Meine
liebste Annie !
12.4.43
Bei
der Postverteilung wurde ich nicht mit einem Brief von Dir bedacht. Eine
Anfrage in der Ahnensache kam wieder mit einer Mitteilung zurück, die keine
größere Bedeutung im Moment hat, die ich aber vielleicht später ganz gut
verwerten kann. Es handelt sich hier um die Nachforschung in
Großmieglingen. Dort steht nur fest,
daß der Vater Johann Caspar Rosche dort zugezogen ist und das letzte Kind 1735
geboren wurde.
Daraus konnte man entnehmen, daß er seinen Schuhmacherberuf dort nicht lange ausgeübt hat. Auf so einem kleinen Kaff waren sicher die Verdienstmöglichkeiten nicht gerade glänzend. Aber wenn man alles so überblickt, dann kann man feststellen, daß fast alle erstens einmal Handwerker waren, aber nirgends richtig ansässig gewesen sind. Auf was das zurückzuführen ist, das kann man noch nicht so ohne weiteres beurteilen.
Vielleicht läßt sich das später einmal ergründen. Ich will dann einmal sehen, ob das bei den weiteren Nachkommen auch der Fall ist, denn bis jetzt ist nur einer bekannt und da steht noch nicht einwandfrei fest, ob er nicht noch einen anderen handwerklichen Beruf hatte. Auch von den anderen Linie der Sippen, die in unsere Familie münden ist das ziemlich gleiche Bild. Wenn ich dann dies nach Eurer Linie zu betrachte, so ist das fast dasselbe. Findest Du das nicht auch eigenartig? Je mehr man sich in diese Dinge vertieft, desto interessantere Sachen kommen dabei zum Vorschein. Zwar muß man dazu genügend Material sammeln, um das richtig übersehen und einschätzen zu können. Ich hoffe, bald noch einige Antworten zu bekommen. Zu gern hätte ich das Problem gelöst, ob wir wirklich mit den Hugenotten etwas zu tun haben, oder ob sich alles als ein Märchen, eine Vermutung herausstellt. Du weißt ja, wie der eine Mann, der mir einmal auf meinen Brief geantwortet hatte, die gleiche Überlieferung, die er von seiner Mutter erfahren hat, mitteilte. Man kann solche Mitteilungen, die durch ganze Generationen weiter erzählt werden, nicht so ohne weiteres von der Hand weisen. Aber ich nehme an, daß sich diese bei den nächsten zwei Generationen schon herausstellen würde, wenn die Unterlagen bei den Pfarrämtern vorhanden wären. Im Kino war ich heute auch wieder. „Die große Nummer“ wurde gespielt. Ich glaube, Du hattest ihn auch gesehen. Er ist ganz nett, aber etwas Besonderes ist er nicht.
Ich habe schon bessere Zirkusfilme gesehen. Vor allem gefällt mir der Schluß mit der Schaukel nicht, weil das zu unwahrscheinlich ist. Aber sonst ist er ganz unterhaltsam.
Dann wurde auch die Wochenschau von Charkow gezeigt. Für denjenigen, der die Stadt nicht kennt, bieten die Bilder wohl nichts besonderes, aber durch den Aufenthalt dort kennt man das eine oder andere Stück davon. Nach den Bildern zu schließen, hat es doch allerhand Zerstörungen gegeben. Im allgemeinen hatte diese Wochenschau sehr eindrucksvolle Bilder. So vor allem vom Heldengedenktag. _ Das Wetter ist bei uns jetzt so komisch. Früh am Morgen strahlt die Sonne hell und klar, und wenn man dann über Mittag ein Stückchen an die Luft gehen will, dann ist es bewölkt. Das ist aber schon seit einigen Tagen der Fall. Das Schlimme ist dabei, man kann nirgends reklamieren. Aber im allgemeinen sehr trocken. Ich denke, daß das für die Landwirtschaft sehr gut und nützlich ist. Man kann doch jetzt nun die Äcker gut bestellen. Das macht doch viel aus, wenn die Arbeiten ungehindert durchgeführt werden können. Aber nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Vorbereitung der kommenden Operationen hat das seinen Vorteil. Dir mein Schatz, viele Grüße. Ebenso den Kindern und Vater. Was macht er eigentlich ? Recht herzliche Küsse für Dich und die Kinder füge ich noch bei. Dein Ernst.
Daraus konnte man entnehmen, daß er seinen Schuhmacherberuf dort nicht lange ausgeübt hat. Auf so einem kleinen Kaff waren sicher die Verdienstmöglichkeiten nicht gerade glänzend. Aber wenn man alles so überblickt, dann kann man feststellen, daß fast alle erstens einmal Handwerker waren, aber nirgends richtig ansässig gewesen sind. Auf was das zurückzuführen ist, das kann man noch nicht so ohne weiteres beurteilen.
Vielleicht läßt sich das später einmal ergründen. Ich will dann einmal sehen, ob das bei den weiteren Nachkommen auch der Fall ist, denn bis jetzt ist nur einer bekannt und da steht noch nicht einwandfrei fest, ob er nicht noch einen anderen handwerklichen Beruf hatte. Auch von den anderen Linie der Sippen, die in unsere Familie münden ist das ziemlich gleiche Bild. Wenn ich dann dies nach Eurer Linie zu betrachte, so ist das fast dasselbe. Findest Du das nicht auch eigenartig? Je mehr man sich in diese Dinge vertieft, desto interessantere Sachen kommen dabei zum Vorschein. Zwar muß man dazu genügend Material sammeln, um das richtig übersehen und einschätzen zu können. Ich hoffe, bald noch einige Antworten zu bekommen. Zu gern hätte ich das Problem gelöst, ob wir wirklich mit den Hugenotten etwas zu tun haben, oder ob sich alles als ein Märchen, eine Vermutung herausstellt. Du weißt ja, wie der eine Mann, der mir einmal auf meinen Brief geantwortet hatte, die gleiche Überlieferung, die er von seiner Mutter erfahren hat, mitteilte. Man kann solche Mitteilungen, die durch ganze Generationen weiter erzählt werden, nicht so ohne weiteres von der Hand weisen. Aber ich nehme an, daß sich diese bei den nächsten zwei Generationen schon herausstellen würde, wenn die Unterlagen bei den Pfarrämtern vorhanden wären. Im Kino war ich heute auch wieder. „Die große Nummer“ wurde gespielt. Ich glaube, Du hattest ihn auch gesehen. Er ist ganz nett, aber etwas Besonderes ist er nicht.
Ich habe schon bessere Zirkusfilme gesehen. Vor allem gefällt mir der Schluß mit der Schaukel nicht, weil das zu unwahrscheinlich ist. Aber sonst ist er ganz unterhaltsam.
Dann wurde auch die Wochenschau von Charkow gezeigt. Für denjenigen, der die Stadt nicht kennt, bieten die Bilder wohl nichts besonderes, aber durch den Aufenthalt dort kennt man das eine oder andere Stück davon. Nach den Bildern zu schließen, hat es doch allerhand Zerstörungen gegeben. Im allgemeinen hatte diese Wochenschau sehr eindrucksvolle Bilder. So vor allem vom Heldengedenktag. _ Das Wetter ist bei uns jetzt so komisch. Früh am Morgen strahlt die Sonne hell und klar, und wenn man dann über Mittag ein Stückchen an die Luft gehen will, dann ist es bewölkt. Das ist aber schon seit einigen Tagen der Fall. Das Schlimme ist dabei, man kann nirgends reklamieren. Aber im allgemeinen sehr trocken. Ich denke, daß das für die Landwirtschaft sehr gut und nützlich ist. Man kann doch jetzt nun die Äcker gut bestellen. Das macht doch viel aus, wenn die Arbeiten ungehindert durchgeführt werden können. Aber nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Vorbereitung der kommenden Operationen hat das seinen Vorteil. Dir mein Schatz, viele Grüße. Ebenso den Kindern und Vater. Was macht er eigentlich ? Recht herzliche Küsse für Dich und die Kinder füge ich noch bei. Dein Ernst.
Mein
liebstes Mädel !
14.4.43
Schöne Tage sind nun wirklich angebrochen. Das Wetter ist wunderbar, daß man schon Lust bekommt, einmal zu baden. Ich war auch schon am Dnjepr unten, aber so verlockend es auch von oben aussieht, so wenig einladend ist es auch jetzt schon, zu baden.
Es
ist noch verdammt kalt. Aber es scheint im Sommer sich sehr schön baden zu
lassen. denn auf dem jenseitigen Ufer
ist ein wunderbarer Strand. Wenn man hinüber will, muß man zwar eine Fähre
benutzen, aber das geht verhältnismäßig flott. Die Strömung ist zwar sehr stark
und wird etwa der Strömung bei uns an der Rheinbrücke entsprechen.
Bis dies ausgenutzt werden könnte, brauchen wir nicht zu hoffen, noch hier zu sein.
Die allgemeine Tendenz geht ja schon wieder darauf hinaus, daß sich alles langsam verschiebt. Das wird auch bei uns nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. _ Ich lege Dir wieder ein Programm bei von meinem heutigen Theaterbesuch. Es war insoweit interessant, als diese Vorstellung halb deutsch und halb ukrainisch gesprochen wurde. Die Kräfte im allgemeinen sind hier nicht besonders Klasse. Das Singen liegt ihnen nicht gerade sehr. Wenn dann ein ganzes Stück deutsch gesprochen wurde, dann kommt man auf einmal ganz durcheinander, weil man glaubt, man versteht es nicht richtig, und dann merkt man, daß wieder die andere Sprache dran ist. Die Leute können hier doch keine Umlaute und sehr schlecht, und dann vor allem, was am Anfang eines Wortes ein h hat, sprechen. Das klingt dann etwas komisch und regt zum Lachen an, wenn sie zum Beispiel sagen „ginter“ für „hinter“ und zum „Frühling „Fruhling“ Die Leute geben sich bestimmt große Mühe mit dem Sprechen, aber es ist auch nicht einfach, gleich ungeteilten Beifall zu ernten. Die Ausstattung ist hier wesentlich besser , ebenso die Oper selbst , wie in Charkow. Aber rein künstlerisch betrachtet, stand das Schaffen in Charkow auf einer höheren Stufe. Übrigens wurde die Oper in Charkow kurz nach der Einnahme durch uns wieder von uns in Betrieb genommen, nachdem sie in der Zwischenzeit während der Besetzung durch die Russen von diesen bespielt wurde. _ Post habe ich auch heute keine von Dir erhalten. Ich habe darum auch nichts zum Beantworten. Lasse mich deshalb bitte meinen Brief zum Abschluss bringen. morgen werde ich Dir sicherlich wieder mehr schreiben. Ich grüße Dich recht herzlich und verbinde damit recht, recht fest Küsse für Dich und die Kinder. Dein Ernst.
Bis dies ausgenutzt werden könnte, brauchen wir nicht zu hoffen, noch hier zu sein.
Die allgemeine Tendenz geht ja schon wieder darauf hinaus, daß sich alles langsam verschiebt. Das wird auch bei uns nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. _ Ich lege Dir wieder ein Programm bei von meinem heutigen Theaterbesuch. Es war insoweit interessant, als diese Vorstellung halb deutsch und halb ukrainisch gesprochen wurde. Die Kräfte im allgemeinen sind hier nicht besonders Klasse. Das Singen liegt ihnen nicht gerade sehr. Wenn dann ein ganzes Stück deutsch gesprochen wurde, dann kommt man auf einmal ganz durcheinander, weil man glaubt, man versteht es nicht richtig, und dann merkt man, daß wieder die andere Sprache dran ist. Die Leute können hier doch keine Umlaute und sehr schlecht, und dann vor allem, was am Anfang eines Wortes ein h hat, sprechen. Das klingt dann etwas komisch und regt zum Lachen an, wenn sie zum Beispiel sagen „ginter“ für „hinter“ und zum „Frühling „Fruhling“ Die Leute geben sich bestimmt große Mühe mit dem Sprechen, aber es ist auch nicht einfach, gleich ungeteilten Beifall zu ernten. Die Ausstattung ist hier wesentlich besser , ebenso die Oper selbst , wie in Charkow. Aber rein künstlerisch betrachtet, stand das Schaffen in Charkow auf einer höheren Stufe. Übrigens wurde die Oper in Charkow kurz nach der Einnahme durch uns wieder von uns in Betrieb genommen, nachdem sie in der Zwischenzeit während der Besetzung durch die Russen von diesen bespielt wurde. _ Post habe ich auch heute keine von Dir erhalten. Ich habe darum auch nichts zum Beantworten. Lasse mich deshalb bitte meinen Brief zum Abschluss bringen. morgen werde ich Dir sicherlich wieder mehr schreiben. Ich grüße Dich recht herzlich und verbinde damit recht, recht fest Küsse für Dich und die Kinder. Dein Ernst.
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