Meine liebe Annie ! 21.5.42
Weitere 4 Wochen kann ich nun nicht mehr auf Post von Dir
warten und dabei jeden Tag an Dich schreiben, denn ich habe das Gefühl, daß mir
dann der Stoff bald ausgehen wird. Soviel passiert hier nicht, daß man jeden
Tag davon einen großen Brief schreiben kann.
Daß ich schon so einseitig teilweise bedrucktes Papier verwende, muß nun
nicht etwa ein Zeichen dafür sein, daß ich jetzt langsam abbauen will, sondern
das ist nur ein Zeichen der Sparsamkeit oder besser gesagt ein Mangel an
Papier.
Im vergangenen Jahre hatte ich noch diese Bögen immer weggeworfen, aber da jetzt alles knapp und knapper wird, muß ich den Vorrat, den ich noch da hatte, etwas strecken. Man merkt eben überall, daß der Krieg nun schon länger geht, auch an diesen kleinen Sachen.
Heute ist zur Abwechslung wieder einmal Impfen. Mich trifft es 3 Wochen hintereinander. Es handelt sich um eine Impfung, die ich noch nicht mitgemacht habe und zwar gegen Cholera. Da, wo ich bis jetzt war, hat man das nicht gebraucht, aber hier sind die Verhältnisse so hervorragend, daß man auch dagegen einmal eine Spritze bekommen muß. Einige Kameraden, die selbst als gefährdet angesehen worden sind, haben eine Spritze gegen Fleckfieber erhalten. Fleckfieber tritt hier häufiger bei der Bevölkerung auf und dann wieder vorwiegend bei Kriegsgefangenen. Diese Leute überstehen das noch besser wie wir, darum treten bei den Einheimischen auch im Verhältnis nicht so viele Todesfälle auf wie bei uns hier Zugewanderten. Andere Länder, andere Sitten, aber auch andere Krankheiten. Man muß sich überall vorsehen, aber trotz aller Vorsicht kann man doch etwas bekommen. Wenn es nur Ungeziefer ist. Aber gerade die Läuse werden als Krankheitsüberträger des Fleckfiebers angesehen. Bis jetzt habe ich noch kein Ungeziefer gehabt. Ich bin darum nicht traurig und würde froh sein, wenn ich keines auffangen würde. Doch dafür kann man nicht garantieren, vor allem, wenn man auch immer wieder mit Publikum zu tun hat.
Dieser Tage mußte ich hier einen ukrainischen Friseurladen aufsuchen. Der Haarschneider, der sich bei unserer Einheit bis jetzt befand, ist versetzt worden. Bis er sich dann dazu bequemte, mußte man ihm erst vielmals gute Worte geben und dann kam er immer noch nicht. Das mußte der Mann keinesfalls umsonst machen. Er wurde dafür bezahlt und das war dann sein eigenes Geld. Aber das reizte ihn nicht mehr. Also, wie gesagt, ich suchte diesmal einen ukrainischen Friseurladen auf.
Im Vorzimmer, soweit man überhaupt diesen Raum so ansprechen kann, war schon alles voller Menschen, also ländliche Einwohner. Als ich diese Brüder sah, stieg so ein gewisses Unbehagen in mir hoch. Alle so meist schmutzig und dann einen richtigen Lausepelz auf dem Kopf, daß es einem schon rein aus Einbildung anfing zu jucken. Ich habe mich dann in der Friseurstube gleich auf einen leeren Stuhl platziert. Verwundert war ich, als ich mich umsah und immer den Friseur suchte. Ich sah aber nur 6 Mädchen dabei, wie sie dem einen die Haare schnitten und den anderen rasierten oder was sonst für Anliegen die Leute hatten.
Ich vermißte die deutsche Sauberkeit und die Vielgestaltigkeit der Räume des französischen Friseurs. Schließlich lud mich so ein Mädchen ein, auf dem anderen Stuhl Platz zu nehmen. Ohne viel Umstände ging es dann los. Den Kamm habe ich mir immer erst wieder ansehen müssen, später dachte ich, ich gucke lieber nicht mehr hin, denn der Schmutz, der darin war, ließ mir auch einige Zweifel aufkommen. Doch ehe ich mich versah, waren die Haare heruntergenommen. Wie es mir schien, geht es für hiesige Verhältnisse. Diese Mühe, wie sie sich ein französischer Haarkünstler gibt, macht man sich hier nicht, obwohl die Preise auffallenderweise die gleichen sind. Ich bin dann nach dieser Prozedur gleich nach hause gegangen und habe mir die Birne gewaschen, denn man weiß ja nicht, was sich sonst alles entwickeln kann. Wie Du siehst, hat man in dieser Beziehung immer so seine Sorgen. Recht herzlich grüße ich Dich und sende Dir dazu recht viele Küsse. Das gleiche gilt für unsere beiden Stromer. Dein Ernst.
Im vergangenen Jahre hatte ich noch diese Bögen immer weggeworfen, aber da jetzt alles knapp und knapper wird, muß ich den Vorrat, den ich noch da hatte, etwas strecken. Man merkt eben überall, daß der Krieg nun schon länger geht, auch an diesen kleinen Sachen.
Heute ist zur Abwechslung wieder einmal Impfen. Mich trifft es 3 Wochen hintereinander. Es handelt sich um eine Impfung, die ich noch nicht mitgemacht habe und zwar gegen Cholera. Da, wo ich bis jetzt war, hat man das nicht gebraucht, aber hier sind die Verhältnisse so hervorragend, daß man auch dagegen einmal eine Spritze bekommen muß. Einige Kameraden, die selbst als gefährdet angesehen worden sind, haben eine Spritze gegen Fleckfieber erhalten. Fleckfieber tritt hier häufiger bei der Bevölkerung auf und dann wieder vorwiegend bei Kriegsgefangenen. Diese Leute überstehen das noch besser wie wir, darum treten bei den Einheimischen auch im Verhältnis nicht so viele Todesfälle auf wie bei uns hier Zugewanderten. Andere Länder, andere Sitten, aber auch andere Krankheiten. Man muß sich überall vorsehen, aber trotz aller Vorsicht kann man doch etwas bekommen. Wenn es nur Ungeziefer ist. Aber gerade die Läuse werden als Krankheitsüberträger des Fleckfiebers angesehen. Bis jetzt habe ich noch kein Ungeziefer gehabt. Ich bin darum nicht traurig und würde froh sein, wenn ich keines auffangen würde. Doch dafür kann man nicht garantieren, vor allem, wenn man auch immer wieder mit Publikum zu tun hat.
Dieser Tage mußte ich hier einen ukrainischen Friseurladen aufsuchen. Der Haarschneider, der sich bei unserer Einheit bis jetzt befand, ist versetzt worden. Bis er sich dann dazu bequemte, mußte man ihm erst vielmals gute Worte geben und dann kam er immer noch nicht. Das mußte der Mann keinesfalls umsonst machen. Er wurde dafür bezahlt und das war dann sein eigenes Geld. Aber das reizte ihn nicht mehr. Also, wie gesagt, ich suchte diesmal einen ukrainischen Friseurladen auf.
Im Vorzimmer, soweit man überhaupt diesen Raum so ansprechen kann, war schon alles voller Menschen, also ländliche Einwohner. Als ich diese Brüder sah, stieg so ein gewisses Unbehagen in mir hoch. Alle so meist schmutzig und dann einen richtigen Lausepelz auf dem Kopf, daß es einem schon rein aus Einbildung anfing zu jucken. Ich habe mich dann in der Friseurstube gleich auf einen leeren Stuhl platziert. Verwundert war ich, als ich mich umsah und immer den Friseur suchte. Ich sah aber nur 6 Mädchen dabei, wie sie dem einen die Haare schnitten und den anderen rasierten oder was sonst für Anliegen die Leute hatten.
Ich vermißte die deutsche Sauberkeit und die Vielgestaltigkeit der Räume des französischen Friseurs. Schließlich lud mich so ein Mädchen ein, auf dem anderen Stuhl Platz zu nehmen. Ohne viel Umstände ging es dann los. Den Kamm habe ich mir immer erst wieder ansehen müssen, später dachte ich, ich gucke lieber nicht mehr hin, denn der Schmutz, der darin war, ließ mir auch einige Zweifel aufkommen. Doch ehe ich mich versah, waren die Haare heruntergenommen. Wie es mir schien, geht es für hiesige Verhältnisse. Diese Mühe, wie sie sich ein französischer Haarkünstler gibt, macht man sich hier nicht, obwohl die Preise auffallenderweise die gleichen sind. Ich bin dann nach dieser Prozedur gleich nach hause gegangen und habe mir die Birne gewaschen, denn man weiß ja nicht, was sich sonst alles entwickeln kann. Wie Du siehst, hat man in dieser Beziehung immer so seine Sorgen. Recht herzlich grüße ich Dich und sende Dir dazu recht viele Küsse. Das gleiche gilt für unsere beiden Stromer. Dein Ernst.
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