Mein liebster Schatz ! 21. 2. 43
Der Sonntag liegt hinter mir und zur Abendstunde möchte ich
mich mit Dir noch über den heutigen Tagesverlauf unterhalten. Wir hatten uns
schon Ende letzten Jahres am Sonntag etwas Ruhe gegönnt wie beim Eintritt bei
meiner jetzigen Dienststelle. Wir fangen immer erst gegen 9 Uhr an und besetzen
dann die Dienst stelle am Nachmittag
nur noch mit einer Telefonwache. So halten wir es auch jetzt
noch. Man merkt dann doch etwas den Unterschied zwischen Wochen und Sonntag.
Nach dem üblichen rituellen Waschungen habe ich meinen Vormittagsdienst
versehen. Nach dem Mittagessen hatte ich mich ein Weilchen ausgeruht.
Anschließend daran habe ich dann einen ausgedehnten Spaziergang unternommen, um
wenigstens die Stadt, die ich im letzten Herbst schon besuchte, näher kennen zu
lernen. Trotz der Wetterstimmung, die zwischen Winter und Frühjahr liegt und
verhältnismäßig wenig Reize bietet, konnte ich einen angenehmen Spaziergang
machen. In den kahlen Bäumen rauschte der Wind, den nahen Vorfrühling
ankündend. Die Äste schlugen aneinander. Der teilweise weggeschmolzene Schnee
hatte sich in Eins verwandelt und machte die Wege zu wahren Schlittschuhbahnen.
Das Laufen war stellenweise schwierig, aber wenn man richtig warm angezogen
ist, dann ist nach dem dauerndem Stubenhocken der frische Wind direkt eine
Wohltat. Der Park geht bis an die
steilen Hänge, die zum Dnjepr abfallen. Ein herrlicher Weitblick eröffnet sich,
der im Frühjahr oder im Sommer, wenn alles
grün ist, noch schöner sein muß.
Zu
den Füßen liegt der Dnjepr. Der Strom, der sich vielmals teilt und viele kleine
oder größere Inseln bildet. Noch ist er im Eis gefesselt: Menschen wandern über
ihn hinweg. Von den Russen beim Rückzug gesprengte Brücken stören die
Landschaft. Brückenpfeiler ragen trägerlos aus dem Strom. Es fehlt etwas. Es
ist ein Bild des Krieges. Daneben sieht man den Wiederaufbau. Neue Verkehrswege
wurden über den Strom gelegt. Verbesserte wurden vorbereitet und befinden sich
in der Ausführung. Weit kann der Blick von diesem Punkte gleiten. Es ist eine
Wohltat, wenn man aus den engen Mauern einer anderen Großstadt kommt. Du weißt
ja, wie ich mich an der Landschaft laben kann.
Es ist nicht die Heimat, aber immerhin ein Ersatz, der sich auf seine Art lohnt. Mein heutiges Ziel war aber das in ganz Rußland berühmte Kloster, das sich hier befindet. Das Kloster Lawra ist eines der ältesten russischen Klöster. Wenn man vom jenseitigen Dnjeprufer kommt, kündet schon der hohe Glockenturm von der früheren Mächtigkeit und Größe. Heute ist alles öde und leer. Bei ihrem Abzug hatten die Russen einen großen Teil noch in die Luft gesprengt. Die Jahre vorher hatten sie sich nicht getraut außer die Menschen daraus zu vertreiben, etwas an den Gebäuden zu tun. Bei ihrem Abzug hatten sie das, was sie nach ihrer Meinung während der Jahre vorher versäumt hatten, nachgeholt. Die Zellen müssen anscheinend schon vorher von der Bevölkerung zu Wohnzwecken benutzt worden sein. Das hat die Bolschwisten trotz allem nicht daran gehindert, diese Sprengung vorzunehmen. Große Schutthaufen liegen jetzt da, wo sich früher die Kirchenräume befunden haben. Die Ausdehnung dieses Klosters war immerhin derart groß, daß von ihnen nur ein kleiner Teil zerstört werden konnte. Was nicht der Zeit durch die Nichtinstandsetzung zum Opfer gefallen ist, wurde auf diese Weise vernichtet. Schöne Fresken, wie ich sie hier im Osten noch nicht gesehen habe, waren an den Trümmern, die stehen geblieben waren, zu sehen. An Mächtigkeit und an Ausdehnung haben wir in Deutschland wohl in dieser Hinsicht nicht gleich etwas Ähnliches aufzuweisen. Denn das Klostergelände ist direkt als Stadt für sich zu bezeichnen. Man kann aber auch daraus schließen, welchen Einfluss solch ein Kloster auf das gesamte Leben ausgeübt haben mag. Verschiedene Räume wurden als Lehrhallen für die von den Bolschewisten verwendeten Gipsfiguren verwendet. Von diesen Figuren berichtete ich Dir schon am Anfang meines Aufenthalts in Rußland. Alles war zerschlagen. Von Kunst kann da keine Rede sein. Dagegen sind sämtliche Einrichtungen aus der Kirche geräumt worden. Ich habe immerhin von allem einen gewissen Eindruck mitgenommen.
Es ist nicht die Heimat, aber immerhin ein Ersatz, der sich auf seine Art lohnt. Mein heutiges Ziel war aber das in ganz Rußland berühmte Kloster, das sich hier befindet. Das Kloster Lawra ist eines der ältesten russischen Klöster. Wenn man vom jenseitigen Dnjeprufer kommt, kündet schon der hohe Glockenturm von der früheren Mächtigkeit und Größe. Heute ist alles öde und leer. Bei ihrem Abzug hatten die Russen einen großen Teil noch in die Luft gesprengt. Die Jahre vorher hatten sie sich nicht getraut außer die Menschen daraus zu vertreiben, etwas an den Gebäuden zu tun. Bei ihrem Abzug hatten sie das, was sie nach ihrer Meinung während der Jahre vorher versäumt hatten, nachgeholt. Die Zellen müssen anscheinend schon vorher von der Bevölkerung zu Wohnzwecken benutzt worden sein. Das hat die Bolschwisten trotz allem nicht daran gehindert, diese Sprengung vorzunehmen. Große Schutthaufen liegen jetzt da, wo sich früher die Kirchenräume befunden haben. Die Ausdehnung dieses Klosters war immerhin derart groß, daß von ihnen nur ein kleiner Teil zerstört werden konnte. Was nicht der Zeit durch die Nichtinstandsetzung zum Opfer gefallen ist, wurde auf diese Weise vernichtet. Schöne Fresken, wie ich sie hier im Osten noch nicht gesehen habe, waren an den Trümmern, die stehen geblieben waren, zu sehen. An Mächtigkeit und an Ausdehnung haben wir in Deutschland wohl in dieser Hinsicht nicht gleich etwas Ähnliches aufzuweisen. Denn das Klostergelände ist direkt als Stadt für sich zu bezeichnen. Man kann aber auch daraus schließen, welchen Einfluss solch ein Kloster auf das gesamte Leben ausgeübt haben mag. Verschiedene Räume wurden als Lehrhallen für die von den Bolschewisten verwendeten Gipsfiguren verwendet. Von diesen Figuren berichtete ich Dir schon am Anfang meines Aufenthalts in Rußland. Alles war zerschlagen. Von Kunst kann da keine Rede sein. Dagegen sind sämtliche Einrichtungen aus der Kirche geräumt worden. Ich habe immerhin von allem einen gewissen Eindruck mitgenommen.
Mit
diesem Spaziergang war der ganze Nachmittag ausgefüllt. Ich habe mit diesem
Besuch aus der vorbolschewistischen
Zeit eine der wenigen zum Teil noch erhaltenen Einrichtungen kennen
gelernt. Ich habe Dir nun in dem ganzen
Brief nur etwas von diesem Spaziergang erzählt. Es war aber auch so
erfrischend, und die Sonne meinte es schon so gut und gab allem ein
freundliches Gepräge, so daß es direkt eine Freude war, wieder einmal draußen
zu sein. Post habe ich von Dir immer noch nicht erhalten. Ich hoffe aber fest,
bald wieder etwas von Dir zu hören. Ich hoffe gleichfalls, daß Ihr alle gesund
seid, denn ich mache mir nun doch bald Gedanken, ob irgendetwas daheim
vorgefallen ist. Ich sende Dir und den
Kindern recht viele herzliche Grüße und Küsse. Dein Ernst.
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