Mein liebes Mädel ! 30.7.41
Für Deine Karte vom 25. und für Deinen Brief vom 26. danke
ich Dir herzlich. Bevor ich näher auf alles eingehe, habe ich noch einige
Reklamationen anzubringen. Warum habt Ihr die Karte frankiert. Warst Du so im
Reisefieber, daß Du das übersehen hast?
Warum schreibst Du in Deinem Brief „heute will ich Dir von hier den
ersten Brief schreiben“ und machst als Überschrift „Konstanz“? Weiterhin, hast
Du keine Post von mir erhalten oder hast Du das nur vergessen zu erwähnen. Ich
kann mir nach diesen Feststellungen vorstellen, daß Du Dich bis jetzt ganz gut
abgelenkt hast, was mich besonders freut. Es freut mich auch, Dir meine
„Reklamationen“ mitteilen zu können. Nach Deinem Schreiben zu schließen ist
also die Fahrt ganz gut vonstatten gegangen trotz des Zwischenfalles bei
„Mutter und Kind“. Etwas muß es ja immer geben. Wenn es sich dann noch so
gegeben hat. Den Kindern hat es wahrscheinlich auch gefallen, so eine weite
Fahrt mitzumachen. Ihr seid ja dann
gleich am Bahnhof abgeholt worden. Für die Kinder hat er also in seiner alten
Art und Weise gesorgt. Daß Ihr gleich im Luftschutzkeller vorgestellt worden
seid, hat Dir alles andere erspart. Es ist nur unangenehm, wenn man erst so
eine lange Bahnfahrt hinter sich hat.
Interessant war mir zu erfahren von dem Verhältnis des Herrn und der
Annahme einer neuen Stellung Deines Vaters. Dann ist er ja wieder in seinem
alten Wirkungskreis. Hoffentlich gefällt es ihm und ich nehme an, daß er sich
dort auch wieder etwas besser stellt.
Daß Dein Onkel Richard gestorben ist, war vielleicht für ihn eine
Erlösung, denn ich nehme an, daß er ziemliche Beschwerden gehabt haben muß. Von
mir habe ich heute eigentlich nichts Wesentliches zu berichten. Der Dienst wird
immer strenger. Die Hauptlast der Arbeit liegt fest bei mir. Der
Kriegsverwaltungsrat tut nur in großen Dingen und alles übrige bleibt an mir
hängen. Daß das nicht wenig ist, kannst Du Dir sicher vorstellen. Eines freut
mich auch hier wieder, daß er meine Mitarbeit zu schätzen weiß und daß ich sein
volles Vertrauen genieße. Sämtliche wichtige Sachen berät er mit mir und über
alles weiß ich auch Bescheid. Ich hoffe, daß das so bleibt und ich werde mir
Mühe geben, dieses Verhältnis in dieser Form aufrechtzuerhalten. In dieser
Beziehung kann ich sagen, daß ich es immer soweit gut getroffen habe. Ich
möchte mich zwar nicht gern selbst beweihräuchern, aber ich denke jedenfalls,
daß das nicht von ungefähr kommt, und daß es auch mit an mir liegen muß. Dir
sende ich recht viele und herzliche Grüße und Küsse.
Übermittle den Kindern auch einige. Die werden jetzt zwar ziemlich in Anspruch genommen sein und ihre Ablenkung haben. Grüße auch wieder die Eltern. Ich glaube kaum, daß ich jetzt besonders an sie schreiben muß. Ich werde es aber trotzdem tun und hoffe, in den nächsten Tagen dazu zukommen. Ich sende Dir nochmals viele Grüße Dein Ernst
Meine liebe Annie! 31.7.41
Gestern habe ich an Kurt und an Vater geschrieben. Die entsprechenden Durchschläge meiner Schreiben habe ich beigefügt. Es war in beiden Fällen an der Zeit, daß ich wieder geschrieben habe, aber Du weißt ja selbst, daß ich ziemlich in Anspruch genommen bin und daß man andererseits etwas Ruhe braucht, um hier immer wieder auf Draht zu sein. Der Dienst stellt ziemlich viele Anforderungen und diesen will ich gern in jeder Beziehung gewachsen sein. Wegen meines Urlaubs habe ich hier nun auch einmal vorgefühlt. Ich habe den Wunsch ausgesprochen, daß es mir sehr recht wäre, wenn ich so Anfang September gehen könnte. Unser Kriegsverwaltungsrat sagte, daß er von sich aus nichts dagegen hätte und daß er damit einverstanden sei. Man braucht ja noch nicht damit fest zu rechnen, denn Du weißt ja selbst, was schon alles dazwischen gekommen ist. Ich will von mir aus jedenfalls versuchen, daß ich diesen Zeitpunkt im Auge behalten kann. Ich weiß zwar nicht, ob es Dir recht ist, wenn ich in Urlaub komme, doch Du kannst mir ja abschreiben, wenn es Dir nicht passen sollte. Also auch hier; abwarten. Post habe ich von Dir gestern keine erhalten. Von unserer Dienststelle kann ich noch berichten, daß wir seit letztem Freitag eine Schreibmaschinenkraft haben. Obwohl diese sich auch schon Monate hier mit in Frankreich herumtreibt, muß man ihr doch noch vieles zeigen und sagen. Das viele Reden in Fällen, die selbstverständlich sind, ist mir immer so unangenehm. Vorgestern habe ich ein schönes Abendessen gehabt.
Unser Doktor, der ja viel auf Jagd geht, hatte am Sonntag eine junge Wildente geschossen. Die habe ich dann erhalten und mir dann zum Abendessen machen lassen. Das war sehr schmackhaft und wieder sehr billig. Ich kaufe mir ja so für die Woche noch ein Pfund Butter dazu und außerdem noch etliche Eier, damit man nicht hungern muß. Das Mittagessen ist manchmal nicht so wie man es gern hat. Jedenfalls ist es nicht so kräftig, wie im vorigen Jahr und damit auch nicht so anhaltend. Ich meine wir brauchen ja nicht so leben wie die Franzosen. Beispielsweise bekommt hier ein Normalverbraucher, zum Unterschied zum Schwerarbeiter, wöchentlich 100 Gramm Fleisch. Manchmal ist es auch weniger. Ein Schwerarbeiter erhält Dagegen 525 Gramm. Eier erhalten die Leute auf ihre Karte aller 2 Monate eins. Du kannst schon daraus erkennen, daß die Verpflegung bei uns daheim bei weitem wesentlich besser ist. Milch lassen wir uns zum Kaffee kommen. Soviel ich weiß, erhalten wir drei Mann täglich einen Liter Milch, der dann immer auch alle wird. Herzliche Grüße und Küsse sendet Dir, den Kindern und auch den Eltern Dein Ernst
Übermittle den Kindern auch einige. Die werden jetzt zwar ziemlich in Anspruch genommen sein und ihre Ablenkung haben. Grüße auch wieder die Eltern. Ich glaube kaum, daß ich jetzt besonders an sie schreiben muß. Ich werde es aber trotzdem tun und hoffe, in den nächsten Tagen dazu zukommen. Ich sende Dir nochmals viele Grüße Dein Ernst
Meine liebe Annie! 31.7.41
Gestern habe ich an Kurt und an Vater geschrieben. Die entsprechenden Durchschläge meiner Schreiben habe ich beigefügt. Es war in beiden Fällen an der Zeit, daß ich wieder geschrieben habe, aber Du weißt ja selbst, daß ich ziemlich in Anspruch genommen bin und daß man andererseits etwas Ruhe braucht, um hier immer wieder auf Draht zu sein. Der Dienst stellt ziemlich viele Anforderungen und diesen will ich gern in jeder Beziehung gewachsen sein. Wegen meines Urlaubs habe ich hier nun auch einmal vorgefühlt. Ich habe den Wunsch ausgesprochen, daß es mir sehr recht wäre, wenn ich so Anfang September gehen könnte. Unser Kriegsverwaltungsrat sagte, daß er von sich aus nichts dagegen hätte und daß er damit einverstanden sei. Man braucht ja noch nicht damit fest zu rechnen, denn Du weißt ja selbst, was schon alles dazwischen gekommen ist. Ich will von mir aus jedenfalls versuchen, daß ich diesen Zeitpunkt im Auge behalten kann. Ich weiß zwar nicht, ob es Dir recht ist, wenn ich in Urlaub komme, doch Du kannst mir ja abschreiben, wenn es Dir nicht passen sollte. Also auch hier; abwarten. Post habe ich von Dir gestern keine erhalten. Von unserer Dienststelle kann ich noch berichten, daß wir seit letztem Freitag eine Schreibmaschinenkraft haben. Obwohl diese sich auch schon Monate hier mit in Frankreich herumtreibt, muß man ihr doch noch vieles zeigen und sagen. Das viele Reden in Fällen, die selbstverständlich sind, ist mir immer so unangenehm. Vorgestern habe ich ein schönes Abendessen gehabt.
Unser Doktor, der ja viel auf Jagd geht, hatte am Sonntag eine junge Wildente geschossen. Die habe ich dann erhalten und mir dann zum Abendessen machen lassen. Das war sehr schmackhaft und wieder sehr billig. Ich kaufe mir ja so für die Woche noch ein Pfund Butter dazu und außerdem noch etliche Eier, damit man nicht hungern muß. Das Mittagessen ist manchmal nicht so wie man es gern hat. Jedenfalls ist es nicht so kräftig, wie im vorigen Jahr und damit auch nicht so anhaltend. Ich meine wir brauchen ja nicht so leben wie die Franzosen. Beispielsweise bekommt hier ein Normalverbraucher, zum Unterschied zum Schwerarbeiter, wöchentlich 100 Gramm Fleisch. Manchmal ist es auch weniger. Ein Schwerarbeiter erhält Dagegen 525 Gramm. Eier erhalten die Leute auf ihre Karte aller 2 Monate eins. Du kannst schon daraus erkennen, daß die Verpflegung bei uns daheim bei weitem wesentlich besser ist. Milch lassen wir uns zum Kaffee kommen. Soviel ich weiß, erhalten wir drei Mann täglich einen Liter Milch, der dann immer auch alle wird. Herzliche Grüße und Küsse sendet Dir, den Kindern und auch den Eltern Dein Ernst
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