Meine liebe Frau! O.U., den 30.Juli 1940
Heute erhielt ich Deinen Brief vom 25. für
den ich Dir herzlich danke. Ich weiß nicht, ob Du in der Zeit vom 22., von dem
Dein letzter Brief war, bis zu Deinem heutigen Brief nicht wieder geschrieben
hast. Es kann ja sein, daß der eine oder andere Brief einmal liegen bleibt,
doch mir ist dies diesmal aufgefallen und ich frage Dich deshalb nur darum.
Wenn Du einmal keine Zeit zum Briefeschreiben haben solltest, so nehme ich Dir
dies auch durchaus nicht übel, nur wissen möchte ich dies. Ich werde dies ja in
den nächsten Tagen sehen, ob noch einer aus den dazwischen liegenden Tagen
eintrifft.
Deine Frage wegen des O.U. will ich Dir
gleich dahin beantworten, daß das heißt Ort der Unterkunft. Ich habe früher wohl
den Ort selbst angegeben, halte es aber nicht in jedem Falle für ratsam, immer
den Wohnort anzugeben, aus den Dir bekannt Gründen.
Daß ich Dir mit meinem Schreiben, daß mit
dem Urlaub wahrscheinlich nichts zu machen sei, eine große Enttäuschung bereitet
habe, tut mir ja außerordentlich leid, doch zu diesem Falle habe ich Dir ja vor
einigen Tagen schon geschrieben.
Ja, der Anzug soll im Laufe dieser Woche
oder am Anfang der nächsten Woche fertig werden. Ich muß nun erst einmal sehen,
wie der ausfällt. In der Zwischenzeit habe ich mir noch Stoff für einen
weiteren Anzug gekauft, für einen hellen Anzug. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich
Dir dies schon mitgeteilt habe. Ob ich mir diesen Anzug auch noch hier machen
lasse, muß ich erst einmal sehen.
Ich hatte die Absicht, Euch ein weiteres
Päckchen zugehen zu lassen mit einem Nachthemd, einem Taghemd, ein Paar
Strümpfen, alles für Dich. Außerdem habe ich noch zwei Paar Söckle für die
Kinder mit beigefügt. Ich weiß nicht, ob sie zu groß sind. Das mußt Du dann
selbst einmal sehen, denn ich weiß die Nummer nicht genau. Ich werde dieses ja
dann sehen, wenn Du mir darüber dann schreibst.
Soeben erhalte ich Dein Päckchen vom 23.
mit den lieben Zeilen von Dir. Jetzt ist für mich kein Zweifel mehr, daß ich
Dir morgen gleich die noch hier liegenden Sachen zugehen lasse. Ich habe mich
vor allem wieder über Deine ausführlichen Ausführungen gefreut, auch über das,
was unser Strolch wieder angestellt hat. Das sieht ihm wieder einmal so richtig
ähnlich. Sage ihm aber, er soll sich nur tüchtig zusammennehmen.
Gefreut habe ich mich zwar über das Briefpapier,
aber es war nicht nötig, denn hier sind ja solche Sachen vorhanden und alles
wird hier geliefert. Über die vielen Küsse von Helga und auch über die 100
Küsse von ihr habe ich mich ebenfalls gefreut. Jörgs Unterschrift ist ja immer
noch dieselbe, aber die Datumsangabe nimmt er immer noch mit derselben Sorgfalt
vor. Es war wieder ein Brief, der mich richtig gefreut hat. Was mein ganzer
Stolz ist, ist ja, daß die Sachen, die ich hier eingekauft habe, alle bei Dir
richtig eingetroffen sind und daß auch die Handschuhe passen. Ich werde in den
nächsten Tagen noch ein paar hellere hier kaufen und werde versuchen, wieder
das richtige zu treffen. Die Größe ist ja sicher richtig. Wenn Du Kakao oder
etwas Ähnliches brauchst, so mußt Du mir dies mitteilen. In den nächsten Tagen
werde ich den noch hier liegenden Kaffee an Dich absenden, da kannst Du welchen
trinken, denn ich bekomme ja hier auch immer Bohnenkaffee. Was für mich recht
ist, ist ja auch für Dich gut. Ich habe mich auch darüber gefreut, daß die
Bilder, die in Köln gemacht worden sind, Dir so gut gefallen. Ich habe mich
auch bei dem Fotografen darüber herzlich bedankt.
Die Sache mit Pfluger geht ja vollkommen
in Ordnung. Es muß diesen Leuten ja auch nicht alles gelingen, was sie sich in
den Kopf setzen. Das Lob, was Dir Zahn ausgesprochen hat, muß ja schon der
Wahrheit entsprechen, denn bei diesem Mann will dies viel heißen, ehe er sich
dazu herbeiläßt. Mache nur weiter so, dann ist schon alles in Ordnung.
Ihr meine Lieben alle, seid vielmals
herzlich gegrüßt und geküßt, Helga soll ihre 100 Grüße und Küsse von mir
zurückbekommen, doch denke ich, daß Dir das ein bißchen viel Mühe machen wird und
Jörg wird dann evtl. neidisch werden. Du aber sei, wie immer, besonders
herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.
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