Mein
liebes Mädel! 20.5.41
Das
Frühlingswetter hat aber nun kräftig eingesetzt. Die vergangenen Tage war es
früh immer ziemlich kalt, doch gegen Mittag hatte die Sonne gegen die kalte
Luft soviel Kraft, daß es auch über Mittag ganz schön warm war. Wie ich aus
Deinen Briefen gelesen habe, herrscht ja bei Euch ähnliches Wetter. Seit
Sonntag ist es nun richtig warm geworden. Jetzt ist es langsam an der Zeit, daß
man den Pullover in die Ecke legt und einmottet. Für Deinen Brief vom 16., den ich vorhin erhielt, danke ich Dir
vielmals. Nun ist unser Junge auch schon in den Listen der Schule erfaßt. Bald
wird er dann antreten müssen. Hoffen wir, daß er auch Freude am Lernen hat,
denn dann fällt es ihm viel leichter.
Warten wir es ab, denn zwingen kann man es nicht. Ich kann mir
vorstellen, daß Helga ihren Stolz gehabt hat, wenn sie ihr Klassenzimmer hat
zeigen dürfen. Für sie ist das ja ein Teil ihres Lebensinhalts. Vor allem ist
es noch so, daß sie Erfolg in der Schule gehabt hat, der ihr eine gewisse
Berechtigung zum Stolzsein gibt. Hoffentlich macht sie so weiter. Wenn sie auch
einmal lausbubenhaft ist, Hauptsache ist, daß sie sich dahin findet, wo sie
hingehört. Ich glaube, daß ihr das nicht schwer fällt. Das macht nichts, wenn Du
die Kinder der jetzigen Sommerzeit entsprechend ein wenig länger draußen läßt.
Jörg
hat also immer noch die gleichen Schwierigkeiten mit dem Haareschneiden. Unsere prompten Briefeschreiber haben sich
auch gleich wieder gemeldet. Legler
Gerhard hat mir heute auch geschrieben, sonst habe ich bis jetzt noch von niemand weiter Post erhalten. Er
bittet darum, daß ich ihm bald wieder schreiben soll. Wie ich aus seinem Schreiben
weiter ersehe, hat er sich darüber gefreut.
Den Film „Spähtrupp Hallgarten“ habe ich mir
nochmals angesehen. Dazu die neue Wochenschau. Es war wieder ganz schön.
Nächste Woche läuft hier der Film „Bismarck“, dann soll der Film
„Wunschkonzert“ und der Film „Karl Peters“ kommen. Wenn ich auch schon manche
gesehen habe, so kann man sich diese ohne weiteres noch einmal ansehen. Ich bin heute nicht in der richtigen
Briefschreibestimmung. Ich hoffe, daß Du auch einmal mit etwas weniger
zufrieden bist. Nimm herzliche Grüße und Küsse entgegen von Deinem Ernst
21.5.
41
In
dieser Woche haben wir etwas mehr Abwechslung in Bezug auf Unterhaltung, wie
wir es sonst hier gewohnt sind. Heute ist im Theater eine Vorstellung und
morgen ist die übliche Vorstellung im Kino gegen Bezahlung. Es wird gespielt „
Herz modern möbliert“. Diesen Film habe ich auch schon einmal in Lille gesehen,
aber ich fand ihn seinerzeit ganz unterhaltend, so daß ich ihn mir nochmals
ansehe. Wie ich dir schon mitteilte,
hatte ich für die Kinder ein Paar Schuhe besorgen wollen. Kamerad Graser konnte
es dann nicht mehr machen, so daß ich wieder auf dem Trockenen saß. Nun hatte ich mich hier an jemand gewandt um
vielleicht doch noch welche zu bekommen. Heute früh brachte man mir nun für
Jörg ein Paar braune Halbschuhe, die auf das gesandte Muster passen. Für Helga
brachte er mir ein Paar Damenschuhe, weil diese Größe dem schon entspricht.
Diese hatten hohe bzw. halbhohe Absätze. Für Dich wären sie bestimmt ganz nett
gewesen, die Größe 36 kannst Du aber auch nicht tragen. Ich habe sie
zurückgegeben mit dem Auftrag, ein Paar andere zu besorgen. Vorhin kam er nun
schon mit einem Paar anderen an, die auf das Muster gut passen. Ich hoffe, daß
sie auch sonst passen werden. Es ist auch schon Damengröße, aber so eine Art
Sportmodell. Ich hatte gleichzeitig darum gebeten, für Dich evtl. ein Paar
mitzubesorgen. Ich glaubte nun, in den nächsten Tage vielleicht welche zu
bekommen, vorausgesetzt, daß er die Möglichkeit hat, welche zu bekommen. Aber
mit Helgas Schuhen brachte der Mann mir auch gleich noch welche für Dich. Es sind braune Wildlederschuhe mit einer Art
Chromledersohle. Doch warum soll ich
Dir Da lange Beschreibungen vormachen, ich werde sie schnellstmöglich verpacken
und Dir zusenden. Doch etwas habe ich mir dabei aufgespart. Eine kleine
Überraschung ist dabei, ich nehme an, daß Du Dich darüber wundern vielleicht
sogar darüber lachen wirst.
Hoffentlich
sagt Dir alles zu und hoffentlich paßt alles richtig. Die Preise sind zwar
ziemlich gestiegen, für eure habe ich je 15 RM bezahlt und für Jörgs Schuhe 7,0
RM. Das Geld habe ich wohl, aber für den nächsten Monat kannst Du mir
vielleicht 20 / 30 RM schicken, doch ist das nicht so eilig. Vor allem nicht in diesem Monat. Wie gesagt,
die Schuhe mache ich mit fertig und schicke sie bald ab.
Deinen
lieben Brief vom 17.5. habe ich vorhin bekommen. Wiederum danke ich dir
vielmals dafür. Ich will Dir zuerst gleich Deine Frage beantworten wegen dieser
Frau Bolz. Ich kann teilweise das Verhalten dieser Frau verstehen, wenn sie
irgendwo bei einer Frau Anlehnung sucht, wenn sie sonst niemanden findet. Wenn
man aber so nahe beieinander wohnt, habe ich es nicht sehr gern, wenn man sich
mit fremden Leuten zu sehr anfreundet und es ist mir nicht angenehm, wenn
andere Leute in unsere Wohnung reinschmecken. Wenn man sich aber nicht binden
will, kann man sich meist nur belanglose Dinge erzählen. Ich bin nun der
Ansicht, wenn du selbst das Bedürfnis hast, mit einem anderen Menschen, vor
allem mit einer Frau, über Verschiedenes zu reden und Du hast das Empfinden,
daß Dir die Frau zusagt und entgegenkommt, so habe ich bestimmt nicht dagegen,
wenn Du ab und zu mit ihr sprichst oder auch einmal auf ihre Einladung hin zu
ihr hinübergehst. Ich glaube aber nicht, daß dies nun jeden Samstag notwendig
ist. Ich glaube, daß Du mich verstehst, ich will nur nicht, daß Du Dich zu sehr
bindest. Wenn du dann ab und zu ihrer Einladung Folge leistest, nehme ich an,
wird sie auch zufrieden sein. Den
Muttertag haben unsere beiden Borzels Dir, wie aus Deiner Schilderung
hervorgeht, wirklich schön gestaltet. Wenn sie dann Deine Freude bemerkt haben,
werden sie auch sicher über ihren Erfolg froh gewesen sein. Die Schuhgeschichte ist nun inzwischen
erledigt. Ebenso habe ich Dir schon wegen des Gartens geschrieben.
Daß
mein Päckchen rechtzeitig eingetroffen ist, hat mich gefreut, auch das, daß Dir
die gesandten Sachen zugesagt haben.
Für heute sende ich Dir recht herzliche Grüße und Küsse und bitte, das
unseren Kindern zu sagen, daß ich mich darüber gefreut habe, daß sie Dir den
Muttertag so schön gestaltet haben. Gib ihnen Dafür von mir einen herzhaften
Kuß. Nimm Du selbst nochmals herzliche Küsse entgegen von Deinem Ernst.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen