Freitag, 8. Dezember 2017

Brief 350 vom 7./8.12.1942


Mein liebstes Mädel !                                                                    7.12.42    
    
Ich mußte heute feststellen, daß ich Dir in Gedanken Unrecht getan hatte. Heute erreicht mich Dein Brief vom 28.11., dem Du Deinen Brief vom 7.11., dem Tage meiner Abreise beigelegt hattest. Ich schrieb Dir schon kürzlich, ob Du mir denn erst am 8.  den ersten Brief geschrieben hast und wie Du das mit den Blumen für Deinen Vater gemacht hast. Mit der Übersendung dieses Briefes findet ja alles seine Aufklärung. Wie ich leider feststellen muß, machst Du Dir Gedanken, ob auch meine Feldpostnummer, die ich Dir angab, richtig ist. Es war von mir leichtsinnig, daß ich auf den ersten Briefen immer noch den Dienststempel mit der alten Nummer verwendet habe. Das ist inzwischen geändert. Der Fehler liegt aber beim Postverteiler, denn er hat sich nicht weiter der Sache angenommen. Aus meinen weiteren Schreiben hast Du ja gesehen, daß die Anschrift stimmt. Ich bin froh, daß ich Dich gleich wieder beruhigen kann. Meinen heutigen Brief nimmt ein Kamerad mit, der in Urlaub fährt. Lasse Dich durch die Feldpostnummer auf dem heutigen Dienstsiegel irritieren.  Am heutigen Tag ist schon wieder ein Monat vergangen. Man kann es fast nicht glauben, daß die Zeit so schnell verfliegt. An solchen feststehenden Daten kann man erst messen, was eigentlich ein Tag ist. Wie schnell verrinnt er und bedenkt man dabei wieder, daß man schon über 2 ½ Jahre von daheim weg ist, dann sieht man erst, wie lange Zeit es her ist, seit man aus der früheren gewohnten Umgebung herausgerissen ist. Wenn man dann über sein Schicksal nachdenkt, dann kann einem zu allem die Laune vergehen. Wie ich Dir schon mitteilte, habe ich hier eine Änderung durchgemacht, die an und für sich kränkend gewirkt hat. Doch was will das beim Kommis heißen.  Man achtet ja den einzelnen Menschen nicht weiter, wenn man es wohl immer wieder schreibt und sagt. Ich hatte doch bislang mit den Kameraden von unserer Dienststelle im Offizierskasino gegessen. Durch die Umstellung, die wir hier hatten, wurde ich trotzdem auch hier im Kasino der Offiziere bzw. der Beamten aufgenommen. Ende der vergangenen Woche wurde mir nun mitgeteilt, daß das nicht mehr ginge, weil Platzmangel herrschen würde. Wenn auch über diese Frage streiten ließe, ist es nicht schön, daß man mich erst dort einführte und mit jetzt quasi einen Tritt versetzt. Es stimmt durchaus, ich werde auch woanders satt. Gestern haben wir mit unserem Chef noch am Nachmittag beim Kuchen zusammengesessen.  Das war sozusagen die Henkersmahlzeit. Ab heute früh bin ich den Unteroffizieren zugeteilt. Dort ist es aber so fein eingerichtet, daß wir als Menschen dritter Sorte angesehen werden, weil dort noch Kameraden von der Feldpost essen, die mit den Unteroffizieren nicht zusammensitzen sollen und darum erst nach Abfertigung dieser abgefüttert werden. Es ist direkt eine Freude, wenn man sieht, was für eine Eintracht innerhalb der Wehrmacht herrscht.  Zu allem kommt mein Arbeitskamerad in diesen Tagen auch von hier fort und der neue wird wohl vor lauter Wissen und Selbst Beweihräucherung noch überschnappen. Es ist aber meist so, daß dann alles zusammenkommt, wenn sich etwas einfindet. Ich gebe zu, es ist mir bisher gut gegangen. Ich werde weiterhin auf meine Rechnung kommen. Es gibt einmal Zeiten, da hängt einem alles zum Hals heraus. Du weißt ja, daß nicht gleich einer von denen bin, der schimpft über solche Dinge. Wenn es einem aber zu bunt wird, dann muß man seinem Herzen Luft machen. Ich habe das in reichlichem Maße schon hier getan. Das geht aber noch soweit, daß Du vor Tagesende auch noch etwas mit abbekommst. Du kennst mich ja und weißt, daß ich schon mit dieser Sache fertig werde und daß Du Dir keine Gedanken machen brauchtest. Aber dieser Ärger muß irgendwo hinaus. Man sagt wohl, Papier ist geduldig. Das stimmt in diesem Fall auch, doch die Wirkung beim Leser ist doch meist nicht so teilnahmslos wie beim Papier. Ich könnte ja nach Beendigung dieses Briefes einfach hergehen und ihn zerreißen. Ich möchte aber andererseits, daß Du auch an diesen Dingen teilhast, damit Du siehst, daß es nicht immer nach Wunsch geht. Das trifft ja auch für Dich öfter zu und auch Du hast Deinen Ärger ab und zu. Du kannst dann in diesem Fall auch immer zu mir kommen und mir davon erzählen.

8.12.42  Mein lieber Schatz ! 

Ich schreibe heute an diesem Brief weiter, denn es hat sich nicht gelohnt, ihn jetzt wegzuschicken, weil ein Kamerad auf Urlaub fährt und ihn dann mitnimmt. Ich habe mich von der gestrigen schlechten Gemütsstimmung etwas erholt und will versuchen, in etwas  ?   Ton zu schreiben. Wie weit mir das gelingt, kann ich zwar noch nicht sagen. Von den Erlebnissen des Tages gibt es weiter nichts zu berichten. Vom Wetter schon eher. Nachdem ich jetzt nicht mehr im Hause esse, komme ich am Tage mehrmals auf die Straße. Gestern Abend fing es an zu tauen, daß man denken konnte, den Schnee würde es wegputzen. Heute früh hatten wir die wunderbarste Schlittschuhbahn. Zum Laufen dagegen war es weniger schön. Gegen Mittag fing es wieder an mit schneien, so daß man nichts mehr vom gestrigen Tauwetter merkt.  Dieser Tage sah ich mir die Marmeladenvorräte an, die ich von zuhause mitbekommen hatte. Ich dachte erst, daß ich sie wohl kaum brauchen würde, wo ich hier bisher so gut in Verpflegung stand. Durch die Wendung, die es jetzt gegeben hat, sieht das nun anders aus. Ich hatte erst Bedenken, daß sie vielleicht verderben würde, wenn man sie dauernd im Koffer aufbewahrt. Sie war aber gan einwandfrei. Jetzt werde ich mir sie wieder zusetzen, denn so kräftig, wie bisher, ist das Essen nicht. Man wird wohl satt und man verhungert nicht dabei, aber es kann nichts schaden, wenn man noch etwas zusetzt.  Brot bekommen wir immer noch in ausreichendem Maß, so daß man sich immer helfen kann. Mir kommt nach der bisherigen Völlerei der Unterschied schon merklich vor. Ich kann einesteils wohl auch froh sein, denn ich hätte sicherlich einen Schmerbauch beim nächsten Urlaub mit nach hause gebracht. Hätte noch Herzverfettung bekommen und wäre kurzatmig geworden. Du siehst, es wird bei der Wehrmacht für die Gesundheit gesorgt und darauf gesehen, daß die Frauen daheim ihren Mann bei Gelegenheit im früheren Idealzustand abgeliefert bekommen. Die Jahre, die man in der Zwischenzeit auf den Buckel bekommen hat, darf man nicht mitrechnen.  Vorhin war ich beim Abendessen. Als ich zurückkam, fand ich Deine Briefe vom 26. und 27. vor. Die haben mich wieder sehr erfreut.  Vorweg will ich erst einmal die Zeichnung unseres Jungen. Wenn er sie abgezeichnet hat, dann ist das schon allerhand, denn man muß sich wundern, wie er das auch sich heraus macht. Hat er es aber ganz ohne Vorlage gemacht, dann muß ich ihm direkt mein großes ob aussprechen. Den Nikolaus hat er wirklich sehr fein gemacht. Ich kann mir nicht erklären, von wem er das aus unserer Familie hat.  Der Stern und die Weihnachtsbäume haben mir viel Spaß gemacht.  Wenn die Kinder für diese Bilder etwas zahlen, dann kann ich mir das erklären. Er versteht es jedenfalls, seine Kunst zu verwerten. 3 Sendungen mit Zeitungen erhielt ich auch noch von Dir, die ich mir aber erst später zu Gemüte führe, wenn ich etwas mehr Ruhe habe.  Deine Sorge wegen der Rasierklingen kannst Du Dir dadurch nehmen lassen, daß ich Dir schon vor einigen Tagen schrieb , daß ich welche bekommen habe. Einen Rasierpinsel hatte ich hier bekommen. Ich kann mich also täglich wieder verschönern wie es bisher der Brauch war. Für die nächste Zeit bin ich wirklich versorgt.  Mein Weihnachtspäckchen habe ich nun auch noch unserem Inspektor mitgegeben, der in Urlaub fährt. Es sind nur Kleinigkeiten für den täglichen Bedarf und ein wenig Süßigkeiten.  Ich konnte zu meinem Leidwesen nichts weiter erhalten. Sei bitte damit zufrieden und bedenke, daß hier aber auch nichts zu kaufen ist. Ich hätte gern noch etwas Essbares erworben, aber es war nicht möglich. Zigarren, die ich erst noch mitsenden wollte, habe ich vorerst zurückgehalten. Ich will zusehen, ob ich dafür etwas eintauschen kann, denn das ist für mich wichtiger wie die Raucherei für die alten Herren. Bekomme ich nichts dafür, dann kann ich sie immer noch abschicken. Meinen Weihnachtsbrief schreibe ich noch in diesen Tagen. Ich hoffe, daß er auch noch rechtzeitig ankommt. Ich grüße Dich und die Kinder recht herzlich und bedanke mich nochmals für die beiden lieben Briefe, die ich heute von Dir erhielt. Unseren beiden Lausebengels gibst Du aber jedem einen herzlichen Kuss. Dich selbst küsst, im Geiste leider, Dein Ernst.

Brief 349 vom 6.12.1942


Meine liebste, beste Frau !                                                        6.12.42          

Am heutigen Nikolaustag habe ich fest an Euch gedacht und als Dank dafür bekam ich Deinen liebe Brief vom 23., über den ich mich sehr gefreut habe. Du bist heute mit den Kindern im Theater gewesen. Ich denke, daß Du Dich über alles hast freuen können, vor allem wird unsere Helga sehr stolz gewesen sein, daß sie diesmal etwas mehr in den Vordergrund gerückt ist. Ich bin überzeugt, daß sie sich angestrengt und ihre Sache gut gemacht hat, denn da kennt ihr Eifer keine Grenzen. Ich hoffe, daß mein Brief, den ich für den heutigen Tag gedacht hatte, rechtzeitig angekommen ist, dann passt er doch in den Rahmen hinein und trägt zur Hebung der Stimmung mit bei. Es ist mir ja selbst ein Vergnügen, den Kindern diesen kleinen Spaß zu machen, der von ihnen wohl auch so gewertet wird.  Ich hatte am Anfang gleich zwei Luftpostbriefe geschrieben. Ist der zweite so lange gegangen? Wie ich sehe, hat Dir mein Brief auch zugesagt und Du nimmst auf diese behelfsmäßige Weise an meinem Erleben teil. Der Ausschnitt aus dem „Schwarzen Corps“ ist sehr treffend. ER zeigt in diesen wenigen Bildern, wie so eine Fahrt in Wirklichkeit aussieht. In Berlin sind die Züge überfüllt, daß kein Mensch mehr Platz bekommt. Auf den Gängen liegen dann die Landser herum. Die Schlafgelegenheit ist sehr treffend. Es ist erstaunlich, mit wie wenig Platz man auskommen kann, um sich „hinzulegen“. Meist muß man sich aber mit dem Sitzen begnügen. Auch das ist schon sehr vornehm, denn viele müssen eben wegen Zugüberfüllung stehen. Jeder will und muß zur Zeit wieder an Ort und Stelle sein. Trotz allem hört man fast kein krummes Wort. In Karlsruhe, wo schon ein ganze Schwung von Soldaten aus dem Osten  zusammenkommen, sagte einer: “Wenn man bedenkt, daß man wieder 22 Monate hinaus muß, war der Urlaub doch ein bissel kurz.“ Das kann man aber auch verstehen und wir hoffen alle, daß es bis zum nächsten Mal nicht so lange dauern wird.  Bis jetzt habe ich den Kopfschützer noch nicht notwendig gehabt. Wie es aber weiter wird, weiß ich nicht.  Besser wäre es schon, ich würde den Kopfschützer nur so oft brauchen wie meinen Fliegenschleier. Ich freue mich, daß Du Dich so schnell daran gemacht hast und daß Du so sehr um mich besorgt bist. Vielen Dank, mein lieber Schatz, für Deine Mühe, die Du Dir wieder gemacht hast.  Mit dem Kameraden konnte ich bis jetzt zufrieden sein, denn er hat sich immer in anständiger Form gezeigt. Von dem Neuen kann ich das nicht im entferntesten erhoffen. Ich werde mich aber schon durchbeißen. Ich habe ja schon weniger angenehme Sachen durchgestanden, dann werde ich auch mit dieser aus irgendeine Weise zu Rande kommen. Daß Euch das mitgesandte Bild eine kleine Freude gewesen ist, ist ja schön. Ich mache zwar ein komisches Gesicht darauf. Im Vertrauen kann ich Dir dazu aber verraten, daß es mir in diesem Moment nicht zum Fotografieren zumute war, denn da drückte mich etwas und die Möglichkeit zum Austreten lag noch in weiter Ferne. Wenn man genau hinsieht, kann man es vielleicht merken, doch das ist nur Eingeweihte. Andere brauchen das wohl auch nicht zu wissen.  Du mußt nun deshalb nicht lachen und genau hinsehen, das könnte Dir den ganzen Eindruck, den ich bisher Dir auf diesem Bild gemacht habe, verderben. Ich muß feststellen, daß Ihr wieder allerhand Alarm habt. Kann man denn da nichts dagegen machen. Das gehört doch bald einmal abgestellt. Man muß eben die Geduld, aber auch den Humor nicht dabei verlieren. Laßt es Euch aber nicht so hart ankommen. Ich bin ja schon immer froh, wenn ich lese, daß nichts ernstliches passiert ist.  Die Geschäftstüchtigkeit unseres Jungen ist ja wirklich interessant. Bisher habe ich mir zwar immer sagen lassen, die Malerei sei eine brotlose Kunst. Bei unserem Jungen scheint dies wohl nicht ganz zuzutreffen. Sie ernährt zwar noch nicht ihren Mann. Er versteht es aber, sie an den Mann zu bringen. Das ist auch schon etwas wert. Anscheinend versteht er sein Geschäft. Daß er auch immer gleich einen passenden Namen für seine Erzeugnisse hat, ist sehr zweckmäßig. Die Kunstsachverständigen, die diese Sachen abnehmen, brauchen sich dann nicht groß Gedanken darüber zu machen, was es darstellen soll. Er weiß jedenfalls, die anderen dafür zu interessieren, das ist wohl sehr wesentlich.  Ich glaube, daß das Erfragen meiner Anschrift durch das Amt auf meine Reklamation zurückzuführen ist.  Als ich auf dem Amte war, hatte ich doch gesagt, daß es auffallend sei, wie wenig Interesse man an den Leute hätte, die schon jahrelang nicht mehr ihren Dienst an ihrem alten Posten versehen.  Das ist wohl die Auswirkung davon. Es ist bestimmt nicht notwendig, daß die Leute sich in Unkosten stürzen, wenn man aber ab und zu erfährt, was sich so im Laufe eines größeren Zeitabschnitts ergeben hat, dann verliert man nicht ganz und gar den Kontakt.  Daß sich Dein Vater immer wieder in anständiger Weise unserer Gräber annimmt, danke ich ihm sehr. Ich finde dies sehr anständig und ich fühle mich in gewisser Weise ihm gegenüber verpflichtet.  Geld nimmt er bekanntlich keines. Ich habe hier für etwa 15,-RM Zigarren. Davon kannst Du ihm welche zu seinem Geburtstag übersenden, denn zu Weihnachten reicht es ja nicht mehr. Ich muß sie hier teuer bezahlen, ich denke aber, daß ich sie für unsere Raucher in der Familie immer mitkaufe, denn die bekommen doch nicht zuviel. Meine Zigaretten gebe ich schon immer an die Kameraden hier ab, die darauf luchsen. Wenn Du Vater welche gibst, dann mußt Du aber vorsichtig damit umgehen, denn die kosten die meisten 30 Pfennig das Stück.  Für die Zeitungsausschnitte danke ich Dir. Ich habe sie gelesen und gefreut haben sie mich, wie Du Dich wahrscheinlich selbst darüber gefreut hast. Aber eine Liebe ist die andere wert. In unserer Zeitung stand dieser Tage auch ein netter Artikel, den ich für Dich extra aufgehoben habe. Er wird Dich bestimmt auch freuen, denn ich finde ihn originell.  Für heute noch einen herzlichen Sonntagsgruß‘, verbunden mit einem kräftigen Sonntagskuss für Dich und die Kinder. Dies für heute von Deinem Ernst.

Brief 348 vom 4./5.12.1942


Mein liebes, gutes Mädel !                                                               4.12.42      

Drei Briefe in zwei Umschlägen habe ich heute von Euch bekommen. Von Dir einen Gruß und von unseren beiden Stromern je einen. Das war eine nette Überraschung. Ich habe mich gefreut, wie Helga voller Stolz von ihrem Auftreten im Theater erzählt. Das muß ihr doch mächtige Freude machen. Es ist ja nun schon übermorgen. Im Gedanken werde ich bei Euch sein. Sie ist sicher wieder mit großem Eifer dabei. Da ist ja nicht viel notwendig, um einem Kind eine Freude zu bereiten. Wenn man dann von ihr weiter liest, wie sie sich mit ihren neuen Schuhen gefällt und was sie wiederum stolz ist, als sie mir von ihren neuen Schwimmkünsten berichten kann, dann hat man selbst seinen Spaß daran. Von dem Weihnachtsgeschenk für Dich haben sie mir auch schon berichtet. Dir mache es nichts aus, wenn Du es schon wüsstest, schreibt sie mit kindlicher Naivität. Unsere Beiden müssten einmal hier sein, dann könnten sie sich manchmal an Pudding dick essen. Wir bekommen öfter welchen und dazu noch eine solche Portion, daß man sie nach dem an sich kräftigen und reichlichen Mittagessen kaum noch verzwingen kann.  Jetzt haben doch unsere beiden Lauser auch etwas vom Radio.  Nachdem sie schon eher etwas Verständnis haben, bleiben sie einmal beim Radio sitzen, wenn ein Märchen spiel gegeben wird, vor allem, wo man die Sachen jetzt deutlicher hört und nicht auf jedes Wort spitzen muß. Das Lied „Wovon kann der Landser denn schon träumen?“ habe ich kürzlich über Mittag bei uns im Rundfunk gehört. Ich dachte gleich an Euch daheim. Ich weiß noch, wie Du mich beim Urlaub das erste Mal darauf aufmerksam gemacht hast und dann fest mitgesungen hast. Für unseren Jungen ist das so das richtige Geschäft, für die Lehrerin das Brot zu holen. Soviel wie ich ihn einschätze, ist er ja nicht darauf aus, vom Unterricht wegzukommen, sondern es klommt ihm mehr darauf an, vor den anderen Schülern ausgezeichnet zu sein. Das macht ihn ja sehr stolz, genau so wie seine Noten im Schönschreibheft. Mich freut es aber auch, und ich bin stolz auf sie, wenn sie so fleißig in der Schule mitmachen. Ich will zwar nicht fest behaupten, daß sie diesen Fleiß von Dir geerbt haben, aber ich kann mir nicht erklären, wieso sie es von mir hätten. Ich war doch nicht übermäßig fleißig. Ein Faulpelz zwar auch nicht, doch wenn ich mich so zurückerinnere, habe ich doch nicht mehr gelernt, als was unbedingt sein musste. Mir scheint es zwar, als ob sie das auch so machten. Wenn das so ist, dann haben sie etwas mehr drauf wie ich. Stilistisch und auch in der Form geben sie sich alle Beide ganz gut. Sie sollen nur beide so weitermachen, dann kann man sich schon fest darüber freuen.  Ihr macht mich direkt neugierig. Ihr seid ja ganz geheimnisvoll, wie Ihr von Weihnachten schreibt. Daß Du vom Weihnachtsmann so mit Beschlag belegt bist, hatte ich nicht gedacht. Er muß Deine Hilfe aber ziemlich nötig haben. Ich bin ja gespannt, was Ihr da im Schilde führt. Aber Du weißt ha, ich bin nicht so wissbegierig, um schon vorzugreifen. Im Gegenteil, ich lasse mich gern von Euch überraschen. Ich bin Dir bestimmt nicht böse, wenn Du einmal so stark von anderer Seite in Anspruch genommen bist. Zudem haben die Kinder ihr Teil beigetragen, Dich zu entlasten.  Heute habe ich wieder einer sehr schönen Theatervorstellung beigewohnt. Ich habe mich für einige Stunden entspannt und es war wirklich schön. Es wurde, wie Du aus dem beiliegenden Theaterzettel siehst „Tosca“ gegeben. Meinem Kameraden Türk, mit dem ich immer die Vorstellungen besuche, hat es auch gut gefallen. Als ich nach hause kam, fand ich Euren Brief vor, so daß ich nochmals aus dem Einerlei, was man hier tagtäglich hat, schön abgelenkt wurde.  Ich danke Euch allen vielmals für Eure Zeilen. Den Kindern antworte ich bald wieder.  Dir und ihnen sende ich recht viele Grüße und gleichviel Küsse.
Dein Ernst.

Meine liebe Frau !                                                                     5.12.42      

Wieder ist der Ofen aus. Wir alle haben keine Post erhalten. Das war nach dem Auftakt von gestern eine sehr betrübliche Tatsache.  Man kann sie nur feststellen, aber weiter hilft es nichts. Ich wundere mich, wie man sich mit seinem Schicksal abfindet. Wenn ich zurückdenke an die ersten Monate meiner Militärzeit. Wie war man da jedes mal ungeduldig, wenn einmal an einem Tag keine Post dabei war. Am liebsten hätte man allem und jedem die Schuld zugeschrieben. Man hat sich darüber geärgert und hat im Stillen geflucht und geschimpft. Es hat alles nichts genutzt, stellt man dann am Ende wie ein Weiser fest. Man muss sich nur schön gedulden und abwarten können. Es wird schon wieder etwas geben, wenn es lange genug gedauert hat. Wenn es gut geht, gibt es dann gleich einen Schwung miteinander, geht es schlecht, dann wartet man eben noch ein paar Tage. Das heimliche Murren kann man sich dabei aber doch nicht so ganz abgewöhnen. Es ist aber durch die Länge der Zeit etwas leiser, etwas ruhiger geworden. Ganz wird es wohl nicht zu vertreiben sein.  Von hier kann ich Dir auch wieder eine Neuigkeit berichten. Man hat mich aus dem Offizierskasino , in dem ich jetzt immer gegessen habe, in das ich mich aber wohlgemerkt nicht hineingedrängt habe, hinauskomplimentiert. Es sind tatsächlich jetzt mehrere Herren dazugekommen. Man begründet es nun damit, daß ja kein Platz mehr sei und ich soll nun im Unteroffizierskasino mitessen. Mir ist das im Grund genommen gleichgültig, wo ich satt werde. Ich habe schon seit einiger Zeit gemerkt, daß ich manchen Herren nicht angenehm bin. Ich habe ihnen zwar nichts getan, aber sie glauben, mehr wie ich zu sein. Wenn sie das glauben, lassen wir ihnen den Willen. Mit solchen Mätzchen kann man mir meine Ruhe nicht nehmen. Einesteils mit Schrecken und andererseits mit Freude habe ich festgestellt, daß wir schon wieder Wochenende haben. Die Zeit verfliegt ungemein schnell. Hier kann man es im allgemeinen gebrauchen. Es ist doch immer am besten, man liegt im Bett und kann schlafen. Dann stört einem nichts mehr. Vor einigen Tagen hatte ich auch damit einige Schwierigkeiten, denn ich hatte den Hexenschuss im Kreuz, das war schon nicht mehr heilig. Es war fast so wie im letzten Jahr, wo ich mich mit den Kartoffelsäcken verhoben hatte. Ich konnte mich fast nicht mehr bewegen. Ein scheußliches Gefühl. Ich konnte zeitweise weder sitzen noch liegen. Inzwischen hat es sich soweit wieder gegeben, daß ich mich soweit bewegen kann, daß es nicht auffällt. Es war sehr schmerzhaft, aber ich habe, wie gesagt, das meiste überstanden. Ohne daß man es merkt, kommt man zu solchen unangenehmen Sachen.  Für unsere beiden Strolche habe ich zwei Puppen gekauft. Sie sind zwar nicht besonders. Es ist nur interessant, saß sie entsprechend der natürlichen Tracht gekleidet sind. Für deutsche Verhältnisse sind sie wohl teuer, aber ich denke, daß sie sich darüber freuen werden. Ob zwar unser Junge sich noch daran ergötzt, weiß ich nicht. Im anderen Fall kann er Helga das Paar überlassen. Zum Weihnachtsfest kommen sie zwar nicht mehr rechtzeitig an, sie werden sich aber auch später noch darüber freuen.
Ich schicke sie an Dich ab. Dir überlassen ich dann alles weitere.  Dir mein lieber Schatz sende ich recht herzliche Grüße und bitte Dich, unseren beiden Stromern von ihrem Vater einige herzliche Küsse zu übermitteln. Sie sollen auch weiterhin und lieb mit ihren Briefen an mich denken wie bisher. Dir sende ich wieder recht viele herzliche Küsse. Dein Ernst.

Brief 347 vom 2./3.12.1942


Mein liebstes Mädel !                                                                     2.12.42. 
   
Die letzte Post habe ich am Sonntag erhalten. Ich hoffe, daß ich morgen am Donnerstag etwas von Dir bekomme. Wenn man einige Tage beim Postverteilen übergangen wird, so empfindet man das schon ziemlich. Daß man nicht an jedem Tag drankommen kann, das ist verständlich, weil die Post nicht immer so gleichmäßig anliefern kann. Drei oder vier Tag merkt man dann schon eher. Ich bin aber schon längeres Warten gewohnt, Du hast es ja auch schon zu spüren bekommen. Eigentlich hätte ich heute nichts zu berichten. Von der neuerlichen Zusammenlegung habe ich Dir schon berichtet. Mit unserem Inspektor bin ich in einem Schreibzimmer, welches wir ausgeräumt haben, vorläufig einquartiert. Es geht wohl ziemlich eng zu, aber wir haben uns eingerichtet, weil es besser ist, als in dem uns zur Verfügung gestellten Bau, der noch nicht eingerichtet ist. Und in dem die übereifrig eingezogenen anderen Herren gefroren haben wie die Schneider. In meinem Zimmer wird noch der Sonderführer untergebracht. Das wird sich noch einige Tage hinziehen, denn da muß erst noch gestrichen werden. Ich habe es mir noch nicht angesehen, es soll aber sehr notwendig sein, daß an dem in Aussicht genommenen Zimmer noch verschiedenes hergerichtet wird. Das geht schon daraus hervor, daß man das ohne unseren Antrag bewilligt hat.  Für Euch habe ich nun nicht weiter zu Weihnachten. Ich kann weiter nichts senden wie etwas Geld. In diesen Tagen werde ich es an Dich absenden. Ich dachte mir, daß die Kinder jedes 20,RM erhalten. Was Du davon noch beschaffen kannst und willst, liegt ganz und gar bei Dir. Der Rest mit 60.RM ist dann für Dich bestimmt. Ich bedauere sehr, daß ich mit keiner Überraschung aufwarten kann, wie ich es immer so gern gemacht habe, aber unter den schwierigen Verhältnissen, die hier bestehen, kann ich es leider nicht anders einrichten.  Die Jahre vorher ging es immer noch, denn da konnte ich immer noch etwas kaufen. Wo soll man hier aber etwas kaufen, das ist bei dem großen Warenhunger der Bevölkerung ganz ausgeschlossen.  Erstens kriegt man nichts, wenn es einem tatsächlich gelingen sollte, etwas zu kaufen, dann werden dafür derartig unverschämte Preise verlangt, daß es eine Sünde und eine Schande wäre, das Geld dafür hinauszuwerfen. Ich denke deshalb, daß ich es zweckmäßiger Euch in bar zugehen lasse, dann kannst Du etwas dafür kaufen, wenn er Bedarf für etwas vorliegt und wenn etwas zu bekommen ist. Nehmt darum diese Geldgabe, die ich trotz allem ungern mache, weil sie sehr nüchtern wirkt, hin in dem von mir vorgesehenen Sinn und unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Umstände. Was ich Euch für Weihnachten sonst mitzuteilen habe, das schreibe ich Dir in einem besonderen Brief.  Was es heute zum Mittagessen gegeben hat, muß ich Dir noch schreiben. Ich weiß zwar, daß es bei Euch daheim nicht den Anklang gefunden hätte, wie bei mir. Ich glaube, Du kannst Dir denken, was es gegeben hat. Stroh und Lehm. Das war wirklich sehr gut zubereitet und zum Erbsenbrei gab es noch eine schöne Buttersoße. Ich habe mich fest rangehalten und bin auch vollauf auf meine Rechnung gekommen. Ich bilde mich hier bald so zu einem Vielfraß aus. Das ist schon nicht mehr schön, wenn das so weitergeht. Ich glaube, daß ich beim nächsten Urlaub mit einem Schmerbauch nach hause komme, wenn ich so weitermache. Man muß aber sehen, daß alles sehr gut zubereitet ist. Und daß wir von allem reichlich bekommen. Manchmal denke ich mir, das kann man sich daheim gegenüber nicht verantworten, denn die Zuteilungen sind doch wesentlich größer wie die bei Euch. Ich würde gern manchmal etwas davon zurücklegen und es Euch zuschicken, aber das geht an sich schlecht, weil es einem verdirbt. Mit der Butter, die ich noch bekommen sollte, bin ich Euch etwas voreilig gewesen, denn die ist inzwischen schon von anderen abgeholt worden. Ich werde aber trotz allem aufpassen, um für Euch etwas zu erhalten.  Recht viele herzliche Grüße und gleich viele Küsse sendet Dir, mein liebes Mädel, Dein Ernst.


Meine liebste Annie !                                                                        3.12.42            
Was ist das nur mit der Post. Auch heute ist nichts für mich eingegangen. Ich hatte bestimmt mit etwas gerechnet, nachdem ich seit Sonntag keine Post mehr erhalten habe. Ich weiß, Du kannst nichts daran ändern, denn an Dir liegt es bestimmt nicht. Im ersten Moment will man dann auch nicht schreiben, weil man etwas verärgert ist, aber das wäre dann ja die Schuld Dir zuzuschieben und das ist doch nicht der Fall. 
Heute über Mittag habe ich mir einmal meine neue Unterkunft angesehen, Bis jetzt sieht es sehr gewitterig aus. Es ist direkt ein Saal, in dem 20 Mann untergebracht werden können. Bevor diese Räume nicht hergerichtet sind, ziehe ich dort nicht ein, denn dieser Bau ist lausig kalt.  Nach neuer russischer Weise stehen die Öfen gleich beim Fenster.  Der Abzug wird zum Fenster hinausgelegt. Ich kann Dir sagen, das ist ein herrliches Bild, wenn aus jedem Fenster ein Stück Ofenrohr in die Luft ragt und es qualmt dann lustig darauf los. Die ganze Front ist schon verrußt und verbessert dann das Bild in eindrucksvoller Weise.
Ich bleibe vorerst in meiner augenblicklichen Notunterkunft, bis sich die Lage wieder klärt.  Das Wetter bei uns ist hier ziemlichen Schwankungen unterworfen. Viel unter den Nullpunkt geht es ja nicht, aber die Unterschiede sind doch fühlbar. Heute fing es wohl einmal zu regnen an, bald darauf schneite es aber wieder. Die Straßen sind teilweise sehr glatt. 
Ich bin heute nicht in der richtigen Briefschreibstimmung. Ohne Gruß wollte ich Dich aber nicht lassen. Darum bitte ich Dich, schon schließen zu dürfen. Bleibe gesund, mein Schatz und grüße die Kinder. Du selbst sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem Ernst.

Brief 346 vom 1.12.1942


Mein liebes, gutes Kerlchen !                                                     1.12.42   
    
Die Anrede setzt wohl im allgemeinen kein weibliches Wesen voraus. Aber nachdem Du jetzt außer der Mutter auch in mancher Beziehung auch den Vater vertreten und damit Deinen Mann stellen mußt, ist diese Anrede wohl nicht ganz abwegig. Vor allem habe ich sie noch in einer verkleinernden Form gebracht. Nun nicht etwa um Deine Verdienste von vorneherein zu schmälern, sondern um ihr eine zärtliche Form zu geben, die du doch wohl verdient hast.  Zum Schreiben bin ich gestern nicht gekommen. Wie ich Dir schon kürzlich mitteilte, kommt mein Arbeitskamerad, der Inspektor Türk, von unserer Dienststelle zu einer uns unterstellten Einheit. Ein Nachfolger ist inzwischen eingetroffen. Meine Befürchtungen haben sich leider bestätigt. Dieser neue Oberinspektor hat einen Spleen. Dem ist das in den Kopf gestiegen, daß er zu einem solchen hohen Stab versetzt worden ist. Dem paßt es beispielsweise nicht, daß ich im Offizierskasino mit esse, weil ich doch noch nicht den erlauchten Dienstgrad erreicht habe, der diese Ehre rechtfertigt. Tatsächlich bin ich auch hier der einzige in diesem Rang. Ich mache mir aber nichts daraus und denke, nur immer frei weg. Im übrigen macht es mir keine Schwierigkeiten, mich in diesen Kreisen zu bewegen. Hemmungen sind in diesem Fall auch nicht angebracht. Ich selbst würde mir auch nichts daraus gemacht haben, wenn ich mit den Unteroffizieren zusammen beim essen gewesen wäre. Daß aber ausgerechnet so ein Stinker herkommen muß, um darüber zu meckern, das ist nun nicht gerade schön. Daß dienstlich auch so eine Atmosphäre herrscht, ist zwar bedauerlich. Ob sich das im Laufe der Zeit geben wird, scheint mir zweifelhaft. Ich werde aber die Umstände wieder so nehmen, wie sie sind. Ich bin schon mit anderen Kulis fertig geworden, dann wird es auch mit diesem Scheich in irgendeiner Form gehen. Wie gesagt, wie lange, das weiß ich noch nicht. Du brauchst Dir keine Gedanken deshalb zu machen, ich werde mich schon durchbeißen. Das wäre doch gelacht. Ich stelle dies lediglich fest und bedauere, daß der andere Kamerad weggeht.  Deinen Standpunkt wegen des Nähens teile ich voll und ganz. Man ist ja nicht davon abhängig und schließlich macht man das noch freiwillig. Ich habe mich direkt üb der Ton gefreut, in dem Du mir das mitgeteilt hast.  Etwas rar muß man sich schon machen, dann wissen sie erst, was sie an einem haben.  Was Deine Anfrage wegen der Granatsplitter anbelangt, so habe ich Dir schon einmal darüber geschrieben. Ich bin der Ansicht, daß sie frisch sehr gut schmecken. Ich will damit nicht sagen, daß sie nicht gut wären. Hier war es nun so, daß sie bald sieben Wochen nach ihrer Fabrikation verzehrt wurden. Dann hat die Holzwolle auch noch den Geschmack mit beeinträchtigt. Ich möchte Euch aber vonden wenigen Sachen, die Ihr noch zuhause habt, nichts nehmen, denn wir haben hier wirklich mehr wie reichlich zu essen. Ich weiß wohl, daß Du gern etwas schicken willst. Darum möchte ich Dir es nicht direkt verbieten, um Dir die Freude nicht zu verderben. Mir fällt jetzt erst etwas für Weihnachten ein. Ich denke, daß es nun schon reichlich spät ist und andererseits ist überhaupt die Frage, ob es zu bekommen ist.  Ich könnte für meinen Füllhalter einen Ständer brauchen. Ich weiß nicht, ob Du sie kennst. Nebenan habe ich einen unter Aufwendung all meiner künstlerischen Kenntnisse einen hingemalt. Es gibt aber auch andere. Das wäre mein Wunsch für Weihnachten, der sehr verspätet eintrifft. Mir ist dieser Gedanke aber erst gekommen, nachdem ich meinen Füllhalter viel brauchte und ihn immer wieder zuschrauben muß, weil ich ihn nicht trocken werden lassen will.  Du willst gern einmal wissen, wie mein Zimmer aussieht. Diesen Wunsch hast Du geäußert, als Du noch nicht gewußt hattest, daß mir meine Bude abgebrannt ist. Ich bin seit meiner Ankunft nun in den verschiedensten Zimmern gewesen. Die erste Nacht in einem Ordonanzzimmer. Die zweite Nacht im Büro der Schreiber. Bis heute früh hatte ich wirklich keinen netten Raum, in dem ich es noch lange ausgehalten hätte. Das Schicksal hat es anders gewollt. Wir sind alle wieder aus unseren vorübergehenden Unterkünften hinausgeworfen worden, weil diese Zimmer zu Bürozwecken benötigt werden. Jetzt haben wir ein Schreiberzimmer freigemacht. Da bin ich mit unserem Inspektor vorläufig untergebracht, bis unsere Quartiere fertig sind. Das kann noch eine Woche gehen, vielleicht auch noch etwas länger. Wenn ich dann einmal endgültig untergekommen bin, dann will ich Dir gern Deinen Wunsch erfüllen. Ich werde mich dann wieder einmal künstlerisch betätigen müssen.  Ich halte es für am besten, wenn wir uns aus dem Streit wegen Alices Vater heraushalten, wir erreichen nichts dabei. Daß wir dabei aber unsere eigene Meinung haben, das kann uns ja keiner nehmen. An sich wäre ja dank des fleißigen Briefeschreibens die Bindung zu ihr nicht so groß und so fest, da‘ man etwa dadurch in Gewissenskonflikte kommt. Wir lassen sie machen, denn ich denke, daß Du meine Meinung teilst.  Deine Zeitungssendungen sind auch inzwischen alle angekommen. Ich bin reichlich mit Stoff für die nächsten Tage versehen. Helga wird froh sein, wenn Du ihr eine Kappe gekauft hast, die sie auch beim Baden verwenden kann. DAß unser Junge so allein keinen richtigen Geschmack am Bad hat, das kann ich mir bei seiner Einstellung vorstellen. Auch wenn er keine Fortschritte beim Schwimmen lernen macht. Man muß weiter bedenken, daß Helga zwei Jahre älter ist. Daß er so leicht friert, kommt auch daher, daß er sich nicht genügend bewegt. Aber ich hoffe, daß das mit der Zeit noch kommt, wenn er vielleicht mit Schulkameraden mehr zusammen ist. Denn hinter denen will er doch nicht zurückstehen.  Über ungeheizte Zimmer kann ich mich bis jetzt noch nicht beklagen. Die waren bis jetzt immer schön warm. Im Gegenteil, im Büro muß ich zeitweise die Tür offen halten, weil es zu warm ist. Hoffentlich können sie die Heizung durchhalten. Ich brauche bis jetzt nicht zu frieren und ich denke auch nicht, daß das viel anders werden wird. Gedanken mußt Du Dir deshalb nicht machen. Viele Grüße und viele Küsse sendet Dir und den Kindern mit vieler Liebe. Dein Ernst.

Brief 345 vom 29.11.1942


Mein liebes , gutes Mädel !                                                       29.11.42       

Schon ist wieder ein Sonntag herangekommen. Man glaubt bald nicht, wie die Zeit verfliegt. Advent haben wir auch schon. In kurzer Zeit ist nun Weihnachten und dann bald ist das Jahr zuende. Es ist ja gut, daß die TAge so schnell vergehen. Es hat nur den Nachteil, daß wir dabei auch älter werden. Was nutzen aber alle diese Betrachtungen, wenn man am Schluß immer wieder sich in sein Schicksal ergebend feststellen muß, es hilft nichts, wir müssen weitermachen, denn wenn wir einmal den Glauben verlieren, dann sind wir selbst verloren. Darum heißt es aber auch, sich erneut aufzuraffen, um dem Gesamten wieder zu dienen.  An Frau Diez hast Du nun die Kleiderkarte geschickt, damit sie für unsren Strolch etwas für Weihnachten kauft. Es ist schon eigenartig, wie man heute mit solchen Käufen zu Werke gehen muß. Es war aber recht, daß Du dieses Wertobjekt durch Einschreiben gesandt hast, denn das Risiko ist doch zu groß. Gefreut hat es mich, als ich in Deinem Brief las, daß Du jetzt unserem Stromer gegenüber andere Saiten aufgezogen hast wenn er nicht pariert. Es hat keinen Zweck, daß Du erst lange predigst. Du machst Di dabei mehr kaputt, als was Du bei ihm damit erreichst. Daß er darüber erstaunt war, das kann ich mir denken, denn das ist er von Dir nicht gewohnt gewesen. Er hat immer mit Deinem Langmut gerechnet. Es geht auch nicht, daß so ein kleiner Schlawiner einen solchen Dickkopf aufsetzt und ihn durchzusetzen versucht. Wenn das einreißt, dann wären doch die Erwachsenen die tyrannisierten. Man sieht ja auch immer an dem Erfolg die schnelle Wendung in seinem Wesen, das ist ja immer wieder entscheidend. Daß er dann selbst seinen Fehler einsieht, das ist noch ein gutes Zeichen für seinen Charakter. Sie haben doch bei Dir allerhand Freiheit. Wenn ich wieder lese, wie Du ihm extra die Badewanne heraufgeholt hast, damit er nur mit seinen Schiffen spielen kann, so ist das doch allerhand Entgegenkommen. Wenn es auch nicht viel ist, so haben die Kinder mit ihren Margarinemarken etwas geleistet. Sie sehen, daß ihre Tätigkeit doch wieder belohnt wurde, wenn sie außerdem auch noch einige Pfennige dafür erhalten haben. Es ist doch auch für sie nicht umsonst gewesen. Mir ist es auch immer eine Freude, wenn ich lesen kann, daß Dir irgendeine Kleinigkeit immer wieder Spaß macht. So jetzt vor allem der Primelstock. Ich glaube, daß er ganz schön aussieht. Solch ein Blumenstock ist immer dankbar, denn bis alle Knospen aufgeblüht sind. Ich habe Dir damit auch eine Freude machen wollen und gleichzeitig sollten sie ein Andenken an den letzten Urlaub sein. Wie ich lese, erfüllen sie beide Aufgaben ganz und gar aus, denn Du und ich, wir denken immer wieder zusammen daran und Dir bereiten sie Freude, wenn Du sie siehst und ich freue mich darüber, daß Du Deinen Gefallen daran hast. So kommt jeder auf seine Rechnung.  Den Brief, den Dein Vater an Euch geschrieben hat, hat er mir nicht zugehen lassen.  Er  hat mich auch interessiert. Ich sende ihn Dir anliegend wieder mit zurück. Er hat mit diesem Brief gewissermaßen einen Strich unter einen Lebensabschnitt ziehen wollen. Daß nach dieser Heirat das nicht mehr so weitergeht wie es früher war, ist ja erklärlich. Das hat auch der ganze Sturm gezeigt, den die ganz Geschichte hervorgerufen hatte, als er uns so unvermittelt davon schrieb. Er ist nun wieder im Ehehafen gelandet. Ob zwar alle Reibungen damit endgültig behoben sind, kann man noch nicht beurteilen. Schließlich hängt er ja auch von dieser Frau mit ab.
Dein Schränkchen wird nun bald in Ordnung sein. Es braucht eben alles seine Zeit bis Vater es fertiggemacht hat. Eins steht fest, er vergißt es nicht. Das ist seine Art, tagelang nach einer Kleinigkeit zu suchen, um dann selbst freudig das Ergebnis seines Bemühens an das Tageslicht zu befördern.  Bei uns ist das Wetter sehr wechselhaft. Seit es geschneit hat, hat es wohl mehrere Male getaut. Dann hat es zum Abend wieder gefroren und meist am folgenden Tage wieder geschneit. Dabei ist die Schneedecke aber nie weggegangen. Heute früh hat es wieder geschneit, das ist weniger schön, denn der Schnee liegt auf dem Glatteis, das ist sehr gefährlich. Ich selbst habe zwar darunter nicht zu leiden, denn ich komme ja aus dem Bau so gut wie nicht heraus. Höchstens, wenn man einmal nach Feierabend etwas durch die Straßen läuft, um noch etwas frische Luft zu schnappen. Da kann man aber langsam laufen.
Es ist mir wohl verständlich, daß Du auf Nachricht die ersten Tage von mir gewartet hast. Da es mir nicht möglich war, unterwegs zu schreiben, das hatte ich Dir gleich in meinen ersten Briefen erklärt. Du weißt ja, daß ich Dich nicht unnötig warten lasse und daß ich schreibe, wenn es sich irgendwie machen läßt.  Jetzt bekommst Du wieder laufend meine Briefe und die Verbindung ist wenigstens auf diesem Wege wieder hergestellt. Besser wäre es schon, wenn man nicht von der Schreiberei abhängig wäre. Trotz allem bin ich aber immer froh, wenn ich Dir schreiben kann. Auf diese Weise nimmt man am Familienleben teil, auch wenn man noch so fern der Heimat ist.  Für Kurt ist es in der Hinsicht gut, daß er befördert wurde, weil er nun Kriegsbesoldung empfangen kann. Es wäre schon besser, wenn er seiner Friedenstätigkeit nachgehen kann, dann hätte er mehr davon, aber auf diese Weise bekommt er doch wenigstens noch etwas. Es ist doch eine Kleinigkeit. Denn trotz der Kriegsbesoldung erhält er nun seinen Wehrsold weiter.  Wir sollten heute Nachmittag zu unserem Chef kommen, um mit ihm den ersten Advent zu feiern. Das wurde dann aufgehoben, nachdem der Kasinooffizier für den Sonntagnachmittag einlud. Wie üblich, gingen wir zum Kaffeetrinken. Es war fast weihnachtlich. Die Lichter oder besser gesagt, das elektrische licht, wurde ausgemacht und wir wurden in das Frühstückszimmer geführt. Dort brannten auf jedem Tisch vier Kerzen. Jeder Tisch war mit Kiefernzweigen geschmückt und im Zimmer selbst war ein Adventskranz aufgehängt, auf dem auch vier Kerzen brannten. Ich muß sagen, das Ganze war sehr schön gemacht und es war einem direkt feierlich zumute. Dann gab es schönen Rührkuchen und dazu Bohnenkaffee. Milch und Zucker waren auch da. Es fehlte tatsächlich an nichts. Wenn noch die Familie dabei gewesen wäre. Es hat allen gut gefallen und jeder ist auf seine Rechnung gekommen.  wenn man überhaupt davon reden kann, denn gekostet hat es wie immer nichts. Wir sind auch länger beieinander gesessen. Ich habe oft an Euch gedacht und auch daran, wie wir früher um diese Jahreszeit uns einen Kranz gemacht hatten. Ich bin dann in den Wald gegangen und habe einen Arm voll Tannenreisig geholt. Damit haben wir ja eine von Dir in Leipzig bereits begonnene Tradition fortgesetzt. Seitdem haben wir doch in jedem Jahr unseren Kranz gehabt. Als ich den im Zimmer sah, mußte ich so sehr daran denken. Es war schön früher. Erst in Leipzig. Das erste Mal, als ich noch in der Kirchstraße wohnte. Du kamst abends noch mit dem Kranz unter dem Arm. Später in der Wohnung der Juliusstraße. Dann in der Rundbergstraße in Konstanz. Als wir dann verheiratet waren, hattest Du auch in unserer Wohnung einen zurechtgemacht.  Dann, als die Kinder da waren, wurden sie auch in der Vorweihnachtszeit mit dem Adventskranz bekannt. Es hat sich eine liebe Gewohnheit die ganze Jahre hindurch erhalten und wir haben immer unsere Freude daran gehabt. Die Kinder hatten dann ihren Adventskalender. Ich weiß noch gut, wie Helga die Fensterchen aufmachte und als man es für Jörg hilfsweise machen mußte. Auch aus diesem Alter sind nun Beide schon heraus und bedürfen in dieser Beziehung keiner Hilfestellung. Alle Beide hatten ihren Spaß daran, wenn etwas anderes in den Fenstern zu sehen war. Ich denke, daß es ihnen auch jetzt noch Freude macht. In diesen Tagen ist nun auch Nikolaustag. Ich hoffe, daß mein Brief Euch noch rechtzeitig erreicht, denn das gehört doch in die Vorweihnachtszeit hinein.  Wir wollen trotz allem diese uns lieb gewordenen Gewohnheiten nicht aufgeben. Es ist für die Kinder ja immer eine schöne Erinnerung an ihr Elternhaus, wenn sie später einmal an ihr Kindheit zurückdenken.  Für heute möchte ich nun schließen. Dir wünsche ich noch viel Freude mit den Kinder in der Zeit vor den Weihnachtstagen und am Weihnachtstage selbst. Freue Dich mit ihnen.  DAß Du auch dabei an mich denkst, dessen bin ich gewiß. Ich wünsche Euch allen recht gesunde Tage und versichere auch Euch, daß ich in Gedanken ganz bei Euch bin. Recht viele Grüße und ganz feste Küsse sendet Dir und den Kindern Dein Ernst.


Montag, 27. November 2017

Brief 344 vom 27./28.11.1942


Mein liebes Mädel !                                                                 27.11.42      
  
Herzlichen Dank für Deinen Brief vom 16. Ausserdem erhielt ich noch die rundschau. Es steht zwar nicht viel drin, man weiß aber, was daheim passiert. Man verliert nicht so ganz und gar die VERbindung. Was sich sonst draußen in der Welt ereignet, erfahren wir ja teilweise aus unserer Zeitung. Wenn du aber der Ansicht bist, ich hätte mich über das geärgert, weil Du mir die Zeitung nicht gesandt hast, dann stimmt das aber bestimmt nicht zu.  Ich bin auch restlos davon überzeugt, daß Du mir mit Absicht keinen Ärger bereiten würdest. Das mußt Du nicht so auslegen, denn Du weißt, daß ich keinen Grund zur Klage über Dich habe. Wenn das tatsächlich einmal der Fall sein sollte, dann würde ich es Dir schon schreiben. Ich glaube aber, daß Du mir nicht gleich Gelegenheit dazu geben wirst.  Für die mitgesandten Rasierklingen danke ich Dir vielmals. Im Augenblick bin ich nicht so knapp dran. Ich nehme den Abziehapparat Deines Vaters. Mit diesem ziehe ich die Klingen nochmals ab. Es hat den Anschein, als ob sie etwas besser schneiden würden, ob sie aber auch ohne Abziehen gehen würden, das habe ich noch nicht ausprobiert.  Ich bilde mir jedenfalls ein, daß es nutzt.  Inzwischen habe ich schon durch Luftpost Nachricht von Dir erhalten, daß Du meinen ersten Brief schon erhalten hast. Ich kann mir vorstellen, daß Du nun beruhigter bist, wenn Du weißt, daß ich an Ort und Stelle bin und meinen alten Trott weitermache. Gefreut habe ich mich, daß Kurt zum Obergefreiten befördert worden ist. Wenn es ihm auch nicht zum Unteroffizier gelangt hat, so ist es doch immerhin so, daß er jetzt wenigstens Wehrmachtsbesoldung bekommen kann und das ganz schön. Die „  Standard“ kann seine Steuerkarte nicht haben, denn Kurt ist doch jetzt dort nicht erwerbstätig. Du hast Dich ja nun selbst durchgefragt und nun kommt die Sache auch ohne meine Mithilfe zum Klappen.  Von den Rasiwerklingen habe ich vergessen zu schreiben, daß ich hier 20 Stück habe. Wahrscheinlich werde ich auch bei Gelegenheit welche erhalten. Du brauchst Dir deshalb nich die Füße wegzulaufen. Wenn Du durch Zufall welche bekommst, dann kannst Du sie mitnehmen, aber es ist nicht nötig, daß Du extra hinterherrrennst.  Unsere Kinder sehe ich über die Zeitungssendung Deines Vaters sitzen. Vor allem suchen sie sich den Blödsinn heraus, denn das interessiert sie ja am meisten. Für die Übersendung der „Koralle“ und der JZ bin ich Dir dankbar. Die anderen bekomme ich hier so schon zu sehen und zu lesen.  Es freut mich, wenn ich lese, daß Du Dich mit dem Einkellern von Möhren und Roten Beten für den Winter gesichert hast. Es ist schon gut, wenn man während des Winters von seinen Vorräten ab und zu etwas holen kann. Für die Grüße der Kinder danke ich vielmals. Ic h habe ihnen schon vorher persönlich zweimal geschrieben. Ich denke, daß sie mir bei Gelegenheit antworten werden. Der eine Brief hat mir ja viel Schweiß gekostet. Aber ich habe doch die bisherige Gewohnheit nicht unterbrechen wollen.  Hoffentlich findwet er die Aufnahme, die ich ihm wünsche.  Meinen angekündigten Theaterbesuch habe ich heute wieder gemacht.  Ich habe nur ein Urteil, es war sehr schön und ich würde mich freuen, wenn ich Dich dort hinführen könnte. Ich weiß, daß Du auch Deine Freude daran haben würdest. Wie ich schon schrieb, braucht man dabei von der Sprache nichts zu versehen. Das macht schon sehr viel aus. Aber alles in allem war es wirklich ausgezeichnet. Man kann wohl sagen, daß die Russen vom Ballett etwas verstehen. Da haben sie schon in der Zarenzeit großen Wert darauf gelegt. Wie es bei den Roten war, das weiß ich zwar nicht. Aber man bemüht sich, wieder etwas daraus zu machen. Bei uns nebenan spielt jetzt das Radie und es wird gerade unserem Jungen sein Lieblingslied „Heimat, Deine Sterne“ gespielt.  Zum Schluß recht herzliche Grüße und recht viele Küsse sendet Dir und den Kindern Dein Ernst.


Mein lieber, lieber Schatz !                                                            28.11.42 
        
Das war aber gestern eine schöne Überraschung. 4 Briefe erhielt ich von Dir. Es sind die Briefe vom 13., 14, 15., und 17. Die haben sich unterwegs gesammelt. Eine Frage habwe ich in dieser Beziehung noch an Dich, hast Du mir gleich am 7. einen Brief geschrieben oder nicht ? Ich habe es zum Teil aus Deinen anderen Schreiben entnommen. Nur interessiert es mich, ob dieser Brief evtl. verloren gegangen ist.  Deine Schilderung über den letzten Abend, den wir noch zusammen verbracht haben und auch die Erinnerung an den letzten Nachmittag ist mir schon wiederholt durch den Kopf gegangen. Es war nicht leicht. Aber was hilft es, man muß sich eben losreißen. Ich weiß, daß Du sehr müde warst. Wir waren doch die vorhergehenden Abende nicht richtig zur Ruhe gekommen.  Ich denke nur an den Donnerstag. Am Nachmittag waren wir baden und dann anschließend ins Kino. Von dort gingen wir doch noch in die Gastwirtschaft undf später in das Caf‘e. Da war es doch ziemlich spät geworden. Ich war am Nachmittag schon etwas gereizt, denn Du weißt ja, wie ich noch nach dem Cognac verlangte und gegen meine sonstige Gewohnheit mehrere getrunken hatte. Es war aber auch so, daß man sich ganz wohl daheim befunden hatte und nun hört mit einem Schlag alles auf. Es kostet schon Überwindung und Nerven, bis man sich darüber hinwegsetzt. Es kann auch sein, daß unser Junge aus dieser Spannung heraus am letzten Abend etwas mitbekommen hat. Wie Du mir aber schon mitgeteilt hast, ist er darüber hinweg und mir trägt er es nicht nach. Ich habe es nicht gern, daß ihm das in  der Erinnerung bleibt, daß der Vater nur nach hause kommt, um die Kinder zu vermöbeln. Was Dich selbst anbelangt, so brauchst Du Dir keine Vorwürfe machen, denn wir sind während der ganzen Urlaubstage gut miteinander ausgekommen.  Ich kann an mir selbst und aus Deinen Briefe immer wieder feststellen, daß wir alle mit den Tagen des Urlaubs zufrieden waren.
Wegen den Zeitungen hast Du auch nocht Ärger gehabt. Ich kann mir das Weib vorstellen, wie die wieder wild getan hat. Vielleicht gewöhnt die sich auch noch an die veränderten Verhältnisse. In Friedenszeiten ist die Gesellschaft froh, wenn man ihnen eine Zeitung abkauft. Für die Grüße von Resi danke ich. Du kannst sie ihr bei Gelegenheit erwidern. Wenn Fritz auch noch einmal hierherkäme, dann könnte ihm das auch nichts schaden. Er hat doch auch trotz allem bis jetzt noch Glück gehabt. Unsere Helga hat nun begründeten Stolz, daß sie mit wenigen Auserlesenen auf der Bühne singen darf. Wie war sie glücklich, als wir während meines Urlaubs mit ins Theater gingen, um sie mit zu bewundern. DAs ins aber kleine Freuden. Sie ist ja auch nicht anspruchsvoll und sehr leicht zufrieden zu stellen. Wenn sie meint, nun ein „Sonderling“ zu sein, so wollen wir ihr gerne das VERgnügen lassen. Sie hat ein stark ausgeprägtes Geltungs bedürfnis. Wenn man das in die richtige Bahn lenkt, ist das bestimmt nicht von Schaden.  Vorher bekam ich noch Deinen Brief vom 18. und das Päckchen mit dem Löffel und der Bürste, die ich vergessen hatte. Ich danke Dir für beide Sendungen. Über den Brief werde ich in diesen Tagen, wenn ich die anderen alle beantwortet habe, Bescheid geben.  Das ist doch lieb von unseren Lausern, wenn sie Dir einen Adventskalender gemacht haben. Ich denke, daß Du ihn fleißig benutzen wirst.  Morgen hat uns der Chef zu sich eingeladen, um zum 1. Advent zusammen mit ihm zu sein. Ich finde das ganz nett von ihm. Wenn auch der Kreis nicht gerade nach meinem Geschmack ist, aber solchen Anforderungen kann man sich nicht verschließen. Unsere Nachmittagstorte werden wir also bei unserem Chef diesmal einnehmen. Ich hatte gar nicht daran gedacht, daß schon erster Advent ist, wenn er nicht von sich aus daran gedacht hätte.  Du sitzst jetzt wahrscheinlich auch daheim und schreibst einen Brief. Ich höre wohl auch Radio, aber nicht im eigenen Zimmer, denn meine Nachbarn drehen so laut auf, daß ich mir einen Apparat sparen kann. Es gibt schon noch Menschenfreunde. Mein liebes Mädel sei recht herzlich gegrüßt und nimm viele Küsse entgegen von Deinem Ernst.

Brief 343 vom 25.11.1942


Mein liebstes Mädel !                                                               25.11.42   
      
Für mich kam gestern keine Post an. Ich will Dir heute aber gleich mit Luftpost schreiben, damit Du Dir über die eine Geschichte, die ich Dir kürzlich mitteilte, nicht allzulange Gedanken machst. Wie ich Dir also schon schrieb, bestand hier die Absicht, mich wieder auf das Land zu versetzen. Das hat sich nach meinen ERkundigungen wieder zerschlagen. Ein großer Personalaustausch war vorgesehen. Auf dem Konzept, das ich gesehen hatte, war ich auch mit vermerkt. Wie ich nun erfahren habe, war es nicht ganz klar, ob der Inspektor oder ob ich wegkommen sollte.  Die Entscheidung ist nun gefallen und der Inspektor muß wandern.  So sicher ist auch die Lage für mich nicht, aber Du weißt ja, daß ich die Dinge so nehme, wie sie sind, dann komme ich noch am besten damit durch. Man muß nur versuchen, jeder Lage die guten Seiten abzugewinnen, dann kann man sie am besten meistern. Ich bedauere nur, daß dr Inspektor wegkommt, denn mit dem bin ich noch am besten ausgekommen. Wie der Nachfolger ist, das weiß man meinst nicht. Ich werde ihn aber erst mit Vorsicht genießen. Wenn ich zum Frühjahr von hier wegkomme, dann soll es mir noch eher gleich sein. Bis dahin kennt man vielleicht auch noch jemand, zu dem man dann sich versetzen lassen könnte. Sollte sich aber trotzdem eine Änderung schon vorher ergeben, dann ist das auch nicht so tragisch. Ich habe Dir schon im vorhergehenden Schreiben geschildert.  Soeben erhalten ich Deinen Luftpostbrief vom 21.11., in dem Du mir den Eingang meines ersten Briefes bestätigst. Es freut mich, daß Du so schnell unterrichtet worden bist.  Ich wußte, daß Du mit Schmerzen auf eine Nachricht über meine Ankunft gewartet hast. Die andere Post bekommst Du nun auch wieder laufend. Wenn Du auch zwischen den ersten beiden Briefen und den folgenden warten mußtest. Es ist aber schon gut, wenn man eine Nachricht, die einem dringlicher erscheint, schneller nach hause befördern kann, wie auf dem normalen Weg.  Über die Brandsache habe ich Dir später ausführlicher berichtet. Weitere Erklärungen sind dazu wohl nicht mehr notwendig. Bis jetzt sind wir noch behelfsmäßig untergebracht. Es kann sein, daß wir noch länger so wohnen bleiben, wenn sich die maßgebenden Herren darüber nicht einig werden. Mir soll das aber gleichgültig sein, denn das Zimmer ist hell und sauber. Geheizt ist es auch, sodaß ich keinen Grund zur berechtigten Klage hätte. In den Betrieb habe ich mich wieder richtig eingewöhnt. Mit Wehmut denkt man an die Urlaubstage zurück. Wenn Du Dir etwa Gedanken deshalb Gedanken gemacht hast, daß Du mir soviel erzählt hast, so kann ich nur erwidern, daß mir das ebenso gegangen ist. Ich hätte noch viel mehr Möglichkeit gehabt, zu erzählen von all den Dingen, die ich während meiner Abwesenhet erlebt habe. Wichtig ist, daß wir beide die Überzeugung haben, daß wir uns beide Stärkung geholt haben für die kommende Zeit der Trennung. Ich weiß, man kommt nach hause mit übervollem Herzen und will wieter nicht wie erzählen und berichten. Das geht auch eine ganze Weile, aber dann kommt der Zeitpunkt, wo man in den Ablauf des Tages hineingewachsen ist und lebt zuhause wieder mit, wie wenn nichts dazwischen gewesen wäre. Ab und zu erinnert man sich wieder eines Ereignisses und erzählt so beiläufig davon. Aber diese Dinge gehen schon wieder unter in den täglichen Allerlei. Heißt es dann aber wieder abreisen, und man ist dann im Zuge, dann fallen einem tausenderlei Dinge ein, die man hat noch erledigen wollen. Man hat eben keine Zeit, um alles zu verarbeiten und zu verdauen, weil sich einem die Eindrücke von zuhause aufdrängen.  Hier schneit es Tag für Tag. Einmal ist es kälter und einmal wird es wärmer. Der Schnee bleibt aber liegen. Der Himmerl ist grau und es wird nicht mehr ganz hell am Tage. Bald nach dem Mittagessen wird es schon Nacht.  Früh dagegen ist es nach 6 Uhr hell, aber das kann man nicht ausnutzen, weil ja der Arbeitstag sich an die Tageszeiten hält wie sie daheim sind.  Gewundert hat es mich, daß Du der Frau Deines Vaters zum Weihnachtsfest etwas schenken willst. Ich weiß nicht, was uns mit dieser Frau verbindet. Wie das aussieht, das kann uns doch gleichgültig sein. Wenn Du anderer Ansicht sein solltest, dann kannst Du ihr es meinetwegen mitschicken, aber ich selbst halte es nicht für notwendig. Wenn Du das mit Erna machst, dann hat das eher eine Berechtigung. Ich bin der Meinung, daß sich die Frau an uns halten muß und nicht wir an sie. DAs ist nun einmal ein eigenartiges Verhältnis, das stimmt durchaus, aber wir können es ja nicht ändern. Mache Dir aber keine Gedanken, wenn Du das Päckchen schon abgesandt haben solltest. Wegen Siegfried brauchst Du nicht erst die Zigaretten  an Erna absenden, denn Zulassungsmarken braucht man nur für die Soldaten, die eine Feldpostnummer haben. Es ist ja nun auch nicht schlimm, wenn ihm diese Zigaretten von Erna aus zugehen.  Um die Weihnachtsgeschenke für die Kinder hast Du Dich rechtzeitig gekümmert. Da warst Du früher schon immer hinterher. Da habe ich mich nicht weiter viel darum kümmern müssen. Diese Einkäufe hast Du schon immer gerne gemacht. Jetzt ist es nicht anders möglich, denn da kann ich Dir nicht behilflich sein. Daß es bei den wenigen Anlieferungen schwer ist, einzkaufen, kann ich mir gut vorstellen. Ich habe es selbst erlebt, als ich zuhause war. Man muß bedenken, daß es durch die Länge des Krieges nicht leichter sondern immer schwerer wird. Aber ich glaube, daß sie zufrieden sein können.  Sie kommen bestimmt nicht zu kurz. Ich würde mich freuen, wieder einmal am Weihnachtsfest daheim sein zu können, doch da wird wohl längere Zeit nichts daraus werden. Besser wäre es, man könnte für immer daran denken und man müßte nicht nur mit einem Urlaub rechnen.  An den Nikolaustag hatte ich schon gedacht, wie Du an den Schreiben für die Kinder gesehen hast. Ihr seid also beim Theaterspielen. Da haben die Kinder auch ihre Freude. Ihren Eifer kann ich mir gut ausmalen, den sie wegen des Kartenkaufes an den Tag gelegt haben. Ich werde an Euch denken, wenn Ihr dort zusammen seid.  Froh bin ich, daß Helga jetzt ihre Schuhe noch bekommt. Es ist nicht schön, wenn man mit nassen Füßen laufen muß.  Es ist schon schlimm, wenn man kein Geld dafür hat, aber wenn man sie kaufen könnte und man bekommt keine, das ist doch noch ärgerlicher. Es geht eben nit mehr so wie im vergangenen Jahr, als ich noch welche beschaffen konnte. Da hattest Du keine Schwierigkeiten. Ich kann es aber nicht ändern.  Von Alfred bekam ich heute auch eine Postkarte, die ich Dir nächstens mit zugehen lasse. Er ist wieder auf der Insel Borkum. Er schreibt nicht Persönliches weiter, als daß er im Urlaub war.  Für heute habe ich wieder allerhand geschrieben. Ich sende Dir, mein lieber Schatz, recht viele, viele Grüße und Küsse Dich ganz fest. Dein Ernst.


Brief 342 vom 23./24.11.1942


Mein lieber, lieber Schatz !                                                          23.11.42    
    
Soeben komme ich aus dem Kasino vom Abendessen zurück. Es ist 9 Uhr. Jetzt möchte ich mich noch ans Briefeschreiben setzen, denn den TAg über bin ich wegen der vielen aufgelaufenen ARbeit nicht dazugekommen. Zuerst habe ich Deine beiden Briefe vom 11. und 12.  zu beantworten, die ich gestern und heute erhielt. Über beide habe ich mich wieder sehr gefreut und ich danke Dir recht schön dafür. In diesen Briefen lebst Du jetzt in Erinnerungen und Vermutungen für meine Fahrt. Es ist schon eine weite STrecke, und man merkt das erst wieder richtig, wenn man hinausfährt. Es ist doch sonst allgemeine so, daß einem ein Weg, den man zum zweiten Mal geht, oder fährt, viel kurzweiliger erscheint. Ich kann nur erwähnen, daß in diesem Fall das nicht zutraf. Durch die Fahrtunterbrechung in Kiew kam einem das noch länger vor. Wenn wir aber in Kiew pünktlich angekommen wären, dann hätte ich einen ganzen Tag gewonnen. Wie es nun auch sein mag, ich habe es wieder geschafft und bin auch noch gesund. Aus Deinen Briefe kann ich lesen, daß Du im GArten fest rangegangen bist. Ich, mit meinen gärtnerischen Kenntnissen, habe mich nur immer wieder gewundert, mit welcher Planmäßigkeit Du alles besorgst und fertiggemacht hast. An alles, was ich Dir aufgetragen hatte, hast Du gedacht.  Ich kann daraus entnehmen, daß ich durch Deine Geschicklichkeit bald ganz entbehrlich sein werde. Ich glaube zwar, dass das nicht Dein Bestreben ist. Froh bin ich nur, dass Du diese Dinge noch vor Eintritt der richtigen Kälte hast erledigen können. Dem Baum hast Du auch all das zukommen lassen, was man ihm geben kann. Ich freue mich jedesmal, wenn ich einen Apfel aus dem Koffer nehme.  daß sie aus aus der eigenen Kultur stammen. DAnk unserer Arbeit ist es uns gelungen, doch noch etwas aus ihm zu ziehen. Ich muß dann immer daran denken, daß sie oft auf Dich herabgeschaut haben, wenn Du den vergangenen Sommer über im GArten tätig warst.  Ihr wiederum habt Euch im Frühjahr an den Blüten des Baumes erfreut. Ich weiß, wie wir früher immer gespannt waren, wenn sich die ersten kleinen Äpfelchen zeigten. Später hat man dann das Wachstum verfolgt. GAb es dann einmal Hagel oder Sturm, dann hat man schon mit Bangen danach gesehen, ob nicht zuviel heruntergefallen ist. DAs Fallobst haben wir dann immer fleißig aufgesammelt. Ich konnte im Urlaub ja auch den Vorrat an getrockneten Äpfeln bewundern, den Du Dir gesammelt hast. Die größte Freude gab es aber immer dann, wenn es ans Ernten. So nimmt der Baum einen Raum des Interesses im Ablauf des Jahres ein, der je nach der Jahreszeit verschieden, aber unverkennbar ist.  Kurts Brief und meine Atwort habe ich Dir ja schon zugesandt. Ein Schreiben an Dich deckt sich so ziemlich mit dem, welche mir zuging. Ist schon unser Tagesablauf ziemlich eintönig und nicht übermäßig abwexhslungsreich, so ist das bei ihm noch viel weniger der Fall.  Bei Euch hat es fast zu der gleichen Zeit mit dem Kälteeinbruch angefangen. Hier hat es heute wieder den ganzen Tag geschneit.  Der Schnee ist aber ziemlich naß, er bleibt aber liegen. Die wenigen Bäume, die sich vor unserem Hause befinden, sind ganz und gar überzuckert. Fürs erste sieht das ganz lustig aus. Bald wird man es aber satt haben, wenn es lange genug gegangen ist. Froh wollen wir nur sein, daß er erst jetzt eintritt, der Winter, dadurch haben wir schon über einen Monat gewonnen. Mag nun kommen, was da will, wir werden unseren Dienst erfüllen und im Frühjahr werden wir ein Stück weiter sein.  Von Thomas bekam ich gestern auch einen Brief. ER schreibt, daß er wieder in Urlaub fährt. Gesundheitlich und dienstlich geht es ihm gut und er freut sich jedesmal, wenn er von mir etwas hört. Er fragt gleichzeitig, ob ich meine Dienststelle gewechselt habe, wegen meiner neuen Feldpostnummer. Ob er zwar durch die veränderten Verhältnisse in Frankreich hat fahren können, möchte ich fast noch bezweifeln.  Eines steht aber fest, daß dei im Westen teilweise dreimal im Urlaub waren in diesem Jahre. Wittenburg ja auch. Dich mein liebes Mädel grüße ich und gebe Dir fest viele viele Küsse und bin wie immer Dein Ernst.

Meine liebe Frau !                                                          24.11.42        
 
Ich habe sonst nicht so sehr darunter zu leiden, aber heute habe ich tüchtige Kopfschmerzen.
Ich hatte erst keine Lust, zu schreiben, Du sollst, nachdem ich am Vormittag allerhand geschrieben habe, nicht leer ausgehen. Ich habe erst an Nannie geschrieben. Durchschlag habe ich davon beigefügt, auch ihren Originalbrief. An die verschiedenen Pfarrämter habe ich auch wieder einmal geschrieben, damit die Ahnensache nicht ganz und gar einschläft. Die Erfolge sind jetzt nicht mehr gewaltig. Ich versuche aber trotzdem noch, die eine oder andere Auskunft zu erhalten. 7 Urkunden von Brose kann ich bekommen. Ich glaube aber, daß es nicht die sind, die ich benötige.  Ich habe deshalb nochmals Anfrage gehalten. Nach Müglingen (?) habe ich ebenfalls geschrieben. Ob ich aber dort eine Antwort erhalte, muß ich abwarten. Ich habe das Gefühl, daß diese Herren keine große Lust verspüren, solche Anfragen zu beantworten.  Von meinem Besuch im Theater vom vergangenen Sonntag habe ich Dir noch nicht geschrieben. Wie ich Dir wohl schon andeutete, habe ich im Stadttheater keinen Platz mehr bekommen. Wir haben uns dann für ein anderes Theater Karten besorgt. Ich kann aber sagen, daß wir für lange Zeit geheilt sind. Sowas hast Du auch noch nicht erlebt. Das Publikum setzt sich vorwiegend aus einheimischer Bevölkerung zusammen. Unbekümmert, ob da Pause oder Vorstellung ist, unterhalten sich diese Leute. Das ist schon nicht mehr schön. Die machen sich aber auch nichts daraus, wenn gezischt wird oder wenn jemand zur Ruhe ruft. Abgesehen davon war aber aicj das Programm derart schwach, daß man sich bald über das ausgegebene Geld hat ärgern können. Es ist nur gut, daß die Geschmäcker verschieden sind, denn sonst hätte einer der Kameraden nicht sagen können, das sei schön gewesen. Um mich etwas zu zerstreuen und mit der Absicht, meine Kopfschmerzen wieder los zu werden, bin ich heute in das Stadttheater gegangen. Dort gab es wieder Ballett. DAs Programm lage ich Dir wieder mit bei. Da konnte man aber den Unterschied sehen. Man kann bald sagen, wie Tag und Nacht. Ich bin gewi0ß kein Kunstkritiker, aber das sieht bestimmt jeder Laie. Ich dachte ein paarmal dabei, daß Dir dies auch gefallen würde. Bei Ballett veranstaltungen ist es gut, daß man nichts von der Sprache verstehen braucht wie bei den Opern, denn es wird kein Wort dabei gesprochen. Das hat mir jedenfalls ausgezeichnet gefallen und ich hoffe, daß ich mir im Laufe dieser Woche die letzte Ballettveranstalung ansehen kann.  Ich will heute mein Schreiben schließen, denn es geht doch nicht so, wie ich es will. Ich hoffe, daß sich bis morgen die Kopfschmerzen gelegt haben.  Dich und die Kinder grüße ich recht herzlich und Dir, mein liebes Mädel, sendet recht viele Küsse Dein Ernst.

Dienstag, 21. November 2017

Brief 341 vom 21./22.11.1942


Meine liebe, liebe Annie !                                                    21.11.42 
         
Jetzt sind schon wieder 14 Tage vergangen, seit ich von Euch daheim wegfahren mußte. Wenn man sich so zurückerinnert, dann merkt man erst, wie die Zeit vergeht. Beispielsweise waren vor wenigen Tagen 2 ½ Jahre vergangen, seit in einberufen wurde.  Ist das nicht eine lange Zeit? mit einer derartigen Länge des Krieges hatte man seinerzeit nicht gerechnet. DAs nützt aber alles nicht, denn man muß durchhalten, wie sich die Dinge auch entwickeln werden. Deine lieben Briefe habe ich wiederholt durchgelesen. Jedesmal habe ich mich über die Art Deines Schreibens gefreut. Es ist, als sprichst Du selbst daraus. Anscheinend hast Du Dir viel Sorge gemacht, ob ich auch richtig hier ankomme.  Wahrscheinlich mehr als ich selbst, der ich doch der Leidtragende war. Mir macht es auch große Freude, wenn Du an dem Blumenstock Deinen Spaß hast. Ist er doch ein kleines Zeichen meiner Dankbarkeit Dir gegenüber für alle schönen Stunden, die ich bei Euch verleben konnte. Es stimmt schon, daß diese Trennung anders war, wie eine der früheren, wenn ich nach Frankreich fuhr. Um alles besser überwinden zu können, hast Du Dich aber gleich fest in die GArtenarbeit gestürzt. Ich muß schon sagen, daß es bei Dir schneller ging mit dem großen Garten fertig zu werden, wie bei mir. Den großen GArten hattest Du erst einmal restlos fertig gemacht. DAs war auch ganz richtig. Denn dann sieht man, was eigentlich noch zu tun ist. Den GArten hinter dem Haus wirst Du wohl nun inzwischen auch ganz fertig haben, bis Du meinen Breif erhältst. An den Brombeeren hast Du Dich also auch noch verwundet. Ich bedauere, daß ich sie nicht ganz fertig gemacht hatte. Aber das Verschneiden hast Du wenigstens nicht noch gehabt, das ist doch auch ein schöner Teil arbeit gewesen, den ich Dir abgenommen habe. Ein klein wenig haben Dich die Kinder beim Abräumen mit unterstützt. Das können sie auch ohne weiteres machen. Ich glaube, daß sie Dir diese Arbeit wiederspruchslos abgenommen haben. Richtig hast Du gehandelt, wenn Du unserem Stromer einmal eine gewischt hast, wenn er nicht pariert.  Unseren beiden Strolchen habe ich gestern zum Nikolaustag geschrieben. Es hat mir manchen Tropfen Schweiß gekostet, bis ich das beieinander hatte. Hoffentlich haben sie ihre Freude daran.  Die mitgesandten 7,RM sollen sie sich teilen, die hatte ich noch bei mir. Das kleine Foto hatte ich aus einem Heft herausgenommen.  Ich finde es ganz schön und hebe es deshalb für sie mit auf. An Siegfried habe ich gestern abend auch noch geschrieben. Wenn ich so weitermache, komme ich bald mit der Beantwortung der zu erledigenden Briefe durch. Durchschlag lege ich Dir wieder mit bei, damit Du weißt, was ich geschrieben habwe. Auch Siegfries Brief ist mit beigefügt. Ein kleines Päckchen habe ich für Dich auch wieder zusammen. Ich habe hier bei meiner jetzigen Einheit noch Marketenderwaren bekommen, die ich Dir mit auf den Weihnachtstisch stellen möchte, wenn es es rechtzeitig ankommt. Es sind nur Kleinigkeiten, aber wir bekommen hier nichts weiter zu kaufen, so daß ich froh bin, wenn ich das machen kann.  Gestern abend war ich im Kino und habe mir den Film „Der große König“ angesehen, der mir in geschichtlicher Hinsicht sehr interessant war und auch gut gefallen hat. Seit mir bekannt wurde, daß ich wahrscheinlich bald von hier wegkommen werde, sehe ich zu, daß ich mir noch verschiedenes ansehe. Wie es dann werden wird, ist ja sehr unsicher. Ich nutze die Gelegenheit noch solange aus, wie das möglich ist.  Am Nachmittag hatte ich den Brief angefangen; jetzt nach dem Abendessen war ich noch eine Stunde an der frischen Luft. Man kommt hier sonst nicht aus dem Bau heraus, weil unsere Wohnungen sich im gleichen Haus befinden. Es ist aber wirklich notwendig, daß man frische Luft schnappt. Es wird nun Zeit, daß ich mich wieder ins Bett lege. Eine Woche ist wieder geschafft, wieviele werden noch folgen ? Ich sage Dir, mein liebes Mädel, eine recht gute Nacht  und bin im Geiste immer bei Euch daheim, Ihr Lieben.  Sei Du recht, recht vielmals gegrüßt und nimm Du und die Kinder viele liebe Küsse entgegen von Deinem immer an Dich denkenden Ernst.


Mein liebes Mädel !                                                             22.11.42   
      
Gestern ist allgemein keine Post eingegangen. Vielleicht bekommen wir heute welche. Heute zum Sonntag würde man sich besonders darüber freuen. Das Warten sind wir aber gewöhnt und das ist an sich nichts Neues mehr.  Ich war gestern wegen meiner Sache mit der Stadtverwaltung bei meinem Chef und habe dies nochmals mit ihm durchgesprochen. Ich habe mich vor allem erkundigt, ob er es für ratsam hält, wenn ich mich beim Minister des Inneren in Karlsruhe beschwere. Habe ihm gleichzeitig aber noch von dem Ergebnis meiner Verhandlungen mit der STadt selbst unterrichtet.  Er hat mir nun geraten, was an sich auch meine Absicht war, erst noch den Eingang des Heftes abzuwarten, das ich bestellt habe.  Dann soll ich meine Eingabe entwerfen. Er will sie dann bei seiner Heimatbehörde dem Personalsachbearbeiter vorlegen, der die Bestimmungen vollkommen beherrschen würde. Er will ihn dann bitten, ein Gutachten abzugeben, ob nach seiner Ansicht etwas zu machen sei oder nicht. Ich habe mich selbstverständlich bedankt, denn soviel Entgegenkommen hatte ich erst nicht erwartet. Er will mir auch sonst jede Unterstützung zuteil werden lassen, die sich bietet. Ich werde dann ja sehen, ob und wo ich in dieser Geschichte nachhaken kann. Mir ist es jetzt in erster Linie darum zu tun, diesem Quertreiber, diesem Lang, nach Möglichkeit Schwierigkeiten zu bereiten und ihm, wenn möglich, doch zu zeigen, daß es anders geht. DAs wäre mir ja die größte Freude. Ich will aber nicht zu früh jubeln. Wegen meiner Beurteilung ist von hier aus an die Stadt geschrieben worden, daß es nach den Bestimmungen nicht möglich ist. Als Nachsatz hat mein Chef hinzugefügt; „Es wird von hier  aus dankbar begrüßt, daß für Rosches Fortkommen solches Interesse gezeigt wird. „ Vorhin waren wir Kaffeetrinken.  Ich kann Dir nur erzählen, daß ich sowas im WEsten nicht bei meiner Verpflegung gehabt habe. Zwei Stückchen Torte mit Buttercreme und dann Kaffee, alos Bohnenkaffee, soviel man haben will, das kostet keinen Pfennig. Da bist Du doch auch ganz erstaunt.  Wir bekamen ja in Mirgorod sonntags auch Kuchen. Der war bestimmt nicht schlecht. Auch Bohnenkaffee, das ist aber nicht mit hier zu vergleichen. In der letzten Einheit, bei der wir verpflegt wurden, mußten wir ja dafür zahlen. Das ist gewissermaßen der ideale Zustand in der Vollendung. Man erzählt sich, dass das gerade im Sommer noch besser gewesen sei. Da hatte es Früchte gegeben. Man kann sich das nicht vorstellen, daß man im Krieg ist, wenn man diese VErpflegung sieht. Allgemein kann man sagen, daß sie, von solchen Spezialitäten abgesehen, wie ich sie eben geschildert habe, gut ist und mit den Verhältnissen aus dem ersten Weltkrieg nict zu vergleichen wäre. Mittagessen gibt es tatsächlich mehr wie reichlich. Das Essen wird in Schüsseln aufgetragen und jeder kann sich nehmen , was er will. Das Fleisch wird einem zwar zugeteilt. Mir reicht es reichlich und die anderen höre ich auch nicht klagen. Wenn es wieder einmal eine Besonderheit gibt, dann werde ich Dir einmal davon schreiben. Vielleicht ist für Euch daheim alles Besonderheit, wenn Ihr das sehen würdet. Aber wie ich früher schon einmal sagte, das ist ja noch das, was uns hier bei Stimmung behält.  Nachher will ich in eines der theater gehen. Es wird „Zigeunerliebe“ von Lehar gespielt. Ich verspreche mir nicht sehr viel davon, denn es findet nicht in dem Theater statt, wo ich sonst hingehe.  Recht viele herzliche Grüße und Küsse sendet Dir und den Kindern in viel Liebe Dein Ernst.

Brief 340 vom 20.11.1942


Mein liebes, gutes Mädel !                                                       20.11.42  
   
Ich habe mich sehr gefreut über Deinen Briiefe vom 8. und 9. und 10., die gestern alle eintrafen. Du hast diesmnal wirklich sehr nett und lieb geschrieben und ich kann nur sagen, daß auch Du einen Teil meiner Empfindungen ausgedrückt hast. Ich weiß sehr gut, daß es Dir nicht leicht gewesen ist, mich wieder hier hainausfahren zu lassen, aber wir ich feststellen kann, ist es Dir genau so wie mir gegangen, daß der plötzliche Abschied auf dem Bahnhof besser ist, wie wenn man noch lange herumläuft und sich damit quält. Man möchte sich noch manches liebe Wort sagen und alles erscheint einem dann nicht das auszudrücken, was man eigentlich auf dem Herzen hat. Doch was man auch tut, es ändert nichts an dem, daß man eben doch reisen muß. Wir wollen aber doch zufrieden sein, daß uns das Schicksal für einige Wochen wieder zusammengeführt hat, denn unter den hier sonst herrschenden Umständen, die als normal angesehen werden, kann ich nur von Glück reden, daß ich schon zuhause war. Wir haben es ja auch als Geschenk hingenommen und als solches bewertet. DAß es Dir schwergefallen ist, weiß ich , doch Du mußt deshalb keine Tränen mehr vergießen, wie Du es beim Schreiben Deiner ersten Briefe getan hast. Ich hoffe, daß Du Dich mit der Zeit wieder an den Alltag gewöhnst und in ihn hineinlebst. DAß Du mit der Betreuung der Kinder eine Aufgabe hast, das ist mir immer noch eine innerliche Beruhigung. Sie sind, jeder auf seine Art, Lausekerle geworden.  Eines steht aber fest, daß wir froh über sie sind und daß wir unseren Stolz mit ihnen haben können, das habe ich im Urlaub erst richtig wieder merken können. Sie sind gesund, frisch und nicht verschlagen, munter und lebhaft und im allgemeinen sehr aufmerksam. DAß sie nicht auf den Kopf gefallen sind, kann unseren Stolz auf sie nur noch bekräftigen. Wir wollen nur hoffen, daß sie uns gesund bleiben und daß Du mit ihnen gesund bist, wenn ich wieder einmal nach hause komme. Wie ich schon einmal erwähnte, tue ich letzten Endes meine Pflicht hier draußen doch für Euch. Wenn ich das Bestrechen habe, vorwärts zu kommen, so will ich dies doch in erster Linie für Euch tun, denn nur auf diese Weise ist es uns ja möglich, das durchzuführen, was wir noch vorhaben in Bezug auf Besserung unseres Lebensstandards und für die Ausbildung der Kinder. Wenn wir alle gesund und beieinander bleiben, dann werden wir das schon schaffen, was wir uns vorgenommen haben.  Die Art und Weise der Kinder, wie sie den vermantschten Nachmittag durch die Überfüllung des Kinos doch nocht richtig ausgewertet  haben, das hat mich sehr gefreut. Sie sollen sich nur sowas ansehen. Sie verstehen das noch nicht in der letzten Auswirkung, aber sie können schon ihren Geschmack bilden, wenn sie sich etwas ordentlich ansehen. Ich kann diese Art und Weise von ihnen nur begrüßen. Sie haben auch ganz recht getan, wenn sie sich ein Bild und den Führer durch die Ausstellung gekauft haben. Unter den Verhältnissen, die bei uns zuhause geherrscht haben, wäre das nicht möglich gewesen, doch das soll ihnen nicht zum Vorwurf dienen; im Gegenteil, ich bin froh, daß sie nicht in solchen Verhältnissen groß zu werden brauchen. Sie sollen allerdings den Wert des Geldes schätzen lernen, aber ich glaube, daß ihnen das schon noch von selbst eingehen wird. DAß sich Helga so gut ihres gegebenenen VErsprechens erinnert, hat mir auch wieder eine besondere Freude gemacht. DAß Du sie nicht über Gebühr in Anspruch nimmst, das weiß ich, und daß Du ihr noch genügend freie Zeit zum Spielen läßt, ist mir wie auch ihr bekannt. Interessant war mir, daß Du nun zwangsweise zum Briefmarkensammeln mit hineingezogen wirst, hättest Du wohl auch nicht gedacht. So geht es einer geplagten Mutter, zumal wenn der VAter so unverständig ist und die Kinder wohl dazu verleitet, aber es ihnen selbst nicht lern, wie sie es machen müssen. Hoffentlich nehmen sie Dir die Zeit nicht allzusehr in Anspruch damit.  Über den Zustand von Erna waren wir schon durch Deinen Vater unterrichtet. Ich wünsche Erna alles Gute und daß sie diese Zeit gut übersteht. An die Onkel und Tantegefühle müssen wir uns erst gewöhnen. Ich werde Ähnliches an Siegfried mit schreiben, wenn ich in diesen Tagen seinen Brief beantworte. An Deinen Vater habe ich gestern abend geschrieben.  An die Kinder ebenfalls und an meinen Vater. Warum ich Dir davon keine Durchschläge gemacht habe, erklärte ich Dir schon in einem meiner letzten Briefe. Ich will ihnen heute noch besonders zum Nikolaustag schreiben. Es ist nur schade, daß ich ihnen nichts dazu schicken kann, wie das im vergangenen Jahr noch möglich war.  Daran sieht man, wie sich so vieles geändert hat. Es ist aber nicht zu ändern und man muß es tragen, wie die tausende und abertausende anderer Kameraden.  Über den VErlauf meiner Fahrt bist Du wohl durch mein Schreiben so ziemlich unterrichtet. DAs das mit dem Schlafen nicht gerade so angenehm ist, wenn man im Zuge immer hin und hergerüttelt wird, das aknnst Du Dir ja ohne weitere Erklärungen verstehen. Die lange Fahrt hängt einem schon an, aber das ist nun alles überstanden bis zum nächsten Mal. Ich schließe für heute mein Schreiben und beantworte Dir den Rest der Briefe im nächsten Schreiben von mir. Dich grüße ich wieder ganz herzlich und sende Dir recht viele Küsse. In Liebe bin ich immer Dein Ernst.

Brief 339 vom 19.11.1942


Mein liebster Schatz !                                                             19.11.42   
  
Zum Schreiben bin ich gestern leider nicht gekommen. Es war an sich auch nicht viel zu berichten. Inzwischen hat sich etwas Stoff ergeben. Vom Montag kann ich noch schreiben, daß ich im Theater war und habe mir wieder ein Ballett angesehen, wie Du aus beiliegendem Programm ersiehst. Es war bestimmt sehr nett und es hat mir sehr schön gefallen.   Das zweite Päckchen, welches die Nummer 49 trägt, habe ich gestern abgeschickt. Es enthält verschiedene Kleinigkeiten, die Du für Dich verwenden kannst. Ich dachte mir das für Weihnachten mit. Hoffentlich kommt alles gut an. Du weißt ja, daß das immer meine Sorge ist, s olange ich nicht weiß, ob es gut in Deine Hände gekommen ist. Bei uns wird es nun auch Winter. Die ganze vergangene Nacht hat es geschneit und es hat auch bis jetzt nicht aufgehört. Froh muß man sein, daß es solange gehalten hat, denn schon allein an Brennmaterial hat man allerhand gespart. Der Wunsch aller geht ja dahin, daß er nicht so streng werden möge, wie der vergangene Winter. Hast du eigentlich nun Nachricht bekommen, was mit den Schuhen für Helga wird? Lasse Dich nur nicht abschütteln, wenn Du eine Ablehnung bekommen haben sollstest. Von hier muß ich Dir eine Neuigkeit schreiben, die ich teils mit lachendem und teil wieder mit tränendem Auge hinnehme. Zwar ist die ganze Geschichte noch nicht offiziell, aber durch verschiedene Dinge, wie wir hier gesehen haben, wissen wir schon davon Bescheid. Mein Arbeitskamerad und ich werden demnächst mit einer Versetzung rechnen müssen. Was der Grund dazu ist, ist uns nicht bekannt, denn wir haben uns hier nicht zuschulde kommen lassen. Als ich vom Urlaub zurückkam, sagte mir schon unser Inspektor, daß er versetzt werden würde, denn er hatte schon indirekt davon gehört. Gestern sahen wir, daß auch ich auf dem Austauschzettel mit stand. Wahrscheinlich komme ich in die Gegend von Kursk und zwar nach Objen (?), genau südlich davon. DAs steht nach meinen Informierungen noch nicht ganz fest. DAß mir hier die arbeit nicht so ganz zugesagt hat, das weißt Du ja. Wenn ich nun wieder zu einer Feldkommandantur kommen sollte, so besteht wahrscheinlich die Möglichkeit. dasß ich etwas anderes zu tun bekomme. Unangenehm ist dabei nur, daß diese ganze Sache so in den Winter hineinkommt. Aber ich denke, daß sich alles schon finden wird. Bei allem habe ich mich gefreut, daß ich jetzt noch meinen Urlaub bekommen habe, denn wenn ich bei dem alten Verein gewesen wäre, hätte ich noch keinen Urlaub erhalten und bei einer neue Einheit kommt man im allgemeinen dann immer zuletzt dran. DAs ist es auch noch, was mich dabei freut. Bei dieser Nachricht wirst Du wohl der gleichen Ansicht sein. Wie sich alles auch entwickeln mag, ich werde versuchen, dieser ganzen Angelegenheit die gute Seite abzugewinnen, denn nur dann kommt man über alles richtig hinweg.  Für die SAchen, die ich mitgenommen habe, werde ich eine ganz erkleckliche Summe bekommen, so daß ich diese SAchen nicht umsonst mitgeschleppt habe. Du hättest daheim auch nicht mehr viel damit anfangen können. Wegen der Weiterentwicklung der Dinge brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen, denn da muß man erst abwarten, was daraus wird. Du schreibst in der alten Form wie bisher weiter, da ändert sich vorerst nichts, bis ich Dir endgültige Nachricht gebe.  Wie bist Du mit dem Garten fertig geworden. Hoffentlich hat Dich die Kälte nicht dabei überrascht. Du hast ja vielerlei zu tun gehabt. Ich hoffe weiterhin, daß Du Dir nicht zuviel auf einmal vorgenommen hast.  Ich werde dieser Tage an unsere Helga schreiben, der ich einige Aufträge für Weihnachten geben will. Ich denke, daß sie das schon machen kann. Du mußt deshalb nicht böse sein, wenn ich Dir keinen Durchschlag davon übersende. Wir waren verhältnismäßig so sorglos während der ganzen Urlaubstage, daß wir an nichts weiter gedacht haben. ERst meint man, sie nehmen kein Ende und dann ist das Ende plötzlich da. Es wird an sich schwerfallen, in diesem Jahr etwas zu bekommen. Aber wir wollen es versuchen und die Hoffnung nicht aufgeben.  Herzlich grüße und küsse ich Dich, mein liebes Mädel, und bitte Dich, den Kindern einen herzlichen Kuß zu geben. Richte auch anVater Grüße von mir aus. Dein Ernst.
Unter den sich anbahnenden Umständen wird es gut sein, wenn Du mir bald meinen Löffel zuschickst, damit ich dann nicht in Verlegenheit komme, wenn ich wo anders hinkomme. Mit solchen Sachen ist es immer dann etwas schwierig. Kannst Du mir vielleicht eine Hülle für meine BEstecks machen? Ich dachte mir, wo man alles einzeln hineinsteckt und dann zusammenbindet. Das überlasse ich aber Deiner Findigkeit. DAs kannst Du besser wie ich.