Mein
liebes, liebes Mädel !
16.11.42
Vor
einer Woche, da ratterte ich mit dem Zug durch die Weite des Ostens. Den ersten
Sonntag nach dem Urlaub habe ich schon hinter mir und mit vollen Zügen geht es
in die erste volle Woche hinein. Es ist
doch eine ziemliche Ecke von uns zuhause bis hierher. Das hätte man sich früher
nicht träumen lassen, daß man so durch Europa gondeln würde. Aus der früheren
Lust am Reisen wurde jetzt ein Zwang, dem man manchmal nicht immer mit einem
vollen Ja zustimmen würde, wenn nicht das eiserne Muß dahinter stünde.
Aber was heißen bei den großen Entscheidungen, die nun doch einmal heranreifen werden, unsere kleinen persönlichen Wünsche. Daß alles Persönliche hintangestellt werden muß, das ist ein Erfordernis der Zeit, dem wir Folge leisten müssen. Wenn sich auch manchmal Rückschläge einstellen, wie es jetzt anscheinend der Fall ist, so können wir unsere innere Größe nur mit einer entschlossenen Haltung bekräftigen. Denn wir waren bis jetzt eigentlich nur das Siegen gewohnt und glaubten, bei uns muß es nur vorwärts gehen. Daß in einem Krieg Rückschläge eintreten können, kann von Anfang an nicht außer Acht gelassen werden. Wir haben aber den festen Glauben und das Vertrauen in uns, daß wir es schaffen werden, denn es sind trotz allem noch allerhand Sachen vorhanden, die zur gegebenen Zeit zum Einsatz kommen. Wir werden und wir müssen es schaffen, da hilft alles nichts. Es ist bedauerlich, daß diese schweren Opfer gebracht werden müssen, die wir später so notwendig gebrauchen können.
Vielleicht nimmt der Großeinsatz unserer Gegner in Nordafrika doch nicht für uns so einen tragischen Verlauf, wie es im gegenwärtigen Augenblick scheinen will. Vom abgelaufenen Sonntag kann ich nachtragen, daß ich erst ins Theater gehen wollte. Es hieß aber, es sei nicht geheizt, so daß ich keine große Lust verspürte, mich in die kalten Bänke zu quetschen und dann zähneklappernd mich dem Kunstgenuß widmen, während hier bei uns im Kasino schön Kaffee getrunken wird und wo es sogar kostenlos Torte gibt.
Da siehst Du erst einmal, was ich für ein Kunstbanause bin. Nicht einmal für die Kunst, die hohe, werden Opfer gebracht. Ich habe aber erfahren, daß seit einigen Tagen geheizt wird. Das geht schon eher. Wie gesagt, wir bekamen gestern Nachmittag einen schönen Kaffee und Torte gab es auch. Bei der vorhergehenden Einheit mußten wir etwas dafür bezahlen. Das ist hier nicht der Fall. Ich habe deshalb aber auch nicht reklamiert. Zum Abend hatten sich zwei Künstlerinnen, die hier vom KdF eingesetzt sind, für den Abend angesagt. Das war dann am Abend auch ganz nett. Die eine war Vortragskünstlerin und die andere Sängerin, die dann nach meiner Meinung gut gesungen hat. Es war interessant, wie nachher die Meinungen auseinander gingen über den Wert und den Unwert des Gesanges. Sie sang erst einige Sachen aus Opern und dann einige Stücke aus Operetten und Tonfilmen. Ich habe selten so auseinandergehende Meinungen gehört wie bei diesem Anlaß. Ich getraue mir ja noch nicht daran zu denken, Post von Dir zu erhalten. Zwar sehr lang kann es nun nicht mehr dauern. Ich sende Dir und den Kindern herzliche Grüße und viele Küsse. Dein Ernst.
Aber was heißen bei den großen Entscheidungen, die nun doch einmal heranreifen werden, unsere kleinen persönlichen Wünsche. Daß alles Persönliche hintangestellt werden muß, das ist ein Erfordernis der Zeit, dem wir Folge leisten müssen. Wenn sich auch manchmal Rückschläge einstellen, wie es jetzt anscheinend der Fall ist, so können wir unsere innere Größe nur mit einer entschlossenen Haltung bekräftigen. Denn wir waren bis jetzt eigentlich nur das Siegen gewohnt und glaubten, bei uns muß es nur vorwärts gehen. Daß in einem Krieg Rückschläge eintreten können, kann von Anfang an nicht außer Acht gelassen werden. Wir haben aber den festen Glauben und das Vertrauen in uns, daß wir es schaffen werden, denn es sind trotz allem noch allerhand Sachen vorhanden, die zur gegebenen Zeit zum Einsatz kommen. Wir werden und wir müssen es schaffen, da hilft alles nichts. Es ist bedauerlich, daß diese schweren Opfer gebracht werden müssen, die wir später so notwendig gebrauchen können.
Vielleicht nimmt der Großeinsatz unserer Gegner in Nordafrika doch nicht für uns so einen tragischen Verlauf, wie es im gegenwärtigen Augenblick scheinen will. Vom abgelaufenen Sonntag kann ich nachtragen, daß ich erst ins Theater gehen wollte. Es hieß aber, es sei nicht geheizt, so daß ich keine große Lust verspürte, mich in die kalten Bänke zu quetschen und dann zähneklappernd mich dem Kunstgenuß widmen, während hier bei uns im Kasino schön Kaffee getrunken wird und wo es sogar kostenlos Torte gibt.
Da siehst Du erst einmal, was ich für ein Kunstbanause bin. Nicht einmal für die Kunst, die hohe, werden Opfer gebracht. Ich habe aber erfahren, daß seit einigen Tagen geheizt wird. Das geht schon eher. Wie gesagt, wir bekamen gestern Nachmittag einen schönen Kaffee und Torte gab es auch. Bei der vorhergehenden Einheit mußten wir etwas dafür bezahlen. Das ist hier nicht der Fall. Ich habe deshalb aber auch nicht reklamiert. Zum Abend hatten sich zwei Künstlerinnen, die hier vom KdF eingesetzt sind, für den Abend angesagt. Das war dann am Abend auch ganz nett. Die eine war Vortragskünstlerin und die andere Sängerin, die dann nach meiner Meinung gut gesungen hat. Es war interessant, wie nachher die Meinungen auseinander gingen über den Wert und den Unwert des Gesanges. Sie sang erst einige Sachen aus Opern und dann einige Stücke aus Operetten und Tonfilmen. Ich habe selten so auseinandergehende Meinungen gehört wie bei diesem Anlaß. Ich getraue mir ja noch nicht daran zu denken, Post von Dir zu erhalten. Zwar sehr lang kann es nun nicht mehr dauern. Ich sende Dir und den Kindern herzliche Grüße und viele Küsse. Dein Ernst.
Mein
liebes Mädel ! 17.11.42
Mit
der Arbeit geht es augenblicklich. Unser Chef ist gegenwärtig viel unterwegs,
so daß eine gewisse Stockung eingetreten ist. Ich habe ihn seit meiner Ankunft
am Samstag zweimal beim Essen gesehen, seither nicht mehr. Trotz allem komme
ich aber nicht recht dazu, andere Sachen zu erledigen, wie das, was sich täglich
gerade ergibt. Heute habe ich über die Mittagszeit einen Brief an Kurt
geschrieben und den Antrag auf Rückerstattung der von ihm entrichteten
Wehrsteuer. Er hat bis jetzt am längsten auf Antwort warten müssen. Seine
Schreiben und auch den Durchschlag lege ich bei. An Dich habe ich heute ein Päckchen abgesandt. Es trägt die
Nummer 48. Es enthält verschiedene Bonbons und Pralinen, die wir hier bekommen
haben und die Du für Weihnachten mit
verwenden kannst. Ich hoffe, daß das noch rechtzeitig ankommt und daß es
überhaupt gut ankommt. Für Dich habe ich auch noch etwas hier, was ich in
diesen Tagen absende. Ich hoffe, daß Du Dich über die Kleinigkeit freuen wirst.
Post ist von Dir immer noch nicht eingegangen. Nachdem ich schon eine Woche bald hier bin, wäre ich nicht böse, nunmehr ein Lebenszeichen von Dir zu erhalten. Ich denke, daß Du nun inzwischen im Besitz meiner Luftpostbriefe bist. Heute will ich versuchen, mit meinem Arbeitskameraden in das Kino oder in das Theater zu gehen. Ich weiß zwar noch nicht, ob etwas daraus wird. Mit den Tageszeiten kommt man hier noch ganz durcheinander. Gegen 15 Uhr wird es schon dunkel. Von da ab muß man Licht haben. Dagegen ist es schon früh um 5 Uhr Tag. Man sollte fast um diese Zeit anfangen zu arbeiten und dann früher aufhören. Das geht aber deshalb nicht, weil wir doch mit den anderen Dienststellen zusammenarbeiten müssen, die weiter westlich liegen. Auch mit denen, die in Deutschland sich befinden, müssen wir telefonieren, dadurch würde dann alles durcheinander geworfen werden. Mit dem bestellten Heft von Gass ist es wohl noch nicht soweit. Sende mir das bitte umgehend zu, damit ich meine Sache weiter verfolgen kann, denn allzu lang will ich es nicht hinausschieben.
Was schenken wir denn unseren Gören zu Weihnachten? Ich dachte schon, man würde einmal ein Inserat in der Zeitung aufgeben wegen eines Fahrrads für einen der Beiden. Ich dachte an ein Kinderfahrrad. Was meinst du dazu. Hatten nicht Webers auch eins. Oder willst Du dort nicht gerne fragen. Es geht doch so vieles durch Anzeige. Schreibe mir, was Du denkst, kannst selbstverständlich auch die Anzeige aufgeben, wenn Du meine Anregung für richtig hältst.
Ich lege Dir noch eine Aufstellung der Kosten, die ich bis jetzt mit der Ahnensache gehabt habe. Ergänze doch die Aufstellung, die ich daheim habe. Dann kannst Du diesen Zettel vernichten. Ob ich noch viel erreichen werden in dieser Sache, erscheint fraglich, aber ich will versuchen, ob ich die eine oder andere noch bekommen kann. Auf zwei Schreiben habe ich trotz zwei Schreiben keine Antwort erhalten. Neuigkeiten habe ich keine zu berichten. Ich schließe darum und grüße Dich recht herzlich und sende Dir viele, viele Küsse. Dein Ernst.
Post ist von Dir immer noch nicht eingegangen. Nachdem ich schon eine Woche bald hier bin, wäre ich nicht böse, nunmehr ein Lebenszeichen von Dir zu erhalten. Ich denke, daß Du nun inzwischen im Besitz meiner Luftpostbriefe bist. Heute will ich versuchen, mit meinem Arbeitskameraden in das Kino oder in das Theater zu gehen. Ich weiß zwar noch nicht, ob etwas daraus wird. Mit den Tageszeiten kommt man hier noch ganz durcheinander. Gegen 15 Uhr wird es schon dunkel. Von da ab muß man Licht haben. Dagegen ist es schon früh um 5 Uhr Tag. Man sollte fast um diese Zeit anfangen zu arbeiten und dann früher aufhören. Das geht aber deshalb nicht, weil wir doch mit den anderen Dienststellen zusammenarbeiten müssen, die weiter westlich liegen. Auch mit denen, die in Deutschland sich befinden, müssen wir telefonieren, dadurch würde dann alles durcheinander geworfen werden. Mit dem bestellten Heft von Gass ist es wohl noch nicht soweit. Sende mir das bitte umgehend zu, damit ich meine Sache weiter verfolgen kann, denn allzu lang will ich es nicht hinausschieben.
Was schenken wir denn unseren Gören zu Weihnachten? Ich dachte schon, man würde einmal ein Inserat in der Zeitung aufgeben wegen eines Fahrrads für einen der Beiden. Ich dachte an ein Kinderfahrrad. Was meinst du dazu. Hatten nicht Webers auch eins. Oder willst Du dort nicht gerne fragen. Es geht doch so vieles durch Anzeige. Schreibe mir, was Du denkst, kannst selbstverständlich auch die Anzeige aufgeben, wenn Du meine Anregung für richtig hältst.
Ich lege Dir noch eine Aufstellung der Kosten, die ich bis jetzt mit der Ahnensache gehabt habe. Ergänze doch die Aufstellung, die ich daheim habe. Dann kannst Du diesen Zettel vernichten. Ob ich noch viel erreichen werden in dieser Sache, erscheint fraglich, aber ich will versuchen, ob ich die eine oder andere noch bekommen kann. Auf zwei Schreiben habe ich trotz zwei Schreiben keine Antwort erhalten. Neuigkeiten habe ich keine zu berichten. Ich schließe darum und grüße Dich recht herzlich und sende Dir viele, viele Küsse. Dein Ernst.
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