Donnerstag, 6. August 2015

Brief 41 vom 6./7.8.1940


Meine Liebe!                                                                       O.U., den 6.8.40

Das war wieder ein Tag, wo ich viel von Dir erhalten habe. So gingen von Dir ein Deine beiden Briefe vom 31.7. und 1.8. Außerdem kam noch Dein Brief mit der Zeitung vom 20.7. an. Über die beiden letzten Briefe habe ich mich sehr gefreut, dagegen hatte ich mich über den Brief vom 31.7. ein bißchen gefuchst.
Du schreibst darin, daß Du wohl meine beiden Päckchen erhalten hast, doch könntest Du Dich darüber nicht recht freuen, weil Du seit zwei Tagen keine Post von mir erhalten hast. Du mußt nicht immer gleich den Kopf hängen lassen. Siehe, die zwei Päckchen waren doch schließlich auch ein Gruß von mir. Wenn Du dabei bedenkst, mit welcher Sorgfalt und Liebe ich diese Sachen für Dich eingekauft habe, so kannst du dies ohnehin als Gruß betrachten. Glaube mir, ich warte auch manchen Tag und muß auf Post warten. Die Leute arbeiten für alle Soldaten. Wenn dann einmal ein Brief liegen bleibt, muß man nicht gleich denken, daß der andere krank ist. Ich weiß wohl, daß aus Deinen Zeilen die Sorge um mich spricht, doch ich bin und fühle mich soweit gesund. Wenn wirklich etwas Ernstliches eintreten sollte, so würde ich Dir umgehend Nachricht zukommen lassen, evtl. durch Telegramm. Für heute habe ich Dir aber einmal gründlich den Kopf gewaschen, doch ich denke, daß Du es richtig auffassen wirst und nun auch nicht übel nimmst.
Für Deine anderen und vielseitigen Ausführungen danke ich Dir wieder recht herzlich. Helga braucht sich keine Gedanken machen, wenn sie nicht gleich schreibt, sie soll nur die schönen Tage nutzen. Wenn sich Jörg auch über seinen Brief gefreut hat, so ist ja der Zweck erreicht. Er soll ja auch merken, daß sein Vater an ihn denkt. Das mit den Äpfeln sieht ihm wieder ganz ähnlich. Wenn er Freude an den Blumen hat, so ist das ja erfreulich. Daß sich die Blumen - fleißiges Lieschen- so gut entwickelt haben, freut mich, denn nun hast Du doch auch noch andere Blumen wie Kakteen da. Mit den Bohnen stimmt es schon, daß die nicht so viel Wind vertragen. Wieviel Stangenbohnen wir letztes Jahr hatte, kann ich Dir leider nicht sagen, denn ich kann mich tatsächlich nicht entsinnen.
Heute wird mein Schreiben etwas kurz, doch nimm mir meinen Ton, den ich heute vielleicht angeschlagen habe, nicht übel. Seid Ihr alle recht herzlich gegrüßt und geküßt, bleibt gesund und schreibe weiter so fleißig an Deinen Ernst.


Mein lieber Schatz!                                                                 O. U., den 7.8.40

Das war dann doch eine Überraschung, wie überhaupt ein ereignisreicher Tag. Heute bekomme ich einen Brief von Dir, den vom 4.8., außerdem je einen von Nanni und Deinen Eltern.
Ich habe nun heute nach Dienstschluß vier Päckchen an Euch fertig gemacht und bin dann 1/2 9 Uhr zum Essen gegangen. Jetzt um 10 Uhr fange ich noch bei mir in meiner Klause den Brief an Dich an, damit Du nicht zu kurz kommst. Ich war freudig überrascht, als ich aus Deinem Brief sowie aus dem der Eltern lesen konnte, daß Du so plötzlichen und unerwarteten Besuch bekommen hast. Ich glaube, wenn  ich es auch nicht gewesen bin, Du hast Dich trotzdem gefreut, einen von uns drei Soldaten bei Dir gehabt zu haben. Ja, Siegfried wird es bei Dir auch gefallen haben, denn jetzt, wo ich diesen Brief schreibe, ist er ja schon wieder unterwegs nach seinem Dienstort. Ich wäre auch froh, so plötzlich allerdings etwas längere Zeit bei Euch eintreffen zu können. Da dies nun leider nicht möglich ist, muß ich Dir immer wieder einen materiellen Gruß senden, damit Du siehst, daß ich nicht nur Briefe schreibe, sondern auch sonst an Euch denke.
Der Inhalt der Pakete verteilt sich wie folgt: 1. Schal für Dich; 2.Paket: Stoff für Helga oder wie Du ihn sonst verwerten kannst, Zigarren für Vaters Geburtstag(holländische) 3.Paket: Kaffee + Kakao; 4.Paket Kaffee. - Wahrscheinlich wird das einzelne Paket das ich am 31. an Dich abgesandt habe, bei Dir eingegangen sein. Bestätige mir bitte wieder jeweils den Eingang.
Seit gestern bin ich wieder in einer anderen Abteilung und zwar dem Auto-Zulassungs- und Fahrbereitschaftwesen zugeteilt. Ich muß mich da wieder einarbeiten, doch in einigen Tagen ist auch das bei mir wieder in Ordnung. Vor einigen Tagen habe ich hier gehört, daß ich mit noch zwei weiteren Kollegen zum Wehrmachtsbeamten ernannt werden soll. Die Unterlagen sind nach Brüssel gesandt worden. Nun muß ich einmal abwarten, was da dahinter steckt. Wenn es Dir möglich ist, so besorge mir doch bitte das Gesetz über die Wehrmachtsbeamten, es ist irgendwann einmal im Reichsgesetzblatt erschienen und kann jeweils im Nachweis über Reichsgesetzblätter vom Kohlhammerverlag nachgeschlagen werden. Vielleicht gehst Du einmal auf´s Amt und kannst denen irgendeinen Schmus erzählen, bloß nichts von mir. Ich überlasse dies also ganz und gar Deinem Geschick und Deinem Geschmack. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Dich noch darum bitten, mir einige (3-4) schöne Postkarten von Konstanz zu übersenden, damit ich auch noch etwas von Euch da habe, denn die will ich mir hier aufmachen. Den Brief vom 2.8. habe ich ja auch noch heute erhalten, in dem die Durchschläge von den vielen Schreiben enthalten waren. Das war aber wieder eine Leistung von Dir.
Ich grüße Euch alle recht herzlich, Euch drei sende ich außerdem noch viele Küsse von denen Du wieder zusätzlich und besonders welche erhältst von Deinem Ernst.

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