Meine liebste Annie, meine
Beste ! 22.12.41
Gerade bin ich aus dem Kino heimgekommen, habe noch etwas
gegessen und will gleich Deinen Brief vom 17. beantworten, den ich vorhin
erhielt. Ich danke Dir erst vielmals dafür, daß Du mir soviel wieder
geschrieben hast. Ich freue mich auch jedes Mal, wenn ich Post von Dir bekomme.
Sie sind doch immer ein Zeichen Deiner Liebe.
Mit dem geschickten Mehl ist es nur halb so wild, denn es ist nur 1 kg. Ich will zusehen, daß ich wieder einmal ein kg bekomme. Dafür will ich aber sehen, daß ich wieder einmal ein wenig Zucker bekomme. Es handelt sich ja wohl meist um kleinere Mengen, aber es hilft alles wieder mit.
Das Weihnachtspaket von Deinem Vater hast Du ja rechtzeitig erhalten. Da hat sich Dein Vater aber schwer angestrengt. Da ist ja jeder bedacht worden. Wenn ich die Sachen, die mir zugedacht sind, also das Stück Stolle und der Drehbleistift, erhalten habe, werde ich mich bei ihm bedanken. Den Kalender kann ich wieder gut gebrauchen, um meine Buchführung in Ordnung zu halten. Die Stolle wird mir ein lieber Gruß sein. Na und unsere Kinder sind ja wirklich nicht zu kurz gekommen. An viele Sachen hat er gedacht und ich habe mich sehr gefreut, wie er an all die Sachen herangekommen ist, denn wie man so überall hört, ist es mit der Beschaffung nicht immer sehr einfach, weil alle Kräfte jetzt für die Wehrmacht gebraucht werden und deshalb weniger Wert auf Dinge gelegt wird, die in dieser Beziehung als nebensächlich gelten.
Das Bild von Erna habe ich mir angesehen. Es steht jetzt noch im Moment vor mir, damit ich mich nun langsam an den Anblick meiner Schwägerin gewöhne. Ich denke, daß sie aber ganz ordentlich ist. Doch vom Bild allein kann man sich noch zu wenig vorstellen. Ich glaube aber bestimmt, daß ich mit ihr auskommen werde, oder umgekehrt, sie mit mir. Allzu oft werden wir nicht zusammenkommen und ich nehme an, daß sie es für die kurze Zeit mit mir aushalten wird.
Unsere beiden Stromer haben sich schon wieder viel vorgenommen. Die kommen ja aus den Ferien nicht heraus. Ja ich denke mir, daß sie jetzt die letzten Tage ziemlich auf Draht sind. Wie schnell kommt dann dieser Tag heran und bald sind auch diese Stunden vorüber. Aber ihre Freude werden sie schon haben, denn wenn ich mir so vorstelle, bekommen sie trotz schweren Zeiten ganz schön viel Zeug. Solange sich das noch machen läßt, wollen wir es ihnen schaffen.
Schön war es von Dir, daß Du mir noch mitgeteilt hast, wie Du die Stube eingerichtet hast. Ich denke, daß diese neue Regelung sich schon ganz nett machen wird. Das ist ja immer Deine Stärke, oder meinst Du, Deine Schwäche, gewesen. Das eine wie das andere trifft ja zu. Aber wesentlich ist, daß entsprechend seiner Größe, der Raum zweckmäßig eingerichtet ist.
Mit der Flasche Rotwein hast Du aber hausgehalten und bist nicht verschwenderisch damit umgegangen. Da hat es bei mir in diesem Zeitraum aber schon mehrere gekostet. Aber wenn es Dir nicht bekommen sollte, mußt Du ihn nicht trinken. Aber wie schon zum Ausdruck gebracht, ich will Dich zu nichts zwingen. Mach es so wie Du es für richtig findest.
Morgen Abend soll unsere Bescherung sein. Am Mittwochabend werde ich dann in Lille sein, um dann am Donnerstag wieder zurückzufahren. Der Dienst geht eben immer wieder vor. Wie ich Dir schon geschrieben habe, ich hoffe, daß die Tage bald vorbeigehen, Damit man bald wieder in den Alltag hineinkommt.
Das Bild von Erna lege ich wieder bei. Von Siegfried bekomme ich heute einen Brief. Es kann möglich sein, daß er Weihnachten daheim ist, aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. Er hat ganz nett geschrieben. Sobald ich seinen Brief beantwortet habe, lasse ich ihn Dir noch mit zugehen. Von Salzmann bekam ich auch einen Brief. Er hat wieder verschiedene Wünsche, die ich ihm nach Möglichkeit erfüllen möchte. Ich bin zwar dadurch immer wieder beschäftigt, doch wenn man jemand einen Gefallen erweisen kann, so werde ich es tun. Auch für Siegfried will ich zusehen, daß ich das bekomme, was er sich gewünscht hat. Wegen des Mantelstoffes will ich zusehen, was ich mache. Für heute Abend herzliche Gute Nachtgrüße Dir und unseren Kindern. Bleibt mir schön gesund und hoffentlich verlebt Ihr die Feiertage gut miteinander. Daß Ihr an mich denkt, wie ich an Euch, das ist mir gewiß. Drum Dir nochmals herzliche Grüße und viele Küsse von Deinem Ernst.
Meine liebe Annie ! 22.12.41
Vielmals Danke ich Dir für Deinen Brief vom 16.12. Mit der Backerei hast Du Dir wieder viel Arbeit gemacht. Wenn man aber alles im Ofen und mit dem Gas backen muß dann erfordert das eine ziemliche Zeit. Vor allem bis man den Teig soweit fertig hat und was so alles drum und dran gehört. Ich weiß ja, wenn mein Vater immer Nachschicht gemacht hat. Wenn man aber noch etwas zum Backen hat, dann geht es ja. Wie es nächste Weihnachten unter den augenblicklichen Umständen aussehnen wird, weiß man noch nicht. Wahrscheinlich wird es dann noch etwas enger zugehen, vielleicht sieht man dann auch noch etwas näher zum Frieden heran. Hoffen wollen wir es, aber bei der Gigantik und der Ausweitung dieses Krieges kann man heute noch nicht absehen, wie lange das noch so weitergeht. Hoffentlich kommt es bald zu einem guten Ende. Doch kleinmütig wollen wir nicht werden, denn unsere Zeit fordert auch von den Menschen mehr als in normalen Zeiten. Solange es mir auch möglich ist von dem, was noch zu erwerben ist, etwas für Euch zurückzulegen, werde ich das immer wieder tun. Es ist nicht viel, was man tun kann, aber Du und die Kinder sollen nicht notleiden, solange es sich anders ermöglichen läßt.
Daß Dir die kleine Bevorratung in verschiedenen Sachen eine Hilfe ist, freut mich sehr. Es war Dir doch wenigstens möglich, einige kleine Sachen zu machen. Das mit der Frau hast Du ganz recht gemacht. Auf diese Art und Weise wollen sie sich anbiedern und eines Tages denken sie, sie haben eine dicke Freundschaft. Erstens war es gut, daß Du selbst gebacken hast und dann, daß Du ja noch nicht fertig warst. Sie hat sich nun jemand anderes gesucht und auch wieder gefunden. Es ist schon recht, daß man sich gegenseitig helfen muß, aber es hat alles seine zwei Seiten. Ich bin auch froh, nachdem, wie Du jetzt gesehen hast, daß man die Frau nicht mehr los wird, daß Du seinerzeit nicht mit ihr angefangen hast. Wir sind nun einmal nicht die Menschen, die mit jedem Fremden anfangen. Vor allem dann mit solchen Leuten, mit denen man dann weiter zusammenwohnen muß. Wenn es dann Krach gibt, wie gerade mit den Schwers, dann wird man doch, ob man will oder nicht, unwillkürlich mit hineingezogen. So ist man aus allem draußen.
Von Deinem Vater bekam ich gestern auch einen Brief, in dem er mir mitteilte, daß er an Euch auch ein Päckchen abgeschickt hat. Über die Stolle wirst Du sicherlich Dich freuen. Damit ist doch eine gewisse Tradition aufrechterhalten worden. Ich habe mich über seinen Brief gefreut. Sind wir uns doch diesmal nicht aneinandergeraten, sondern haben einmal die gleiche Meinung. Es kommt zwar selten vor, aber manchmal ergibt es sich doch. Ja bis Du diesen Brief bekommst, sind die Feiertage so ziemlich vorüber. Dr. Thomas ist gestern von der Übung wieder zurückgekommen und wie ich gehört habe, fährt er schon am Mittwoch nach Lille hinüber. Ich werde wahrscheinlich das gleiche tun. Am Donnerstag muß ich aber wieder hier sein, weil ich zum Dienst hier sein muß. Man hat hier also auch immer etwas, womit man beschäftigt wird. Vielleicht brauche ich dann an Neujahr nicht. Ich grüße und küsse Euch meine Lieben alle recht herzlich. Du aber, meine liebste Annie, nimm wieder meine besten Grüße entgegen von Deinem Ernst.
Mit dem geschickten Mehl ist es nur halb so wild, denn es ist nur 1 kg. Ich will zusehen, daß ich wieder einmal ein kg bekomme. Dafür will ich aber sehen, daß ich wieder einmal ein wenig Zucker bekomme. Es handelt sich ja wohl meist um kleinere Mengen, aber es hilft alles wieder mit.
Das Weihnachtspaket von Deinem Vater hast Du ja rechtzeitig erhalten. Da hat sich Dein Vater aber schwer angestrengt. Da ist ja jeder bedacht worden. Wenn ich die Sachen, die mir zugedacht sind, also das Stück Stolle und der Drehbleistift, erhalten habe, werde ich mich bei ihm bedanken. Den Kalender kann ich wieder gut gebrauchen, um meine Buchführung in Ordnung zu halten. Die Stolle wird mir ein lieber Gruß sein. Na und unsere Kinder sind ja wirklich nicht zu kurz gekommen. An viele Sachen hat er gedacht und ich habe mich sehr gefreut, wie er an all die Sachen herangekommen ist, denn wie man so überall hört, ist es mit der Beschaffung nicht immer sehr einfach, weil alle Kräfte jetzt für die Wehrmacht gebraucht werden und deshalb weniger Wert auf Dinge gelegt wird, die in dieser Beziehung als nebensächlich gelten.
Das Bild von Erna habe ich mir angesehen. Es steht jetzt noch im Moment vor mir, damit ich mich nun langsam an den Anblick meiner Schwägerin gewöhne. Ich denke, daß sie aber ganz ordentlich ist. Doch vom Bild allein kann man sich noch zu wenig vorstellen. Ich glaube aber bestimmt, daß ich mit ihr auskommen werde, oder umgekehrt, sie mit mir. Allzu oft werden wir nicht zusammenkommen und ich nehme an, daß sie es für die kurze Zeit mit mir aushalten wird.
Unsere beiden Stromer haben sich schon wieder viel vorgenommen. Die kommen ja aus den Ferien nicht heraus. Ja ich denke mir, daß sie jetzt die letzten Tage ziemlich auf Draht sind. Wie schnell kommt dann dieser Tag heran und bald sind auch diese Stunden vorüber. Aber ihre Freude werden sie schon haben, denn wenn ich mir so vorstelle, bekommen sie trotz schweren Zeiten ganz schön viel Zeug. Solange sich das noch machen läßt, wollen wir es ihnen schaffen.
Schön war es von Dir, daß Du mir noch mitgeteilt hast, wie Du die Stube eingerichtet hast. Ich denke, daß diese neue Regelung sich schon ganz nett machen wird. Das ist ja immer Deine Stärke, oder meinst Du, Deine Schwäche, gewesen. Das eine wie das andere trifft ja zu. Aber wesentlich ist, daß entsprechend seiner Größe, der Raum zweckmäßig eingerichtet ist.
Mit der Flasche Rotwein hast Du aber hausgehalten und bist nicht verschwenderisch damit umgegangen. Da hat es bei mir in diesem Zeitraum aber schon mehrere gekostet. Aber wenn es Dir nicht bekommen sollte, mußt Du ihn nicht trinken. Aber wie schon zum Ausdruck gebracht, ich will Dich zu nichts zwingen. Mach es so wie Du es für richtig findest.
Morgen Abend soll unsere Bescherung sein. Am Mittwochabend werde ich dann in Lille sein, um dann am Donnerstag wieder zurückzufahren. Der Dienst geht eben immer wieder vor. Wie ich Dir schon geschrieben habe, ich hoffe, daß die Tage bald vorbeigehen, Damit man bald wieder in den Alltag hineinkommt.
Das Bild von Erna lege ich wieder bei. Von Siegfried bekomme ich heute einen Brief. Es kann möglich sein, daß er Weihnachten daheim ist, aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. Er hat ganz nett geschrieben. Sobald ich seinen Brief beantwortet habe, lasse ich ihn Dir noch mit zugehen. Von Salzmann bekam ich auch einen Brief. Er hat wieder verschiedene Wünsche, die ich ihm nach Möglichkeit erfüllen möchte. Ich bin zwar dadurch immer wieder beschäftigt, doch wenn man jemand einen Gefallen erweisen kann, so werde ich es tun. Auch für Siegfried will ich zusehen, daß ich das bekomme, was er sich gewünscht hat. Wegen des Mantelstoffes will ich zusehen, was ich mache. Für heute Abend herzliche Gute Nachtgrüße Dir und unseren Kindern. Bleibt mir schön gesund und hoffentlich verlebt Ihr die Feiertage gut miteinander. Daß Ihr an mich denkt, wie ich an Euch, das ist mir gewiß. Drum Dir nochmals herzliche Grüße und viele Küsse von Deinem Ernst.
Meine liebe Annie ! 22.12.41
Vielmals Danke ich Dir für Deinen Brief vom 16.12. Mit der Backerei hast Du Dir wieder viel Arbeit gemacht. Wenn man aber alles im Ofen und mit dem Gas backen muß dann erfordert das eine ziemliche Zeit. Vor allem bis man den Teig soweit fertig hat und was so alles drum und dran gehört. Ich weiß ja, wenn mein Vater immer Nachschicht gemacht hat. Wenn man aber noch etwas zum Backen hat, dann geht es ja. Wie es nächste Weihnachten unter den augenblicklichen Umständen aussehnen wird, weiß man noch nicht. Wahrscheinlich wird es dann noch etwas enger zugehen, vielleicht sieht man dann auch noch etwas näher zum Frieden heran. Hoffen wollen wir es, aber bei der Gigantik und der Ausweitung dieses Krieges kann man heute noch nicht absehen, wie lange das noch so weitergeht. Hoffentlich kommt es bald zu einem guten Ende. Doch kleinmütig wollen wir nicht werden, denn unsere Zeit fordert auch von den Menschen mehr als in normalen Zeiten. Solange es mir auch möglich ist von dem, was noch zu erwerben ist, etwas für Euch zurückzulegen, werde ich das immer wieder tun. Es ist nicht viel, was man tun kann, aber Du und die Kinder sollen nicht notleiden, solange es sich anders ermöglichen läßt.
Daß Dir die kleine Bevorratung in verschiedenen Sachen eine Hilfe ist, freut mich sehr. Es war Dir doch wenigstens möglich, einige kleine Sachen zu machen. Das mit der Frau hast Du ganz recht gemacht. Auf diese Art und Weise wollen sie sich anbiedern und eines Tages denken sie, sie haben eine dicke Freundschaft. Erstens war es gut, daß Du selbst gebacken hast und dann, daß Du ja noch nicht fertig warst. Sie hat sich nun jemand anderes gesucht und auch wieder gefunden. Es ist schon recht, daß man sich gegenseitig helfen muß, aber es hat alles seine zwei Seiten. Ich bin auch froh, nachdem, wie Du jetzt gesehen hast, daß man die Frau nicht mehr los wird, daß Du seinerzeit nicht mit ihr angefangen hast. Wir sind nun einmal nicht die Menschen, die mit jedem Fremden anfangen. Vor allem dann mit solchen Leuten, mit denen man dann weiter zusammenwohnen muß. Wenn es dann Krach gibt, wie gerade mit den Schwers, dann wird man doch, ob man will oder nicht, unwillkürlich mit hineingezogen. So ist man aus allem draußen.
Von Deinem Vater bekam ich gestern auch einen Brief, in dem er mir mitteilte, daß er an Euch auch ein Päckchen abgeschickt hat. Über die Stolle wirst Du sicherlich Dich freuen. Damit ist doch eine gewisse Tradition aufrechterhalten worden. Ich habe mich über seinen Brief gefreut. Sind wir uns doch diesmal nicht aneinandergeraten, sondern haben einmal die gleiche Meinung. Es kommt zwar selten vor, aber manchmal ergibt es sich doch. Ja bis Du diesen Brief bekommst, sind die Feiertage so ziemlich vorüber. Dr. Thomas ist gestern von der Übung wieder zurückgekommen und wie ich gehört habe, fährt er schon am Mittwoch nach Lille hinüber. Ich werde wahrscheinlich das gleiche tun. Am Donnerstag muß ich aber wieder hier sein, weil ich zum Dienst hier sein muß. Man hat hier also auch immer etwas, womit man beschäftigt wird. Vielleicht brauche ich dann an Neujahr nicht. Ich grüße und küsse Euch meine Lieben alle recht herzlich. Du aber, meine liebste Annie, nimm wieder meine besten Grüße entgegen von Deinem Ernst.
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