Meine liebe Annie ! 23.12.41
Heute ist der Geburtstag meiner Mutter. In wenigen Tagen
sind dann 22 Jahre vergangen, seit sie starb. Wenn ich so bedenke, so ist in
dieser Beziehung das Verhältnis zu unseren Eltern doch bei jedem Teil ein
anderes. Du hast bis zu einem schönen Alter Deine Mutter noch gehabt. Wenn Du
sie auch nicht immer bei Dir gehabt hast, dann hast Du doch immer noch die Gewißheit
gehabt, sie lebt, wenn Du sie brauchst, dann kannst Du Dich jederzeit an sie wenden.
Sie war Dir auch immer eine liebe Mutter und sie hat sehr viel Verständnis für
Dich gehabt. Ich kann deshalb auch nachfühlen, wenn Du, wie Du mir in einem
Deiner letzten Briefe schriebst, jetzt erst so richtig empfindest, daß Deine
Kindheit endgültig vorbei ist. Bei mir war das nun ziemlich anders. Ich war
noch ein Kind, als meine Mutter starb. Du kannst Dir vielleicht heute viel
besser als früher eine Vorstellung davon
machen, was einem verlorengegangen ist, wenn man seine Mutter so in früher
Jugend verliert. Bei Kurt hat sich das ohne weiteres noch stärker ausgewirkt.
Man muß dabei noch bedenken, daß mein Vater wohl den guten Willen gehabt hat,
uns richtig zu erziehen, so hat man doch an allen Enden gemerkt, daß die eigene
Mutter gefehlt hat. Auch Nannie hat sich um uns redlich Mühe gegeben. Doch wie
ich schon anführte, die Mutter fehlte überall. Dir wird das jetzt auch alles
klarer erscheinen, wenn Du Dir unsere Lage so dabei vorstellst. Das sind, wie
ich schon schrieb, jetzt 22 Jahre. Wir sind nun wohl größer geworden, aber
immer wieder muß man sich daran erinnern. Besonders dann, wenn irgendein
besonderer Tag wie heute herantritt.
Meine beste Annie ! 24.12.41
Für Deinen Brief vom 18., den ich gestern Abend kurz vor unserer Weihnachtsfeier bei der Kommandantur ausgehändigt erhielt, danke ich Dir vielmals und recht herzlich. Den Durchschlag Deines Briefes an Deinen Vater habe ich ebenfalls erhalten. Du hast Dich offenbar wieder etwas übernommen und bist vor den Feiertagen nun ziemlich fertig. Hoffentlich ruhst Du Dich über die Feiertage etwas aus, denn Ihr geht wahrscheinlich doch nicht viel aus dem Haus heraus. Mit den Puppen machst Du Dir auch wieder viel Arbeit. Ich weiß ja, daß Du unserer Helga eine Freude damit bereitest, aber an Deine Gesundheit und Deine Kräfte mußt Du dabei auch denken.
Über die Feiertage wirst Du dann mit Lesestoff versehen sein, wenn Dir Dein Vater noch Zeitungen zugeschickt hat. Meine üblichen Zeitungssendungen sind ja auch noch unterwegs.
Wie ich eben schon andeutete, hatten wir gestern unsere Weihnachtsfeier. Erst gab es außer der Reihe noch etwas zu essen. Es gab Wurstsuppe, die nicht schlecht schmeckte. Dann gab es Kartoffeln mit Sauerkraut und Bratwurst. Die Wurst hatte ein Kamerad gemacht, so daß es schon ziemlich heimatlich geschmeckt hat. Zum Trinken hatten wir Rotwein und davon hat es für jeden genug gegeben. Als Weihnachtsgabe hat dann jeder eine Tüte bekommen in der Pfefferkuchen, Kekse, Bonbons waren, außerdem ist an jeden noch eine Flasche Wein verabreicht worden. Übermütig kann man dabei nicht werden, aber man freut sich auch so darüber.
Heute ist nun Heiliger Abend. Ich werde heute ganz besonders an Euch denken. Ich hoffe, daß Du meinen Weihnachtsbrief rechtzeitig bekommen hast. Viel anderes konnte ich diesmal nicht tun, was mir sehr leid tut. Gestern, als im Kreis der Kameraden Weihnachtslieder gesungen wurden, ist es mir nicht gerade weihnachtlich vorgekommen. Wir hatten wohl den Tannenbaum angezündet und der Kommandant hatte an uns eine Rede gehalten,, die sich in anständigem Rahmen hielt. Aber alles in allem, es war keine richtige Weihnachtsstimmung. Heute früh dagegen wurde das Lied im Radio gespielt, was auch Du immer so gern hörst „Süßer die Glocken nie klingen“. Da war ich fast nahe dran, weich zu werden. Wie es heute Abend wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht lege ich mich gleich ins Bett oder fahre nach Lille hinüber. Ich bin noch ganz unschlüssig. Es ist eben nichts, wenn man zu diesem Fest nicht zuhause ist. Ich sende Euch nun aus der Ferne recht weihnachtliche Grüße und hoffe, daß Ihr die Feiertage in angenehmer Weise verbringt. Die Kinder lassen sich hoffentlich ihre Freude nicht trüben und ich wünschte, Du kannst von ihrer Freude etwas abbekommen. Bleibt mir gesund und nimm Du viele herzliche Grüße und ebenso viele Küsse entgegen. Gib auch unseren beiden Stromern einen herzlichen und kräftigen Kuß von Deinem Ernst.
Meine beste Annie ! 24.12.41
Für Deinen Brief vom 18., den ich gestern Abend kurz vor unserer Weihnachtsfeier bei der Kommandantur ausgehändigt erhielt, danke ich Dir vielmals und recht herzlich. Den Durchschlag Deines Briefes an Deinen Vater habe ich ebenfalls erhalten. Du hast Dich offenbar wieder etwas übernommen und bist vor den Feiertagen nun ziemlich fertig. Hoffentlich ruhst Du Dich über die Feiertage etwas aus, denn Ihr geht wahrscheinlich doch nicht viel aus dem Haus heraus. Mit den Puppen machst Du Dir auch wieder viel Arbeit. Ich weiß ja, daß Du unserer Helga eine Freude damit bereitest, aber an Deine Gesundheit und Deine Kräfte mußt Du dabei auch denken.
Über die Feiertage wirst Du dann mit Lesestoff versehen sein, wenn Dir Dein Vater noch Zeitungen zugeschickt hat. Meine üblichen Zeitungssendungen sind ja auch noch unterwegs.
Wie ich eben schon andeutete, hatten wir gestern unsere Weihnachtsfeier. Erst gab es außer der Reihe noch etwas zu essen. Es gab Wurstsuppe, die nicht schlecht schmeckte. Dann gab es Kartoffeln mit Sauerkraut und Bratwurst. Die Wurst hatte ein Kamerad gemacht, so daß es schon ziemlich heimatlich geschmeckt hat. Zum Trinken hatten wir Rotwein und davon hat es für jeden genug gegeben. Als Weihnachtsgabe hat dann jeder eine Tüte bekommen in der Pfefferkuchen, Kekse, Bonbons waren, außerdem ist an jeden noch eine Flasche Wein verabreicht worden. Übermütig kann man dabei nicht werden, aber man freut sich auch so darüber.
Heute ist nun Heiliger Abend. Ich werde heute ganz besonders an Euch denken. Ich hoffe, daß Du meinen Weihnachtsbrief rechtzeitig bekommen hast. Viel anderes konnte ich diesmal nicht tun, was mir sehr leid tut. Gestern, als im Kreis der Kameraden Weihnachtslieder gesungen wurden, ist es mir nicht gerade weihnachtlich vorgekommen. Wir hatten wohl den Tannenbaum angezündet und der Kommandant hatte an uns eine Rede gehalten,, die sich in anständigem Rahmen hielt. Aber alles in allem, es war keine richtige Weihnachtsstimmung. Heute früh dagegen wurde das Lied im Radio gespielt, was auch Du immer so gern hörst „Süßer die Glocken nie klingen“. Da war ich fast nahe dran, weich zu werden. Wie es heute Abend wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht lege ich mich gleich ins Bett oder fahre nach Lille hinüber. Ich bin noch ganz unschlüssig. Es ist eben nichts, wenn man zu diesem Fest nicht zuhause ist. Ich sende Euch nun aus der Ferne recht weihnachtliche Grüße und hoffe, daß Ihr die Feiertage in angenehmer Weise verbringt. Die Kinder lassen sich hoffentlich ihre Freude nicht trüben und ich wünschte, Du kannst von ihrer Freude etwas abbekommen. Bleibt mir gesund und nimm Du viele herzliche Grüße und ebenso viele Küsse entgegen. Gib auch unseren beiden Stromern einen herzlichen und kräftigen Kuß von Deinem Ernst.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen