Meine liebe Annie ! 20.8.41
Gestern erhielt ich Deinen Brief vom 15. und heute Dein
Schreiben vom 16.8. Ich habe mich über beide sehr gefreut und ich danke Dir
vielmals dafür. Du hast Dich nun schon wieder fest hinter die Gartenarbeit
gemacht und wie ich aus Deinem Schreiben sehe, mit dem Unkraut aufgeräumt. Das
freut mich, daß die Kinder auch mit angepackt haben und Dir die Sachen gleich
versorgt haben. Wegen der Geschichte im Haus muß ich Dir aber schon einen
kleinen Vorwurf machen, daß Du mir nicht schon vorher geschrieben hast, welches
Ausmaß die Streitigkeiten im Haus angenommen haben, dann hätte ich doch Dir
geschrieben, daß Du Dich an die Hausverwaltung wenden sollst. und wenn das
nichts geholfen hätte, hätte ich erst einmal geschrieben und gleichzeitig einen
Durchschlag an die Partei geschickt. Ärgere Dich bitte nicht über das Pack.
Wenn überhaupt hier jemand geärgert werden muß, dann sind das doch immer die
anderen aber nicht wir. Das mußt Du Dir immer vor Augen halten. Wenn es da
keine Abhilfe gibt, dann schaffen wir sie auf radikale Art, das wäre ja
gelacht. Ich kann es jedenfalls nicht verantworten, wenn Du Dich wegen diesem
Lumpenpack kaputtmachst. Gib mir bitte
von dem Erfolg Deines Schreibens bei der Hausverwaltung Bescheid. Es geht ja
nicht so lange bis ich heimkomme, dann werde ich einmal persönlich dort vorsprechen.
Ob ich schon zu Helgas Geburtstag dort bin, kann ich noch nicht genau sagen,
weil ich hier sehen muß, wie wir hier das mit unserem Apparat machen, daß er
ordnungsgemäß weiterläuft. Es muß eben einmal die Tage auch ohne mich gehen und
es wird auch gehen. Das verlangte
Schreiben für die Krankenkasse werde ich mitbringen. Deine Schwärmerei für das Reisen kann ich ohne weiteres
verstehen. Du weißt ja, daß ich der letzte bin, der das Reisen ablehnt. Ich bin
ja auch gern einmal auf der Achse, um wieder einmal etwas Neues zu sehen. Wenn
alles klappt, steht mir ja demnächst wieder eine etwa 30stündige Reise bevor.
Ich verstehe auch gut, wenn Du Dich gerne einmal wieder über alles aussprechen
möchtest, denn in der Zeit der Trennung speichert sich so vieles auf, was man
jemanden mitteilen will, der Verständnis dafür hat. Wenn Vater jetzt in seiner Langeweile wieder mit seinen alten
Meriten anfängt und über seinen Garten jammern will, dann sage ihm nur kurz und
bündig, daß Du das für richtig befunden hast und daß er sich damit zufrieden
geben muß. Im Übrigen ist das ja ein Unsinn, wenn er sich nach der
Überwucherung seines Gartens mit Erdbeeren jetzt den ganze Garten voller Brombeeren
wachsen läßt. Er soll doch keinen Quatsch machen. Laß Dich nur nicht durch so was
ärgern. Heute bekam ich von dem Kameraden, der das Paket für mich mitgenommen
hatte, die Mitteilung, daß er es hat umpacken müssen, weil es ihm auf der Fahrt
beschädigt worden sei und daß er es an Dich zur Absendung gebracht hat.
Inzwischen wirst Du es wohl erhalten haben.
Ich wollte heute Abend noch verschiedene Berichte durchlesen, doch ich
habe mich erst einmal an die Beantwortung Deiner Briefe gemacht. Um meine
sonstige Mittagsruhe bin ich heute auch gekommen, weil wir gegenwärtig zuviel
zu tun haben. Ich bin nun jetzt etwas müde, doch ich will noch die Papiere mit
fertigmachen, damit Du diese wieder weiterleiten kannst. In dem einen
Fragebogen mußt Du bei meinem Großvater noch mit Maschine reinsetzen
„Tischler“. In dem anderen Vordruck heißt es: „Eintritt im Dienste der Stadt“.
Das kann die Stadtverwaltung anhand der dortigen Unterlagen besser eintragen
wie ich. Für den Abschnitt der oben darübersteht, lasse ich Dir handschriftlich
einen Entwurf mit zugehen, den Du mit Deiner Maschine eintragen kannst. Wenn
ich noch dazu komme, werde ich Dir den Lebenslauf mit zugehen lassen,
andernfalls folgt er mit dem nächsten Brief. Ich glaube, daß ich dann alles
getan habe, was ich dabei machen muß.
Wenn also noch etwas fehlt, werde ich es nachtragen. Wegen es Reparaturleders für Schuhe brauchst
Du Dir weiter keine Gedanken zu machen, denn da habe ich ein ganz schönes Stück
erhalten, das wieder eine Weile reichen wird. Wenn ich heimkomme, werde ich es
mitbringen. Für heute wüßte ich nichts
weiter zu berichten. Ich grüße Dich und die Kinder recht herzlich und sende
Euch viele Küsse Dein Ernst.
Mein liebes Mädel ! 21.8.41
Es ist allerhand, was man hier alles für Arbeit machen muß. Jetzt habe ich auch noch den Umtausch von Kleiderkarten vorzunehmen. Sachen, um die man daheim einen Bogen gemacht hat und von denen man nichts wissen wollte, hier muß man sich darum kümmern. Das macht ja schließlich nichts, wenn man nicht noch anderweitig so stark in Anspruch genommen ist wie gerade in den letzten Wochen.
Wir haben in den letzten Tagen verschiedene Sabotagefälle hier gehabt, die von den Kommunisten ausgeführt worden sind. Daraufhin haben wir verschiedene Verhaftungen vorgenommen. Bei einer der heutigen Verhaftungen haben sie uns einen Dolmetscher totgeschossen und einen Feldwebel der Feldgendarmerie schwer verletzt. Jetzt geht also der Tanz mit der Kommune weiter. Wir müssen unbedingt unter die Arbeiter Ruhe bringen, denn das können wir uns nicht leisten, daß der Arbeitsfrieden immer wieder gestört wird. Wir werden aber nicht locker lassen, die entsprechenden Gegenmaßnahmen werden wir schon ergreifen. Es ist hier eben zuviel Arbeit zu leisten und die Hilfskräfte sind nicht voll geeignet, um selbständig von der Arbeit zu übernehmen, um uns 2 Mann, auf denen doch der Hauptteil lastet, zu entlasten. Unser Kriegsverwaltungsrat bleibt manchen Tag in der Wohnung und arbeitet in der Wohnung und sagt: “Machen sie man schon den Kram da drüben, ich habe keine Zeit dafür.“ Mit macht das ja auch nichts weiter aus, doch es wäre schon ein wenig angenehmer, wenn man sich auf die anderen mehr verlassen könnte. Man tut das was man kann und das andere muß dann liegenbleiben, wenn es nicht anders geht. Für Deinen Brief vom 18. danke ich Dir vielmals. Ja die Zeit vergeht schnell. Es war nun schon wieder eine Woche her, als Ihr in Leipzig Euch zum Aufbruch gerüstet hattet. Ja, mit dem Hund bei uns ist das so eine Sache, er gehört ja nicht mir. Dieser Tage komme ich heim und unsere Hausfrau sagt mir mit besorgter Miene, daß der Hund mit dem Elektriker in meinem Zimmer gewesen sei, und der Mann hat nicht darauf geachtet, daß der Hund wieder mit aus dem Zimmer geht. Als die Frau nachsieht, hat er sich an meine Hausschuhe gemacht und hat angefangen, sie zu nagen. Als ich dann heimkam, habe ich ihn beim Fell gepackt, mit auf mein Zimmer genommen und mit dem Pantoffel vermöbelt, daß ihm das vielleicht für ein anderes Mal vergehen wird. Ich bin gespannt, wie lange die Ruhe mit dem Pack im Hause anhalten wird.
Für alle Fälle merke Dir, daß Du Dich in Zukunft deshalb nicht aufregst. Nun hätte hatte ich in dieser Woche schreiben wollen, aber das ist ja ziemlich zwecklos, denn das Schreiben liegt ja dann doch erst einige Tage im Briefkasten. Von Kurt bekam ich heute auch einen Brief. Er schreibt ja nicht viel, aber es ist wenigstens ein Lebenszeichen. Meinen Lebenslauf habe ich heute beigefügt. Ich denke, daß er in dieser Form genügen wird. Weiteres habe ich heute nicht zu berichten. Ich grüße und küsse Euch alle recht herzlich Dein Ernst
Mein liebes Mädel ! 21.8.41
Es ist allerhand, was man hier alles für Arbeit machen muß. Jetzt habe ich auch noch den Umtausch von Kleiderkarten vorzunehmen. Sachen, um die man daheim einen Bogen gemacht hat und von denen man nichts wissen wollte, hier muß man sich darum kümmern. Das macht ja schließlich nichts, wenn man nicht noch anderweitig so stark in Anspruch genommen ist wie gerade in den letzten Wochen.
Wir haben in den letzten Tagen verschiedene Sabotagefälle hier gehabt, die von den Kommunisten ausgeführt worden sind. Daraufhin haben wir verschiedene Verhaftungen vorgenommen. Bei einer der heutigen Verhaftungen haben sie uns einen Dolmetscher totgeschossen und einen Feldwebel der Feldgendarmerie schwer verletzt. Jetzt geht also der Tanz mit der Kommune weiter. Wir müssen unbedingt unter die Arbeiter Ruhe bringen, denn das können wir uns nicht leisten, daß der Arbeitsfrieden immer wieder gestört wird. Wir werden aber nicht locker lassen, die entsprechenden Gegenmaßnahmen werden wir schon ergreifen. Es ist hier eben zuviel Arbeit zu leisten und die Hilfskräfte sind nicht voll geeignet, um selbständig von der Arbeit zu übernehmen, um uns 2 Mann, auf denen doch der Hauptteil lastet, zu entlasten. Unser Kriegsverwaltungsrat bleibt manchen Tag in der Wohnung und arbeitet in der Wohnung und sagt: “Machen sie man schon den Kram da drüben, ich habe keine Zeit dafür.“ Mit macht das ja auch nichts weiter aus, doch es wäre schon ein wenig angenehmer, wenn man sich auf die anderen mehr verlassen könnte. Man tut das was man kann und das andere muß dann liegenbleiben, wenn es nicht anders geht. Für Deinen Brief vom 18. danke ich Dir vielmals. Ja die Zeit vergeht schnell. Es war nun schon wieder eine Woche her, als Ihr in Leipzig Euch zum Aufbruch gerüstet hattet. Ja, mit dem Hund bei uns ist das so eine Sache, er gehört ja nicht mir. Dieser Tage komme ich heim und unsere Hausfrau sagt mir mit besorgter Miene, daß der Hund mit dem Elektriker in meinem Zimmer gewesen sei, und der Mann hat nicht darauf geachtet, daß der Hund wieder mit aus dem Zimmer geht. Als die Frau nachsieht, hat er sich an meine Hausschuhe gemacht und hat angefangen, sie zu nagen. Als ich dann heimkam, habe ich ihn beim Fell gepackt, mit auf mein Zimmer genommen und mit dem Pantoffel vermöbelt, daß ihm das vielleicht für ein anderes Mal vergehen wird. Ich bin gespannt, wie lange die Ruhe mit dem Pack im Hause anhalten wird.
Für alle Fälle merke Dir, daß Du Dich in Zukunft deshalb nicht aufregst. Nun hätte hatte ich in dieser Woche schreiben wollen, aber das ist ja ziemlich zwecklos, denn das Schreiben liegt ja dann doch erst einige Tage im Briefkasten. Von Kurt bekam ich heute auch einen Brief. Er schreibt ja nicht viel, aber es ist wenigstens ein Lebenszeichen. Meinen Lebenslauf habe ich heute beigefügt. Ich denke, daß er in dieser Form genügen wird. Weiteres habe ich heute nicht zu berichten. Ich grüße und küsse Euch alle recht herzlich Dein Ernst
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