Montag, 14. August 2017

Brief 302 vom 9. / 10.8.1942


Mein liebes Mädel !                                                            9.8.42     
  
Heute habe ich wieder eine Flut von Post erhalten, daß mir direkt feierlich dabei zumute ist. Wenn nicht gerade Sonntag wäre, hätte ich sonst das Gefühl, daß es heute an dem so sein müßte. Vor allem habe ich jetzt fast alle Briefe erhalten, die von der älteren Post stammen. Die Abschriften von den gewünschten Papieren sind auch dabei und der Mückenschleier, der nach meiner Ansicht richtig ist. Aber auch von Jörg kam der Brief noch an, dem ich vielmals dafür danke. Sobald ich an meinem neuen Ort bin, werde ich ihm schreiben, denn jetzt komme ich nicht mehr dazu.  Dann bekam ich noch einen Brief von Wittenburg. Der schreibt unter anderem, daß mein Geld wohl auf der Zahlmeisterei sei, und daß er mit dem Zahlmeister die Sache in Ordnung bringen will.  Darüber würde er mir noch schreiben. Eine Karte von Siegfried aus Gmünden war auch noch dabei. Du kannst Dir denken, daß ich allerhand zu lesen hatte, doch böse war ich keinesfalls darum. Bald hätte ich vergessen, daß Nannie auch geschrieben hat. So haben jetzt fast alle wieder an mich gedacht. Die Zeugnisse von den Kindern habe ich zwar noch nicht erhalten, aber solange muß ich eben noch warten, bis ich sie erhalte. DAß die Abschriften mit dabei waren, ist mir eine gewisse Beruhigung, denn ich möchte mich doch gern dieser Angelegenheit widmen, sobald ich dazu Zeit habe, damit es nicht auf die lange Bank geschoben wird. Auch den Brief habe ich von Dir erhalten, in dem Du mir die Ankunft von Erna mitteilst. Überrascht war ich aber von einer Mitteilung Wittenburgs, der schreibt mir, daß er sich freut, daß ich wieder bei einer Militärverwaltung gelandet sei. Er hatte dies zwar schon auf dem Dienstwege erfahren. Da hatte es in einem Schreiben geheißen, daß meine Versetzung auf einer irrigen Auffassung einer Verfügung erfolgt sei. Das heißt also, daß ich unter anderen Umständen heute noch in Frankreich wäre. Das hat mich aber doch mit einer gewissen Befriedigung erfüllt, daß mein damaliger Kommandant im Mai auch nach dem Osten versetzt worden sei. Der Kriegsverwaltungsrat ist zwar noch in Frankreich, gehört aber nicht mehr der Militärverwaltung an, sondern hat ein anderes Aufgabengebiet erhalten. Du siehst, daß es manche Veränderung dort gegeben hat. Wenn ich dazukomme, werde ich morgen noch auf Deine Briefe eingehen. sonst mußt Du Dich etwas gedulden, bis ich wieder Gelegenheit dazu finde, denn jetzt geht es morgen Nachmittag ab.  Gestern habe ich Geld an Dich abgesandt. Ich bitte, dies als Geburtstagsgeschenk für Dich zu betrachten. Wenn Du Dir etwas dafür kaufen willst und kannst, dann mache das ruhig. Du weißt ja, daß ich keine Gelegenheit dazu habe. Ich hätte es gern selbst getan. Mache also damit, was Du für richtig findest, es wird immer in meinem Sinn sein. Heute, oder in den nächsten Tagen wird ja Erna ihren Besuch wieder beenden, denn es sind schon wieder 14 Tage vorbei, seit sie bei Euch ankam. Die Zeit vergeht schnell. Ich hoffe, daß Ihr sie genutzt habt und daß Euch das Wetter hold war.  Von mir kann ich nichts weiter Wichtiges berichten, denn das ergibt sich erst in den nächsten Tagen. Ich beende deshalb schon jetzt meinen Brief und sende Euch allen recht viele und herzliche Grüße. Dich und die Kinder küßt wieder vielmals Dein Ernst.


Meine liebe Annie !                                                           10.8.42      

Wieder ist einmal der Tag der Abreise da. Auf Wunsch unseres Rates haben wir etwas Abschied gefeiert, weil es doch sonst nichts zu feiern gibt, müssen alle solche Anlässe aufgenutzt werden, die sich bieten. Hier steht ja nichts anderes zur Verfügung als Wodka. An den haben wir uns nun gehalten. Einige Kameraden sind heute wohl krank. Ich kann von mir sagen, daß ich es gut überstanden habe, so daß ich meinen Aufgaben, die ich heute noch zu erfüllen habe, in aller Ruhe nachkommen kann. Ich habe noch ein Päckchen zu packen mit einer Flasche Butter, damit das noch an Dich auf den Weg kommt. Gestern hatte ich schon eines fertiggemacht. Ich hoffe, daß alles gut ankommen wird. Die Päckchen tragen die Nummer 33/34. Ich habe jetzt alles soweit untergebracht. Der Koffer ist ziemlich schwer, denn diesmal mußte ich meinen Mantel noch verpacken. Es ist gut, wenn man öfter  unterwegs sein muß, dann sammelt sich nicht allzu viel an. Ich habe gestern erst noch eine gründliche Wäsche vorgenommen und was an meinem Sachen noch in Ordnung zu machen war, gemacht. Hier hat man ja keine Putzfrau wie in Frankreich. Man macht sich im allgemeinen auch nicht soviel draus, denn wenn hier Flecken in den Sachen sind, da sieht keiner weiter hin. Ich lege zwar keinen großen Wert auf solche Abzeichen. Vermeiden läßt sich das aber nicht immer, vor allem, wenn die Sachen langsam alt werden.  Ich hoffe, morgen in Kursk noch etwas Post zu erhalten, die andere ankommende wird mir dann auf dem Kurierwege nachgesandt werden.  Ich hoffe, daß dies dann immer noch verhältnismäßig schnell gehen wird, bis ich wieder in den Besitz von Post komme. Anderes habe ich heute nicht weiter zu berichten, denn auf Deine übrige Post gehe ich dann später wieder ein, denn eilige Sachen sind weiter nicht dabei. Herzliche Grüße und recht viele Küsse sendet Dir und den Kindern Dein Ernst.

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