Mein
lieber Schatz !
26.8.43
Die Zeit rinnt einem nur so durch die Finger. Der schöne Urlaub liegt nun wieder hinter mir. Zurückblickend kann ich sagen, daß mir diese Tage mit die schönsten waren, die ich je im Urlaub erlebt habe. Nicht unwichtig dabei war zweifellos, daß das Wetter so schon war und die Jahreszeit, zu der ich diesmal den Urlaub geschnappt habe, spielt dabei auch eine ziemlich gewichtige Rolle. Wenn wir auch im 4. Kriegsjahr mit dem Essen nicht solche Sprünge machen konnten wie in früheren Jahren, dann liegt ja keine Veranlassung vor, sich zu wundern. Eines wundert mich nur, daß Du es immer mit Geschick fertiggebracht hast, daß alle Mäuler satt wurden. Ich habe allen Grund, Dir dafür nochmals recht herzlich zu denken. Daß Du mir die Tage immer so nett gestaltet hast und immer lieb zu mir gewesen bist, ist ein weite rer Grund meines Dankes. Eine große Freude war es mir, daß auch ich Euch die Tage mit verschönern helfen konnte. Dieser Gedanke macht mir die Trennung von Euch etwas leichter. In erster Hinsicht Dir und dann auch den Kindern dafür meinen inni gen Dank. Ich habe ein paar sorglose Wochen bei Euch verbringen können. Daß dies möglich war, dazu habt Ihr Euren Teil mit beigetragen. Daß ich dir manches während dieser Zeit helfen konnte, macht mich noch recht froh. Also nochmals für alles in allem recht, recht herzlichen Dank. _ Gestern Nach bin ich mit einigen Minuten Verspätung hier eingetroffen. Im Zuge habe ich erst noch die schöne Aussicht genossen, später, als dann das Abteil ziemlich leer war, konnte ich mich sogar langlegen. Der Schlaf sack war mir dabei schon sehr nützlich, denn er diente mir dabei als Kopfunterlage. Meinen Koffer habe ich gleich auf der Bahn aufgegeben und erwischte dann gerade noch die letzte Straßenbahn. Bei der Dunkelheit hatte ich einige Sorge, daß ich an der richti gen Haltestelle aussteige. Zum Glück traf ich noch einige Kameraden von unserer Einheit, so daß ich dann keine Schwierigkeiten hatte. Ich war dann doch froh, die Reise wieder hinter mir zu haben, wenn sie diesmal auch nicht so lang gegangen ist, wie ich es bisher gewohnt war. Die erste Nacht habe ich in einem fremden Bett zugebracht, dabei habe ich gleich meinen Schlafsack verwenden können. Heute früh habe ich nun die Lage gleich gepeilt, damit ich darüber im Klaren bin, was mit mir geschieht. Ich habe beim OKW anrufen lassen. Dort hieß es, daß es noch dabei bleibt, daß ich nach Serbien fahre. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß ich zu diesem Haufen zurückkehre. Der Oberinspektor hat mich gefragt, ob ich angefordert werden soll, wenn hier der Betrieb wieder losgeht. Ich habe ihm daraufhin gesagt, daß ich ihm schon mitteilen werde, wie es mir dort geht. Ich kann mich dann immer noch danach einrichten, was ich dann machen will. Hier ist es gegenwärtig alles in Abmarschbereitschaft. Die Leute sind nicht wiederzuerkennen. Alle haben sie die neue Bekleidung. Ich habe sie mir auch gleich besorgt, denn ich habe mir gedacht, daß ich keine Veranlassung habe, mich noch länger mit dieser dicken Kluft herumzudrücken. Ich lasse sie erst noch richtig in Ordnung bringen, dann kann ich mich an der neuen Dienststelle sehen lassen. Ob die dort genau so angehost sind, das weiß ich zwar noch nicht, das spielt aber auch keine Rolle. Meine alte Einheit, die rückt nun nächste Woche ab an den Gardasee in der Nähe von Verona. Dort wird dann in Zelten gelebt. Wie ich es nun antreffen werde, das ist ja noch ungewiss. Ich werde mich dann schon einzurichten wissen. Darüber brauche ich mir auch weiter keine Sorge zu machen. Wann ich genau abreise, kann ich Dir heute noch nicht sagen, unser Oberinspektor sagte, ich könnte mich hier solange aufhalten, wie es mir recht sei. Wenn Anfang der kommenden Woche der Verein hier auch abrollt, dann sind mir in dieser Hinsicht schon gewisse Grenzen gesetzt. Was nun die Dinge anbelangt, die mir von dem Sonderführer mitgeteilt wurden, so kann ich Dir zur Beruhigung mitteilen, daß alles glatt abgelaufen ist. Der Oberinspektor, der erst so große Töne hier gemacht hat, sagte zu mir so gut wie nichts. Ich habe ihm bewiesen, daß das, was er hier in die Gegend posaunt hat, nicht zutrifft. Er hat auch klein beigegeben und die Dinge gehen vollkommen in Ordnung. Das wäre eigentlich alles, was ich heute mitzuteilen hätte. Dem Jörg kannst Du sagen, daß ich seine Äpfel unterwegs verdrückt habe mit dem von Dir zurechtgemachten Brot. Wie seid Ihr nun heimgekom men? Doch das werde ich wohl bald erfahren. Unsere Helga wird heute Abend fleißig Rad fahren üben, denn das Wetter ist ja bei Euch auch wieder klar geworden. Ich habe mein Gepäck noch nicht hier, darum muß ich heute mit diesem Blaustift schrei ben. Das ist wohl etwas ermüdend, auch für Dich, wohl zum Lesen. Ich kann es aber leider nicht ändern. Haltet weiterhin den Kopf oben und denkt daran, daß auch uns wieder einmal eine andere Zeit blüht. Grüße Vater bitte von mir. Ich wünsche, daß Ihr gesund bleibt und sende Euch Dreien in dieser Erwartung recht herzliche Grüße und viele liebe Küsse . In Liebe Dein Ernst.
Mein liebes Mädel ! München, 27.8.43
Diesen
Brief fange ich gleich heute früh an, Ich komme soeben vom Baden. Gleich hier
in der Nähe ist ein Hallenbad, das ich mit einigen Kameraden schon um 8 Uhr
aufgesucht habe. Das war dann sehr erfrischend. Ich hatte zwar in dieser Nacht
wesentlich besser geschlafen wie die vorhergehende, in der ich mich noch nicht
so an das harte Bett gewöhnen wollte. In die Verhältnisse daheim findet man
sich doch eher hinein. Die erste Nacht kam ich nicht so richtig zum Einschlafen,
denn in den ganzen Betrieb muß man sich erst wieder hineinfinden. Zudem war
gleich nebenan die Unterkunft von 40 Mann, die die ganze Nacht nicht zur Ruhe
kamen. Wie ge Weiß Du, das lasse ich mir
nicht gern sagen, daß ich irgendwo lästig bin. Wenn es auch nicht direkt gesagt
wird, so genügt das schon, wenn man es einem auf diese Weise merken läßt. Es
sind eben alles Menschen, die erst an nichts denken. Macht man es aber auch
einmal so, dann wird man schon schief angesehen. Ich sage mir darum, einmal muß
ich doch fort. Warum soll ich das alles noch hinauszögern. Ich halte es
deswegen am besten, wenn ich bald abrücke, denn auf die Dauer ist dieser
Zustand doch nicht angenehm. Ich will mir nur die neue Bekleidung in Ordnung
bringen lassen. Das wird aber bald geschehen sein. Dann geht es hier ab. Ich
werde Dich noch genau unterrichten, wann und wie ich genau fahre. Ich denke,
daß es aber Sonntag oder Montag sein wird.
Später wahrscheinlich auf keinen Fall. sagt, umgekehrt
findet man sich in die Gepflogenheiten daheim eher hinein. Ich hatte erst die
Absicht, mich einige Tage hier noch aufzuhalten, um Dich evtl. herüberkommen zu
lassen. Heute morgen wurde ich aber schon so komisch gefragt, wann ich
abfahre.
(mit
Handschrift : unvollendet und durch Deine Ankunft überholt.) Das war doch so besser.
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