Mein
liebes Mädel Standort,
den 9.5.41
Ich
hatte wohl im Stillen Damit gerechnet, daß ich nun bald von Dir Post bekommen
würde. Heute Abend erreichte mich nun Dein Brief vom 6.5., über den ich mich
recht gefreut habe. In so langen Tagen ereignet sich doch manches. Man merkt
das erst dann, wenn man einige Zeit Nichts hört.
Daß
das Kind von Kusters gestorben ist, habe ich mit Bedauern gelesen. Das stimmt,
wenn es einmal anfängt einzureißen, dann hört es meist auch nicht gleich wieder
auf. Meine Kollegin hat nun auch den Hafen der Ehe gefunden, den sie doch ganz
entschieden für die Dauer des Krieges abgelehnt hatte. Ja, man muß eben seine
Meinung manchmal ändern. Soll sie
glücklich werden. Ob ich ihr kurz schreiben soll?
Wegen
der Stachelbeerspritzung kann man ja das einmal versuchen, wenn es notwendig
werden sollte. Den Artikel lege ich
wieder bei. Die Schuhgrößen habe ich entnommen. Ich Versuche was sich machen
läßt. Graser hat mir gestern zwar
gesagt, man bekäme nur welche gegen
Bezugschein, doch ich denke, daß ich sie auch durch jemand anders bekommen
kann. Ich habe die Absicht, mir ein paar Stiefel machen zu lassen und eine Stiefelhose will ich mir auch machen lassen.
Ich werde ja sehen, ob ich es zusammen bekomme.
Daß
Vaters Kopf wieder verheilt ist, beruhigt mich, denn es ist eine Verantwortung,
wenn man immer darin herummacht und man sieht nicht, daß es besser sondern
womöglich noch schlimmer wird. Wenn unser Junge sich so gut mit den Soldaten
beschäftigen kann, ist es ja gut, denn warum soll er den Kopf den ganzen Tag
hängen lassen, denn ihm ist dies ja doch nicht ganz klar und es kommt ihm auch
gar nicht zu Bewußtsein. Mich freut auch, daß unser Mädel an der Rechnerei so
gefallen gefunden hat. Man muß die Kerle nur immer richtig anpacken, dann geht
es schon. Ich will Dich auch heute wieder darum bitten, sieh Dich mit Deiner
Niere vor, damit Du keine Schwierigkeiten damit bekommst. Halte Dich bei
entsprechendem Wetter warm und sieh Dich mit den schweren Gartenarbeiten vor,
daß es nicht zuviel auf einmal wird. Ich finde es ja ganz entgegenkommend, wenn
Zahn Dir die Bohnenstangen rein gemacht hat.
Der Mann hat zwar Zeit, aber er hätte es auch nicht brauchen müssen.
Kannst ihm, wenn Du willst, auch nochmals in meinem Namen danken.
Bei
den Schlüsselblumen werdet Ihr Euch wieder fest angestrengt haben, wenn Ihr so
müde gewesen seid. Mit dem Wetter habt Ihr aber dabei Glück gehabt.
Über
meinen Aufenthalt bist Du Dir ja wohl im Klaren. Ich bin also tatsächlich an
dem Ort, von dem ich Dir zuerst geschrieben hatte. Wenn ich meine Sporthose
brauche, teile ich Dir dies noch mit. Meine Tabletten, die ich mir für den Hals
gekauft hatte, werden in der nächsten Zeit zu Ende gehen. Es eilt also
tatsächlich nicht. Du besorgst mir dann bitte wieder einmal welche. Ich möchte
diesmal Inspirol, denn die erfüllen genau denselben Zweck wie die teureren.
Heute
habe ich für Dich ein kleines Päckchen für den Muttertag fertig gemach, Ich
hoffe, daß es Dich gesund erreicht und auch noch rechtzeitig. Schokolade für
die Kinder sende ich in den nächsten Tagen ab. Heute war die Impfung. An sich
spürt man dabei nichts weiter, nur hinterher fängt es an, sich bemerkbar zu
machen. Kameraden, die mit auf meinem Büro arbeiten, haben hier Eier besorgt. Heute
habe ich 6 Stück bekommen, davon habe ich mir nach dem Abendessen noch zwei
kochen lassen. Nunmehr habe ich die nötige Bettschwere. Etwas Schokolade und auch Obst esse ich noch
nebenher, damit ich nicht von Kräften komme.
Du
siehst, daß ich mir schon zu helfen weiß und daß ich zusehe, daß ich immer
wieder etwas bekomme.
An Nannie habe ich heute auch
einen Brief geschrieben. Was so noch an Post zu erledigen ist, kommt in den
nächsten Tagen dran. Ich sende Dir
wieder die herzlichsten Grüße und Küsse und bitte Dich, unseren beiden Stromern
das gleiche auszurichten. In treuer Liebe bin ich Dein Ernst.
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