In
Russland, 10.August 1942
Meiner lieben Frau, meiner lieben Annie zum Geburtstage!
Zum dritten Male wird nun innerhalb der Familie der
Geburtstagsreigen seit meiner Einberufung zum Militär geschlossen. Wie immer
geschieht dies mit der Begehung Deines Geburtstages am 7. Des kommenden Monats.
Nie haben wir während dieser ganzen Zeit Gelegenheit gehabt, eines dieser
Familienfeste zusammen zu feiern. Ich war ja meist allein oder im Kreise von
Kameraden, die doch auch wieder fremde Menschen sind, wenn ich meinen
Geburtstag beging. Ihr konntet die anderen Geburtstage doch immer zusammen
verleben. Ich hatte zwar wieder den Vorteil, indem ich mir vorstellen konnte,
wie ihr ihn daheim begehen würdet, weil ich mir sagen konnte, so und so war es
früher. Ihr dagegen wußtet nur aus meinen Schilderungen, wie es bei mir
zugegangen ist. So sind die Rollen unterschiedlich verteilt und jeder muß sich
in dieser Zeit mit dem bescheiden, was ihm zugewiesen ist. Wenn Du nun diesmal
deinen 31. Geburtstag begehst, werde ich im Geiste wieder mitten unter Euch
weilen. Meine Glückwünsche kann ich trotz aller geistigen Verbindung nicht
persönlich überbringen. Ich werde es darum halten müssen wie immer in der
letzten Zeit. Glaube mir, dass ich sie dir wieder in ganz besonderer
Herzlichkeit sende in der festen Hoffnung, doch bald wieder einmal persönlich
alles nachholen zu können. Bleibe mir gesund in dem Jahr, welches vor dir
liegt, damit du all den Anforderungen, die dir in diesen schweren Zeiten wieder
bevorstehen werden, wieder nachkommen kannst. Es ist nicht immer leicht
gewesen, während der ganze Zeit allem wieder vorzustehen, doch mit glücklicher
Hand hast Du deine Sachen verwaltet. Dafür muss ich dir gleichzeitig danken,
denn solange ich weiß, dass du deiner Arbeit daheim vorstehst, kann ich in Ruhe
meinen Posten hier versehen.
Ich habe keine Geschenke weiter machen können, weil ich in
einer solch unwirtlichen Gegend bin, in der auch nichts zu kaufen ist. Darum
habe ich es nur so halten können, wie ich es mit den Kindern gemacht habe. Ich
hätte vielleicht wieder einen Strauß Dir zuschicken lassen können, aber das werde
ich bei anderer Gelegenheit wieder tun. Es ist zwar etwas nüchtern, wenn nur so
etwas Geld ankommt, aber ich kann es leider nicht anders einrichten. Nimm darum
diesmal bitte mit dem Vorlieb. Zu den Wünschen für die Gesundheit und für die
Arbeit möchte ich auch wie du den noch hinzufügen, dass es uns bald vergönnt
ist, während weniger Urlaubstage wieder einmal beieinander zu sein.
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