Mein liebstes Mädel ! 16.7. 1941
Ich
habe, um es wieder gleich am Anfang festzustellen, gestern keine Post von Dir
erhalten. Das gleicht sich aber an einem anderen Tag wieder aus. An unsere Helga habe ich gestern einen Brief
geschrieben. Es ist etwas mehr geworden, als ich eigentlich wollte. Sie hat
aber so lang warten müssen, daß sie schon etwas mehr verdient hat. Ich wollte
ihr noch antworten, bevor Ihr auf Reisen geht. Sie hat jetzt ja Zeit, um einen
längeren Brief lesen zu können. Gestern Abend war ich im Kino. Es wurde „Die
schwedische Nachtigall“ gespielt. Es ist dies ein Film um den Märchendichter
Andersen und die große Sängerin Jenny Lind spielt. Der Film ist zwar nicht
schlecht gewesen, aber auch da kann man nicht sagen, daß er besonders
hervorragend war. Es ist ja meines Erachtens schwer, das Lebensschicksal eines
Menschen zu zeigen, das, um das geschichtliche nicht zu stören, in einen Rahmen
hineinpassen muß. Durch diesen Zwang wird das alles etwas schief. Man muß das
aber in Kauf nehmen. Die Wochenschau war aber sehr interessant und hat packende
Bilder vom Rußlandfeldzug gebracht. Es ist ja ganz phantastisch, wie wir da
wieder zugepackt haben und unter welchen Umständen unsere Soldaten dort kämpfen
müssen. Die Gegner machen ja nur den denkbar schlechtesten Eindruck. Ich sende
Dir wieder einen Teil unseres Schriftwechsels zurück. Ebenfalls einige
Briefmarken, die ich mit zu verwahren bitte. Ich möchte heute mein Schreiben
schließen und Dir meine besten und herzlichen Grüße und Küsse übersenden. Dein Ernst
Meine liebe kleine Frau ! 16.7.41
Die vergangenen Tage habe ich ziemlich Hochbetrieb gehabt,
und ich nehme an, daß in den kommenden Tagen dieser Betrieb so weitergehen
wird. Heute Nachmittag ist nun eine Atempause eingetreten, die ich gleich dazu
benutze, um meinen Brief an Dich anzufangen. Ich kann Dir aber bis jetzt nur
vom Wetter und sonst allem möglichen erzählen, da ich ja noch keine Post
bekommen habe. Am Sonntag, also vorgestern, kam das erste Gewitter nach den
langen und vielen heißen Tagen. Es war sehr notwendig daß es wieder einmal
geregnet hat. Es wollte scheinen, als ob sich das Wetter ändern würde. Es ist
aber nicht der Fall gewesen, sondern es wurde wieder schön, doch gestern kam das
zweite Gewitter. Es hat nun ein paar Mal fest geregnet. Heute hat es nun
nochmals kräftig geregnet, und draußen bei uns im Hofe der Kommandantur rauscht
die große Linde im Wind, der vielleicht noch etwas mehr Regen bringen wird. Es
hat wohl etwas abgekühlt, doch ist das nicht gerade übermäßig. Die Linde fängt
jetzt auch an zu blühen, das ist das Zeichen, daß wir nun mitten im Sommer stehen, wie lange wird es dauern, ist die
schöne Jahreszeit wieder vorbei, ohne daß man viel davon gemerkt hat. Ich weiß,
wie ich letztes Jahr darüber geklagt habe, und wie ich sagte, es soll mir auch
gleich sein, wenn ich diesen Sommer opfere, wie die vielen Kameraden auch, wenn
dann der Krieg endgültig vorbei ist. Das ist jetzt wieder ein Jahr her und wir
bringen den zweiten Sommer zum Opfer. Manche bringen ja noch mehr Opfer wie wir
oder wie ich persönlich, doch manchmal meint man, es könnte wieder einmal die
Zeit kommen, wo man seiner gewohnten Arbeit nachgehen kann. Ich glaube aber,
daß unserer Generation das nicht bestimmt ist, denn ich habe mir schon immer
wieder gesagt und überlegt, daß wir keine Ruhe haben dürfen und haben können.
Nur durch unser ständiges Bereitsein und durch die dauernde Anspannung sind wir
in der Lage gewesen, diese enormen
Spannkräfte mitzubringen, die jetzt von uns gefordert werden. Es gibt
zwischendurch einmal Zeiten, da lassen sie etwas nach, doch da bleibt uns
nichts weiter übrig wie kurz zu treten, damit man nicht den Gleichschritt
verliert. Nach dem Kriege wird es auch nicht anders werden, denn dann gilt es,
das Erkämpfte auszubauen und zu festigen, sonst wäre ja zuletzt alles umsonst
gewesen. Wahrscheinlich ist ja dann dabei wieder, daß man zusammenleben kann.
Es ist dann alles viel einfacher und man kann dann wieder gemeinsam alles
ertragen. Doch lassen wir das "In-die-Zukunft-sehen" und
Philosophieren, es tritt alles an uns heran, und wir werden es meistern wie
bisher auch. Du hast nun sicher schon
Reisegedanken. In wenigen Tagen geht es dann ab.
Ich denke, daß sich die Eltern auch freuen, wenn Du wieder einmal bei ihnen bist. Du kannst dann mit Deiner Mutter über dies und jenes reden, für die Kinder ist diese Reise nun schon mehr von Interesse, denn sie sehen das nun mit ganz anderen Augen, wie wo wir 1935 dort waren. Unsere Beiden kriegen sicher nun auch langsam Reisefieber. Laß Dich aber durch sie nicht aus der Ruhe bringen. Vater kannst Du übrigens mitteilen, daß ich versuchen werde, ihm ein Paar Schuhe zu besorgen. Ich kann mich nicht mehr genau entsinnen, ob ich Dir das schon mitgeteilt habe. Für den richtigen Sitz kann ich ja keine Garantie übernehmen. Den Betrag von 15,-RM etwa, es kann sein, daß sie billiger sind, kann er mir zuschicken. Ich teile ihm dann mit, was sie genau kosten. Mach ihm aber bitte klar, daß ich nicht versprechen kann, ob sie ihm gefallen, denn Du weißt ja, wie er gern bei solchen Sachen reklamiert.
17.7.41 gestern erhielt ich noch keinen Brief von Dir. Ich möchte deshalb nur unter diesen Brief einen Gruß setzen. Ich hoffe, daß Ihr alle miteinander gesund seid und grüße Dich sowie die Kinder und sende dazu noch viele herzliche Küsse. Dein Ernst
Ich denke, daß sich die Eltern auch freuen, wenn Du wieder einmal bei ihnen bist. Du kannst dann mit Deiner Mutter über dies und jenes reden, für die Kinder ist diese Reise nun schon mehr von Interesse, denn sie sehen das nun mit ganz anderen Augen, wie wo wir 1935 dort waren. Unsere Beiden kriegen sicher nun auch langsam Reisefieber. Laß Dich aber durch sie nicht aus der Ruhe bringen. Vater kannst Du übrigens mitteilen, daß ich versuchen werde, ihm ein Paar Schuhe zu besorgen. Ich kann mich nicht mehr genau entsinnen, ob ich Dir das schon mitgeteilt habe. Für den richtigen Sitz kann ich ja keine Garantie übernehmen. Den Betrag von 15,-RM etwa, es kann sein, daß sie billiger sind, kann er mir zuschicken. Ich teile ihm dann mit, was sie genau kosten. Mach ihm aber bitte klar, daß ich nicht versprechen kann, ob sie ihm gefallen, denn Du weißt ja, wie er gern bei solchen Sachen reklamiert.
17.7.41 gestern erhielt ich noch keinen Brief von Dir. Ich möchte deshalb nur unter diesen Brief einen Gruß setzen. Ich hoffe, daß Ihr alle miteinander gesund seid und grüße Dich sowie die Kinder und sende dazu noch viele herzliche Küsse. Dein Ernst
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