Meine liebe kleine Annie
! 13.8.41
Recht herzlich danke ich Dir für Dein Schreiben vom 9.8.,
das ich gestern erhielt. Daß Du als Anrede aber gerade „mein leiber“ statt
„mein lieber“ schreibst, will ich auf einen Tippfehler zurückführen und nicht
als eine Anspielung betrachten, daß ich etwa hier so zugenommen habe. Ich sorge
wohl Dafür, daß wir immer noch ab und zu etwas zu essen haben, doch zu üppig
ist es gerade auch nicht. Vor allem liegt eine gewisse Eintönigkeit darin. Man
muß eben versuchen, dies nach Möglichkeit etwas abwechselnder zu gestalten. Daß
wir uns wieder über verschiedene Dinge einmal persönlich aussprechen können,
ist mir auch wieder einmal ein Bedürfnis, denn es ist ja so, daß man nicht
alles schreiben kann, was man gern möchte.
Mit Geschenken bist Du ja reichlich bedacht worden; gleichfalls auch die Kinder. Die Schlepperei ist nur so groß. Jörg hat sich als Gentleman gezeigt und ihr auch etwas gekauft. Das ist ja wirklich schön, daß er da nicht geizig ist. Dora (das ist die Frau von dem Bruder meines Großvaters, Curt Michel, der mit dem Lazarettzug im Vorderwagen ums Leben gekommen ist) hat Dir wenigstens auf Deine Karte Bescheid gegeben, daß sie nicht kommt. Im Übrigen hast Du Deiner Pflicht genügt und man kann Dir keinen Vorwurf machen.
Übrigens auf meinen Brief vom 19.6. habe ich von ihr noch keine Antwort erhalten. Ich nehme zwar an, daß sie ihn erhalten hat. Wenn alles geklappt hat, seid Ihr heute wieder daheim. Ich hoffe, daß Du es so machst, wie ich Dir schon geschrieben habe, daß Du Dich die ersten Tage ein wenig ausruhst, denn das kann Dir gewiß nichts schaden. Es wäre ja auch gegangen, wenn Du noch eine Woche länger weggeblieben wärst.
Der gestrige Kinobesuch war wirklich nicht bedeutend. Es war ein richtiger Schmarrn, aber wenn so viele Filme gedreht werden, kann auch einmal etwas dabei sein, was nichts wert ist. Es ist nur schade, daß man dafür soviel Filme verdreht. Das Machwerk hieß „Zwischen Hamburg und Haiti“. Lassen wir das und wundern uns nur.
Ich habe mir gestern wieder einige Hemden erstehen müssen, weil ich die Befürchtung habe, daß meine, die ich so täglich gebrauche, langsam zum Teufel gehen. Es sind zwei von den gelbgrünen, wie ich schon habe und ein blaues, was scheinbar besser ist. Die 3 Sachen kosten auch wieder bald 13 RM. Ich wollte noch einen weiteren Schlafanzug kaufen, doch das fällt schon ziemlich schwer. Vielleicht kann ich mir Stoff kaufen und mir dann noch etwas machen lassen. Dagegen habe ich mir nochmals Stoff angesehen für einen kombinierten Anzug. Helle Hose und dunkle Jacke. Das kann ich mir noch machen lassen. Kostenpunkt etwa 65 RM. Wegen Schuhleder will ich mich dieser Tage noch einmal umsehen, denn das kannst Du doch sehr nötig gebrauchen.
Ich hoffe, daß ich etwas Passendes bekomme. Man muß eben zusehen, was man unter den gegenwärtigen Verhältnissen, es liegt doch auch alles unter Bewirtschaftung, noch bekommen kann. Geduld muß man zwar haben, weil sich nicht immer gleich Gelegenheit dazu bietet. So ist es ja jetzt mit der Schokolade. Es ist einfach nicht möglich die Tafelschokolade zu bekommen. Vielleicht in den nächsten Wochen wieder. Ich sende Dir und unseren Kindern recht viele Grüße und Küsse Dein Ernst
Mit Geschenken bist Du ja reichlich bedacht worden; gleichfalls auch die Kinder. Die Schlepperei ist nur so groß. Jörg hat sich als Gentleman gezeigt und ihr auch etwas gekauft. Das ist ja wirklich schön, daß er da nicht geizig ist. Dora (das ist die Frau von dem Bruder meines Großvaters, Curt Michel, der mit dem Lazarettzug im Vorderwagen ums Leben gekommen ist) hat Dir wenigstens auf Deine Karte Bescheid gegeben, daß sie nicht kommt. Im Übrigen hast Du Deiner Pflicht genügt und man kann Dir keinen Vorwurf machen.
Übrigens auf meinen Brief vom 19.6. habe ich von ihr noch keine Antwort erhalten. Ich nehme zwar an, daß sie ihn erhalten hat. Wenn alles geklappt hat, seid Ihr heute wieder daheim. Ich hoffe, daß Du es so machst, wie ich Dir schon geschrieben habe, daß Du Dich die ersten Tage ein wenig ausruhst, denn das kann Dir gewiß nichts schaden. Es wäre ja auch gegangen, wenn Du noch eine Woche länger weggeblieben wärst.
Der gestrige Kinobesuch war wirklich nicht bedeutend. Es war ein richtiger Schmarrn, aber wenn so viele Filme gedreht werden, kann auch einmal etwas dabei sein, was nichts wert ist. Es ist nur schade, daß man dafür soviel Filme verdreht. Das Machwerk hieß „Zwischen Hamburg und Haiti“. Lassen wir das und wundern uns nur.
Ich habe mir gestern wieder einige Hemden erstehen müssen, weil ich die Befürchtung habe, daß meine, die ich so täglich gebrauche, langsam zum Teufel gehen. Es sind zwei von den gelbgrünen, wie ich schon habe und ein blaues, was scheinbar besser ist. Die 3 Sachen kosten auch wieder bald 13 RM. Ich wollte noch einen weiteren Schlafanzug kaufen, doch das fällt schon ziemlich schwer. Vielleicht kann ich mir Stoff kaufen und mir dann noch etwas machen lassen. Dagegen habe ich mir nochmals Stoff angesehen für einen kombinierten Anzug. Helle Hose und dunkle Jacke. Das kann ich mir noch machen lassen. Kostenpunkt etwa 65 RM. Wegen Schuhleder will ich mich dieser Tage noch einmal umsehen, denn das kannst Du doch sehr nötig gebrauchen.
Ich hoffe, daß ich etwas Passendes bekomme. Man muß eben zusehen, was man unter den gegenwärtigen Verhältnissen, es liegt doch auch alles unter Bewirtschaftung, noch bekommen kann. Geduld muß man zwar haben, weil sich nicht immer gleich Gelegenheit dazu bietet. So ist es ja jetzt mit der Schokolade. Es ist einfach nicht möglich die Tafelschokolade zu bekommen. Vielleicht in den nächsten Wochen wieder. Ich sende Dir und unseren Kindern recht viele Grüße und Küsse Dein Ernst
Meine liebe Annie ! 14.8.41
Bis Du diesen Brief bekommst, hast Du Dich schon bald
wieder eingewohnt, denn dann ist fast schon eine Woche vergangen, seit Du daheim
bist. Die Tage vergehen ja kolossal schnell und ich hoffe ja, daß ich auch in
den nächsten Wochen kommen kann. Am Anfang dieser Woche ist der Sonderführer,
der mit bei uns im Haus wohnt, in Urlaub gefahren. Sein Hund sucht nun, da sich
sonst niemand wesentlich um ihn kümmert, bei mir Anschluß. Gestern hat er sich
gleich mit mir auf mein Zimmer begeben und sich niedergelassen. Er ist aber
noch nicht ganz sauber, so daß ich ihn vorsichtshalber noch rausgeschmissen
habe. Heute früh war der Gang wieder versaut, so daß meine Befürchtungen nicht
unberechtigt waren. Als ich heute Mittag heimkam, hatte er eine Roßhaarlehne,
die auf einer Bank angebracht war, vollkommen zerfleddert. Ich habe ihn mir
dann vorgenommen und anständig ein paar übergezogen.
Als ich aber am Nachmittag wieder in den Dienst ging, konnte ich die Früchte meiner Erziehungsarbeit sehen. Er lag still zwischen den Pfützen und sah mich nur von unten an. Von Zerknirschung keine Spur. Wenn wir nicht schon einen Hund im Haus hätten, würde ich mir vielleicht einen zulegen, denn das Futter fällt hier ja aus der Küche immer ab. Ein zweiter ist aber zuviel. Ich lasse deshalb lieber die Finger davon. Post habe ich gestern keine von Dir erhalten. Auch sonst hat mir niemand geschrieben. Ich hatte erst die Absicht, an Deine Eltern zu schreiben, bin aber nicht mehr dazu gekommen. Nächste Woche sind sie ja nicht in Leipzig, so daß es eigentlich keinen Zweck hat, wenn ich diese Woche noch schreibe. Am Anfang der kommenden Woche muß ich es aber wahr machen.
Das Wetter ist immer noch gleichermaßen schlecht. Man kann jetzt für die Nacht außer der Wolldecke, die ich bis jetzt für mein Bett habe, bald noch eine weitere Decke haben müssen. Es wird eben schon ziemlich herbstlich. Es wäre wünschenswert, wenn es in der nächsten Zeit noch etwas besser werden würde.
Heute Nachmittag ist unser Kriegsverwaltungsrat nach Bethune gefahren. Er teilte mir dann telefonisch mit, daß er mit seinem Wagen eine Panne gehabt hat und daß er später zum Essen heimkommen würde. Als ich dann meine Mahlzeit hinter mir hatte, bin ich mit dem Hund noch ein Stück rausgegangen. Als ich gegen 10 Uhr wieder nach hause kam stand unser alter Wagen aus Lille vor dem Haus. Ich wußte sofort, daß der Tommi mit herüber gekommen war. Mein Chef ist mit seinem Wagen nicht mehr weiter gekommen und hat Thomas darum bitten lassen, daß er ihn zurück bringt. Thomas schlug nun gleich vor, daß ich mit zu ihm kommen soll, damit wir wieder einmal über Verschiedenes aussprechen können. Da er mich aber am anderen Morgen nicht wieder mit dem Wagen heim befördern kann, habe ich davon Abstand genommen, allerdings mit dem Versprechen, daß mein Chef und ich im Laufe der nächsten Woche mit dem Wagen hinüberfahren. Für die 2 Briefe vom 10. und 11. danke ich Dir. Ich werde dir sie morgen mit beantworten. Für heute viele herzliche Grüße und Küsse sendet Dir Dein Ernst .
Als ich aber am Nachmittag wieder in den Dienst ging, konnte ich die Früchte meiner Erziehungsarbeit sehen. Er lag still zwischen den Pfützen und sah mich nur von unten an. Von Zerknirschung keine Spur. Wenn wir nicht schon einen Hund im Haus hätten, würde ich mir vielleicht einen zulegen, denn das Futter fällt hier ja aus der Küche immer ab. Ein zweiter ist aber zuviel. Ich lasse deshalb lieber die Finger davon. Post habe ich gestern keine von Dir erhalten. Auch sonst hat mir niemand geschrieben. Ich hatte erst die Absicht, an Deine Eltern zu schreiben, bin aber nicht mehr dazu gekommen. Nächste Woche sind sie ja nicht in Leipzig, so daß es eigentlich keinen Zweck hat, wenn ich diese Woche noch schreibe. Am Anfang der kommenden Woche muß ich es aber wahr machen.
Das Wetter ist immer noch gleichermaßen schlecht. Man kann jetzt für die Nacht außer der Wolldecke, die ich bis jetzt für mein Bett habe, bald noch eine weitere Decke haben müssen. Es wird eben schon ziemlich herbstlich. Es wäre wünschenswert, wenn es in der nächsten Zeit noch etwas besser werden würde.
Heute Nachmittag ist unser Kriegsverwaltungsrat nach Bethune gefahren. Er teilte mir dann telefonisch mit, daß er mit seinem Wagen eine Panne gehabt hat und daß er später zum Essen heimkommen würde. Als ich dann meine Mahlzeit hinter mir hatte, bin ich mit dem Hund noch ein Stück rausgegangen. Als ich gegen 10 Uhr wieder nach hause kam stand unser alter Wagen aus Lille vor dem Haus. Ich wußte sofort, daß der Tommi mit herüber gekommen war. Mein Chef ist mit seinem Wagen nicht mehr weiter gekommen und hat Thomas darum bitten lassen, daß er ihn zurück bringt. Thomas schlug nun gleich vor, daß ich mit zu ihm kommen soll, damit wir wieder einmal über Verschiedenes aussprechen können. Da er mich aber am anderen Morgen nicht wieder mit dem Wagen heim befördern kann, habe ich davon Abstand genommen, allerdings mit dem Versprechen, daß mein Chef und ich im Laufe der nächsten Woche mit dem Wagen hinüberfahren. Für die 2 Briefe vom 10. und 11. danke ich Dir. Ich werde dir sie morgen mit beantworten. Für heute viele herzliche Grüße und Küsse sendet Dir Dein Ernst .
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