Mein liebes Mädel ! Marburg, den 14.4.42
Nach beschwerlicher Fahrt bin ich heute Mittag gegen 12 Uhr hier eingetroffen. Doch ich will einmal schön der Reihe nach erzählen. Am Sonntag sollte ich ja in Frankreich wegfahren. Ich kam zur Bahn, hatte alle meine Sachen schön aufgebaut und ausgerichtet und wartete auf den Zug. Der Zug sollte so kurz nach 2 Uhr fahren. Ich wunderte mich, als gegen 2 Uhr immer noch niemand auf dem Bahnsteig erschien. Ich fragte dann und man sagte mir, daß dieser Zug am Sonntag nicht fahre. Ich dachte, wenn es nicht sein soll, dann ist es auch gut und bin, nachdem ich mich telefonisch zurückgemeldet hatte, wieder nach hause gefahren. Wenn man aber so auf dem Sprung sitzt, dann hat man zu nichts weiter große Lust, so kam es dann auch, daß ich nicht viel geschrieben habe. An dem Tag habe ich dann nicht mehr viel angestellt, weil ich auch zum Ausgehen keine besondere Lust verspürte. Am Montagvormittag hatte ich mich dann nochmals persönlich auf der Kommandantur gemeldet, habe nochmals wegen eines Wagens gefragt, der mich zur Bahn bringen sollte und dann noch mein Mittagessen eingenommen. Als ich hinkam, glaubte man erst, ich sei es nicht selbst, weil man mich schon über alle Berge wähnte. Dem Spieß war es unangenehm, daß er das übersehen hatte. Von da an hat dann alles fahrplanmäßig geklappt. Ich bin dann mit dem Schnellzug Lille-Paris nach 2 Uhr abgefahren. Das Wetter war wirklich sehr schön zum Reisen. Wunderbarer Sonnenschein lag über der Landschaft. Fast genau 4 Wochen nach meinem Urlaub und etwa 1 Jahr nach Ablegung meiner Prüfung und Versetzung nach Douai sind vergangen, als ich abrückte. Wenn man zurückdenkt, so will es einem nicht so lange scheinen und doch ist es an dem.
Bei schönem Wetter fuhr ich ab. Die Landschaft erschien einem dadurch in mildem Licht, als beispielsweise vor einem Jahr, als ich ankam und es regnete und war trübes, unfreundliches Wetter. Von Fern grüßten noch einmal die Schutthalden der Kohlengruben herüber. Wenn man so Abschied nimmt, sieht man alles mit anderen Augen als sonst. Je weiter man dann nach Süden kommt, desto belebter wird die Landschaft, doch die Häuser haben alle den gleichen eintönigen Charakter.
Etwa ½ 7 Uhr war ich dann in Paris. Dort habe ich mir erst einmal einen Gepäckträger geschnappt, denn es ist doch allerhand Zeug zusammengekommen, was man zu tragen hat. Außer meinen 2 Koffern hatte ich noch 2 Pakete und meine Mappe. Ich hatte mir dann einen Passierschein besorgt, um nach dem anderen Bahnhof überwechseln zu können. Mit noch anderen Soldaten bin ich dann losgezogen. Es ist nur gut, daß der Weg nicht so weit war, denn bei diesem warmen, fast sommerlichen Wetter mit dem Mantel durch die Stadt laufen, ist kein Vergnügen. Das hatte ich dann auch geschafft. Als ich jedoch dort feststellte, daß sich etwa 70 bis 80 Sechserreihen aufgestellt hatten, um mit dem Zug nach Frankfurt mitgenommen zu werden, wurde es mir etwas anders zumute, doch ich stellte mich mit an und wartete mit. Das ging über eine Stunde. Schließlich ging es auch vorbei. Kurz vor 9 Uhr fuhren wir dann aus dem Bahnhof heraus. Im Zentrum wieder die engen, hochstöckigen Häuser. Verrußt und unfreundlich. Auf der Höhe der Stadt sah man nochmals die Kirche Montmartre in der Abendsonne und in der Ferne sah das wirklich sehr nett aus. Wir fuhren dann durch die Vorstädte von Paris und ich mußte feststellen, daß ich da das erste Mal angenehm enttäuscht wurde. Offenbar waren da Wohnungen von Leuten, die etwas sich erworben hatten. Aber die Häuser sahen meist freundlich aus und was das Bild besonders schön machte war, daß in sämtlichen Gärten die Blumen und die Obstbäume blühten. Es war wirklich eine Pracht. Es war so mit das letzte, was ich von Frankreich sah und das war nicht das schlechteste. Ich weiß, daß das selten ist und daß man das wenig antrifft, aber gewundert hat es mich doch, so nahe bei der Riesenstadt, solche Wohnungen zu treffen. Wir fuhren dann über Epinal, Metz, Saarbrücken nach Frankfurt.
Am Morgen war das Wetter genau so schön, wie am Tage vorher, doch man merkte, daß es noch nicht so warm war bei uns in Deutschland und daß dadurch auch alles weiter zurück war. Die Landschaft war dann auch schön, die wir durchreisten. Aber von der Schlaferei auf der Bank im überfüllten Zuge und von der Schüttelei war man etwas abgespannt und auch nicht so aufnahmefähig. Weiterhin kam dazu, daß die meisten Männer, die im Zuge saßen, in Urlaub fuhren und ich hatte wieder ein unbestimmtes Ziel vor mir. Denn es ist nun mal eine ziemliche Umstellung, die von einem da wieder verlangt wird. Man war schließlich bald zwei Jahre in einer rangmäßig höheren Stellung und nun soll man wieder zurück in die Umgebung, aus der man herausgenommen wurde. Aber was nutzt das Hadern mit dem Schicksal, man muß es eben durchstehen. In Frankfurt mußte ich dann auch wieder vom Ost nach dem Hauptbahnhof. Glücklicherweise war gleich bei der Straßenbahnhaltestelle ein Postamt, das mir die zwei Pakete entgegennahm, die mir für den weiteren Transport handlicher waren. Die habe ich dann an Dich aufgegeben. Ich hoffe, daß Du sie bald erhältst. In dem einen habe ich meine Stiefel und ein Paar Schuhe verpackt. Im anderen habe ich 2 Kisten Keks, die ich noch drüben kaufen konnte, verpackt. Hoffentlich kommt alles gut in Deine Hände. Als ich alles erledigt hatte, bin ich dann zum Bahnhof gefahren und bekam auch gleich einen Anschluß nach hier. Einesteils war ich froh, denn ich sitze nicht gern auf den Bahnhöfen herum, doch andererseits drängt es einem, nun endlich zu einem Ziele zu kommen, um zu wissen, was es nun gibt. Wie gesagt, gegen 2 Uhr war ich dann hier. Ich habe mich nun nach der Dienststelle durchgefragt, doch wie ich hinkam, wußte noch keiner etwas von meiner Ankunft und was sonst mit mir nun geschehen soll. Von den maßgebenden Herren war keiner da. Die Soldaten wußten von nichts. Ich traf dann noch einige Leidensgenossen. Von diesen erfuhr ich, daß sie schon seit 14 Tagen hier herumsitzen und daß es vielleicht nochmals so lange dauern könnte oder noch länger, bevor sie wüßten, was nun eigentlich mit ihnen geschieht. Das sind natürlich weniger erfreuliche Dinge. Andere dagegen wurden wieder zu ihrem früheren Truppenteil zurückversetzt. Was nun eigentlich geschieht, weiß also bis jetzt keiner.
Nach beschwerlicher Fahrt bin ich heute Mittag gegen 12 Uhr hier eingetroffen. Doch ich will einmal schön der Reihe nach erzählen. Am Sonntag sollte ich ja in Frankreich wegfahren. Ich kam zur Bahn, hatte alle meine Sachen schön aufgebaut und ausgerichtet und wartete auf den Zug. Der Zug sollte so kurz nach 2 Uhr fahren. Ich wunderte mich, als gegen 2 Uhr immer noch niemand auf dem Bahnsteig erschien. Ich fragte dann und man sagte mir, daß dieser Zug am Sonntag nicht fahre. Ich dachte, wenn es nicht sein soll, dann ist es auch gut und bin, nachdem ich mich telefonisch zurückgemeldet hatte, wieder nach hause gefahren. Wenn man aber so auf dem Sprung sitzt, dann hat man zu nichts weiter große Lust, so kam es dann auch, daß ich nicht viel geschrieben habe. An dem Tag habe ich dann nicht mehr viel angestellt, weil ich auch zum Ausgehen keine besondere Lust verspürte. Am Montagvormittag hatte ich mich dann nochmals persönlich auf der Kommandantur gemeldet, habe nochmals wegen eines Wagens gefragt, der mich zur Bahn bringen sollte und dann noch mein Mittagessen eingenommen. Als ich hinkam, glaubte man erst, ich sei es nicht selbst, weil man mich schon über alle Berge wähnte. Dem Spieß war es unangenehm, daß er das übersehen hatte. Von da an hat dann alles fahrplanmäßig geklappt. Ich bin dann mit dem Schnellzug Lille-Paris nach 2 Uhr abgefahren. Das Wetter war wirklich sehr schön zum Reisen. Wunderbarer Sonnenschein lag über der Landschaft. Fast genau 4 Wochen nach meinem Urlaub und etwa 1 Jahr nach Ablegung meiner Prüfung und Versetzung nach Douai sind vergangen, als ich abrückte. Wenn man zurückdenkt, so will es einem nicht so lange scheinen und doch ist es an dem.
Bei schönem Wetter fuhr ich ab. Die Landschaft erschien einem dadurch in mildem Licht, als beispielsweise vor einem Jahr, als ich ankam und es regnete und war trübes, unfreundliches Wetter. Von Fern grüßten noch einmal die Schutthalden der Kohlengruben herüber. Wenn man so Abschied nimmt, sieht man alles mit anderen Augen als sonst. Je weiter man dann nach Süden kommt, desto belebter wird die Landschaft, doch die Häuser haben alle den gleichen eintönigen Charakter.
Etwa ½ 7 Uhr war ich dann in Paris. Dort habe ich mir erst einmal einen Gepäckträger geschnappt, denn es ist doch allerhand Zeug zusammengekommen, was man zu tragen hat. Außer meinen 2 Koffern hatte ich noch 2 Pakete und meine Mappe. Ich hatte mir dann einen Passierschein besorgt, um nach dem anderen Bahnhof überwechseln zu können. Mit noch anderen Soldaten bin ich dann losgezogen. Es ist nur gut, daß der Weg nicht so weit war, denn bei diesem warmen, fast sommerlichen Wetter mit dem Mantel durch die Stadt laufen, ist kein Vergnügen. Das hatte ich dann auch geschafft. Als ich jedoch dort feststellte, daß sich etwa 70 bis 80 Sechserreihen aufgestellt hatten, um mit dem Zug nach Frankfurt mitgenommen zu werden, wurde es mir etwas anders zumute, doch ich stellte mich mit an und wartete mit. Das ging über eine Stunde. Schließlich ging es auch vorbei. Kurz vor 9 Uhr fuhren wir dann aus dem Bahnhof heraus. Im Zentrum wieder die engen, hochstöckigen Häuser. Verrußt und unfreundlich. Auf der Höhe der Stadt sah man nochmals die Kirche Montmartre in der Abendsonne und in der Ferne sah das wirklich sehr nett aus. Wir fuhren dann durch die Vorstädte von Paris und ich mußte feststellen, daß ich da das erste Mal angenehm enttäuscht wurde. Offenbar waren da Wohnungen von Leuten, die etwas sich erworben hatten. Aber die Häuser sahen meist freundlich aus und was das Bild besonders schön machte war, daß in sämtlichen Gärten die Blumen und die Obstbäume blühten. Es war wirklich eine Pracht. Es war so mit das letzte, was ich von Frankreich sah und das war nicht das schlechteste. Ich weiß, daß das selten ist und daß man das wenig antrifft, aber gewundert hat es mich doch, so nahe bei der Riesenstadt, solche Wohnungen zu treffen. Wir fuhren dann über Epinal, Metz, Saarbrücken nach Frankfurt.
Am Morgen war das Wetter genau so schön, wie am Tage vorher, doch man merkte, daß es noch nicht so warm war bei uns in Deutschland und daß dadurch auch alles weiter zurück war. Die Landschaft war dann auch schön, die wir durchreisten. Aber von der Schlaferei auf der Bank im überfüllten Zuge und von der Schüttelei war man etwas abgespannt und auch nicht so aufnahmefähig. Weiterhin kam dazu, daß die meisten Männer, die im Zuge saßen, in Urlaub fuhren und ich hatte wieder ein unbestimmtes Ziel vor mir. Denn es ist nun mal eine ziemliche Umstellung, die von einem da wieder verlangt wird. Man war schließlich bald zwei Jahre in einer rangmäßig höheren Stellung und nun soll man wieder zurück in die Umgebung, aus der man herausgenommen wurde. Aber was nutzt das Hadern mit dem Schicksal, man muß es eben durchstehen. In Frankfurt mußte ich dann auch wieder vom Ost nach dem Hauptbahnhof. Glücklicherweise war gleich bei der Straßenbahnhaltestelle ein Postamt, das mir die zwei Pakete entgegennahm, die mir für den weiteren Transport handlicher waren. Die habe ich dann an Dich aufgegeben. Ich hoffe, daß Du sie bald erhältst. In dem einen habe ich meine Stiefel und ein Paar Schuhe verpackt. Im anderen habe ich 2 Kisten Keks, die ich noch drüben kaufen konnte, verpackt. Hoffentlich kommt alles gut in Deine Hände. Als ich alles erledigt hatte, bin ich dann zum Bahnhof gefahren und bekam auch gleich einen Anschluß nach hier. Einesteils war ich froh, denn ich sitze nicht gern auf den Bahnhöfen herum, doch andererseits drängt es einem, nun endlich zu einem Ziele zu kommen, um zu wissen, was es nun gibt. Wie gesagt, gegen 2 Uhr war ich dann hier. Ich habe mich nun nach der Dienststelle durchgefragt, doch wie ich hinkam, wußte noch keiner etwas von meiner Ankunft und was sonst mit mir nun geschehen soll. Von den maßgebenden Herren war keiner da. Die Soldaten wußten von nichts. Ich traf dann noch einige Leidensgenossen. Von diesen erfuhr ich, daß sie schon seit 14 Tagen hier herumsitzen und daß es vielleicht nochmals so lange dauern könnte oder noch länger, bevor sie wüßten, was nun eigentlich mit ihnen geschieht. Das sind natürlich weniger erfreuliche Dinge. Andere dagegen wurden wieder zu ihrem früheren Truppenteil zurückversetzt. Was nun eigentlich geschieht, weiß also bis jetzt keiner.
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