Mein liebes Mädel ! 8.7.41
Überschrift, sehr heiß und augenblicklich viel Arbeit. Wie ich Dir schon mitteilte, haben
sich bei uns die Ereignisse überstürzt. Mitten während unseres Umzugs kam die
Mitteilung, daß unser Assessor wieder von uns wegkommt und ein Neuer für ihn
den Dienst übernimmt. Es handelt sich um einen Kriegsverwaltungsrat, der erst
vor zwei Monaten nach Deutschland zurückging, um dort eine andere Tätigkeit zu
übernehmen. Vorher war er der Chef von Dr. Thomas, den ich auch seinerzeit bei
meinem Besuch dort kennen lernte. Man sieht aber, daß es sehr günstig ist, wenn
man jemand schon etwas kennt, man weiß dann eher, wie man sich zu ihm anstellen
muß. Wie ich Dir auch in einem meiner letzten Briefe mitteilte, sollten meine
Befugnisse hier ziemlich erweitert werden. Durch diese Umstellung hat der Neue
nun gleich gesagt, daß ich hier so den Bürochef zu machen habe. Ich habe ihm
auch erklärt, daß mir das nichts ausmacht, es würde nur am Auftrag dazu liegen.
Was mich selbst anbetrifft, so werde ich tun, was in meinen Kräften liegt, ich
glaube aber, daß ich es schon bewältigen werde. Die Unterzeichnung aller Kraftwagenangelegenheiten ist mir nun
inzwischen übertragen worden. Daß ich gegenwärtig viel Arbeit mit diesen Sachen
habe, kannst Du Dir wohl denken, vor allem wenn man berücksichtigt, daß ich
mein altes Arbeitsgebiet noch behalten habe. Den Publikumsverkehr habe ich zum
großen Teil abgegeben, werde aber doch immer noch verhältnismäßig damit in
Anspruch genommen. Ich werde weiter sehen, wie sich hier alles entwickelt.
Durch die Änderung und Verlegung des Hauptgewichts des Kriegs nach dem Osten
machen sich die Engländer mausig, was uns aber in keiner Weise beeindruckt. Gegenwärtig
werfen sie Flugblätter ab, um die französische Bevölkerung gegen uns
aufzuhetzen, teilweise fangen sie an zu bombardieren. So wurde die Stadt meines
früheren Aufenthalts in den letzten 14 Tagen wiederholt mit Bomben bedacht. Vor
allem aber am Samstag und Sonntag, wo er am hellen Tage erscheint und mehr oder
weniger Unglück unter der Zivilbevölkerung anrichtet. Sobald im Osten eine
Entspannung eintreten kann, wird es denen schon vergehen, am hellen Tage uns
aufzusuchen. Du brauchst deshalb aber keine Bange zu haben, denn die
Verhältnisse werden sich ja bald wieder ändern.
Ich habe mich in der letzten Zeit etwas verausgabt, da ich mir ein kleines Lager an Wein zugelegt habe. Jetzt weiß ich nicht, ob es Dir möglich ist, mit Rücksicht auf Deine bevorstehende Reise, mir noch einige Mark zu übersenden. Ich will aber gleich von vorneherein betonen, daß ich Wert darauf lege, daß Eure Reise gesichert ist, und daß Du nicht auf dem letzten Pfennig sitzt, wenn Du nach Leipzig kommst. Du kannst mir das ganz ruhig schreiben, wenn es Dir nicht möglich ist, etwas abzuzweigen, dann werde ich mich hier entsprechend einrichten. Recht herzliche Grüße und Küsse sendet Dir und unseren beiden Kindern Dein Ernst
Meine liebe Frau ! 9.7.41
Ich habe mich in der letzten Zeit etwas verausgabt, da ich mir ein kleines Lager an Wein zugelegt habe. Jetzt weiß ich nicht, ob es Dir möglich ist, mit Rücksicht auf Deine bevorstehende Reise, mir noch einige Mark zu übersenden. Ich will aber gleich von vorneherein betonen, daß ich Wert darauf lege, daß Eure Reise gesichert ist, und daß Du nicht auf dem letzten Pfennig sitzt, wenn Du nach Leipzig kommst. Du kannst mir das ganz ruhig schreiben, wenn es Dir nicht möglich ist, etwas abzuzweigen, dann werde ich mich hier entsprechend einrichten. Recht herzliche Grüße und Küsse sendet Dir und unseren beiden Kindern Dein Ernst
Meine liebe Frau ! 9.7.41
Gestern erhielt ich von Dir drei Briefe. Es sind diese die
vom 2., 3. und 4.7. Ich habe davon Kenntnis genommen, daß alle Päckchen wieder
pünktlich eingetroffen sind. Besonders hat es mich gefreut, daß Du nun wieder
ein Paar Schuhe hast, die jetzt wenigstens passen. Wahrscheinlich hättest Du
gern eine andere Farbe gehabt, aber man muß hier auch nehmen, was man bekommt.
Ich denke aber, daß sie sich gut und angenehm tragen lassen und daß sie leicht
sind. Wenn sie etwas eng sein sollten, so kannst Du sie Dir ja noch etwas
weiten lassen. Die Schokolade und die Pralinen hast Du auch erhalten. Deinen
Vorschlag wegen des Tabaks halte ich für richtig. Die Fischkonserven müßtest Du
wahrscheinlich bald verbrauchen. Über das Zeugnis von Helga habe ich mich sehr
gefreut, und ich werde ihr in diesen Tagen ein Paar Strümpfe als Belohnung
kaufen. Jörg wird zwar auf Kosten von Helga mit profitieren, denn den kann ich
doch nicht ohne sitzen lassen. Vor allem denke ich, daß Du diese noch
gebrauchen kannst, wenn Ihr fortfahren wollt. Im Übrigen kannst Du ihm sagen,
daß ich ihm diese gekauft habe in der Hoffnung, daß er sich auch so anstrengt
wie Helga und kein Faulpelz ist. Wie ich Dir schon mitteilte, habe ich durch
die verschiedenen Umorganisationen ziemlich Arbeit gehabt und bin nicht zur
Beantwortung von Helgas Brief gekommen.
Ich habe es aber nicht vergessen. Außerdem ist es jetzt abends so, daß
man froh ist, wenn man aus dem Bau herauskommt. Wir haben in letzter Zeit eine
Hitze, die einem sehr zu schaffen macht.
Gestern waren beispielsweise 38/4o Grad im Schatten. Wie einem das
anhängt, kannst Du Dir sicher vorstellen. Früh wäscht man sich ganz und bis man
sich angezogen hat, ist einem schon wieder heiß.
Am Mittag, wenn man heimkommt, wäscht man sich zur Erfrischung wieder und ehe man in den Dienst geht vollzieht man die gleiche Prozedur. Dann freut man sich, daß der Abend herankommt und man sich der Kleider zum großen Teil entledigen kann. Heute früh hatte ich im Zimmer noch 30 Grad. Nachts wird man durch die „Stuka“-Angriffe (gemeint sind Schnaken) gestört. Halb zerstochen wacht man am Morgen auf. Das geht aber alles wieder vorüber. Für das treue Gedenken an meinem Geburtstag danke ich Euch. Es war also so, wie ich es mir schon gedacht hatte und wie ich es Dir in meinem Brief von gleichen Tage andeutete. Mit der Schlepperei bei Euerer Fahrt nach Leipzig braucht es ja nicht so schlecht zu werden, denn Du kannst ja mit dem Omnibus bis zur Bahn fahren und in Leipzig läßt Du Dich auch abholen. Allerdings unnützen Kram braucht man nicht mitnehmen. Ich denke, daß Ihr soweit auch alle etwas zum Anziehen habt. Ich will dieser Tage nochmals zusehen, ob ich für Euch bzw. für Dich hier ein weiteres Paar Schuhe erstehen kann und vielleicht für die Kinder Sandalen. Ich selbst brauche auch wieder ein Paar Schuhe. Es gibt immer wieder Wünsche und man hat immer noch Gelegenheit, sein Geld loszuwerden. Ich grüße Dich recht herzlich und hoffe weiterhin, daß Du wieder ganz gesund wirst. Dir und den Kindern sendet viele Küsse Dein Ernst
Am Mittag, wenn man heimkommt, wäscht man sich zur Erfrischung wieder und ehe man in den Dienst geht vollzieht man die gleiche Prozedur. Dann freut man sich, daß der Abend herankommt und man sich der Kleider zum großen Teil entledigen kann. Heute früh hatte ich im Zimmer noch 30 Grad. Nachts wird man durch die „Stuka“-Angriffe (gemeint sind Schnaken) gestört. Halb zerstochen wacht man am Morgen auf. Das geht aber alles wieder vorüber. Für das treue Gedenken an meinem Geburtstag danke ich Euch. Es war also so, wie ich es mir schon gedacht hatte und wie ich es Dir in meinem Brief von gleichen Tage andeutete. Mit der Schlepperei bei Euerer Fahrt nach Leipzig braucht es ja nicht so schlecht zu werden, denn Du kannst ja mit dem Omnibus bis zur Bahn fahren und in Leipzig läßt Du Dich auch abholen. Allerdings unnützen Kram braucht man nicht mitnehmen. Ich denke, daß Ihr soweit auch alle etwas zum Anziehen habt. Ich will dieser Tage nochmals zusehen, ob ich für Euch bzw. für Dich hier ein weiteres Paar Schuhe erstehen kann und vielleicht für die Kinder Sandalen. Ich selbst brauche auch wieder ein Paar Schuhe. Es gibt immer wieder Wünsche und man hat immer noch Gelegenheit, sein Geld loszuwerden. Ich grüße Dich recht herzlich und hoffe weiterhin, daß Du wieder ganz gesund wirst. Dir und den Kindern sendet viele Küsse Dein Ernst
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