Sonntag, 17. Juli 2016

Brief 153 vom 17./19.7.1941


Mein liebes Mädel !                                                                                   17.7. 41         

Ich fange gleich an mit dem Schreiben meines Briefes ehe die Post eintrifft, da es mir gerade möglich ist. Ich habe vorhin nochmals die Gehaltsangelegenheit durchgesehen, und ich muß sagen, daß ich nicht ganz klar dabei sehe. Du wirst wahrscheinlich jetzt Dich nicht viel damit beschäftigen können. Ich möchte aber diese Frage trotzdem einmal anschneiden. Nach dem Schreiben des Oberbürgermeisters vom 13.7., wovon Du dort einen Durchschlag hast, ist ein Grundgehalt von  255,68 RM errechnet worden. Hinzu kommen noch 2x20,-RM Kinderzuschläge 40,-RM = 295,68 RM Wie ich Dir seinerzeit schon berichtete, kommen dabei noch in Abzug die Prozente, die für meinen Bedarf gedacht sind. Nach Deiner Mitteilung vom 30.6. lautet mein Gehaltszettel über    267.09 RM. Ich will annehmen, daß die angeführten Abzüge stimmen und das soll auch keine Rolle weiter spielen. Wesentlich ist dabei, wie sich das errechnet. Wichtig ist dabei weiter, daß ich noch eine Nachzahlung erhalten müßte, weil diese Abzüge ab 25.4.41, also nachträglich genehmigt worden sind. Mir scheint, daß das nicht ganz stimmt. Vor allem sieht man bei dieser Abrechnung nicht klar.  Dann sollten ja auch noch nach einem Schreiben des Oberbürgermeisters für ausgelegte Kosten für Bücher 12,50 RM in 3 Monatsraten abgezogen werden. Wie gesagt, wenn das Fräulein Bucher so eine glatte Summe hinschreibt, kann man daraus nichts entnehmen und die Übersicht geht verloren. Ich kann zwar an die Gehaltsstelle schreiben, wie sich diese Beträge errechnen, ich finde aber, daß für die dort mehr Arbeit entsteht, als wenn Du vorbeigehst und Dich erkundigst. Wenn Du das vor Deiner Abreise noch machen und regeln kannst, so kläre das doch bitte noch. Es tut mir jetzt leid, daß ich Dich deswegen  noch rumjage, aber ich habe mir das noch mal angesehen und bin der Ansicht, daß das nicht ganz stimmt.  Als ich Deine Mitteilung damals erhielt, wollte ich Dir das auch nicht schreiben, weil Du noch krank warst und Du Dir deshalb keine Gedanken machen solltest. Wenn es Dir nicht möglich sein sollte, daß Du noch vorbeigehst, dann werde ich schreiben. 
18.7.41
Für Deinen Brief vom 12.7. danke ich Dir herzlich. Das mußte nun nicht kommen, daß unser Stromer sich vor der Reise noch ins Bett legt. Doch es ist besser, wenn es jetzt passiert, als wenn es dann in Leipzig gewesen wäre. Richtig ist, daß Du den Arzt zugezogen hast, denn man ist doch dann immer beruhigter, als wenn man nach Gutdünken die Sache behandelt. Daß Du das nach bestem Wissen und gewissen richtig machtest und Dein Möglichstes tust. Hoffentlich geht alles gut vorbei, damit unser Strolch bald wieder auf der Höhe ist.  Ich bin heute in Eile, denn ich habe ziemlich Hochbetrieb. Ich bin deshalb froh, daß ich gestern schon angefangen habe. Es grüßt und küßt Euch alle recht oft und herzlich Dein Ernst

Mein liebes Mädel !                                                                                          19.7.41

Herzlich danke ich Dir für Deine beiden Briefe vom 14. und 15.7.  Ich möchte gleich vorweg stellen, daß dies der letzte Brief ist, den ich jetzt nach Konstanz schicke, den nächsten werde ich nach Leipzig senden.  Wie ich die Dinge hier sehe, ist es wohl nicht möglich, daß ich zum Urlaub nach Leipzig kommen kann. Wann ich dann dran komme, weiß ich noch nicht. Ich werde Dir aber rechtzeitig Bescheid geben, wenn es soweit ist. Mit Freude habe ich davon Kenntnis genommen, daß es Jörg wieder besser geht und daß damit zu rechnen ist, daß er bis zur Abreise wieder gesund ist.
Die Sendung mit den Socken wird wohl inzwischen eingetroffen sein. Hoffentlich passen sie, wenn nicht, so muß Du sie eben zurückschicken. Die neue Gehaltsabrechnung habe ich mir angesehen, ich glaube, daß es so sogar stimmt. Wegfall der Angestelltenversicherung und die anderen Beiträge kommt erst dann in Frage, wenn ich Beamter geworden bin. Das ist bis jetzt nicht der Fall, so daß der Abzug schon zu Recht besteht. Ich denke, daß Du mit dem zurückgelegten Geld auskommen wirst. Ich nehme an, daß sich Dein Vater ein wenig anstrengt und etwas für Euren Besuch übrig hat. Ich will zwar nicht haben, daß Du auf ihn angewiesen bist, aber ich kenne im Allgemeinen seine Tour, im Übrigen verläßt er sich auf Deine Mutter. Mit dem gesandten Geld, was mir diesmal von Dir in Aussicht steht, werde ich zusehen, wie ich zurande komme. Lasse Dir aber für Euer bißchen Urlaub nichts abgehen und schmälere bitte den kleinen Geldvorrat nicht, denn Du brauchst es bestimmt. Wenn man nichts auf der Hand hat bei so einer Reise, ist das nichts. Die Erinnerung an die Lebensmittelmarken war ja nicht nötig. Aber er hat eben Eigenheiten. Mit dem Garten hast Du also ziemlich Arbeit gehabt, vor allem mit dem Einmachen. 
Wegen der Schuhe und Sandalen bin ich noch nicht Dazu gekommen, dies zu erledigen, doch ich verliere die Sache nicht aus dem Auge. Wenn das mit der Krankenkasse vorläufig so bleiben kann, so ist das schon recht. Einesteils hast Du den Krankenschutz und brauchst Dich nicht weiter darum kümmern.
Das Wetter hat nun etwas abgekühlt und geregnet hat es auch. Ich wünsche Dir und den Kindern eine recht gute Reise und soweit es möglich ist, eine recht gute Erholung. Die Eltern bitte ich zu grüßen von mir. Ihren Brief werde ich in den nächsten Tagen beantworten.  Dir und den Kindern wünsche ich alles Gute, grüße und küsse Euch recht herzlich Dein Ernst

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