Mein liebster Schatz ! 19.11.42
Zum Schreiben bin ich gestern leider nicht gekommen. Es
war an sich auch nicht viel zu berichten. Inzwischen hat sich etwas Stoff
ergeben. Vom Montag kann ich noch schreiben, daß ich im Theater war und habe
mir wieder ein Ballett angesehen, wie Du aus beiliegendem Programm ersiehst. Es
war bestimmt sehr nett und es hat mir sehr schön gefallen. Das zweite Päckchen, welches die Nummer 49
trägt, habe ich gestern abgeschickt. Es enthält verschiedene Kleinigkeiten, die
Du für Dich verwenden kannst. Ich dachte mir das für Weihnachten mit.
Hoffentlich kommt alles gut an. Du weißt ja, daß das immer meine Sorge ist, s
olange ich nicht weiß, ob es gut in Deine Hände gekommen ist. Bei uns wird es
nun auch Winter. Die ganze vergangene Nacht hat es geschneit und es hat auch
bis jetzt nicht aufgehört. Froh muß man sein, daß es solange gehalten hat, denn
schon allein an Brennmaterial hat man allerhand gespart. Der Wunsch aller geht
ja dahin, daß er nicht so streng werden möge, wie der vergangene Winter. Hast
du eigentlich nun Nachricht bekommen, was mit den Schuhen für Helga wird? Lasse
Dich nur nicht abschütteln, wenn Du eine Ablehnung bekommen haben sollstest.
Von hier muß ich Dir eine Neuigkeit schreiben, die ich teils mit lachendem und
teil wieder mit tränendem Auge hinnehme. Zwar ist die ganze Geschichte noch
nicht offiziell, aber durch verschiedene Dinge, wie wir hier gesehen haben,
wissen wir schon davon Bescheid. Mein Arbeitskamerad und ich werden demnächst mit
einer Versetzung rechnen müssen. Was der Grund dazu ist, ist uns nicht bekannt,
denn wir haben uns hier nicht zuschulde kommen lassen. Als ich vom Urlaub
zurückkam, sagte mir schon unser Inspektor, daß er versetzt werden würde, denn
er hatte schon indirekt davon gehört. Gestern sahen wir, daß auch ich auf dem
Austauschzettel mit stand. Wahrscheinlich komme ich in die Gegend von Kursk und
zwar nach Objen (?), genau südlich davon. DAs steht nach meinen Informierungen
noch nicht ganz fest. DAß mir hier die arbeit nicht so ganz zugesagt hat, das
weißt Du ja. Wenn ich nun wieder zu einer Feldkommandantur kommen sollte, so
besteht wahrscheinlich die Möglichkeit. dasß ich etwas anderes zu tun bekomme.
Unangenehm ist dabei nur, daß diese ganze Sache so in den Winter hineinkommt.
Aber ich denke, daß sich alles schon finden wird. Bei allem habe ich mich
gefreut, daß ich jetzt noch meinen Urlaub bekommen habe, denn wenn ich bei dem
alten Verein gewesen wäre, hätte ich noch keinen Urlaub erhalten und bei einer
neue Einheit kommt man im allgemeinen dann immer zuletzt dran. DAs ist es auch
noch, was mich dabei freut. Bei dieser Nachricht wirst Du wohl der gleichen
Ansicht sein. Wie sich alles auch entwickeln mag, ich werde versuchen, dieser
ganzen Angelegenheit die gute Seite abzugewinnen, denn nur dann kommt man über
alles richtig hinweg. Für die SAchen,
die ich mitgenommen habe, werde ich eine ganz erkleckliche Summe bekommen, so
daß ich diese SAchen nicht umsonst mitgeschleppt habe. Du hättest daheim auch
nicht mehr viel damit anfangen können. Wegen der Weiterentwicklung der Dinge
brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen, denn da muß man erst abwarten, was
daraus wird. Du schreibst in der alten Form wie bisher weiter, da ändert sich
vorerst nichts, bis ich Dir endgültige Nachricht gebe. Wie bist Du mit dem Garten fertig geworden.
Hoffentlich hat Dich die Kälte nicht dabei überrascht. Du hast ja vielerlei zu
tun gehabt. Ich hoffe weiterhin, daß Du Dir nicht zuviel auf einmal vorgenommen
hast. Ich werde dieser Tage an unsere
Helga schreiben, der ich einige Aufträge für Weihnachten geben will. Ich denke,
daß sie das schon machen kann. Du mußt deshalb nicht böse sein, wenn ich Dir
keinen Durchschlag davon übersende. Wir waren verhältnismäßig so sorglos
während der ganzen Urlaubstage, daß wir an nichts weiter gedacht haben. ERst
meint man, sie nehmen kein Ende und dann ist das Ende plötzlich da. Es wird an
sich schwerfallen, in diesem Jahr etwas zu bekommen. Aber wir wollen es
versuchen und die Hoffnung nicht aufgeben.
Herzlich grüße und küsse ich Dich, mein liebes Mädel, und bitte Dich,
den Kindern einen herzlichen Kuß zu geben. Richte auch anVater Grüße von mir
aus. Dein Ernst.
Unter den sich anbahnenden Umständen wird es gut sein, wenn
Du mir bald meinen Löffel zuschickst, damit ich dann nicht in Verlegenheit
komme, wenn ich wo anders hinkomme. Mit solchen Sachen ist es immer dann etwas
schwierig. Kannst Du mir vielleicht eine Hülle für meine BEstecks machen? Ich
dachte mir, wo man alles einzeln hineinsteckt und dann zusammenbindet. Das
überlasse ich aber Deiner Findigkeit. DAs kannst Du besser wie ich.
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