Mein
liebes Mädel ! 9.8.42
Heute
habe ich wieder eine Flut von Post erhalten, daß mir direkt feierlich dabei
zumute ist. Wenn nicht gerade Sonntag wäre, hätte ich sonst das Gefühl, daß es
heute an dem so sein müßte. Vor allem habe ich jetzt fast alle Briefe erhalten,
die von der älteren Post stammen. Die Abschriften von den gewünschten Papieren
sind auch dabei und der Mückenschleier, der nach meiner Ansicht richtig ist.
Aber auch von Jörg kam der Brief noch an, dem ich vielmals dafür danke. Sobald
ich an meinem neuen Ort bin, werde ich ihm schreiben, denn jetzt komme ich
nicht mehr dazu. Dann bekam ich noch
einen Brief von Wittenburg. Der schreibt unter anderem, daß mein Geld wohl auf
der Zahlmeisterei sei, und daß er mit dem Zahlmeister die Sache in Ordnung
bringen will. Darüber würde er mir noch
schreiben. Eine Karte von Siegfried aus Gmünden war auch noch dabei. Du kannst
Dir denken, daß ich allerhand zu lesen hatte, doch böse war ich keinesfalls
darum. Bald hätte ich vergessen, daß Nannie auch geschrieben hat. So haben
jetzt fast alle wieder an mich gedacht. Die Zeugnisse von den Kindern habe ich
zwar noch nicht erhalten, aber solange muß ich eben noch warten, bis ich sie
erhalte. DAß die Abschriften mit dabei waren, ist mir eine gewisse Beruhigung,
denn ich möchte mich doch gern dieser Angelegenheit widmen, sobald ich dazu
Zeit habe, damit es nicht auf die lange Bank geschoben wird. Auch den Brief
habe ich von Dir erhalten, in dem Du mir die Ankunft von Erna mitteilst. Überrascht
war ich aber von einer Mitteilung Wittenburgs, der schreibt mir, daß er sich
freut, daß ich wieder bei einer Militärverwaltung gelandet sei. Er hatte dies
zwar schon auf dem Dienstwege erfahren. Da hatte es in einem Schreiben
geheißen, daß meine Versetzung auf einer irrigen Auffassung einer Verfügung
erfolgt sei. Das heißt also, daß ich unter anderen Umständen heute noch in
Frankreich wäre. Das hat mich aber doch mit einer gewissen Befriedigung
erfüllt, daß mein damaliger Kommandant im Mai auch nach dem Osten versetzt
worden sei. Der Kriegsverwaltungsrat ist zwar noch in Frankreich, gehört aber
nicht mehr der Militärverwaltung an, sondern hat ein anderes Aufgabengebiet
erhalten. Du siehst, daß es manche Veränderung dort gegeben hat. Wenn ich
dazukomme, werde ich morgen noch auf Deine Briefe eingehen. sonst mußt Du Dich
etwas gedulden, bis ich wieder Gelegenheit dazu finde, denn jetzt geht es
morgen Nachmittag ab. Gestern habe ich
Geld an Dich abgesandt. Ich bitte, dies als Geburtstagsgeschenk für Dich zu betrachten.
Wenn Du Dir etwas dafür kaufen willst und kannst, dann mache das ruhig. Du
weißt ja, daß ich keine Gelegenheit dazu habe. Ich hätte es gern selbst getan.
Mache also damit, was Du für richtig findest, es wird immer in meinem Sinn
sein. Heute, oder in den nächsten Tagen wird ja Erna ihren Besuch wieder
beenden, denn es sind schon wieder 14 Tage vorbei, seit sie bei Euch ankam. Die
Zeit vergeht schnell. Ich hoffe, daß Ihr sie genutzt habt und daß Euch das
Wetter hold war. Von mir kann ich
nichts weiter Wichtiges berichten, denn das ergibt sich erst in den nächsten
Tagen. Ich beende deshalb schon jetzt meinen Brief und sende Euch allen recht
viele und herzliche Grüße. Dich und die Kinder küßt wieder vielmals Dein Ernst.
Meine
liebe Annie ! 10.8.42
Wieder
ist einmal der Tag der Abreise da. Auf Wunsch unseres Rates haben wir etwas
Abschied gefeiert, weil es doch sonst nichts zu feiern gibt, müssen alle solche
Anlässe aufgenutzt werden, die sich bieten. Hier steht ja nichts anderes zur
Verfügung als Wodka. An den haben wir uns nun gehalten. Einige Kameraden sind
heute wohl krank. Ich kann von mir sagen, daß ich es gut überstanden habe, so
daß ich meinen Aufgaben, die ich heute noch zu erfüllen habe, in aller Ruhe
nachkommen kann. Ich habe noch ein Päckchen zu packen mit einer Flasche Butter,
damit das noch an Dich auf den Weg kommt. Gestern hatte ich schon eines
fertiggemacht. Ich hoffe, daß alles gut ankommen wird. Die Päckchen tragen die
Nummer 33/34. Ich habe jetzt alles soweit untergebracht. Der Koffer ist
ziemlich schwer, denn diesmal mußte ich meinen Mantel noch verpacken. Es ist
gut, wenn man öfter unterwegs sein muß,
dann sammelt sich nicht allzu viel an. Ich habe gestern erst noch eine
gründliche Wäsche vorgenommen und was an meinem Sachen noch in Ordnung zu
machen war, gemacht. Hier hat man ja keine Putzfrau wie in Frankreich. Man
macht sich im allgemeinen auch nicht soviel draus, denn wenn hier Flecken in
den Sachen sind, da sieht keiner weiter hin. Ich lege zwar keinen großen Wert
auf solche Abzeichen. Vermeiden läßt sich das aber nicht immer, vor allem, wenn
die Sachen langsam alt werden. Ich
hoffe, morgen in Kursk noch etwas Post zu erhalten, die andere ankommende wird
mir dann auf dem Kurierwege nachgesandt werden. Ich hoffe, daß dies dann immer noch verhältnismäßig schnell gehen
wird, bis ich wieder in den Besitz von Post komme. Anderes habe ich heute nicht
weiter zu berichten, denn auf Deine übrige Post gehe ich dann später wieder
ein, denn eilige Sachen sind weiter nicht dabei. Herzliche Grüße und recht
viele Küsse sendet Dir und den Kindern Dein Ernst.
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