Mein
liebes, bestes Mädel !
18.6.43
Recht
vielen Dank für Deine lieben Briefe vom 7., 9. und 10.6., Wie ich die
Dinge jetzt übersehe, ist auch für uns der Fall ziemlich glatt. Wenn die
weiteren Erzählungen zutreffen, dann geht es vielleicht nach Wien. Das wäre ja
nicht allzu weit von uns. Ich teile dir dies aber alles nur unter großen
Vorbehalten mit und weiß nicht einmal, ob es richtig ist, wenn ich Dir damit
Hoffnung mache, die dann nicht eintreffen. Wie dem auch sei, ich will nur, daß
Du unterrichtet bist und auch weißt, was mit mir vorgeht. Sollte ich noch genaueres
erfahren oder Änderungen eintreten, dann erhältst Du wieder von mir Bescheid.
Mit unserem Jungen habe ich mich schon vor einigen Tagen befassen müssen. Dein
heutiges Schreiben gibt mir wieder Veranlassung, mit ihm, zwar im Wege für
Dich, ein Hühnchen zu rupfen. Es ist ja eine Angelegenheit, die noch nicht
spruchreif ist, aber immerhin muß man jetzt schon auf ihn Einfluss nehmen. Es
handelt sich um seine Neigung. Vor längerer Zeit sagte er schon, daß er zum
Handwerker und zum Basteln mehr Lust habe, als eine Höhere Schule zu besuchen.
Ich habe volles Verständnis für seine Ansicht und seinem Hang etwas
Handwerkliches zu leisten. Ich will das, soweit ich das verantworten kann,
respektieren. Es ist aber doch so. Wenn unser Junge regelrecht ein Handwerker werden
würde, dann müsste man ihm später soviel mitgeben können, daß er in der Lage
wäre, sich selbstständig zu machen. Daß das nicht möglich ist, ist ganz klar.
Da nun ein Junge sich durch Erheiratung in diese Lage versetzen muß, das ist
für ihn von Anfang eine Bindung, und die man nicht in Erwägung ziehen kann.
Also geben wir ihm die Möglichkeit, soviel zu lernen, daß er sich eine
eigene Existenz schaffen kann und lassen ihn eine Schule besuchen, die ihm ein
Hochschulstudium offen lassen. Er ist nicht dumm und kann das auch schaffen.
Wie ich schon einmal schrieb wegen der Gärtnerei, so muß man erst abwarten, was
ihn stärker treibt. Sollte sein handwerk liches Interesse überwiegen, dann kann er einmal Ingenieur werden
oder sich sonst wie dann betätigen. Es gibt ja dann soviel Möglichkeiten. Aber
das soll er sich ganz und gar aus dem Kopf schlagen, daß ich meine Zustimmung
dazu gebe, daß er hier kneifen kann aus gewissen Bequemlichkeitsgründen. Ich
hätte es in vieler Hinsicht viel leichter gehabt, wenn ich von zuhause aus
ausbildungsmäßig etwas mehr mitbekommen hätte. Ich werde mich zwar auch durchzu setzen wissen, aber trotz der Härte,
die ich dadurch mitbekommen habe, wären viele Dinge leichter gewesen. Sprich
bei Gelegenheit mit ihm darüber. Ganz abgesehen davon, hat ja das Ding noch
Weile. Aber immerhin will ich Dir meine Ansicht darüber nicht vorenthalten. Wir
leben schließlich im Kriege, und man weiß ja nie, was einem das Schick sal noch vorbehalten hat. das braucht
man nicht gleich tragisch zu nehmen, aber wir wollen doch sachlich bleiben und
die Dinge sehen, wie sie sind. Nimm Du mit den Kindern recht viele und
herzliche Grüße entgegen und sei Du selbst oft geküßt von Deinem Ernst.
Vergessen habe ich, daß ich heute 18 Eier in zwei Päckchen an Dich abge sandt habe. Hoffentlich kommen sie ordentlich in Deine Hände. Vielleicht hebst Du die Kistchen auf, da man sie wieder verwenden kann. Die Päckchen haben die Nummern 14 und 15. Guten Appetit! die ich heute erhielt und über die ich mich sehr gefreut habe. Von Frau Frick erhielt ich ebenfalls einen Brief und von Deinem Vater ein größeres Päckchen mit Büchern und ein gesondertes Päckchen , das vom Elternverein kommt mit Zahnputzpulver. Es ist alles sehr nett und es hat mir auch alles viel Freude gemacht, Bei den gesandten Büchern befinden sich einige Abenteuerromane dabei, für die ich ja nicht viel übrig habe. Du kennst ja meine Einstellung in dieser Beziehung, aber die anderen Sachen sind nach meiner Durchsicht anscheinend ganz in Ordnung. Von Dir kamen noch die Zeitungssendungen alle an, so daß ich regelrecht eingedeckt worden bin. Habe noch mals für alles vielen herzlichen Dank. Auf Deine Zeilen will ich gleich eingehen, aber vorher habe ich Dir noch etwas mitzuteilen, was zwar mit Vorbehalt aufzunehmen ist, was Dich aber trotzdem interessieren wird. Mit unserem weiteren Einsatz kommt es allem Anschein nach so, daß wir hier aus dem Osten herausgezogen werden. Wie ich die Dinge übersehe, wird wohl in acht bis vierzehn Tagen hier alles erledigt sein und wir werden nach Deutschland rollen. Ich schrieb ja schon kürzlich von den vielen Mutmaßungen, die sich hier über alles ergeben haben. Meist hieß es, daß wir als Verwaltungsabteilung hier bleiben würden. Ich habe daher mit Absicht nicht weiter davon geschrieben, weil ich erst abwarten wollte, was sich am wahrscheinlichen ergibt.
Vergessen habe ich, daß ich heute 18 Eier in zwei Päckchen an Dich abge sandt habe. Hoffentlich kommen sie ordentlich in Deine Hände. Vielleicht hebst Du die Kistchen auf, da man sie wieder verwenden kann. Die Päckchen haben die Nummern 14 und 15. Guten Appetit! die ich heute erhielt und über die ich mich sehr gefreut habe. Von Frau Frick erhielt ich ebenfalls einen Brief und von Deinem Vater ein größeres Päckchen mit Büchern und ein gesondertes Päckchen , das vom Elternverein kommt mit Zahnputzpulver. Es ist alles sehr nett und es hat mir auch alles viel Freude gemacht, Bei den gesandten Büchern befinden sich einige Abenteuerromane dabei, für die ich ja nicht viel übrig habe. Du kennst ja meine Einstellung in dieser Beziehung, aber die anderen Sachen sind nach meiner Durchsicht anscheinend ganz in Ordnung. Von Dir kamen noch die Zeitungssendungen alle an, so daß ich regelrecht eingedeckt worden bin. Habe noch mals für alles vielen herzlichen Dank. Auf Deine Zeilen will ich gleich eingehen, aber vorher habe ich Dir noch etwas mitzuteilen, was zwar mit Vorbehalt aufzunehmen ist, was Dich aber trotzdem interessieren wird. Mit unserem weiteren Einsatz kommt es allem Anschein nach so, daß wir hier aus dem Osten herausgezogen werden. Wie ich die Dinge übersehe, wird wohl in acht bis vierzehn Tagen hier alles erledigt sein und wir werden nach Deutschland rollen. Ich schrieb ja schon kürzlich von den vielen Mutmaßungen, die sich hier über alles ergeben haben. Meist hieß es, daß wir als Verwaltungsabteilung hier bleiben würden. Ich habe daher mit Absicht nicht weiter davon geschrieben, weil ich erst abwarten wollte, was sich am wahrscheinlichen ergibt.
Mein
lieber Schatz !
19.6.43
Heute schreibe ich schon etwas eher, so daß ich noch nicht
vom Schade ist auch, daß
die Frau Leimenstoll ihren Anspruch nicht geltend gemacht hat. Es wäre auch für
Dich bei dieser eingetretenen Knappheit eine Hilfe gewesen, aber es ist ja so,
daß man dann nach der Blüte schon bald welche holen kann. Du machst ja dann
doch nicht so viel heraus auf einmal. Aber du kannst Dir dann wenigstens
helfen. Deine Ansicht über meine Sendungen ist vollkommen unrichtig. Ich spare
mir bestimmt nichts ab. Es hat doch bestimmt keinen Wert, wenn ich schon
satt bin, noch mehr zu essen. Da hieltest Du doch auch nicht für richtig.
Schimpfen ist also wirklich nicht nötig, denn ich habe mein volles Auskommen.
Auch mit Keks werden wir jetzt gegenwärtig immer bedacht. Uns geht es auf
keinen Fall schlecht, und Hunger müssen wir in keiner Weise leiden. Wenn wir
ins Reich zurückkommen sollten, dann werden wir wohl kaum eine solche
Verpflegung erhalten. Aber trotz allem freut es mich immer wieder, wenn ich
Euch daheim eine kleine Freude bereiten kann, denn so wie wir hier versorgt
werden, könnt Ihr bei Euren Zuteilungen nicht leben. Ich müßte mir zudem jedes
mal Vorwürfe machen , wenn ich mich hier überfressen würde, und ich müßte dabei
denken, Ihr lebt so knapp. Alles in allem, wir lassen es so. Die Sache mit der
Bausparkasse haben wir ja nun nochmals besprochen. Ich denke, daß Du mit mir
einig gehst und daß alles ziemlich klar ist. Wenn nicht, dann ist es doch so,
daß die Leute erst einen Zwischenbescheid erhalten haben. Wir können dann immer
wieder auf die Angelegenheit zurückkommen. _ Welche Bilder Du meinst, die von
Kurt jetzt noch mal gemacht werden, weiß ich ja nicht genau. Du wirst aber
schon das richtige genom men
haben. Mit einer langen Wartezeit muß man jetzt schon rechnen. Erst hieß es ja
einmal, daß es überhaupt keine Bilder mehr geben würde. Aber jetzt hat man eine
Ausnahme gemacht und die Bestimmungen immerhin etwas gelockert, so daß in
erster Linie Soldatenbilder bevorzugt werden. Ich habe sogar das Empfinden, daß
es in Konstanz nicht immer so streng genommen wurde. Lasse mich wieder
schließen und sei Du recht herzlich geküßt. Viele liebe Grüße füge ich hinzu
und bin immer Dein Ernst.
evtl. Posteingang berichte. Gestern bin ich ja im
wesentlichen auf den Ausspruch von unsrem Jungen wegen
seines späteren Lebens eingegangen. Ich will ihm bestimmt keine
Zwänge auferlegen, aber ich habe die Meinung, daß man
schon etwas hinterher sein muß. Die Verantwortung ist
nicht klein, und ich glaube, daß wir das nicht auf die leich te Schulter nehmen könne.
Später wird er schon mehr Verständnis dafür haben, falls er
es jetzt noch nicht aufbringen kann. Daß er nicht
viel liest, das ist nicht weiter schlimm. Auffallend ist
nur, daß er damit so ziemlich aus der Reihe fällt, aber wie gesagt,
das macht nichts. Wenn ich so Deine Briefe lese, dann muß ich mich
immer wieder wundern, wie Du Dich in die Gartenarbeit
hineingefunden hast. Ganz selbst verständlich
schreibst Du davon, daß Du Kraut gesetzt hast, und daß Du ein
weiteres Beet fertiggemacht hast. In
alles hast Du dich doch durch viel Fleiß und Aufmerksam keit und mit viel Liebe in all diese Dinge
hineingelebt. Man könnte sich da nicht denken, daß Du das so ganz ohne
Anleitung gemacht hast, und ich freue mich jedes mal, wenn Du von Deiner
Tätigkeit und Deinen Maßnahmen berichtest. In diesem Zusammenhang will ich Dir
nochmals, wie schon früher, meinen Dank aussprechen für all Deine Mühe, die Du
Dir gemacht hast bisher. Es ist ja auch nur zu verständlich, daß Dir dann wenig
Gelegenheit bleibt, Dich noch um die ganze Näherei in dem Maß zu kümmern, wie
Du es vielleicht gern haben willst. Komisch ist es schon, daß die frühen Kartof feln kleiner aussehen wie die
eigenen. Wenn Ihr etwas knapp seid, so ist das doch vorwiegend auf die
Verlagerung der Ernährung vom Mehl und Brot auf die Kartoffel
zurückzuführen.
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