Meine Liebe! O.U. , den 12. August 1940
Die letzten Tage hatte ich leider vergeblich
auf einen Brief von Dir gewartet, doch heute bin ich dafür wieder reichlich
entschädigt worden. Es trafen ein: Deine beiden Päckchen vom 3.August mit dem
beigefügten Brief, Dann Deine Zeitungssendung mit dem beigefügten Brief vom 8.
und die weiteren Briefe vom 7. und 9. Außerdem kam noch der Brief von Helga an,
über alles habe ich mich herzlich gefreut. Ich bin es nun von unserer Post
gewöhnt, daß sie ruckweise arbeitet. Man muß sich dann die Briefe der
Reihenfolge nach vornehmen, dann geht auch wieder alles in Ordnung. Wenn dann
einmal ein kürzerer Brief dabei ist, fällt das sowieso nicht so sehr auf.
Gefreut hat es mich, als Du den Wunsch
geäußert hast, daß ich zu Deinem Kostüm eine Bluse kaufen soll. Dein Wunsch
soll Dir erfüllt sein. Ich habe mich heute schon darnach umgesehen und schon
vieles gesehen, was mir evtl. zusagen würde. Ob es dann Deinem Geschmack
entspricht, mußt Du dann sehen. Ich weiß zwar nicht, wie die Röcke beschaffen
sind im Farbton, doch ich denke, wenn ich eine Mittelfarbe wähle, wird es schon klappen. Die Überraschung
wirst Du dann ja erleben. Zudem bin ich ja nicht daheim, so brauche ich dann
nicht Dein langes Gesicht sehen, wenn Du das Päckchen auspackst.
Weiter teilst Du mir in Deinem Schreiben
mit, daß Du die Sachen anprobiert hast und daß alles paßt. So etwas freut mich,
ist das nicht fein? Was du mir bezüglich Siegfried schreibst wegen der Schuhe,
so kann ich Dir nur sagen, daß ich ja diesen Plan schon lange im Auge gehabt
habe und zwar auch wegen der anderen Sachen. Das geht durchaus in Ordnung.
Was Du mich wegen der Düngung der
Erdbeeren fragst, so kann ich Dir dies dahingehend beantworten, daß es nicht
unbedingt erforderlich ist, vor dem Setzen zu düngen. Man kann dies vor
Eintritt des Winters durch Abdecken mit Mist tun.
Über den Brief von Helga habe ich mich
auch sehr gefreut, weil sie so ursprünglich schreibt und alles noch so
kindlich. Ich werde ihr bald bei Gelegenheit wieder schreiben.
Ja der Eberhard hat es nun auch wieder
geschafft. Diese Herrschaften fallen immer wieder die Treppe rauf. Ich kann ja
schließlich auch nicht klagen und bin auch soweit zufrieden. Hoffentlich kommst
Du mit Deinen Kohlen aus. Du hast doch noch Holz da, was Dir auch noch
mithilft.
Jörgs Wunsch als Geburtstagsessen war ja
wirklich bescheiden, aber das ist nun einmal seine Lieblingsspeise mit.
Ich habe hier einige Briefmarken
beigefügt, die ich mir erstanden habe. Wenn Du Kuster siehst, kannst Du sie ihm
ja einmal zeigen und ihn fragen, ob er für so etwas Interesse hat. Es gibt noch
verschiedenes andere in französischen Marken. Ich habe dafür etwa 50 Pfg.
bezahlt. Du kannst aber von ihm dann ohne Weiteres 80 Pfg. verlangen. Du weißt
schon wie Du das anstellen mußt.
Außerdem habe ich Dir heute noch eine
wichtige Mitteilung zu machen. Unsere Verpflegung, die wir bisher, außer dem
Mittagsessens, immer frei einnehmen konnten und die wir auch immer selbst
bezahlen mußten, hat eine Umänderung erfahren. Wir erhielten bis vor wenigen
Tagen täglich 5.50 RM Verpflegungsgeld und außerdem noch unseren Wehrsold, der
bei mir, wie ich Dir ja früher schon mitteilte, täglich 1,8o RM beträgt. Das
ganze Verpflegungsgeld ist uns nun gestrichen worden und für alle Mahlzeiten
werden uns Gutscheine gegeben, die dann die Wehrmacht wieder einlöst. Wir haben
also mit dem Essen keine Sorge mehr. Bei dieser Gelegenheit ist uns aber auch
die Sparbüchse zugemacht worden, die für uns immer ganz einträglich war, wenn
man sparsam gelebt hat. Von dem ist nun alles nichts mehr.
Ich habe mir hier nun einen Anzug bauen
lassen, an dem ich bei der jetzigen Dekade 25 RM zahlen wollte. Damit wird es
nun Essig. Meine Schulden betragen dort noch 50 RM. Ich möchte dich nun bitten,
daß Du mir mit in einem Brief eingeschlossen, meinetwegen in kleineren Beträgen
zusammen 20 RM übersendest. Für den Rest kann ich dann ohne weiteres aufkommen.
Ich glaube auch, daß ich Dich dann nicht weiter in Anspruch nehmen muß, weil
ich wahrscheinlich mit meinem Gelde auskommen werde. Sei aber vorsichtig mit
dem Umschlage. Ich bin nur froh, daß ich mich mit dem Kaufen nicht weiter übernommen
habe, denn sonst wäre ich jetzt schön pleite.
Heute hätte ich sonst nichts weiter zu
berichten. Ich grüße Euch alle wieder recht herzlich und sende Euch ebenfalls
wieder viele Küsse, Du aber kommst wieder besonders dran und zwar sendet Dir
alle noch einmal extra Dein Ernst.
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