäußert, und das habe ich Dir auch in meinem ersten Schreiben an Dich, als ich mit ihm darüber gesprochen hatte, erwähnt, daß er nicht vor Ende des Krieges heiraten würde, weil er Siegfried die Gewißheit lassen wollte, daß seine Sachen in Ordnung gehen. Aber aus allem lese ich immer wieder heraus, dieses Fräulein hat schon so einen großen Einfluß auf ihn gewonnen, daß Erna ganz und gar an die Wand gedrückt wird. Daß sie sich mehr und mehr von ihm abwendet, halte ich für ganz selbstverständlich. Ich versuche, die Dinge ohne Voreingenommenheit zu betrachten, komme aber immer wieder zum gleichen Schluß, daß Dein Vater die Ursache der Entfremdung bei sich suchen muß. Ich kenne zwar Erna zu wenig, um mir über sie ein endgültiges Urteil machen zu können, ich denke aber, daß meine Einschätzung richtig ist.
Die Widersprüche Deinem Vater auseinander zu setzen, hat wirklich keinen Wert denn ich sehe auch, daß es hier besser ist, wenn der Klügere nachgibt. Wenn Dein Vater die Absicht hat, nach Konstanz zu kommen und Dir es recht ist, soll es mir auch gleich sein, aber das kommt nur in Frage, wenn er ohne diese Fräulein kommt.
Daß er sich mir gegenüber früher in so scharfer Form und so ablehnend verhalten hat, hat er scheinbar vergessen und ich habe das bisher ganz außer Acht gelassen. Wenn er außerdem noch mitteilt, daß er die Entwicklung der Dinge damals noch nicht überblicken konnte und deshalb diese Entschlüsse habe fassen müssen, wer sagt dann, daß er bei anderer Gelegenheit nicht andere Ansichten bekommt, wenn die Zeit weitergegangen ist. Da wir keinen besonderen Wert auf die Erbschaft legen und daß wir vielleicht deshalb uns so gegen alles wehren würden, haben wir ihm oft genug auseinandergesetzt, daß dafür gar keine Gründe von unserer Seite vorhanden sind. Denn wir sind nicht darauf angewiesen.
Daß das erste Päckchen gut eingetroffen ist, freut mich, hoffentlich kommt das andere Zeug auch gut an. Herzliche Grüße und viele Küsse sendet Dir und den Kindern Dein Ernst.
Wegen des festen Arbeitsgebiets hatte ich Dir ja schon gestern noch einmal geschrieben. Das hat sich also schon wieder erledigt mit der Bearbeitung der Steuersache, aber während dieses einen Monats habe ich es zur Zufriedenheit erledigt, das genügt mir.
Was Deine Frage wegen des Wetters betrifft, so kann ich sie nur dahin beantworten, daß es von einigen heißen Tagen abgesehen ziemlich normal ist. Seit gestern regnet es, und damit ist die Hitze schon wieder weg. Wir haben einige Tage wohl ziemlich schwitzen müssen. Aber man gewöhnt sich an alles, selbst in der für diese Jahreszeit dicken Uniform.
Bis meine Post bei Euch eintrifft, hat sich ja immer verschiedenes geändert, sobald der Regen vorbei ist, wird es gleich wieder recht warm sein. Das Wetter ist so richtig zum Wachsen geeignet. Die Sachen schießen nur so aus dem Boden. Ich habe jetzt beobachtet, wie jemand vor wenigen Tagen ein Stück Feld fertiggemacht hat. Schon nach kurzer Zeit kamen da die Bohnen heraus. Was dann aber herausgekommen ist, das schießt nur so in die Höhe.
Bis zum Abgang Deines Briefes hast Du noch keine neue Anschrift von Kurt gehabt.
Daß das Pfingstwetter bei Euch auch so unfreundlich war wie hier, ist weniger schön. Wenn Du aber etwas zu lesen bekommen hattest, dann ging es ja noch. Dein Vater hat also die beiden Bücher, die ich in Leipzig gelesen hatte, auch noch mit zurückgesandt. Nun wäre also soweit alles angekommen, was ich dort drüben gehabt hatte. Hoffentlich sind sie noch in Ordnung, denn ich hatte sie ihm noch ganz sauber übergeben. Für das Buch werde ich mich auch bei Siegfried noch bedanken. Daß Erna Dir noch schreiben will, ist ja recht.
Doch nun sind wir wieder bei dem leidigen Thema, Deines Vaters Heiratsangelegenheit. Du bist also nochmals darauf eingegangen, und ich sehe wieder, daß sich unsere Ansichten genau decken. Ich habe genau das gleiche empfunden, als ich den Brief Deines Vaters las. Aber noch krasser kommt alles zum Ausdruck in dem Brief vom 25.5., den er an Dich gerichtet hat. Mir gegenüber hat er ja auch geäußert, und das habe ich Dir auch in meinem ersten Schreiben an Dich, als ich mit ihm darüber gesprochen hatte, erwähnt, daß er nicht vor Ende des Krieges heiraten würde, weil er Siegfried die Gewißheit lassen wollte, daß seine Sachen in Ordnung gehen. Aber aus allem lese ich immer wieder heraus, dieses Fräulein hat schon so einen großen Einfluß auf ihn gewonnen, daß Erna ganz und gar an die Wand gedrückt wird. Daß sie sich mehr und mehr von ihm abwendet, halte ich für ganz selbstverständlich. Ich versuche, die Dinge ohne Voreingenommenheit zu betrachten, komme aber immer wieder zum gleichen Schluß, daß Dein Vater die Ursache der Entfremdung bei sich suchen muß. Ich kenne zwar Erna zu wenig, um mir über sie ein endgültiges Urteil machen zu können, ich denke aber, daß meine Einschätzung richtig ist.
Die Widersprüche Deinem Vater auseinander zu setzen, hat wirklich keinen Wert denn ich sehe auch, daß es hier besser ist, wenn der Klügere nachgibt. Wenn Dein Vater die Absicht hat, nach Konstanz zu kommen und Dir es recht ist, soll es mir auch gleich sein, aber das kommt nur in Frage, wenn er ohne diese Fräulein kommt.
Daß er sich mir gegenüber früher in so scharfer Form und so ablehnend verhalten hat, hat er scheinbar vergessen und ich habe das bisher ganz außer Acht gelassen. Wenn er außerdem noch mitteilt, daß er die Entwicklung der Dinge damals noch nicht überblicken konnte und deshalb diese Entschlüsse habe fassen müssen, wer sagt dann, daß er bei anderer Gelegenheit nicht andere Ansichten bekommt, wenn die Zeit weitergegangen ist. Da wir keinen besonderen Wert auf die Erbschaft legen und daß wir vielleicht deshalb uns so gegen alles wehren würden, haben wir ihm oft genug auseinandergesetzt, daß dafür gar keine Gründe von unserer Seite vorhanden sind. Denn wir sind nicht darauf angewiesen.
Daß das erste Päckchen gut eingetroffen ist, freut mich, hoffentlich kommt das andere Zeug auch gut an. Herzliche Grüße und viele Küsse sendet Dir und den Kindern Dein Ernst.
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