Mein liebes, gutes Mädel ! 18.4.42
Gestern Abend kamen Alice und Paul. Sie fragten mich schon am Vormittag, ob ich Zigaretten hätte, denn dann würden sie mir welche mitbringen. Ich bedankte mich dafür und sagte ihr aber, daß ich nicht abgeneigt wäre, wenn sie einen guten Cognac mitbringen würde. Tatsächlich brachte sie dann einen Likör mit, den wir uns dann nach dem Abendessen zu Gemüte gezogen haben Wir haben uns dann über alle Dinge die uns gemeinsam berühren, unterhalten. Daß Du mit den Kindern nicht aus dem Spiel gelassen wurdest, kannst du Dir ja vorstellen. Was liegt mir denn näher, wie gerade in diesem Kreise immer wieder von Euch zu erzählen. Alle wollten ja auch wissen, was Ihr macht und wie Ihr lebt und wie es Euch geht. Nachdem ich nun erst kürzlich im Urlaub war, hatte ich reichlich Gesprächsstoff.
Dein Vater holte dann noch einen Rest Steinhäger, den wir dann auch noch wegmachten. Ich hatte mir aus Frankreich 2 Flaschen Cognac mitgebracht, die ich mir für spätere Zwecke aufheben wollte und Dir mitschicken wollte. Ich dachte, wenn die Stimmung so angenehm und angeregt ist, da werde ich eine von den zweien opfern. Dein Vater und auch Alice sowie Paul sagten erst, ich solle sie aufheben. Als ich sie dann aufgemacht hatte, hat dann keine mehr widerstanden. Als wir noch einige Cognacs getrunken hatten, gingen dann Alice und Paul heim. Den Brief den ich Dir gestern sandte, hatten dann alle noch unterschrieben. Wir 3 saßen dann noch beieinander und wir kamen dann ins Gespräch auf meinen Brief und auch auf Deinen. Erst meinte er, mein Brief sei ziemlich scharf gewesen. Wir haben uns dann des Langen und Breiten darüber unterhalten, und ich habe nochmals unser aller Meinung zum Ausdruck gebracht, der er anfänglich entgegentrat und versuchte, unsere Ansichten zu entkräften. Ich ließ mich nicht davon abbringen und sagte ihm offen, meine Meinung mit der Begründung, daß ich ihm in der gleichen Weise entgegentrete wie er es auch an sich hat. Es handelt sich hierbei nicht mehr um die Frau Böhler sondern um das Fräulein Ludwig, mit der er früher im Geschäft tätig war. Ich sagte ihm dann, daß wir ihm nicht im Wege stehen, keiner von uns, aber wir wollen und können es auch nicht dulden, daß er jetzt nach so kurzer Zeit schon derartige Pläne hat und habe ihm das richtig vor Augen gehalten. Er sagte dann, daß er während des Krieges auch nicht daran dächte wieder zu heiraten, weil er nicht wüßte, wie und wann wir aus dem Kriege heimkommen würden. Wenn wir zwar gesund heimkämen, dann halte er es nicht für ausgeschlossen, daß er an eine Verbindung noch einmal denken würde. Unsere Stellungnahme dazu habe ich dann wieder dahin formuliert, daß die Beziehungen dann sich zwischen uns allen sehr abkühlen würden, denn das ist unser aller Auffassung. Wie gesagt, wie er mir das schon vorher bestätigte, denkt er während der Dauer des Krieges nicht daran. Neu war mir allerdings, daß er auch an Dora geschrieben hat, ob sie zu ihm kommen würde. Er sagte auch, daß das gewissermaßen Mamas Wunsch gewesen sei. Er las mir dann auch einen Brief von Dora vor in dem sie ihm mitteilte, daß sie das im gegenwärtigen Moment wegen des Haushalts, dem sie gegenwärtig vorsteht, nicht könnte. Im übrigen sagte er, daß er mit Dir schon darüber gesprochen hätte und daß Du darüber Bescheid wissen würdest, was ich aber verneinte, weil Du mir davon noch nie etwas gesagt hattest. Er fragte mich dann, was wir wohl dazu sagen würden, wenn Dora ins Haus käme, worauf in ihm erklärte, daß dies eine ganz andere Version sei, über die ich erst nochmals nachdenken müßte und die ich nicht gleich beantworten könne. Wir haben uns dann über diese Dinge noch bis gegen 2 Uhr unterhalten. Daß dabei fast die ganze Flasche Cognac draufgegangen ist, hat mir dann auch nicht leid getan, denn ich habe mit ihm über diese Dinge in alle Ruhe reden können. Gut war, daß Erna dabei war, die ja schließlich auch mit zur Familie gehört und die jederzeit das bestätigen kann und Siegfried meine Meinung auch mitteilen kann, wie ich über alle diese Dinge denke. Ich denke, daß Du jetzt in soweit beruhigt bist, daß ich in aller Ruhe mit Deinem Vater auseinander gekommen bin, denn ich gab zu, durch weitere Briefeschreiberei wären die Dinge vielleicht verworrener geworden. Übrigens über Deinen Brief war er mehr verwundert als über meinen, weil er nach seiner Ansicht schärfer gewesen sei. Aber es ist soweit jetzt ziemlich klar. Ich bin bestimmt froh, daß ich mich mit ihm darüber ausgesprochen habe und daß er auch unsere Meinung weiß. Ich komme jetzt nicht mehr dazu, Dir noch mehr zu schreiben, was ich noch zu berichten habe, weil mir die weitere Zeit im Moment dazu fehlt. Ich werde aber alles noch nachholen. Sei darum jetzt vielmals und recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.
Mein liebes Mädel ! Auf der Fahrt, den 19.4.42
Nun bin ich wieder auf der Fahrt und jetzt hier auf dem Bahnhof von Breslau. Der Zug wird gleich weiterfahren. Ich möchte aber doch noch etwas schreiben, damit Du nicht so lange ohne Post bist. Mittag gegen 12 Uhr werde ich in Krakau ankommen. Was dann wird und wie es dann weitergeht, muß ich abwarten. Gestern früh sind wir etwas spät aufgestanden. Ich habe dann noch gebadet. Meine Koffer mußte ich doch umpacken, weil ich Dir unseren großen Koffer heimgeschickt habe. Ich bin jetzt nur noch mit dem Koffer von Kurt unterwegs, damit ich nicht soviel Schleiferei habe. Ich weiß nicht, ob Du noch einen Schlüssel davon daheim hast. Ich schicke ihn Dir in diesen Tagen zu, damit Du ihn dann ausräumen und die Sachen versorgen kannst. Die eine Flasche Cognac hebst Du dann noch mit auf. Die übrigen Sachen waren mir alle im Wege. Einen weiteren Koffer mit Uniformjacken schickt Dir Dein Vater mit der Post noch zu. 2 Bücher wirst Du auch noch von ihm erhalten, weil sie nicht mehr hineinpassen. Das wäre dann alles, was ich noch bei mir hätte, was ich so entbehren kann und was ich jetzt nicht gleich unbedingt brauche, vor allem, weil ich noch nicht weiß, wie ich untergebracht werde.
Nach dem Mittagessen bin ich mit Erna in die Stadt gefahren, habe auf dem Bahnhof meinen Koffer aufgegeben. Anschließend sind wir dann auf den Friedhof gefahren, wo uns Dein Vater und Alice erwarteten. Ich habe dann noch einige Blumen gekauft, um sie auf das Grab meiner Mutter und auf das Grab von Walter tun zu können. Es war mir eine Notwendigkeit, diese Gräber sowie das von Deiner Mutter zu besuchen. Man fährt beruhigter weiter, wenn man das alles nochmals gesehen hat, wo man so durch die Stadt fährt und hat die Gelegenheit dazu. Wir haben dann alles sauber gemacht, damit alles wieder ordentlich aussieht. Beim Grab meiner Mutter ist der Efeu erfroren, dagegen der Efeu auf dem Grab meines Bruders noch ganz schön. Wir haben etwas davon umgepflanzt, es wird sich zeigen, ob es anwächst.
Später fuhren wir dann wieder in die Stadt zurück. Dein Vater wollte sich einen Anzug kaufen. Da bin ich dann noch mitgegangen. Als das erledigt war, haben wir uns noch in eine Wirtschaft gesetzt. ½ 9 Uhr waren wir wieder daheim. Ich zog dann meine alte Kluft für die Reise wieder an, und die andere habe ich wieder verpackt. Nach dem Abendessen war es dann wieder bald Zeit zum Fertigmachen. Erna hatte noch einen Kaffee gekocht, dann haben wir noch den restlichen Cognac getrunken und dann ging es los. Dein Vater wurde wieder etwas weich, aber Du kennst ihn ja wie er da ist, wenn man von ihm Abschied nimmt. Erna war während der Zeit auch sehr nett zu mir, der kurze Aufenthalt war bestimmt angenehm verlaufen. Nun sitze ich wieder im Zug und fahre jetzt wieder durch das Kohlen und Bergwerksgebiet Oberschlesiens. Jetzt in Glowitz und bald werde ich im polnischen Lande sein.
Die Züge sind so überfüllt und die Gegend ist so interessant, daß ich meinen Schlaf, den ich in der Nacht begonnen habe, weiter fortsetze. Ich habe mich auf die Bank hingelegt, so daß ich verhältnismäßig gut ausgeruht bin. Trotz der langen Reise, die nun schon seit Montag geht. Interessant war nur der Unterschied, den man jetzt um diese Jahreszeit in der Landschaft erlebt.
Wie ich Dir schon schrieb, war in Paris alles schon in schönster Blüte, in Mitteldeutschland da fingen die Bäume langsam an zu grünen und hier sind erst die Weidenkätzchen herausgekommen und die Birken fangen noch nicht an zu grünen. Man merkt daran schon, daß es hier kälter ist, und daß es noch eine Weile brauchen wird, bis es hier auch zum Blühen kommt. Auf den Haltestellen schreibe ich immer wieder an meinem Brief weiter, denn während der Fahrt geht das schlecht, weil der Zug so schlingert. Ich glaube, daß ich selten so lange an einem Brief geschrieben habe wie an diesem, schon was die Entfernung anbelangt. Ich glaube, daß ich für heute erst einmal das persönliche geschrieben habe. Ich habe vorhin erst einmal überlegen müssen, was überhaupt für ein Tag ist, dann merkte ich, daß ja Sonntag sei. Man kommt ganz außer der Reihe. Nimm Du recht herzliche und viele Grüße und Küsse entgegen. Gib auch unseren beiden Lausern einen herzlichen Kuß von Deinem Ernst.
Gestern Abend kamen Alice und Paul. Sie fragten mich schon am Vormittag, ob ich Zigaretten hätte, denn dann würden sie mir welche mitbringen. Ich bedankte mich dafür und sagte ihr aber, daß ich nicht abgeneigt wäre, wenn sie einen guten Cognac mitbringen würde. Tatsächlich brachte sie dann einen Likör mit, den wir uns dann nach dem Abendessen zu Gemüte gezogen haben Wir haben uns dann über alle Dinge die uns gemeinsam berühren, unterhalten. Daß Du mit den Kindern nicht aus dem Spiel gelassen wurdest, kannst du Dir ja vorstellen. Was liegt mir denn näher, wie gerade in diesem Kreise immer wieder von Euch zu erzählen. Alle wollten ja auch wissen, was Ihr macht und wie Ihr lebt und wie es Euch geht. Nachdem ich nun erst kürzlich im Urlaub war, hatte ich reichlich Gesprächsstoff.
Dein Vater holte dann noch einen Rest Steinhäger, den wir dann auch noch wegmachten. Ich hatte mir aus Frankreich 2 Flaschen Cognac mitgebracht, die ich mir für spätere Zwecke aufheben wollte und Dir mitschicken wollte. Ich dachte, wenn die Stimmung so angenehm und angeregt ist, da werde ich eine von den zweien opfern. Dein Vater und auch Alice sowie Paul sagten erst, ich solle sie aufheben. Als ich sie dann aufgemacht hatte, hat dann keine mehr widerstanden. Als wir noch einige Cognacs getrunken hatten, gingen dann Alice und Paul heim. Den Brief den ich Dir gestern sandte, hatten dann alle noch unterschrieben. Wir 3 saßen dann noch beieinander und wir kamen dann ins Gespräch auf meinen Brief und auch auf Deinen. Erst meinte er, mein Brief sei ziemlich scharf gewesen. Wir haben uns dann des Langen und Breiten darüber unterhalten, und ich habe nochmals unser aller Meinung zum Ausdruck gebracht, der er anfänglich entgegentrat und versuchte, unsere Ansichten zu entkräften. Ich ließ mich nicht davon abbringen und sagte ihm offen, meine Meinung mit der Begründung, daß ich ihm in der gleichen Weise entgegentrete wie er es auch an sich hat. Es handelt sich hierbei nicht mehr um die Frau Böhler sondern um das Fräulein Ludwig, mit der er früher im Geschäft tätig war. Ich sagte ihm dann, daß wir ihm nicht im Wege stehen, keiner von uns, aber wir wollen und können es auch nicht dulden, daß er jetzt nach so kurzer Zeit schon derartige Pläne hat und habe ihm das richtig vor Augen gehalten. Er sagte dann, daß er während des Krieges auch nicht daran dächte wieder zu heiraten, weil er nicht wüßte, wie und wann wir aus dem Kriege heimkommen würden. Wenn wir zwar gesund heimkämen, dann halte er es nicht für ausgeschlossen, daß er an eine Verbindung noch einmal denken würde. Unsere Stellungnahme dazu habe ich dann wieder dahin formuliert, daß die Beziehungen dann sich zwischen uns allen sehr abkühlen würden, denn das ist unser aller Auffassung. Wie gesagt, wie er mir das schon vorher bestätigte, denkt er während der Dauer des Krieges nicht daran. Neu war mir allerdings, daß er auch an Dora geschrieben hat, ob sie zu ihm kommen würde. Er sagte auch, daß das gewissermaßen Mamas Wunsch gewesen sei. Er las mir dann auch einen Brief von Dora vor in dem sie ihm mitteilte, daß sie das im gegenwärtigen Moment wegen des Haushalts, dem sie gegenwärtig vorsteht, nicht könnte. Im übrigen sagte er, daß er mit Dir schon darüber gesprochen hätte und daß Du darüber Bescheid wissen würdest, was ich aber verneinte, weil Du mir davon noch nie etwas gesagt hattest. Er fragte mich dann, was wir wohl dazu sagen würden, wenn Dora ins Haus käme, worauf in ihm erklärte, daß dies eine ganz andere Version sei, über die ich erst nochmals nachdenken müßte und die ich nicht gleich beantworten könne. Wir haben uns dann über diese Dinge noch bis gegen 2 Uhr unterhalten. Daß dabei fast die ganze Flasche Cognac draufgegangen ist, hat mir dann auch nicht leid getan, denn ich habe mit ihm über diese Dinge in alle Ruhe reden können. Gut war, daß Erna dabei war, die ja schließlich auch mit zur Familie gehört und die jederzeit das bestätigen kann und Siegfried meine Meinung auch mitteilen kann, wie ich über alle diese Dinge denke. Ich denke, daß Du jetzt in soweit beruhigt bist, daß ich in aller Ruhe mit Deinem Vater auseinander gekommen bin, denn ich gab zu, durch weitere Briefeschreiberei wären die Dinge vielleicht verworrener geworden. Übrigens über Deinen Brief war er mehr verwundert als über meinen, weil er nach seiner Ansicht schärfer gewesen sei. Aber es ist soweit jetzt ziemlich klar. Ich bin bestimmt froh, daß ich mich mit ihm darüber ausgesprochen habe und daß er auch unsere Meinung weiß. Ich komme jetzt nicht mehr dazu, Dir noch mehr zu schreiben, was ich noch zu berichten habe, weil mir die weitere Zeit im Moment dazu fehlt. Ich werde aber alles noch nachholen. Sei darum jetzt vielmals und recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.
Mein liebes Mädel ! Auf der Fahrt, den 19.4.42
Nun bin ich wieder auf der Fahrt und jetzt hier auf dem Bahnhof von Breslau. Der Zug wird gleich weiterfahren. Ich möchte aber doch noch etwas schreiben, damit Du nicht so lange ohne Post bist. Mittag gegen 12 Uhr werde ich in Krakau ankommen. Was dann wird und wie es dann weitergeht, muß ich abwarten. Gestern früh sind wir etwas spät aufgestanden. Ich habe dann noch gebadet. Meine Koffer mußte ich doch umpacken, weil ich Dir unseren großen Koffer heimgeschickt habe. Ich bin jetzt nur noch mit dem Koffer von Kurt unterwegs, damit ich nicht soviel Schleiferei habe. Ich weiß nicht, ob Du noch einen Schlüssel davon daheim hast. Ich schicke ihn Dir in diesen Tagen zu, damit Du ihn dann ausräumen und die Sachen versorgen kannst. Die eine Flasche Cognac hebst Du dann noch mit auf. Die übrigen Sachen waren mir alle im Wege. Einen weiteren Koffer mit Uniformjacken schickt Dir Dein Vater mit der Post noch zu. 2 Bücher wirst Du auch noch von ihm erhalten, weil sie nicht mehr hineinpassen. Das wäre dann alles, was ich noch bei mir hätte, was ich so entbehren kann und was ich jetzt nicht gleich unbedingt brauche, vor allem, weil ich noch nicht weiß, wie ich untergebracht werde.
Nach dem Mittagessen bin ich mit Erna in die Stadt gefahren, habe auf dem Bahnhof meinen Koffer aufgegeben. Anschließend sind wir dann auf den Friedhof gefahren, wo uns Dein Vater und Alice erwarteten. Ich habe dann noch einige Blumen gekauft, um sie auf das Grab meiner Mutter und auf das Grab von Walter tun zu können. Es war mir eine Notwendigkeit, diese Gräber sowie das von Deiner Mutter zu besuchen. Man fährt beruhigter weiter, wenn man das alles nochmals gesehen hat, wo man so durch die Stadt fährt und hat die Gelegenheit dazu. Wir haben dann alles sauber gemacht, damit alles wieder ordentlich aussieht. Beim Grab meiner Mutter ist der Efeu erfroren, dagegen der Efeu auf dem Grab meines Bruders noch ganz schön. Wir haben etwas davon umgepflanzt, es wird sich zeigen, ob es anwächst.
Später fuhren wir dann wieder in die Stadt zurück. Dein Vater wollte sich einen Anzug kaufen. Da bin ich dann noch mitgegangen. Als das erledigt war, haben wir uns noch in eine Wirtschaft gesetzt. ½ 9 Uhr waren wir wieder daheim. Ich zog dann meine alte Kluft für die Reise wieder an, und die andere habe ich wieder verpackt. Nach dem Abendessen war es dann wieder bald Zeit zum Fertigmachen. Erna hatte noch einen Kaffee gekocht, dann haben wir noch den restlichen Cognac getrunken und dann ging es los. Dein Vater wurde wieder etwas weich, aber Du kennst ihn ja wie er da ist, wenn man von ihm Abschied nimmt. Erna war während der Zeit auch sehr nett zu mir, der kurze Aufenthalt war bestimmt angenehm verlaufen. Nun sitze ich wieder im Zug und fahre jetzt wieder durch das Kohlen und Bergwerksgebiet Oberschlesiens. Jetzt in Glowitz und bald werde ich im polnischen Lande sein.
Die Züge sind so überfüllt und die Gegend ist so interessant, daß ich meinen Schlaf, den ich in der Nacht begonnen habe, weiter fortsetze. Ich habe mich auf die Bank hingelegt, so daß ich verhältnismäßig gut ausgeruht bin. Trotz der langen Reise, die nun schon seit Montag geht. Interessant war nur der Unterschied, den man jetzt um diese Jahreszeit in der Landschaft erlebt.
Wie ich Dir schon schrieb, war in Paris alles schon in schönster Blüte, in Mitteldeutschland da fingen die Bäume langsam an zu grünen und hier sind erst die Weidenkätzchen herausgekommen und die Birken fangen noch nicht an zu grünen. Man merkt daran schon, daß es hier kälter ist, und daß es noch eine Weile brauchen wird, bis es hier auch zum Blühen kommt. Auf den Haltestellen schreibe ich immer wieder an meinem Brief weiter, denn während der Fahrt geht das schlecht, weil der Zug so schlingert. Ich glaube, daß ich selten so lange an einem Brief geschrieben habe wie an diesem, schon was die Entfernung anbelangt. Ich glaube, daß ich für heute erst einmal das persönliche geschrieben habe. Ich habe vorhin erst einmal überlegen müssen, was überhaupt für ein Tag ist, dann merkte ich, daß ja Sonntag sei. Man kommt ganz außer der Reihe. Nimm Du recht herzliche und viele Grüße und Küsse entgegen. Gib auch unseren beiden Lausern einen herzlichen Kuß von Deinem Ernst.
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