Dienstag, 21. November 2017

Brief 339 vom 19.11.1942


Mein liebster Schatz !                                                             19.11.42   
  
Zum Schreiben bin ich gestern leider nicht gekommen. Es war an sich auch nicht viel zu berichten. Inzwischen hat sich etwas Stoff ergeben. Vom Montag kann ich noch schreiben, daß ich im Theater war und habe mir wieder ein Ballett angesehen, wie Du aus beiliegendem Programm ersiehst. Es war bestimmt sehr nett und es hat mir sehr schön gefallen.   Das zweite Päckchen, welches die Nummer 49 trägt, habe ich gestern abgeschickt. Es enthält verschiedene Kleinigkeiten, die Du für Dich verwenden kannst. Ich dachte mir das für Weihnachten mit. Hoffentlich kommt alles gut an. Du weißt ja, daß das immer meine Sorge ist, s olange ich nicht weiß, ob es gut in Deine Hände gekommen ist. Bei uns wird es nun auch Winter. Die ganze vergangene Nacht hat es geschneit und es hat auch bis jetzt nicht aufgehört. Froh muß man sein, daß es solange gehalten hat, denn schon allein an Brennmaterial hat man allerhand gespart. Der Wunsch aller geht ja dahin, daß er nicht so streng werden möge, wie der vergangene Winter. Hast du eigentlich nun Nachricht bekommen, was mit den Schuhen für Helga wird? Lasse Dich nur nicht abschütteln, wenn Du eine Ablehnung bekommen haben sollstest. Von hier muß ich Dir eine Neuigkeit schreiben, die ich teils mit lachendem und teil wieder mit tränendem Auge hinnehme. Zwar ist die ganze Geschichte noch nicht offiziell, aber durch verschiedene Dinge, wie wir hier gesehen haben, wissen wir schon davon Bescheid. Mein Arbeitskamerad und ich werden demnächst mit einer Versetzung rechnen müssen. Was der Grund dazu ist, ist uns nicht bekannt, denn wir haben uns hier nicht zuschulde kommen lassen. Als ich vom Urlaub zurückkam, sagte mir schon unser Inspektor, daß er versetzt werden würde, denn er hatte schon indirekt davon gehört. Gestern sahen wir, daß auch ich auf dem Austauschzettel mit stand. Wahrscheinlich komme ich in die Gegend von Kursk und zwar nach Objen (?), genau südlich davon. DAs steht nach meinen Informierungen noch nicht ganz fest. DAß mir hier die arbeit nicht so ganz zugesagt hat, das weißt Du ja. Wenn ich nun wieder zu einer Feldkommandantur kommen sollte, so besteht wahrscheinlich die Möglichkeit. dasß ich etwas anderes zu tun bekomme. Unangenehm ist dabei nur, daß diese ganze Sache so in den Winter hineinkommt. Aber ich denke, daß sich alles schon finden wird. Bei allem habe ich mich gefreut, daß ich jetzt noch meinen Urlaub bekommen habe, denn wenn ich bei dem alten Verein gewesen wäre, hätte ich noch keinen Urlaub erhalten und bei einer neue Einheit kommt man im allgemeinen dann immer zuletzt dran. DAs ist es auch noch, was mich dabei freut. Bei dieser Nachricht wirst Du wohl der gleichen Ansicht sein. Wie sich alles auch entwickeln mag, ich werde versuchen, dieser ganzen Angelegenheit die gute Seite abzugewinnen, denn nur dann kommt man über alles richtig hinweg.  Für die SAchen, die ich mitgenommen habe, werde ich eine ganz erkleckliche Summe bekommen, so daß ich diese SAchen nicht umsonst mitgeschleppt habe. Du hättest daheim auch nicht mehr viel damit anfangen können. Wegen der Weiterentwicklung der Dinge brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen, denn da muß man erst abwarten, was daraus wird. Du schreibst in der alten Form wie bisher weiter, da ändert sich vorerst nichts, bis ich Dir endgültige Nachricht gebe.  Wie bist Du mit dem Garten fertig geworden. Hoffentlich hat Dich die Kälte nicht dabei überrascht. Du hast ja vielerlei zu tun gehabt. Ich hoffe weiterhin, daß Du Dir nicht zuviel auf einmal vorgenommen hast.  Ich werde dieser Tage an unsere Helga schreiben, der ich einige Aufträge für Weihnachten geben will. Ich denke, daß sie das schon machen kann. Du mußt deshalb nicht böse sein, wenn ich Dir keinen Durchschlag davon übersende. Wir waren verhältnismäßig so sorglos während der ganzen Urlaubstage, daß wir an nichts weiter gedacht haben. ERst meint man, sie nehmen kein Ende und dann ist das Ende plötzlich da. Es wird an sich schwerfallen, in diesem Jahr etwas zu bekommen. Aber wir wollen es versuchen und die Hoffnung nicht aufgeben.  Herzlich grüße und küsse ich Dich, mein liebes Mädel, und bitte Dich, den Kindern einen herzlichen Kuß zu geben. Richte auch anVater Grüße von mir aus. Dein Ernst.
Unter den sich anbahnenden Umständen wird es gut sein, wenn Du mir bald meinen Löffel zuschickst, damit ich dann nicht in Verlegenheit komme, wenn ich wo anders hinkomme. Mit solchen Sachen ist es immer dann etwas schwierig. Kannst Du mir vielleicht eine Hülle für meine BEstecks machen? Ich dachte mir, wo man alles einzeln hineinsteckt und dann zusammenbindet. Das überlasse ich aber Deiner Findigkeit. DAs kannst Du besser wie ich.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen