Donnerstag, 30. Juli 2015

Brief 37 vom 30.7.1940


Meine liebe Frau!                                                      O.U., den 30.Juli 1940

Heute erhielt ich Deinen Brief vom 25. für den ich Dir herzlich danke. Ich weiß nicht, ob Du in der Zeit vom 22., von dem Dein letzter Brief war, bis zu Deinem heutigen Brief nicht wieder geschrieben hast. Es kann ja sein, daß der eine oder andere Brief einmal liegen bleibt, doch mir ist dies diesmal aufgefallen und ich frage Dich deshalb nur darum. Wenn Du einmal keine Zeit zum Briefeschreiben haben solltest, so nehme ich Dir dies auch durchaus nicht übel, nur wissen möchte ich dies. Ich werde dies ja in den nächsten Tagen sehen, ob noch einer aus den dazwischen liegenden Tagen eintrifft.
Deine Frage wegen des O.U. will ich Dir gleich dahin beantworten, daß das heißt Ort der Unterkunft. Ich habe früher wohl den Ort selbst angegeben, halte es aber nicht in jedem Falle für ratsam, immer den Wohnort anzugeben, aus den Dir bekannt Gründen.
Daß ich Dir mit meinem Schreiben, daß mit dem Urlaub wahrscheinlich nichts zu machen sei, eine große Enttäuschung bereitet habe, tut mir ja außerordentlich leid, doch zu diesem Falle habe ich Dir ja vor einigen Tagen schon geschrieben.
Ja, der Anzug soll im Laufe dieser Woche oder am Anfang der nächsten Woche fertig werden. Ich muß nun erst einmal sehen, wie der ausfällt. In der Zwischenzeit habe ich mir noch Stoff für einen weiteren Anzug gekauft, für einen hellen Anzug. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich Dir dies schon mitgeteilt habe. Ob ich mir diesen Anzug auch noch hier machen lasse, muß ich erst einmal sehen.
Ich hatte die Absicht, Euch ein weiteres Päckchen zugehen zu lassen mit einem Nachthemd, einem Taghemd, ein Paar Strümpfen, alles für Dich. Außerdem habe ich noch zwei Paar Söckle für die Kinder mit beigefügt. Ich weiß nicht, ob sie zu groß sind. Das mußt Du dann selbst einmal sehen, denn ich weiß die Nummer nicht genau. Ich werde dieses ja dann sehen, wenn Du mir darüber dann schreibst.
Soeben erhalte ich Dein Päckchen vom 23. mit den lieben Zeilen von Dir. Jetzt ist für mich kein Zweifel mehr, daß ich Dir morgen gleich die noch hier liegenden Sachen zugehen lasse. Ich habe mich vor allem wieder über Deine ausführlichen Ausführungen gefreut, auch über das, was unser Strolch wieder angestellt hat. Das sieht ihm wieder einmal so richtig ähnlich. Sage ihm aber, er soll sich nur tüchtig zusammennehmen.
Gefreut habe ich mich zwar über das Briefpapier, aber es war nicht nötig, denn hier sind ja solche Sachen vorhanden und alles wird hier geliefert. Über die vielen Küsse von Helga und auch über die 100 Küsse von ihr habe ich mich ebenfalls gefreut. Jörgs Unterschrift ist ja immer noch dieselbe, aber die Datumsangabe nimmt er immer noch mit derselben Sorgfalt vor. Es war wieder ein Brief, der mich richtig gefreut hat. Was mein ganzer Stolz ist, ist ja, daß die Sachen, die ich hier eingekauft habe, alle bei Dir richtig eingetroffen sind und daß auch die Handschuhe passen. Ich werde in den nächsten Tagen noch ein paar hellere hier kaufen und werde versuchen, wieder das richtige zu treffen. Die Größe ist ja sicher richtig. Wenn Du Kakao oder etwas Ähnliches brauchst, so mußt Du mir dies mitteilen. In den nächsten Tagen werde ich den noch hier liegenden Kaffee an Dich absenden, da kannst Du welchen trinken, denn ich bekomme ja hier auch immer Bohnenkaffee. Was für mich recht ist, ist ja auch für Dich gut. Ich habe mich auch darüber gefreut, daß die Bilder, die in Köln gemacht worden sind, Dir so gut gefallen. Ich habe mich auch bei dem Fotografen darüber herzlich bedankt.
Die Sache mit Pfluger geht ja vollkommen in Ordnung. Es muß diesen Leuten ja auch nicht alles gelingen, was sie sich in den Kopf setzen. Das Lob, was Dir Zahn ausgesprochen hat, muß ja schon der Wahrheit entsprechen, denn bei diesem Mann will dies viel heißen, ehe er sich dazu herbeiläßt. Mache nur weiter so, dann ist schon alles in Ordnung.
Ihr meine Lieben alle, seid vielmals herzlich gegrüßt und geküßt, Helga soll ihre 100 Grüße und Küsse von mir zurückbekommen, doch denke ich, daß Dir das ein bißchen viel Mühe machen wird und Jörg wird dann evtl. neidisch werden. Du aber sei, wie immer, besonders herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.

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