Meine liebe Frau ! 10.5.42
Den dritten Sonntag habe ich nun schon hinter mir in diesem Dorf. Für deutsche Begriffe ist dies schon zuviel gesagt. Unterschiede hat man ja keine weiter zwischen Sonntag und Werktag, das habe ich Dir ja gestern schon geschrieben.
Wenn einem früh Kuchen auf den Tisch gestellt wird, dann weiß man, daß nur am Vormittag gearbeitet werden soll. So haben wir es auch heute gehalten. Nach dem Mittagessen habe ich mich eine Weile länger umgelegt. Ein Kamerad hat mich dann abgeholt zum Spazierengehen. Die Strecken sind ja hier so kurz, daß man bald seinen Spaziergang beendet hat. Man ist, wenn man etwas weiter geht, gleich aus der „Stadt“ draußen. Zum Kaffeetrinken sind wir dann in das Soldatenheim gegangen, ebenfalls zum Abendessen. Es gab da Bratkartoffeln und Rührei. Den Nachmittag habe ich also hinter mich gebracht.
Ich hatte erst die Absicht, an die Kinder einen Brief mit Maschine zu schreiben, aber heute Nachmittag war die Maschine besetzt, so daß ich das zu einem anderen passenden Tage nachholen werde. Heute habe ich einen anderen Wunsch auf dem Herzen. Schreibe mir doch bitte einmal aus dem Anstellungsschreiben zum außerplanmäßigen Assessor die in diesem Schreiben festgelegten Artikel heraus, auf die das Anstellungsverhältnis begründet ist. Ich will mich vielleicht einmal an Pfluger wenden, wenn der noch auf dem Amte ist, daß er mir einmal diese Auszüge aus den entsprechenden Bestimmungen verschafft. Ich will einmal wissen, ob sich die Möglichkeit bietet, daß man, nachdem ich jetzt bald ein Jahr diesen hohen Dienstrang versehe, wieder anhaken kann. Ich wollte Dich erst bitten, auf das Rathaus zu gehen und dies dort zu besorgen, aber das wirst Du nicht gern wollen, darum wähle ich diesen Weg. Daß ich die Inspektorprüfung beim letzten Lehrgang nicht mitmachen konnte, ist ja nicht auf mein Verschulden zurückzuführen. Mein Chef hat mich sowieso schon gefragt, warum ich noch nicht Sekretär bin, wenn ich diese Prüfung schon hinter mir habe. Ich denke, wenn man sich nicht rührt, kümmert sich kein Mensch mehr um diese Sache. Ich will aber nicht, daß das in Vergessenheit gerät.
Einen weiteren Wunsch habe ich dann noch. Besorge mir doch bei Gelegenheit Inspiroltabletten, die, die ich da habe, gehen so langsam dem Ende zu. Ich denke, daß Du mir diese Wünsche erfüllen kannst, ohne daß Du besonders große Schwierigkeiten dadurch hast.
Mit dem Garten wirst Du jetzt auch schon viel Arbeit haben, hoffentlich geht es Dir in diesem Jahr nicht so wie es im vergangenen Jahre war. Denn ich würde mir deshalb große Sorgen machen. Ich bitte Dich darum, nimm Dir nicht gar zuviel vor. Ich will zusehen, daß ich hier noch einmal Samen von Möhren und Zwiebeln bekomme, damit Du diesen im nächsten Jahr hast. Die anderen Sachen, die ich in Frankreich noch besorgt hatte, hast Du hoffentlich erhalten. Diese Arbeit wird Dich sehr in Anspruch nehmen. Die Kartoffeln werden ebenfalls viel Arbeit gemacht haben. Bei uns ist es ja nicht so wie hier, daß man dem Boden nachhelfen braucht, weil er an sich schon fruchtbar ist, sondern man muß doch immer etwas dazutun.
Es hat mir leid getan, daß ich nicht noch ein paar Tage hatte heimkommen konnte, denn dann würde ich wenigstens gerade die Arbeit mit dem Setzen der Kartoffeln übernommen haben. Ich bitte Dich darum nochmals, nimm Dir nicht zuviel von der Arbeit vor und lasse lieber etwas liegen, als daß Du mir dann wieder auf der Nase liegst.
Denk einmal an, welchen Sonntagsgenuß ich heute noch hatte. Vorhin habe ich mein Monatsquantum französischen Rotwein ausgeschenkt erhalten. Davon habe ich mir ein Teil genommen, und damit ich noch einige Tage etwas davon habe, habe ich mir den Rest aufgehoben. Ist das nicht etwa etwas Festtägliches.
Ich grüße und küsse Dich und die Kinder nun recht herzlich. Dein Ernst.
Meine liebe, gute Annie ! 11.5.42
Meinen Bericht über unsere Dienstreise hatte ich unserem Oberkriegsverwaltungsrat vorgelegt, bevor ich ihn unserem Oberst weitergab. Heute hat er mir nun gesagt, daß es gut sei. Aus seiner Äußerung merkte ich heraus, daß er das nicht erwartet hatte. Denn als ich ihm sagte, daß ich das von meinen Aufzeichnungen glatt in die Maschine geschrieben hatte, sagte er mir nochmals, daß das schon so an sich gut sei. Heute habe ich nun das Arbeitsgebiet unseres Oberinspektors übernommen. Der Oberst hatte ihn heute gefragt, ob er der Ansicht sei, daß ich diese Arbeit wohl machen könnte. Er hat ihm darauf geantwortet, daß der Assistent schon in Ordnung sei nach dem, was er bis jetzt gesehen habe und im übrigen soll man den Leuten nur Gelegenheit geben zum Arbeiten. Der Oberst hat ihm darauf geantwortet, daß er auf der Reise gemerkt hat, daß ich schon brauchbar sei. Diese beiden Sachen, die zwar wie Eigenlob erscheinen, habe ich heute vorausgenommen, denn ich denke, daß Dich auch einmal sowas interessiert, nicht nur immer meine Klagen von den letzten Tagen. Mit der anderen, mir jetzt übertragenen Arbeit, werde ich mich in den nächsten Tagen soweit als möglich vertraut machen, denn Angst habe ich auch nicht vor etwas Neuem, denn ich werde mich schon irgendwie hineinfinden.
Freuen würde ich mich, von Euch bald einmal wieder Post zu erhalten. Ich denke, daß es in einer Woche bald soweit sein wird. Ja, die Geduld darf man da nicht verlieren. Das Wetter ist hier immer noch sehr wechselhaft. Warum will es auch in diesem Jahre nicht recht werden. Ich kann mich entsinnen, daß es im letzten Jahr genau so kühl war. Ich weiß, ich hatte da mein Zimmer und konnte weder im Zimmer noch nachts im Bett recht warm werden Die einzige Gelegenheit zum Aufwärmen hatte ich auf dem Büro. Aber das ist hier nicht einmal der Fall. Ich nehme alles, was einigermaßen in der Nacht zum Zudecken geeignet erscheint, denn es ist ziemlich kühl. Beim Mittagessen muß man zusehen, daß man möglichst heiß ißt, sonst kommt man überhaupt nicht zu Wärme. Gestern habe ich zwar etwas Zuteilung an Wein bekommen. Es soll französischer sein, er scheint wohl etwas getauft zu sein, aber wenn man so Tag für Tag allein ist ohne richtigen Kameraden, so ist auch ein getaufter Rotwein etwas ganz besonderes.
Ich will noch an Kurt heute schreiben, denn ich weiß ja auch noch nicht, wo er sich jetzt befindet. Darum bitte ich Dich wieder, diesen Brief an ihn weiterzuleiten. Außer dem Brief, den ich an die Kinder schreiben will, habe ich jetzt keine Verpflichtungen mehr. Ich habe zwar Deinem Vater und an Siegfried nur eine Karte geschrieben, wenn es mir anfällt, werde ich ihnen auch noch einen Brief zukommen lasse, aber das hängt ganz und gar von meiner Stimmung und Laune ab. Der andere Assistent soll auch in diesen Tagen zurückkommen, Ich muß mir deshalb wieder ein Bett suchen, denn bisher habe ich in dessen Bett geschlafen. Ich denke, daß ich vielleicht auch etwas Bettzeug bekomme, obwohl ich keinen Anspruch darauf habe. Um jedes Stück, was man braucht, muß man erst ewig reden und jedes Mal kämpfen, bis man das endlich bekommt. Auch dann ist es meist noch nicht sicher, daß man es erhält. Ich hoffe, daß Ihr, meine Lieben, alle gesund seid, was ich ja von mir auch mitteilen kann. Denn den Schnupfen den ich habe, werde ich bei dieser Witterung nicht so schnell loswerden.
Das ist ja auch nicht so schlimm. Ich sende Dir und unseren Kindern recht viele herzliche Grüße und Küsse und bin immer Dein Ernst
Den dritten Sonntag habe ich nun schon hinter mir in diesem Dorf. Für deutsche Begriffe ist dies schon zuviel gesagt. Unterschiede hat man ja keine weiter zwischen Sonntag und Werktag, das habe ich Dir ja gestern schon geschrieben.
Wenn einem früh Kuchen auf den Tisch gestellt wird, dann weiß man, daß nur am Vormittag gearbeitet werden soll. So haben wir es auch heute gehalten. Nach dem Mittagessen habe ich mich eine Weile länger umgelegt. Ein Kamerad hat mich dann abgeholt zum Spazierengehen. Die Strecken sind ja hier so kurz, daß man bald seinen Spaziergang beendet hat. Man ist, wenn man etwas weiter geht, gleich aus der „Stadt“ draußen. Zum Kaffeetrinken sind wir dann in das Soldatenheim gegangen, ebenfalls zum Abendessen. Es gab da Bratkartoffeln und Rührei. Den Nachmittag habe ich also hinter mich gebracht.
Ich hatte erst die Absicht, an die Kinder einen Brief mit Maschine zu schreiben, aber heute Nachmittag war die Maschine besetzt, so daß ich das zu einem anderen passenden Tage nachholen werde. Heute habe ich einen anderen Wunsch auf dem Herzen. Schreibe mir doch bitte einmal aus dem Anstellungsschreiben zum außerplanmäßigen Assessor die in diesem Schreiben festgelegten Artikel heraus, auf die das Anstellungsverhältnis begründet ist. Ich will mich vielleicht einmal an Pfluger wenden, wenn der noch auf dem Amte ist, daß er mir einmal diese Auszüge aus den entsprechenden Bestimmungen verschafft. Ich will einmal wissen, ob sich die Möglichkeit bietet, daß man, nachdem ich jetzt bald ein Jahr diesen hohen Dienstrang versehe, wieder anhaken kann. Ich wollte Dich erst bitten, auf das Rathaus zu gehen und dies dort zu besorgen, aber das wirst Du nicht gern wollen, darum wähle ich diesen Weg. Daß ich die Inspektorprüfung beim letzten Lehrgang nicht mitmachen konnte, ist ja nicht auf mein Verschulden zurückzuführen. Mein Chef hat mich sowieso schon gefragt, warum ich noch nicht Sekretär bin, wenn ich diese Prüfung schon hinter mir habe. Ich denke, wenn man sich nicht rührt, kümmert sich kein Mensch mehr um diese Sache. Ich will aber nicht, daß das in Vergessenheit gerät.
Einen weiteren Wunsch habe ich dann noch. Besorge mir doch bei Gelegenheit Inspiroltabletten, die, die ich da habe, gehen so langsam dem Ende zu. Ich denke, daß Du mir diese Wünsche erfüllen kannst, ohne daß Du besonders große Schwierigkeiten dadurch hast.
Mit dem Garten wirst Du jetzt auch schon viel Arbeit haben, hoffentlich geht es Dir in diesem Jahr nicht so wie es im vergangenen Jahre war. Denn ich würde mir deshalb große Sorgen machen. Ich bitte Dich darum, nimm Dir nicht gar zuviel vor. Ich will zusehen, daß ich hier noch einmal Samen von Möhren und Zwiebeln bekomme, damit Du diesen im nächsten Jahr hast. Die anderen Sachen, die ich in Frankreich noch besorgt hatte, hast Du hoffentlich erhalten. Diese Arbeit wird Dich sehr in Anspruch nehmen. Die Kartoffeln werden ebenfalls viel Arbeit gemacht haben. Bei uns ist es ja nicht so wie hier, daß man dem Boden nachhelfen braucht, weil er an sich schon fruchtbar ist, sondern man muß doch immer etwas dazutun.
Es hat mir leid getan, daß ich nicht noch ein paar Tage hatte heimkommen konnte, denn dann würde ich wenigstens gerade die Arbeit mit dem Setzen der Kartoffeln übernommen haben. Ich bitte Dich darum nochmals, nimm Dir nicht zuviel von der Arbeit vor und lasse lieber etwas liegen, als daß Du mir dann wieder auf der Nase liegst.
Denk einmal an, welchen Sonntagsgenuß ich heute noch hatte. Vorhin habe ich mein Monatsquantum französischen Rotwein ausgeschenkt erhalten. Davon habe ich mir ein Teil genommen, und damit ich noch einige Tage etwas davon habe, habe ich mir den Rest aufgehoben. Ist das nicht etwa etwas Festtägliches.
Ich grüße und küsse Dich und die Kinder nun recht herzlich. Dein Ernst.
Meine liebe, gute Annie ! 11.5.42
Meinen Bericht über unsere Dienstreise hatte ich unserem Oberkriegsverwaltungsrat vorgelegt, bevor ich ihn unserem Oberst weitergab. Heute hat er mir nun gesagt, daß es gut sei. Aus seiner Äußerung merkte ich heraus, daß er das nicht erwartet hatte. Denn als ich ihm sagte, daß ich das von meinen Aufzeichnungen glatt in die Maschine geschrieben hatte, sagte er mir nochmals, daß das schon so an sich gut sei. Heute habe ich nun das Arbeitsgebiet unseres Oberinspektors übernommen. Der Oberst hatte ihn heute gefragt, ob er der Ansicht sei, daß ich diese Arbeit wohl machen könnte. Er hat ihm darauf geantwortet, daß der Assistent schon in Ordnung sei nach dem, was er bis jetzt gesehen habe und im übrigen soll man den Leuten nur Gelegenheit geben zum Arbeiten. Der Oberst hat ihm darauf geantwortet, daß er auf der Reise gemerkt hat, daß ich schon brauchbar sei. Diese beiden Sachen, die zwar wie Eigenlob erscheinen, habe ich heute vorausgenommen, denn ich denke, daß Dich auch einmal sowas interessiert, nicht nur immer meine Klagen von den letzten Tagen. Mit der anderen, mir jetzt übertragenen Arbeit, werde ich mich in den nächsten Tagen soweit als möglich vertraut machen, denn Angst habe ich auch nicht vor etwas Neuem, denn ich werde mich schon irgendwie hineinfinden.
Freuen würde ich mich, von Euch bald einmal wieder Post zu erhalten. Ich denke, daß es in einer Woche bald soweit sein wird. Ja, die Geduld darf man da nicht verlieren. Das Wetter ist hier immer noch sehr wechselhaft. Warum will es auch in diesem Jahre nicht recht werden. Ich kann mich entsinnen, daß es im letzten Jahr genau so kühl war. Ich weiß, ich hatte da mein Zimmer und konnte weder im Zimmer noch nachts im Bett recht warm werden Die einzige Gelegenheit zum Aufwärmen hatte ich auf dem Büro. Aber das ist hier nicht einmal der Fall. Ich nehme alles, was einigermaßen in der Nacht zum Zudecken geeignet erscheint, denn es ist ziemlich kühl. Beim Mittagessen muß man zusehen, daß man möglichst heiß ißt, sonst kommt man überhaupt nicht zu Wärme. Gestern habe ich zwar etwas Zuteilung an Wein bekommen. Es soll französischer sein, er scheint wohl etwas getauft zu sein, aber wenn man so Tag für Tag allein ist ohne richtigen Kameraden, so ist auch ein getaufter Rotwein etwas ganz besonderes.
Ich will noch an Kurt heute schreiben, denn ich weiß ja auch noch nicht, wo er sich jetzt befindet. Darum bitte ich Dich wieder, diesen Brief an ihn weiterzuleiten. Außer dem Brief, den ich an die Kinder schreiben will, habe ich jetzt keine Verpflichtungen mehr. Ich habe zwar Deinem Vater und an Siegfried nur eine Karte geschrieben, wenn es mir anfällt, werde ich ihnen auch noch einen Brief zukommen lasse, aber das hängt ganz und gar von meiner Stimmung und Laune ab. Der andere Assistent soll auch in diesen Tagen zurückkommen, Ich muß mir deshalb wieder ein Bett suchen, denn bisher habe ich in dessen Bett geschlafen. Ich denke, daß ich vielleicht auch etwas Bettzeug bekomme, obwohl ich keinen Anspruch darauf habe. Um jedes Stück, was man braucht, muß man erst ewig reden und jedes Mal kämpfen, bis man das endlich bekommt. Auch dann ist es meist noch nicht sicher, daß man es erhält. Ich hoffe, daß Ihr, meine Lieben, alle gesund seid, was ich ja von mir auch mitteilen kann. Denn den Schnupfen den ich habe, werde ich bei dieser Witterung nicht so schnell loswerden.
Das ist ja auch nicht so schlimm. Ich sende Dir und unseren Kindern recht viele herzliche Grüße und Küsse und bin immer Dein Ernst
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