Meine liebe Annie ! 7.8.41
Bis
Du meinen Brief erhältst, ist es bald wieder soweit, daß Du an die Abreise
denken mußt. Ich glaube, daß ich heute den letzten Brief nach Leipzig schreibe,
und ab morgen wieder an die alte Adresse. Du hast es sicher auch ganz gern,
wenn Du in Konstanz gleich wieder Post vorfindest. Ich hoffe, daß Du Dich etwas
erholt hast und ich glaube jedenfalls, daß Du wieder einmal neue Eindrücke
gesammelt hast und alte Erinnerungen aufgefrischt hast. Wenn die Tage so
ungetrübt vorbeigegangen sind, ist das für Dich jedenfalls sehr wesentlich.
Deine Mutter hat sich auch gefreut, und wie ich aus Deinen Briefen gelesen
habe, ja auch Dein Vater, daß Ihr Drei zusammen dort gewesen seid. Ich selbst
wäre gern ein paar Tage dabei gewesen, aber es geht hier einfach nicht so, weil
man sich an den Urlaubsplan halten muß. Wenn aber nichts dazwischen kommt,
hoffe ich bestimmt, daß ich, wie ich Dir schon mitteilte, Ende dieses Monats
oder am Anfang des kommenden zu Euch kommen kann. Wie das allerdings mit der
Unterbringung von Elsa wird, kann ich mir dabei schlecht vorstellen. Du kannst
mir ja einmal Deine Ansicht mitteilen, damit ich mich entsprechend einrichten
kann.
Hier nimmt das Wetter schon ziemlich herbstlichen Charakter an. Früh ist es beträchtlich kühl und der viele Regen der letzten Wochen hat sich schon ziemlich ausgewirkt. Nachdem die warme Jahreszeit so spät einsetzte, ist dieser Sommer im Verhältnis sehr kurz gewesen. Ändern kann man es ja nicht. Ich wünsche mir jedenfalls noch einige sonnige Tage, die ich am Meer verbringen könnte. Dieser Tage habe ich einige interessante Einzelheiten über den französischen Staatshaushalt gelesen. Der zeigt im ordentlichen Haushalt 96,95 Milliarden und im außerordentlichen Haushalt 37 Milliarden, also zusammen 133,95 Milliarden Franken. Davon werden durch Einnahmen gedeckt 68,20 Milliarden, so daß 66 Milliarden Defizit bestehen. Dabei sind noch nicht einmal die Besetzungskosten eingerechnet. Das sind schon ziemliche Zahlen, auch wenn man dabei den Kursunterschied zwischen unserem Geld und dem französischen in Betracht zieht. Ich denke, daß Dich auch einmal so etwas interessiert. Das sind ja auch keine Geheimnisse.
Hier nimmt das Wetter schon ziemlich herbstlichen Charakter an. Früh ist es beträchtlich kühl und der viele Regen der letzten Wochen hat sich schon ziemlich ausgewirkt. Nachdem die warme Jahreszeit so spät einsetzte, ist dieser Sommer im Verhältnis sehr kurz gewesen. Ändern kann man es ja nicht. Ich wünsche mir jedenfalls noch einige sonnige Tage, die ich am Meer verbringen könnte. Dieser Tage habe ich einige interessante Einzelheiten über den französischen Staatshaushalt gelesen. Der zeigt im ordentlichen Haushalt 96,95 Milliarden und im außerordentlichen Haushalt 37 Milliarden, also zusammen 133,95 Milliarden Franken. Davon werden durch Einnahmen gedeckt 68,20 Milliarden, so daß 66 Milliarden Defizit bestehen. Dabei sind noch nicht einmal die Besetzungskosten eingerechnet. Das sind schon ziemliche Zahlen, auch wenn man dabei den Kursunterschied zwischen unserem Geld und dem französischen in Betracht zieht. Ich denke, daß Dich auch einmal so etwas interessiert. Das sind ja auch keine Geheimnisse.
Es
handelt sich dann nur darum, daß dies nicht immer gerade veröffentlicht wird.
Eine weitere Zeiterscheinung macht sich jetzt auch hier geltend. Das ist das
Anstellen nach Rauchwaren und nach alkoholischen Getränken. Da stehen die
Menschen zur vorgeschriebenen Zeit vor den Geschäften in langen Schlangen und
warten, bis sie dran sind. Eines konnte ich aber dabei beobachten, daß die
Disziplin sehr ordentlich ist. Es ist ja immerhin noch so, daß wir bis jetzt an
Trinkbarem noch manches kaufen können, was den übrigen Bevölkerungskreisen
nicht mehr so ohne weiteres möglich ist. Es ist zwar schon bedeutend
schwieriger wie im alten Jahr so was zu bekommen. In den letzten Nächten war
der Engländer wieder eingeflogen und über unser Gebiet gekreist. Das macht zwar
nichts, denn die suchen andere Objekte.
Wichtiges habe ich heute nicht mehr zu berichten. Die Arbeit steht immer noch in gleicher Weise an, so daß es mir wirklich nicht langweilig wird. Dir und unseren beiden Stromern sende ich viele herzliche Grüße und Küsse. An Deine Eltern richte bitte ebenfalls recht viele Grüße aus wie auch an Erna, Alice und Paul. Auch wünsche ich eine gute und gesunde Heimkehr. Dir nochmals viele herzliche Grüße und Küsse sendet Dein Ernst
Wichtiges habe ich heute nicht mehr zu berichten. Die Arbeit steht immer noch in gleicher Weise an, so daß es mir wirklich nicht langweilig wird. Dir und unseren beiden Stromern sende ich viele herzliche Grüße und Küsse. An Deine Eltern richte bitte ebenfalls recht viele Grüße aus wie auch an Erna, Alice und Paul. Auch wünsche ich eine gute und gesunde Heimkehr. Dir nochmals viele herzliche Grüße und Küsse sendet Dein Ernst
Mein liebes Mädel ! 8.8.41
Ich sende Dir heute nun wieder den ersten Brief nach Konstanz in der Hoffnung, daß Ihr zusammen wieder gut angekommen seid. Ich hoffe weiter, daß Ihr alles in Ordnung angetroffen habt. Ruht Euch nur ein bißchen aus und stürze Du Dich nicht gleich wieder mit allen Dir zur Verfügung stehenden Kräften in die Arbeit. Es läuft Dir ja nichts weg.
Für Dein Schreiben vom 4. danke ich Dir vielmals. Da hast Du Dich aber wieder einmal sehr angestrengt. Der Besuch bei Alice war also sehr nahrhaft. Ihr habt ja da nicht schlecht gegessen. Das Grammophon hat den Kindern sicher Spaß gemacht. Der Geburtstag unseres Jungen ist ja ganz im schönen Rahmen verlaufen. Er ist jedenfalls nicht schlecht weggekommen. Alle die Gegenstände und das Geld ist da doch allerhand. Vor allem kann ich mir denken, daß ihm der Metallbaukasten eine große Freude gemacht haben wird. Er muß nur schön Obacht geben, daß möglichst alles beisammen bleibt, sonst ist es ja schade, wenn er nicht mehr richtig spielen könnte. Für Helga war ja auch noch etwas abgefallen, was mich für sie freut, denn ich glaube, sie würde sich zurückgesetzt fühlen. Das kommt ja bei ihm auch nur daher, daß er gerade in Leipzig war, sonst hätte er auch nicht soviel bekommen. Die Angelegenheit mit Elsa Legler hat ja nun auch ihre Erledigung gefunden. Wir haben nicht abgesagt, die haben immerhin unseren guten Willen gesehen. Ob es uns im nächsten Jahr möglich ist, wird sich dann ja zeigen. Es ist aber so, die haben womöglich gedacht, daß wir noch einen Teil der Verpflegungskosten übernommen hätten. Ich weiß jedenfalls, daß jeder denkt, daß er zu kurz gekommen ist. Meist ist es so, daß der, der auf Besuch kommt, gewisse Anforderungen stellt und wenn er bezahlen soll, ist es ihm zuviel. Ich bin wirklich froh, daß diese Angelegenheit sich so erledigt hat. Mit der Geduld Deines Vaters war es also nicht besser wie es früher auch schon gewesen ist. Ich kann mir das gut vorstellen. Gewundert hatte ich mich schon ein wenig, daß alles so ganz ohne Trübung vorbeigehen sollte. Ich weiß ja, daß man die Eigenheiten eines Menschen nicht ändern kann.
Daß Du an Dora geschrieben hast, finde ich in Ordnung. Sie ist zwar schreibfaul, aber so hast Du für 6 Pfennig Deine Pflicht erfüllt. Denn mehr kostet ja die Postkarte nicht.
Graser hat mein Päckchen zwar nicht mitnehmen können. Ich gebe es nun einem Kameraden mit, der mit mir auf dem Büro ist, er schickt es dann ab, wenn er daheim ist. Ich lasse es Dir nun direkt zugehen. Er fährt am Sonntag in Urlaub, so daß Du das im Laufe der nächsten Woche bekommen wirst. Alice hat sich auch Dir gegenüber sehr angestrengt, wenn sie Dir noch die Glassachen geschenkt hat. Ohne den Wert des Geschenks dabei herabzumindern, ist es ja so, daß die beiden Personen für ihren Lebensbedarf genug haben, wo jetzt alle beide verdienen und sonst für niemanden zu sorgen haben.
Von hier habe ich heute nichts zu berichten. Es geht bei gleichem Wetter im alten Tempo weiter. Die Woche ist auch schon bald wieder herum. Heute Abend habe ich vom hiesigen Bürgermeister eine Einladung zum Sekttrinken erhalten, die ich nicht abschlagen konnte, vor allem weil unser Kriegsverwaltungsrat auch dabei ist. Dir sende ich herzliche Grüße und viele Küsse. Unseren beiden Stromern ebenfalls dasselbe. Grüße bitte Vater von mir. Dein Ernst.
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