Meine
liebste Annie ! 14.11.42
Drei
Nächte bin ich nun hier und dreimal habe ich woanders geschlafen. Die erste
Nacht im Bett von einem Schreiber, der sich im Urlaub befindet. Die zweite
Nacht habe ich ein Bett gehabt, das ich in unser Arbeitszimmer gestellt habe,
weil ich keine Unterkunft hatte. Die vergangene Nacht habe ich nun behelfsmäßig
ein Zimmer zugewiesen bekommen, in dem ich mich für die nächsten Tage aufhalten
kann, bis wir eine neue Unterkunft haben. Es ist aber alles sauber, wenn zwar
auch sehr einfach, aber man kann es aushalten und ich bin auch damit zufrieden.
In meine Arbeit habe ich mich auch wieder hineingefunden und es läuft so, wie
es vorher war. Ich bin froh, daß alles seine Ordnung hat, denn Du weißt ja, wie
ich es nicht vertragen kann, wenn alles so nebeneinander herläuft und wenn man
dann am Ende des Tages sieht, daß man nichts geschafft hat. Das ist jetzt nicht
mehr der Fall und das beruhigt mich wieder.
Deine Briefe habe ich nun, nachdem ich sie am ersten Tag gelesen hatte, nochmals darauf durchgesehen, ob noch etwas zu beantworten ist. Im Großen und Ganzen haben wir ziemlich alles daheim besprochen. Was die Gläserringe für Deine Einweckgläser anbelangt, so behalte das nur im Auge. Im nächsten Jahr mußt Du dann zusehen, daß Du welche bekommst im Umtausch. Für die mitgesandten Briefmarken danke ich Dir. Ich werde sie mit verwenden, wenn ich an Dich etwas abzuschicken habe. Ich denke, daß das bald der Fall sein kann, wahrscheinlich werde ich nochmals Butter bekommen, für die Du mir nicht böse sein wirst. Ich freue mich, daß es mir möglich sein wird, für Deinen Fett-Topf etwas zu tun. Die Bilder habe ich auch erhalten. Sie sind nicht so schlecht, wie Du sie machen willst. Sie sind auf jeden Fall eine ganz nette Erinnerung. Vor allem sind die beiden Großväter darauf. Euch Drei habe ich dabei auch noch einmal im Bild. Sie sind ziemlich wirklichkeitsnahe.
Das Päckchen mit den Pralinen lag schon lange Zeit hier. Durch den Transport waren sie etwas trocken geworden und von der Holzwolle hatten sie leider etwas Geschmack angenommen. Ich habe sie aber gern gegessen. Du kannst mir glauben, daß sie mir trotz allem geschmeckt haben. In einem Deiner Briefe schreibst Du vom Mistholen. Ich habe lachen müssen, wie Du „die fette Ware“ lobst. Wenn es Dir möglich sein sollte, ihn ab und zu zu güllen, dann könnte das nichts schaden. Er erfüllt aber auch so seinen Zweck. Du hast aber auch schon so Deine Arbeit mit dem Garten. Vor allem, da es auch bei Euch mit dem Winter bald soweit sein wird. Das Jahr war bislang so schön, daß man mit einem plötzlichen Einbruch der kalten Jahreszeit rechnen muß. Ich denke, daß ich die wesentlichen Dinge, die noch zu berühren waren, erledigt sind. Ich habe noch andere Post hier vorliegen, die ich von Wittenburg, Siegfried, Nannie und Kurt erhalten hatte, die nun noch zu beantworten ist. Außerdem auch von einem Pfarramt, dem ich noch schreibe. Das gibt wieder Beschäftigung für die kommenden freien Stunden. Heute lege ich Dir die hier für mich aufbewahrt gewesenen Briefe bei. Ebenfalls noch einige Bilder zum Aufheben. Die von mir gekauften Briefmarken lege ich gleichfalls bei. Ich bitte Dich, diese mit aufzuheben.
Deine Briefe habe ich nun, nachdem ich sie am ersten Tag gelesen hatte, nochmals darauf durchgesehen, ob noch etwas zu beantworten ist. Im Großen und Ganzen haben wir ziemlich alles daheim besprochen. Was die Gläserringe für Deine Einweckgläser anbelangt, so behalte das nur im Auge. Im nächsten Jahr mußt Du dann zusehen, daß Du welche bekommst im Umtausch. Für die mitgesandten Briefmarken danke ich Dir. Ich werde sie mit verwenden, wenn ich an Dich etwas abzuschicken habe. Ich denke, daß das bald der Fall sein kann, wahrscheinlich werde ich nochmals Butter bekommen, für die Du mir nicht böse sein wirst. Ich freue mich, daß es mir möglich sein wird, für Deinen Fett-Topf etwas zu tun. Die Bilder habe ich auch erhalten. Sie sind nicht so schlecht, wie Du sie machen willst. Sie sind auf jeden Fall eine ganz nette Erinnerung. Vor allem sind die beiden Großväter darauf. Euch Drei habe ich dabei auch noch einmal im Bild. Sie sind ziemlich wirklichkeitsnahe.
Das Päckchen mit den Pralinen lag schon lange Zeit hier. Durch den Transport waren sie etwas trocken geworden und von der Holzwolle hatten sie leider etwas Geschmack angenommen. Ich habe sie aber gern gegessen. Du kannst mir glauben, daß sie mir trotz allem geschmeckt haben. In einem Deiner Briefe schreibst Du vom Mistholen. Ich habe lachen müssen, wie Du „die fette Ware“ lobst. Wenn es Dir möglich sein sollte, ihn ab und zu zu güllen, dann könnte das nichts schaden. Er erfüllt aber auch so seinen Zweck. Du hast aber auch schon so Deine Arbeit mit dem Garten. Vor allem, da es auch bei Euch mit dem Winter bald soweit sein wird. Das Jahr war bislang so schön, daß man mit einem plötzlichen Einbruch der kalten Jahreszeit rechnen muß. Ich denke, daß ich die wesentlichen Dinge, die noch zu berühren waren, erledigt sind. Ich habe noch andere Post hier vorliegen, die ich von Wittenburg, Siegfried, Nannie und Kurt erhalten hatte, die nun noch zu beantworten ist. Außerdem auch von einem Pfarramt, dem ich noch schreibe. Das gibt wieder Beschäftigung für die kommenden freien Stunden. Heute lege ich Dir die hier für mich aufbewahrt gewesenen Briefe bei. Ebenfalls noch einige Bilder zum Aufheben. Die von mir gekauften Briefmarken lege ich gleichfalls bei. Ich bitte Dich, diese mit aufzuheben.
S ei
recht herzlich für heute gegrüßt und nimm ebenso viele Küsse entgegen von
Deinem Ernst.
Meine
liebe Annie ! 15.11.42
Schon
ist der erste Sonntag angebrochen, den ich bei meiner Einheit verlebe. Man
merkt so richtig, wie man mit zuhause zusammenhängt, obwohl schließlich ein Tag
hier wie der andere verläuft. War es doch während der Urlaubstage so nett bei
Dir. Das werde ich die kommende Zeit wieder entbehren. Wie ich Dir gleich in
meinem ersten Brief schrieb, ist ja unsere Bude abgebrannt. Wenn es auch nicht fürstlich war, hatte man
doch eine feste Unterkunft. Die Notwohnung, wenn man sie so nennen soll,
richtet man schon gar nicht ein, weil das doch nur vorübergehend ist. Wenn wir unser festes Unterkommen haben,
dann ist das schon etwas anderes. Daß meine Stimmung gehoben wurde, als ich an
meinem Ankunftstage vor der verbrannten Bude stand, kannst Du Dir wohl
vorstellen. Ich hatte Dir aber noch nicht geschrieben, wie es zum Brand kam und
wie ich alles vorfand. Mein Kamerad und die Übrigen befanden sich alle zuhause
in ihrer Wohnung. Es war schon Nacht und im Bett hörte er so ein Rieseln und
Rascheln in der Wand. Er holte einen anderen hinzu, der meinte aber, das sind
Mäuse oder Ratten, die über den Speicher laufen und legt sich wieder zu Bett.
Dem Ersteren läßt das aber keine Ruhe und er sieht auf dem Dachboden nach, der
sich gleich über unsren Zimmern befand. Dort entdeckt er, daß alles voller
Rauch ist. Da merkte er, dass es höchste Zeit ist, daß unsere Zimmer geräumt
werden und ruft Alarm. Daraufhin wurde der Bau lebendig. Jeder, der zuhause
war, hat gerettet, was möglich war, denn inzwischen hatte sich der Brand
ausgedehnt und kam auf dem Flur durch die Decke. Was jeder zum persönlichen
Eigentum hatte, das ist fast alles weggebracht worden. Was sich sonst in den
Zimmern befand, ist bald alles verbrannt. Später ist dann der Dachstock
heruntergefallen und auch unser Stockwerk fiel dann durch. Das ganze Haus ist
durch diese Sache in Mitleidenschaft gezogen. Ich komme nun hier nichtsahnend
an, versorge mein Gepäck auf dem Bahnhof. Es ist stockdunkle Nacht. Der Wind
pfeift ziemlich, vor allem um die Ecken. Mein Stiefel macht mir Beschwerden,
denn da waren die Nägel durchgekommen. Ich war also froh, endlich in ein Bett
zu kommen. Als ich in die Nähe unseres Hauses komme, höre ich Wasser rauschen.
Ich denke, das wird wohl ein Wasserrohrbruch sein. Als ich die Straße zu
unserem Haus überqueren will, ist vom vielen Wasserlaufen alles vereist. An der
Haustüre finde ich alles so vor, wie ich es von früher her kannte, nur daß die
Türe verschlossen war. Die habe ich mit Gewalt geöffnet, weil mir auf mein
Klopfen niemand aufgemacht hatte. Das war eine ziemliche Arbeit.
Bei allem bekam ich einen gelinden Zorn, was man sich ganz gut vorstellen kann. Ich bin dann mit meiner Taschenlampenbeleuchtung hinaufgestiegen bis in den 5. Stock. Im 1. und 2. Stock standen Schreibtische auf dem Flur. Es roch wohl nach Brand, aber ich dachte mir, da kann dort unten wohl etwas passiert sein und ging weiterhin ahnungslos hinauf. Als ich oben ankam, sah ich die Bescherung. Da wurde mir plötzlich alles klar. Ich habe dann schleunigst kehrtgemacht, denn das war mir doch nicht ganz geheuer. Im Nachbarhaus fand ich dann Schlafgelegenheit, wie ich Dir schon schrieb. Das ist die Geschichte vom Brand, den ich glücklicherweise nicht habe mitmachen müssen. Der bietet gegenwärtig noch allerhand Stoff für Gespräche. Denn diese Angelegenheit wird nun von allen möglichen und unmöglichen Seiten beleuchtet. Ich kenne mich dabei aus, wie wenn ich selbst dabei gewesen bin.
Gestern bekam ich noch von Dir den Brief vom 18.10., der als Nachzügler eintraf. Mir fiel das bei der Post auf, als ich sie alle nochmals durchlas, daß da eine Lücke war. Dies hat sich nun von selbst geklärt durch das Eintreffen dieses Briefes. Momentan habe ich nichts weiter zu berichten. Ich schließe darum für heute und bitte Dich, recht viele herzliche Küsse und Grüße entgegenzunehmen. Grüße auch unsere Borzels von mir und gib ihnen einen herzlichen Kuß von Deinem Ernst.
Bei allem bekam ich einen gelinden Zorn, was man sich ganz gut vorstellen kann. Ich bin dann mit meiner Taschenlampenbeleuchtung hinaufgestiegen bis in den 5. Stock. Im 1. und 2. Stock standen Schreibtische auf dem Flur. Es roch wohl nach Brand, aber ich dachte mir, da kann dort unten wohl etwas passiert sein und ging weiterhin ahnungslos hinauf. Als ich oben ankam, sah ich die Bescherung. Da wurde mir plötzlich alles klar. Ich habe dann schleunigst kehrtgemacht, denn das war mir doch nicht ganz geheuer. Im Nachbarhaus fand ich dann Schlafgelegenheit, wie ich Dir schon schrieb. Das ist die Geschichte vom Brand, den ich glücklicherweise nicht habe mitmachen müssen. Der bietet gegenwärtig noch allerhand Stoff für Gespräche. Denn diese Angelegenheit wird nun von allen möglichen und unmöglichen Seiten beleuchtet. Ich kenne mich dabei aus, wie wenn ich selbst dabei gewesen bin.
Gestern bekam ich noch von Dir den Brief vom 18.10., der als Nachzügler eintraf. Mir fiel das bei der Post auf, als ich sie alle nochmals durchlas, daß da eine Lücke war. Dies hat sich nun von selbst geklärt durch das Eintreffen dieses Briefes. Momentan habe ich nichts weiter zu berichten. Ich schließe darum für heute und bitte Dich, recht viele herzliche Küsse und Grüße entgegenzunehmen. Grüße auch unsere Borzels von mir und gib ihnen einen herzlichen Kuß von Deinem Ernst.
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