Meine liebe Annie ! 4.8.41
Vorgestern und gestern erhielt ich Deine Briefe vom 29., 30. und 31.7. Ich kann aus allen Deinen Schreiben herauslesen, daß Du gut aufgehoben bist und daß es Dir nicht schlecht geht. Heute hat unser Junge Geburtstag. Ich hoffe, daß mein Brief an ihn rechtzeitig angekommen ist. Er kann ihn zwar noch nicht lesen, bald wird er aber auch soweit sein. Er hat ja durch diese Reise auch mit schöne Tage gehabt, denn ich denke, daß er an diesen täglichen Abwechslungen auch seine Freude hat. Denn alles dieses, was so eine Großstadt bietet, ist unseren Beiden ja ziemlich neu.
Die Sache mit dem Zucker habe ich so ziemlich geregelt. Es ist wahrscheinlich, daß ich etwa so einen halben Zentner kaufen kann. Wie ich den dann versende, weiß ich noch nicht. Eines ist aber sicher, daß Du welchen bekommst. Wenn ich ihn in Päckchen verpacke, mußt Du dann das Porto bezahlen. Ich habe heute das Päckchen an Graser mitgegeben, das an Vater für Dich abgeht. Hoffentlich kann er es mitnehmen, sonst muß ich es anders wegschicken. Mit den Gardinen werde ich noch warten, ich glaube, daß ich hier aber doch welche kaufen werde. Wegen Vaters Schuhen habe ich ja auch an ihn selbst geschrieben, er kann Dir dann ja Bescheid geben.
Der Besuch Elsas ist also auch soweit klar. Ich will Dir aber nochmals sagen, daß Du Dir nicht extra Arbeit machst, denn sie muß ihr Teil mitarbeiten. Denn ich glaube, daß es mir vielleicht doch langt, daß ich Ende dieses oder Anfang des nächsten Monats Urlaub bekomme. Da wird Helga aber stolz sein, wenn sie eine neue Kette hat. Wenn Siegfried noch mal vorbeikommen kann, kannst Du ja mit ihm auch nochmals sprechen. Ich weiß zwar nicht, ob Du besonderen Wert darauf legst. Man kennt sich ja fast nicht mehr aus, wenn man solange weg ist. Man weiß nicht mehr richtig, was alles los ist. Ich schreibe heute Abend, weil ich am Tage nicht dazu gekommen bin und im Dienst wieder ziemlich in Anspruch genommen bin. Post habe ich heute keine bekommen, doch ich kann mich ja in den letzten Tagen nicht beklagen. Herzliche Grüße und viele Küsse Dir und den anderen sendet Dir Dein Ernst
Liebste Annie! 5.8.41
Auch heute komme ich erst am Abend dazu, Dir zu schreiben. Ich erhielt Deine beiden Briefe vom 1. und 2.8., die mich sehr gefreut haben, vor allem auch deshalb, weil ich aus diesen wieder lesen konnte, daß Du gut aufgehoben bist und daß es Dir sehr gut in Leipzig gefällt. Das glaube ich, daß unseren Beiden das viel Spaß macht, so daß ihnen das nicht zuviel ist, wenn nochmals so richtig rumgetollt wird. Daß Dein Vater Freude daran hat, ist ja ganz in Ordnung. Mit Kindern Unsinn machen oder ihnen etwas erzählen war ja immer seine Stärke. Unsere beiden Strolche sind sicher bei dem Eisessen große Gegner, denn das mögen sie ja nicht haben. Man muß es ihnen ja immer aufdrängen. Frag sie einmal. Das viele Fortgehen strengt wohl an, dann auch immer das große Stadtpflaster treten, denn alles kann man doch nicht mit der Straßenbahn fahren, macht ziemlich müde. Kommst Du mit Deinem Geld eigentlich aus. Hoffentlich mußt Du nicht sparen. Es war mir eine Beruhigung, daß Du die Gräber mit besucht hast. Es kommt ja doch selten jemand raus. Daß Du jetzt in Leipzig gut schlafen kannst und die ganze Nacht durchschläfst, ist ja sehr schön. Hoffentlich bleibt es dann auch so wie es in Leipzig war. Na, ich muß schon sagen, daß die Kinder allerhand gesehen haben, denn das Völkerschlachtdenkmal ist doch ein monumentaler Bau, der seine Wirkung auf keinen Menschen verfehlt. Ich glaube auch, daß das bei den Kindern der Fall gewesen ist.
Dieser Märklinbaukasten ist ja nach dem Geschmack von unsrem Jungen, denn da kann er schrauben und basteln wie es ihm in den Kram paßt. Das ist ja interessant, daß Helga bald so groß ist wie Deine Mutter. Ja, die Krott ist ja auch mächtig gewachsen. Mit dem Gepäck mache es nur so, daß Du einen Teil aufgibst.
Siegfried kommt ja auch ziemlich in der Gegend herum. Nun ist er also schon wieder in Wiesbaden. Vielleicht ist es ihm noch möglich, mit in Leipzig vorbeizukommen. Habt Ihr ein paar Fotos gemacht? Übrigens, Fotos von mir kannst Du, soweit Du sie doppelt hast und Deine Eltern sich dafür interessieren, dort lassen. Schreibe doch vielleicht noch eine Karte an Frau Dietz, damit sie sieht, daß Jörg nicht daheim war an seinem Geburtstag, oder hältst Du das nicht für notwendig.
Die „Reklamationen“ in meinem Brief waren auch nicht ernst gemeint und ich bitte Dich, diese auch so aufzufassen.
Wenn ich in aller meiner Arbeit auch hier ungehindert walten kann, wie ich es für richtig finde, so bleibt einem mancher Ärger erspart. Aber welche Tätigkeit gibt es, wo man keinen Ärger damit hat. Es ist wirklich schön, wenn man vieles weiß, oder wenn man alles weiß; wenn man wegen allem gefragt wird und wenn man in allem Auskunft geben kann, sei es nun vom Chef oder vom Stift. Nur manchmal möchte man auch etwas anderes arbeiten. An solchen Tagen, wenn ich dann richtig in Fahrt bin, machen alle einen Bogen um mich, weil ich jeden anfauche. Aber wenn man es nicht so macht, kommt man zu nichts.
Heute Abend gehe ich ins Kino, es soll der Film „Operette“ gespielt werden. Übrigens am Samstag, als ich in Lille war, habe ich am Nachmittag das Soldatenkino besucht. Die Wochenschau ist ja wieder grandios. Das ist doch allerhand Leistung, solche Szenen zu drehen.
Ich sende Dir und den Kindern recht viele Grüße und Küsse und hoffe, daß Du noch einige schöne Tage dort verleben kannst und Dich etwas erholst. Herzliche Grüße sende ich auch an die Eltern und ich Danke ihnen, daß sie Euch so gut aufgenommen haben. Nochmals herzliche Grüße und Küsse sendet Dir Dein Ernst
6.8. Ich hatte die Absicht, Dir noch einige Zeilen zu schreiben, ich komme aber einfach nicht mehr dazu, weil jeden Tag viel Hochbetrieb ist. Bleibe mir gesund und nimm herzliche Grüße und Küsse entgegen von Deinem Ernst
Vorgestern und gestern erhielt ich Deine Briefe vom 29., 30. und 31.7. Ich kann aus allen Deinen Schreiben herauslesen, daß Du gut aufgehoben bist und daß es Dir nicht schlecht geht. Heute hat unser Junge Geburtstag. Ich hoffe, daß mein Brief an ihn rechtzeitig angekommen ist. Er kann ihn zwar noch nicht lesen, bald wird er aber auch soweit sein. Er hat ja durch diese Reise auch mit schöne Tage gehabt, denn ich denke, daß er an diesen täglichen Abwechslungen auch seine Freude hat. Denn alles dieses, was so eine Großstadt bietet, ist unseren Beiden ja ziemlich neu.
Die Sache mit dem Zucker habe ich so ziemlich geregelt. Es ist wahrscheinlich, daß ich etwa so einen halben Zentner kaufen kann. Wie ich den dann versende, weiß ich noch nicht. Eines ist aber sicher, daß Du welchen bekommst. Wenn ich ihn in Päckchen verpacke, mußt Du dann das Porto bezahlen. Ich habe heute das Päckchen an Graser mitgegeben, das an Vater für Dich abgeht. Hoffentlich kann er es mitnehmen, sonst muß ich es anders wegschicken. Mit den Gardinen werde ich noch warten, ich glaube, daß ich hier aber doch welche kaufen werde. Wegen Vaters Schuhen habe ich ja auch an ihn selbst geschrieben, er kann Dir dann ja Bescheid geben.
Der Besuch Elsas ist also auch soweit klar. Ich will Dir aber nochmals sagen, daß Du Dir nicht extra Arbeit machst, denn sie muß ihr Teil mitarbeiten. Denn ich glaube, daß es mir vielleicht doch langt, daß ich Ende dieses oder Anfang des nächsten Monats Urlaub bekomme. Da wird Helga aber stolz sein, wenn sie eine neue Kette hat. Wenn Siegfried noch mal vorbeikommen kann, kannst Du ja mit ihm auch nochmals sprechen. Ich weiß zwar nicht, ob Du besonderen Wert darauf legst. Man kennt sich ja fast nicht mehr aus, wenn man solange weg ist. Man weiß nicht mehr richtig, was alles los ist. Ich schreibe heute Abend, weil ich am Tage nicht dazu gekommen bin und im Dienst wieder ziemlich in Anspruch genommen bin. Post habe ich heute keine bekommen, doch ich kann mich ja in den letzten Tagen nicht beklagen. Herzliche Grüße und viele Küsse Dir und den anderen sendet Dir Dein Ernst
Liebste Annie! 5.8.41
Auch heute komme ich erst am Abend dazu, Dir zu schreiben. Ich erhielt Deine beiden Briefe vom 1. und 2.8., die mich sehr gefreut haben, vor allem auch deshalb, weil ich aus diesen wieder lesen konnte, daß Du gut aufgehoben bist und daß es Dir sehr gut in Leipzig gefällt. Das glaube ich, daß unseren Beiden das viel Spaß macht, so daß ihnen das nicht zuviel ist, wenn nochmals so richtig rumgetollt wird. Daß Dein Vater Freude daran hat, ist ja ganz in Ordnung. Mit Kindern Unsinn machen oder ihnen etwas erzählen war ja immer seine Stärke. Unsere beiden Strolche sind sicher bei dem Eisessen große Gegner, denn das mögen sie ja nicht haben. Man muß es ihnen ja immer aufdrängen. Frag sie einmal. Das viele Fortgehen strengt wohl an, dann auch immer das große Stadtpflaster treten, denn alles kann man doch nicht mit der Straßenbahn fahren, macht ziemlich müde. Kommst Du mit Deinem Geld eigentlich aus. Hoffentlich mußt Du nicht sparen. Es war mir eine Beruhigung, daß Du die Gräber mit besucht hast. Es kommt ja doch selten jemand raus. Daß Du jetzt in Leipzig gut schlafen kannst und die ganze Nacht durchschläfst, ist ja sehr schön. Hoffentlich bleibt es dann auch so wie es in Leipzig war. Na, ich muß schon sagen, daß die Kinder allerhand gesehen haben, denn das Völkerschlachtdenkmal ist doch ein monumentaler Bau, der seine Wirkung auf keinen Menschen verfehlt. Ich glaube auch, daß das bei den Kindern der Fall gewesen ist.
Dieser Märklinbaukasten ist ja nach dem Geschmack von unsrem Jungen, denn da kann er schrauben und basteln wie es ihm in den Kram paßt. Das ist ja interessant, daß Helga bald so groß ist wie Deine Mutter. Ja, die Krott ist ja auch mächtig gewachsen. Mit dem Gepäck mache es nur so, daß Du einen Teil aufgibst.
Siegfried kommt ja auch ziemlich in der Gegend herum. Nun ist er also schon wieder in Wiesbaden. Vielleicht ist es ihm noch möglich, mit in Leipzig vorbeizukommen. Habt Ihr ein paar Fotos gemacht? Übrigens, Fotos von mir kannst Du, soweit Du sie doppelt hast und Deine Eltern sich dafür interessieren, dort lassen. Schreibe doch vielleicht noch eine Karte an Frau Dietz, damit sie sieht, daß Jörg nicht daheim war an seinem Geburtstag, oder hältst Du das nicht für notwendig.
Die „Reklamationen“ in meinem Brief waren auch nicht ernst gemeint und ich bitte Dich, diese auch so aufzufassen.
Wenn ich in aller meiner Arbeit auch hier ungehindert walten kann, wie ich es für richtig finde, so bleibt einem mancher Ärger erspart. Aber welche Tätigkeit gibt es, wo man keinen Ärger damit hat. Es ist wirklich schön, wenn man vieles weiß, oder wenn man alles weiß; wenn man wegen allem gefragt wird und wenn man in allem Auskunft geben kann, sei es nun vom Chef oder vom Stift. Nur manchmal möchte man auch etwas anderes arbeiten. An solchen Tagen, wenn ich dann richtig in Fahrt bin, machen alle einen Bogen um mich, weil ich jeden anfauche. Aber wenn man es nicht so macht, kommt man zu nichts.
Heute Abend gehe ich ins Kino, es soll der Film „Operette“ gespielt werden. Übrigens am Samstag, als ich in Lille war, habe ich am Nachmittag das Soldatenkino besucht. Die Wochenschau ist ja wieder grandios. Das ist doch allerhand Leistung, solche Szenen zu drehen.
Ich sende Dir und den Kindern recht viele Grüße und Küsse und hoffe, daß Du noch einige schöne Tage dort verleben kannst und Dich etwas erholst. Herzliche Grüße sende ich auch an die Eltern und ich Danke ihnen, daß sie Euch so gut aufgenommen haben. Nochmals herzliche Grüße und Küsse sendet Dir Dein Ernst
6.8. Ich hatte die Absicht, Dir noch einige Zeilen zu schreiben, ich komme aber einfach nicht mehr dazu, weil jeden Tag viel Hochbetrieb ist. Bleibe mir gesund und nimm herzliche Grüße und Küsse entgegen von Deinem Ernst
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