Meine
liebe Annie !
14.9.43
Gestern nach Feierabend habe ich mir wieder einmal Deinen lieben Brief vorgenommen, den Du mir schriebst, als ich wieder von daheim wegfuhr. Er fällt mir immer wieder, wenn ich ihn lese und jedes mal habe ich meine Freude daran. Immer wieder tritt dann jede einzelne Episode mir plastisch vor Augen, denn Du hast das alles so lieb geschildert. Sei es die Ankunft in Stuttgart oder der morgendliche Spaziergang. Die Heimfahrt nach Konstanz und die dann folgenden schönen Tage. Das Baden, das wir ziemlich fleißig ausgenutzt haben wie auch die anderen kleinen Abwechslungen, die wir uns geleistet haben. Als ich mir dann später wieder einmal die Fotos vornahm, die ich immer mit mir führe, da kamen mir auch die Bilder von den anderen Urlauben in die Hände. Mir kam dann so der Gedanke, weshalb sich dieser Urlaub von den andren so unterscheidet. Ich kam zu der Feststellung, daß wohl jeder Urlaub bis jetzt schön gewesen ist. Sei es nun der, als ich Weihnachten daheim war oder die Urlaube im zeitigen Frühjahr oder im späten Herbst. Dieser kam mir nun besonders schön vor, weil er durch seine Besonderheit einmal in eine andere Jahreszeit gefallen ist. Für Freizeit ist aber auch die warme Jahreszeit das angenehmere. Man kann sich unabhängiger bewegen, und wenn dann so klares Wetter herrscht, wie es während dieser Tage der Fall war entgegen den früheren abweichend vom Üblichen und auch der Ausklang in München gab diesen schönen Tagen einen recht schönen Abschluss. Alles in allem hatte diesmal einen anderen Rahmen und gab dadurch dieser Zeit einen besonderes Gepräge. Betonen will ich noch, daß auch die Kinder sich sehr ordentlich benommen haben. Helga ist eben manchmal noch so ein Dummerle und der Dickkopf unserer Jungen hat sich diesmal nicht in besonderem Maße bemerkbar gemacht. Ich muß nur noch daran denken, wie er im Bad sein erstes Dauerschwimmen machte und mir gleich eine Probe vorlegte, die mich tatsächlich in Erstaunen versetzte. Der Bengel kann nämlich, wenn er will. Wenn man ihn dann lobt, dann ist er sehr stolz. Auf diese Leistung kann er wirklich auch stolz sein, wenn man bedenkt, daß er noch nicht solange schwimmen kann und dadurch noch nicht die Übung hat. Ich muß noch jetzt im Stillen lachen, wie er an dem Steg immer wieder wendete und sich nochmals die Strecke vornahm. Das sind alles so nette Erinnerungen, von denen ich die ganze Zeit meiner Abwesenheit von zuhause zehren werde.
Bis Dich diese Schreiben erreicht, werde ich wohl schon auf dem Wege zu meiner neuen Einheit sein. Der Oberrat, der mit mir von Belgrad herüberkam, hat heute Bescheid erhalten, daß er sich nach Belgrad zurückzubegeben hat, um dort die Versetzung an seinen neuen Einsatzort entgegenzunehmen. Für die anderen Leute, die hierher kommandiert sind, ist der Bescheid ergangen, daß wir uns marschbereit zu halten hätten. Wenn mein Gefühl mich nicht täuscht, dann werden wir in die von den Italienern bisher besetzten Gebiete abrücken. Mutmaßlich Albanien oder so ähnlich. Du erfährst es dann genau, wenn ich darüber Bescheid weiß. Ich hoffe nur, daß ich von Dir vorher wenigstens noch Post erhalte, um wieder ein Lebenszeichen von Dir zu bekommen.
Weitere Neuigkeiten habe ich heute nicht für Dich. Ich werde deshalb mein Schreiben wie immer wieder beenden mit recht vielen lieben und herzlichen Grüßen und Küssen. Dein Ernst.
(wieder
keine Anrede, wie schon einige Briefe vorher)
15.9.43
Leider
musste ich auch heute vergeblich auf Post warten. Mit der Zeit fängt man nun
wieder an zu fiebern und man glaubt, daß es jetzt sein muß. Aber man kann es
doch nicht herzwingen. Es bleibt also weiter nichts übrig als abzuwarten. Das
warme Wetter artet nahezu aus und man könnte meinen, die Hundstage wären
nochmals angebrochen. Wir haben uns das zunutze gemacht und diesen recht heißen
Herbsttag zur Maiernte verwendet. Die Einheit hier hat ein großes Stück Feld
mit Mais bepflanzt, der jetzt nun reif ist. Er dient zur Verfütterung an die
Schweine, die hier zur Verbesserung der Ernährung gehalten werden. Die ganze
Einheit hat sich daran beteiligt. Ich kenne das noch nicht, so daß ich aus
Interesse mitging. Ganz abgesehen davon, daß dies schließlich schon der
Kameradschaft wegen eine Notwendigkeit ist.
Wir haben tüchtig dabei geschwitzt, denn die Sonne meinte es wirklich
sehr gut. Wir haben auch einen mittleren Kraftwagen voll über die Mittagszeit
geerntet. Auf diese Weise bin ich heute ums Baden gekommen. Wenn es das Wetter
aber zulässt, kann ich es morgen ja wieder nachholen.
Heute konnte ich wieder zwei kleine Päckchen an Dich abschicken. Das eine enthält etwas Butter und das andere 6 Eier. Einige kleine getrocknete Brotstückchen habe ich dem einen Päckchen beigelegt. Ich habe noch mehr hier, das ich mit verpacken will und Dir zuschicken werde. Auf diese Weise kannst Du das Brot wohl noch verwenden, denn ich denke nicht, daß es unterwegs noch schimmlig werden wird. Die Päckchen haben die Nummern 34 und 35. Zwei Eier konnte ich nicht dazu packen, da mir die zur Verfügung stehenden Kartons zu klein sind. Ich werde sie aber schon noch mit irgendwo dazupacken. Hoffentlich kommt alles gut an.
Ich schrieb Dir ja schon einmal, daß es hier viel Obst gibt, doch daß recht hohe Preise dafür verlangt werden. Ich habe schon ein kleines Kapital verfressen. Meist habe ich mir Pflaumen gekauft, die noch am billigsten sind. Aber auch Weintrauben und Pfirsiche habe ich mir schon zu Gemüte geführt. Von meiner Herreise hatte ich noch Reisekosten zu beanspruchen, die mir heute mit etwas über 30,RM ausbezahlt wurde, somit werden diese außerordentlichen Kosten zum Teil gedeckt. Man muß immer wieder zusehen, daß man auf seine Rechnung kommt. Wenn man nicht aufpasst, dann rutscht einem manches daneben. Es ist nur schade, daß der Transport so lange ist, denn sonst würde ich Euch manchmal einige Pfirsiche zusenden. Ich befürchte nur, daß sie unterwegs verderben und das wäre dann schade für das viele Geld, was man dafür aufwenden muß. Solange ich aber noch in der Lage bin, kaufe ich mir hier diese Sachen. Sobald das aber über meine Verhältnisse geht, dann werde ich diese Käufe einstellen.
Meinen Abend werde ich heute wieder mit einem Kinobesuch abschließen. Es wird der Film „Heimkehr“ gespielt. Ich weiß nicht, ob ich ihn schon gesehen habe, aber das macht ja nichts. Gestern Abend habe ich schon die ganze Zeit gelesen. Wenn sich dann solch eine Abwechslung bietet, dann nehme ich sie gern mit. Meine Beschäftigung am Tage ist ja nicht so anstrengend, so daß ich froh um jede Abwechslung bin.
Nun hoffe ich wieder fest auf den nächsten Tag, daß Post für mich eintrifft. Einmal wird meine Hoffnung doch belohnt werden, dessen bin ich mir gewiss, oder bist du anderer Meinung ? Hier gibt es bestimmt nicht zu widersprechen.
Recht herzlich grüße ich Di und unsere beiden Borzels. Dich küsse ich fest und bin immer Dein Ernst.
Heute konnte ich wieder zwei kleine Päckchen an Dich abschicken. Das eine enthält etwas Butter und das andere 6 Eier. Einige kleine getrocknete Brotstückchen habe ich dem einen Päckchen beigelegt. Ich habe noch mehr hier, das ich mit verpacken will und Dir zuschicken werde. Auf diese Weise kannst Du das Brot wohl noch verwenden, denn ich denke nicht, daß es unterwegs noch schimmlig werden wird. Die Päckchen haben die Nummern 34 und 35. Zwei Eier konnte ich nicht dazu packen, da mir die zur Verfügung stehenden Kartons zu klein sind. Ich werde sie aber schon noch mit irgendwo dazupacken. Hoffentlich kommt alles gut an.
Ich schrieb Dir ja schon einmal, daß es hier viel Obst gibt, doch daß recht hohe Preise dafür verlangt werden. Ich habe schon ein kleines Kapital verfressen. Meist habe ich mir Pflaumen gekauft, die noch am billigsten sind. Aber auch Weintrauben und Pfirsiche habe ich mir schon zu Gemüte geführt. Von meiner Herreise hatte ich noch Reisekosten zu beanspruchen, die mir heute mit etwas über 30,RM ausbezahlt wurde, somit werden diese außerordentlichen Kosten zum Teil gedeckt. Man muß immer wieder zusehen, daß man auf seine Rechnung kommt. Wenn man nicht aufpasst, dann rutscht einem manches daneben. Es ist nur schade, daß der Transport so lange ist, denn sonst würde ich Euch manchmal einige Pfirsiche zusenden. Ich befürchte nur, daß sie unterwegs verderben und das wäre dann schade für das viele Geld, was man dafür aufwenden muß. Solange ich aber noch in der Lage bin, kaufe ich mir hier diese Sachen. Sobald das aber über meine Verhältnisse geht, dann werde ich diese Käufe einstellen.
Meinen Abend werde ich heute wieder mit einem Kinobesuch abschließen. Es wird der Film „Heimkehr“ gespielt. Ich weiß nicht, ob ich ihn schon gesehen habe, aber das macht ja nichts. Gestern Abend habe ich schon die ganze Zeit gelesen. Wenn sich dann solch eine Abwechslung bietet, dann nehme ich sie gern mit. Meine Beschäftigung am Tage ist ja nicht so anstrengend, so daß ich froh um jede Abwechslung bin.
Nun hoffe ich wieder fest auf den nächsten Tag, daß Post für mich eintrifft. Einmal wird meine Hoffnung doch belohnt werden, dessen bin ich mir gewiss, oder bist du anderer Meinung ? Hier gibt es bestimmt nicht zu widersprechen.
Recht herzlich grüße ich Di und unsere beiden Borzels. Dich küsse ich fest und bin immer Dein Ernst.
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