Meine liebe Annie ! 16.5.42
Gestern habe ich Dir ja einen ziemlich langen Brief
geschrieben. Es waren ja alles Dinge,
die Dir schon bestens bekannt waren. Ob sie Dich nun in der von mir gegebenen
Form nochmals interessierten, weiß ich ja nicht. Mir war es jedenfalls ein
Bedürfnis, nach Beendigung „meiner zweijährigen Dienstzeit“ einen Rückblick
über den Ablauf dieser vergangenen zwei Jahre zusammenzustellen. Dies ist
schließlich ein Tag, der ziemlich entscheidend in unser Leben eingegriffen hat,
so daß man ihn nicht so ohne weiteres übergehen kann. Dieser Tag ist nun auch
vorübergegangen und das dritte Soldatenjahr ist damit angebrochen. Wenn man
diesen Einbruch auch nicht als Festtag begeht, so doch als Gedenktag. Ich bin
darum gestern Abend bei uns über den Bach (es ist schon ein Fluß) gegangen.
Auf der anderen Seite ist ein, immer unter dem Gesichtspunkt der hiesigen Verhältnisse betrachtet, großes schönes Kurhaus, dabei befindet sich ein kleines Kiefernwäldchen. Dieses ganze Kurgelände erstreckt sich gewissermaßen auf einer Halbinsel, so daß man immer wieder an den Fluß kommt. Ich habe meinen Spaziergang ziemlich ausgedehnt, so daß es schon anfing zu dämmern. Es war dann wirklich wunderschön im Wald. Der Kuckuck ließ seinen Ruf als Gute-Nacht-Gruß durch den Wald klingen, ein Vogel, der mir nicht bekannt ist, denn ich habe ihn nur singen hören und sonst habe ich ihn nicht gesehen, sang ein Abendlied, was mich sehr eigenartig berührte, denn es war in seiner Vielgestaltigkeit wirklich sehr schön. Ich nahm an, daß es eine Nachtigall gewesen sein muß.
Sobald ich freie Zeit haben werde, werde ich wieder diesen Park besuchen, denn er ist ja nur wenige Minuten von unserer Unterkunft entfernt. Aber nicht nur die Vögel waren zu hören, sondern die Bewohner des Sumpfes, der ja hier reichlich vorhanden ist, machten sich noch bemerkbar. So vor allem der Frosch, aber dann auch die Unken und dann wieder ein Vogel, der Seerohrsänger. Dieses waren alles Töne, die uns von unseren früheren Aufenthalten bei uns im Ried sehr bekannt waren, an das wurde ich auch dabei erinnert.
Als ich dann heimkam, wurde mir noch eine Überraschung zuteil, die sich wohl auch auf Geistiges bezieht, aber das Wort Getränk zum Hauptwort hat. Es gab richtigen französischen Cognac. Wenn man hier sonst nichts weiter hat, wie diesen elenden Wodka, dann ist dies schon eine willkommene Abwechslung. Mit den wenigen Mengen, denn ich erhielt immerhin nur soviel, unter Zusammenlegung mit einem Kameraden, daß meine kleine Flasche voll wurde, muß man dann ziemlich haushalten. Aber ich werde sparsam damit umgehen, damit ich lange davon habe. Auf diese Weise kommt man hier zu seinen kleinen Freuden, die dann den Alltag immer wieder etwas abwechselnd beeinflussen.
Als letztes hätte ich noch zu berichten, daß ich einer Einladung gefolgt bin und mit in einen russischen Spielfilm gegangen bin. Erstens einmal aus Interesse. Ein Kamerad erklärte diesen Film, der nach einem Roman gedreht war, der von einem Schriftsteller aus der zaristischen Zeit geschrieben war. Teilweise ist dieser Roman nach den bolschewistischen Idealen im Film umgeändert worden. Nachdem einem dies vorher erklärt worden war, konnte man der Handlung ganz gut folgen. Welch ein Unterschied aber wieder zu den französischen Filmen. Gesprochen wird nur ganz wenig, was in Frankreich einen großen Teil der Filme ausmacht. Man kann auf diese Art immer wieder vergleiche ziehen.
Herzliche Grüße ich Dich und die Kinder und sende auch allen viele Küsse.
Dein Ernst.
Auf der anderen Seite ist ein, immer unter dem Gesichtspunkt der hiesigen Verhältnisse betrachtet, großes schönes Kurhaus, dabei befindet sich ein kleines Kiefernwäldchen. Dieses ganze Kurgelände erstreckt sich gewissermaßen auf einer Halbinsel, so daß man immer wieder an den Fluß kommt. Ich habe meinen Spaziergang ziemlich ausgedehnt, so daß es schon anfing zu dämmern. Es war dann wirklich wunderschön im Wald. Der Kuckuck ließ seinen Ruf als Gute-Nacht-Gruß durch den Wald klingen, ein Vogel, der mir nicht bekannt ist, denn ich habe ihn nur singen hören und sonst habe ich ihn nicht gesehen, sang ein Abendlied, was mich sehr eigenartig berührte, denn es war in seiner Vielgestaltigkeit wirklich sehr schön. Ich nahm an, daß es eine Nachtigall gewesen sein muß.
Sobald ich freie Zeit haben werde, werde ich wieder diesen Park besuchen, denn er ist ja nur wenige Minuten von unserer Unterkunft entfernt. Aber nicht nur die Vögel waren zu hören, sondern die Bewohner des Sumpfes, der ja hier reichlich vorhanden ist, machten sich noch bemerkbar. So vor allem der Frosch, aber dann auch die Unken und dann wieder ein Vogel, der Seerohrsänger. Dieses waren alles Töne, die uns von unseren früheren Aufenthalten bei uns im Ried sehr bekannt waren, an das wurde ich auch dabei erinnert.
Als ich dann heimkam, wurde mir noch eine Überraschung zuteil, die sich wohl auch auf Geistiges bezieht, aber das Wort Getränk zum Hauptwort hat. Es gab richtigen französischen Cognac. Wenn man hier sonst nichts weiter hat, wie diesen elenden Wodka, dann ist dies schon eine willkommene Abwechslung. Mit den wenigen Mengen, denn ich erhielt immerhin nur soviel, unter Zusammenlegung mit einem Kameraden, daß meine kleine Flasche voll wurde, muß man dann ziemlich haushalten. Aber ich werde sparsam damit umgehen, damit ich lange davon habe. Auf diese Weise kommt man hier zu seinen kleinen Freuden, die dann den Alltag immer wieder etwas abwechselnd beeinflussen.
Als letztes hätte ich noch zu berichten, daß ich einer Einladung gefolgt bin und mit in einen russischen Spielfilm gegangen bin. Erstens einmal aus Interesse. Ein Kamerad erklärte diesen Film, der nach einem Roman gedreht war, der von einem Schriftsteller aus der zaristischen Zeit geschrieben war. Teilweise ist dieser Roman nach den bolschewistischen Idealen im Film umgeändert worden. Nachdem einem dies vorher erklärt worden war, konnte man der Handlung ganz gut folgen. Welch ein Unterschied aber wieder zu den französischen Filmen. Gesprochen wird nur ganz wenig, was in Frankreich einen großen Teil der Filme ausmacht. Man kann auf diese Art immer wieder vergleiche ziehen.
Herzliche Grüße ich Dich und die Kinder und sende auch allen viele Küsse.
Dein Ernst.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen