Mein
liebster Schatz ! 1.4.43
Zwei Briefe erhielt ich gestern von Dir, für die ich Dir vielmals danke. Der eine ist der Luftpostbrief, den zu schreiben Dir wieder wenig angenehm war. Ich kann mir denken, daß Dir diese Angelegenheit bald zum Hals heraushängt.
Ich habe alles nochmals mit meinem Chef besprochen. Ich soll also einen Antrag an das Wehrbezirkskommando richten, dem von hier aus eine Bescheinigung beigefügt werden soll. Ich hoffe, dass ich Dir damit die weitere Lauferei erspare. Eines habe ich wieder feststellen können, daß die freundlichen Kollegen sich sehr zuvorkommend Dir gegenüber benommen haben.
Das werde ich ihnen auch nicht so gleich vergessen. Man muß schon sagen, das ist skandalös, wie sich diese Brüder aufführen daheim. Wenn dieser Schlawiner von Metzler in der Woche 10 Leute zugewiesen bekommt, die ihm nichts angehen, dann ist das ja schon lachhaft, das überhaupt zu erwähnen. Was das bedeuten soll, wenn er gesagt hat „das ist eben schön, wenn man die Leute draußen hat und der andere soll alles erledigen“ das musst Du nochmals erklären. Hat er vielleicht uns gemeint, die wir hier draußen sind, und die, die alles erledigen sollen, das sind die, die in der Heimat sitzen?
Das möchte ich schon einmal genau wissen. Er ist sich seiner Aufgabe wohl nicht mehr bewusst. Anders kann ich mir das nicht mehr erklären. Was Dir dann der Oberleutnant vorgequatscht hat, ist ja ebenso dumm wie lächerlich. Er ist sich wohl nicht ganz in klaren, aus welchem Grund diese Bestimmung erlassen worden ist. Hier geht es doch nicht um Unterstützung der Eltern, sondern hier handelt es sich um die Erhaltung der Blutlinien. Bei diesen Brüdern ist das aber wohl einerlei. Man erkannt aus allem, was da für die Geistesgrößen daheim eingesetzt sind. Was dieser Metzler von der Anordnung vom Januar 43 gewusst hat, ist genau so große Scheiße wie all das andere, was er bisher verzapft hat. Ich kann aber wirklich nicht anders, das muß einmal heraus.
Das ist ja eine Schweinerei, wie sie in der Heimat herrscht. Da handelt es sich um eine Verordnung, nach der die Leute, die selbst zwei eigene Söhne haben , nicht mehr zurückgestellt werden können. Das trifft ja auch wieder nicht zu. Es dreht sich ja nicht um mich, sondern um die Familie daheim, die man erst herumjagt und dann nur noch Kopfschmerzenbereitet mit Dingen, die zu umgehen wären. Ich kenne mich in den Dingen aus und ich helfe mir da schon eher durch, aber Du kennst Dich doch nicht darin aus. Ich hoffe, die Sache jetzt so erledigen zu können. Ich werde es nach Deiner Anweisung machen und an das Wehrbezirkskommando schreiben.
Es freut mich, daß das Päckchen mit meinem Pullover wieder bei Dir ist. Es ist ein Risiko, wenn man diese Dinge aufgibt. Es ist etwas anderes, wenn es sich um andere Gegenstände handelt, die man zwar auch nicht gern verlieren will. Hier handelt es sich fast um ein Familienstück. Ich schrieb ja schon einmal, wie lange und wie gern ich den Pullover habe. Er hat mir doch die ganze Zeit so gute Dienste geleistet. Daß Dir die Dose gefällt, ist ja schön. Ich kann es Dir ja verraten, sie war auch sehr teuer. Sie kostete etwas über 10,-RM Du wirst wohl schimpfen über den hohen Preis. Ich habe sie aber gekauft, weil sie mir selbst gefallen hat. Dann macht es ja nichts, wenn man Freude daran hat. Wenn unserem Jungen das besser zustatten kommt, dann ist es ja gut.
Du hast wenigstens für Ostern eine Kleinigkeit zu schenken. Mit der Länge des Krieges wird es ja immer schwieriger, etwas zu beschaffen. . Wenn man es ihnen erklärt, werden es die Kinder wohl verstehen, aber die Freude ist doch entschieden größer, wenn es etwas gibt. In dem fehlenden Päckchen 27 war eine Flasche Cognac. Ich hoffe, daß sie inzwischen nun auch angekommen ist. Wenn ich die Kameraden von der Feldpost nicht so gut kennen würde, bekäme ich meine meist zu schweren Päckchen nicht abgenommen.
Wie lang man dazu Gelegenheit hat, weiß man ja noch nicht. Darum sende ich auch das weg, was irgend geht. Wenn man später einmal wieder in Urlaub fahren könnte, brauchte man doch diese schweren Flaschen z.B. nicht zu schleppen. Die kleine Nachgebühr ist ja nicht so schlimm. Von Deinem Vater traf auch noch der Brief ein, den er uns allen gesandt hat. Ich werde mich später dazu äußern. Heute nicht. Die Bescheinigung für Vater hatte ich vergessen beizulegen. Sie liegt nunmehr bei. Ich denken, daß sie so abgefasst ist, daß er damit zurechtkommt. Dich grüße ich recht herzlich und bin mit vielen Küssen Dein Ernst.
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