Meine liebe Frau ! 11.1.42
Recht herzlichen Dank für Deinen lieben Brief vom 8.1.,
den ich heute zum Sonntag erhalten habe. Wie ich Dir nun schon geschrieben
habe, ist bei uns das Winterwetter inzwischen auch eingetreten. Ich bin vorhin
draußen gewesen, um auch etwas vom Winter zu haben. Der Nordostwind hat mir
schön um die Ohren gepfiffen, aber der Zweistundenspaziergang hat mir sehr gut
getan. Ich bin ganz frisch heimgekommen. Habe aber auch einen kräftigen Hunger mitgebracht.
Ich habe anschließend an meinen Spaziergang noch Kameraden aufgesucht, die
gerade beim Kaffeetrinken waren, da habe ich gleich mitgemacht, so daß ich
meinen guten Appetit etwas besänftigt habe.
Nun will ich Dir gleich wieder meine Antwort schreiben. Daß Du nun auch noch Skifabrikant geworden bist, ist ja direkt erstaunlich. Es legt aber davon Zeugnis ab, wie vielseitig Du bist. Daß nun Jörg die Brauchbarkeit gleich auf diese Art und Weise nachprüfen mußte, hat Dich wohl doch etwas ins Erstaunen gesetzt. Das ist doch ein richtiger Stromer. Muß er gleich den Buckel herunterfahren. Daß er dabei öfter hinfällt, beweist nur, daß eben aller Anfang schwer ist. Na, wenn ich heimkomme, mußt Du mir auch welche machen, damit ich auch mitfahren kann. Was meinst du dazu, wie ich mich dabei ausnehmen werde.
Der Artikel über den Hödinger Tobel hat mich gefreut. Ich habe ihn ebenfalls mit großem Interesse gelesen. Ich werde ihn demnächst Kurt mitschicken, denn er hat sich dort herum auch viel und gern bewegt.
Wie sich der neue Radioapparat bewährt, kann ich ja noch nicht sagen, ich hoffe aber, auch wie Du, daß er uns nicht enttäuscht. Den alten können wir ja noch aufheben, wenn Du Bedenken hast.
Die Sache mit dem Ahnenpaß hat sich ja durch Dein Schreiben aufgeklärt. Das beruhigt mich wieder. Ich wußte selbst nicht mehr genau, wo er abgeblieben war. Wenn er sich nur gefunden hat, dann ist es schon recht.
Heute Abend gibt es nach längerer Zeit wieder einmal Fasan. Das ist in dem täglichen Einerlei eine willkommene Abwechslung. Ich bin zwar immer noch meistens satt geworden, wenn ich zu der zugeteilten Ration immer noch feste dazukaufen muß. Das läßt sich aber nun einmal nicht ändern. Solange das noch geht, kann man ja immer noch mitmachen. Wenn das aufhört, muß man zusehen, was man dann anstellt.
Dein Schreiben vom 6. ist offenbar wo hängen geblieben, denn ich habe es bis jetzt noch nicht erhalten. Ich denke, daß es schon noch ankommen wird. Für heute wiederum viele Grüße und Küsse Dir und den Kindern Dein Ernst.
Meine liebe Anni ! 12.1.42
Deinen Brief vom 6.1. habe ich heute nun auch noch bekommen. Er hat etwas länger gebraucht wie die anderen. Wahrscheinlich ist er irgendwo hängen geblieben. Über alles habe ich mich gefreut. Also über die Bilder von der Hochzeit, das Gedicht von Deinem Vater und über die Karte von Alfred. Ich werde ihm wohl einmal schreiben müssen. Denn ich habe lange nichts mehr von mir hören lassen. Seine Anschrift ist mir ja bisher auch nicht bekannt.
Daß Dein Vater auf den Bildern schlecht aussieht, kann ich nicht so ohne weiteres feststellen, denn ich habe ihn vorher lange Zeit nicht gesehen. Er sieht sehr ernst aus, doch das ist wohl zu erklären. Alice wirkt ja kolossal stark und Dora alt. Es sind ja nun auch schon wieder viele Jahre vergangen, seit wir oder besser gesagt ich, sie nicht mehr gesehen habe. Was machen denn die Kinder auf den Bildern nur für ein böses Gesicht. Haben sie Streit miteinander gehabt. So sieht es fast aus.
Ich freue mich, daß die Päckchen, die ich im vergangenen Jahr abgeschickt hatte, alle restlos angekommen sind. Ich will hoffen, daß die, die ich in diesem Jahre absenden kann auch alle eintreffen. Briefumschläge habe ich ja kürzlich wieder mit gesandt, damit Du nicht in Verlegenheit kommst.
Auf Deine Frage, ob ich in diesem Monat auf Urlaub kommen werde, möchte ich Dir nur antworten, daß ich es selbst fest hoffe. Es wird sich in diesen Tagen entscheiden, wann das nun werden wird. Du mußt Dich noch ein wenig gedulden.
Daß Dich das Gedicht Deines Vaters so berührt hat, kann ich vollkommen nachfühlen. Denn es ist alles noch so frisch und man kann es dann nicht so recht fassen, daß einen die Mutter so plötzlich verlassen hat, aber wie ich Deine Mutter so auf dem letzten Bild gesehen habe, da habe ich nicht das Gefühle gehabt, daß sie nicht mehr da ist, denn sie sieht einen da so an wie auf den anderen Bildern auch. Die Wohnung in der Juliusstraße, in der ich sie immer gesehen habe, besteht nicht mehr. In der anderen Wohnung bin ich nie gewesen und habe sie auch dort nicht schaffen und wirken sehen, daher besteht eigentlich für mich immer noch der alte Zustand. Ich kann ihr auf diese Weise immer ein lebendes Andenken bewahren. Daß Deinen Vater der Tod sehr mitgenommen haben muß, kann ich wohl verstehen. Daß er nun nach all dem sich sehr einsam fühlt, ist ja zu begreifen und es wird für ihn sehr hart sein. Darum wollen wir, soweit es uns möglich ist, öfter schreiben, damit er nicht das Gefühl bekommt, daß ihn alle verlassen haben.
In diesen Tagen werde ich das Päckchen für ihn noch fertig machen und ihm selbst einen Brief schreiben. Dich grüße und küsse ich recht herzlich und bitte, den Kindern wieder einen Kuß zu geben. Sie müssen wohl wieder in die Schule gehen. Dir nochmals viele Grüße und Küsse Dein Ernst.
Nun will ich Dir gleich wieder meine Antwort schreiben. Daß Du nun auch noch Skifabrikant geworden bist, ist ja direkt erstaunlich. Es legt aber davon Zeugnis ab, wie vielseitig Du bist. Daß nun Jörg die Brauchbarkeit gleich auf diese Art und Weise nachprüfen mußte, hat Dich wohl doch etwas ins Erstaunen gesetzt. Das ist doch ein richtiger Stromer. Muß er gleich den Buckel herunterfahren. Daß er dabei öfter hinfällt, beweist nur, daß eben aller Anfang schwer ist. Na, wenn ich heimkomme, mußt Du mir auch welche machen, damit ich auch mitfahren kann. Was meinst du dazu, wie ich mich dabei ausnehmen werde.
Der Artikel über den Hödinger Tobel hat mich gefreut. Ich habe ihn ebenfalls mit großem Interesse gelesen. Ich werde ihn demnächst Kurt mitschicken, denn er hat sich dort herum auch viel und gern bewegt.
Wie sich der neue Radioapparat bewährt, kann ich ja noch nicht sagen, ich hoffe aber, auch wie Du, daß er uns nicht enttäuscht. Den alten können wir ja noch aufheben, wenn Du Bedenken hast.
Die Sache mit dem Ahnenpaß hat sich ja durch Dein Schreiben aufgeklärt. Das beruhigt mich wieder. Ich wußte selbst nicht mehr genau, wo er abgeblieben war. Wenn er sich nur gefunden hat, dann ist es schon recht.
Heute Abend gibt es nach längerer Zeit wieder einmal Fasan. Das ist in dem täglichen Einerlei eine willkommene Abwechslung. Ich bin zwar immer noch meistens satt geworden, wenn ich zu der zugeteilten Ration immer noch feste dazukaufen muß. Das läßt sich aber nun einmal nicht ändern. Solange das noch geht, kann man ja immer noch mitmachen. Wenn das aufhört, muß man zusehen, was man dann anstellt.
Dein Schreiben vom 6. ist offenbar wo hängen geblieben, denn ich habe es bis jetzt noch nicht erhalten. Ich denke, daß es schon noch ankommen wird. Für heute wiederum viele Grüße und Küsse Dir und den Kindern Dein Ernst.
Meine liebe Anni ! 12.1.42
Deinen Brief vom 6.1. habe ich heute nun auch noch bekommen. Er hat etwas länger gebraucht wie die anderen. Wahrscheinlich ist er irgendwo hängen geblieben. Über alles habe ich mich gefreut. Also über die Bilder von der Hochzeit, das Gedicht von Deinem Vater und über die Karte von Alfred. Ich werde ihm wohl einmal schreiben müssen. Denn ich habe lange nichts mehr von mir hören lassen. Seine Anschrift ist mir ja bisher auch nicht bekannt.
Daß Dein Vater auf den Bildern schlecht aussieht, kann ich nicht so ohne weiteres feststellen, denn ich habe ihn vorher lange Zeit nicht gesehen. Er sieht sehr ernst aus, doch das ist wohl zu erklären. Alice wirkt ja kolossal stark und Dora alt. Es sind ja nun auch schon wieder viele Jahre vergangen, seit wir oder besser gesagt ich, sie nicht mehr gesehen habe. Was machen denn die Kinder auf den Bildern nur für ein böses Gesicht. Haben sie Streit miteinander gehabt. So sieht es fast aus.
Ich freue mich, daß die Päckchen, die ich im vergangenen Jahr abgeschickt hatte, alle restlos angekommen sind. Ich will hoffen, daß die, die ich in diesem Jahre absenden kann auch alle eintreffen. Briefumschläge habe ich ja kürzlich wieder mit gesandt, damit Du nicht in Verlegenheit kommst.
Auf Deine Frage, ob ich in diesem Monat auf Urlaub kommen werde, möchte ich Dir nur antworten, daß ich es selbst fest hoffe. Es wird sich in diesen Tagen entscheiden, wann das nun werden wird. Du mußt Dich noch ein wenig gedulden.
Daß Dich das Gedicht Deines Vaters so berührt hat, kann ich vollkommen nachfühlen. Denn es ist alles noch so frisch und man kann es dann nicht so recht fassen, daß einen die Mutter so plötzlich verlassen hat, aber wie ich Deine Mutter so auf dem letzten Bild gesehen habe, da habe ich nicht das Gefühle gehabt, daß sie nicht mehr da ist, denn sie sieht einen da so an wie auf den anderen Bildern auch. Die Wohnung in der Juliusstraße, in der ich sie immer gesehen habe, besteht nicht mehr. In der anderen Wohnung bin ich nie gewesen und habe sie auch dort nicht schaffen und wirken sehen, daher besteht eigentlich für mich immer noch der alte Zustand. Ich kann ihr auf diese Weise immer ein lebendes Andenken bewahren. Daß Deinen Vater der Tod sehr mitgenommen haben muß, kann ich wohl verstehen. Daß er nun nach all dem sich sehr einsam fühlt, ist ja zu begreifen und es wird für ihn sehr hart sein. Darum wollen wir, soweit es uns möglich ist, öfter schreiben, damit er nicht das Gefühl bekommt, daß ihn alle verlassen haben.
In diesen Tagen werde ich das Päckchen für ihn noch fertig machen und ihm selbst einen Brief schreiben. Dich grüße und küsse ich recht herzlich und bitte, den Kindern wieder einen Kuß zu geben. Sie müssen wohl wieder in die Schule gehen. Dir nochmals viele Grüße und Küsse Dein Ernst.
Meine liebe Anni ! 13.1.42
Ich habe gestern ganz vergessen Dir zu schreiben, daß es
hier auch geschneit hat. Das sieht ganz lustig aus und der Schmutz und all das
Elende war dadurch ziemlich verdeckt. Es hat zwar nicht lange gedauert und der
Wind hat allerhand bis heute wieder weggeweht, aber in dem ewigen Einerlei war
das eine schöne Abwechslung und man hat doch einmal ein anderes Bild gehabt.
Bis jetzt ist es noch ganz schön kalt und der Wind pfeift nicht schlecht. Ich
bin gespannt, wie lange das anhält.
Doch nun will ich Dir erst für Deinen Brief vom 9. danken, den ich vorhin bekommen habe. Daß die Kokosnuß immerhin eine gewisse Enttäuschung hervorgerufen hat, verwundert mich nicht, denn bei der Übersendung von solchen Neuheiten muß man vorsichtig sein und abwarten, wie der Empfänger darauf reagiert. Daß unsere zwei Stromer nicht alles essen, weiß ich ja schon von der Schokoladenseite her. Ich bin deshalb froh, daß ich noch nicht mehr davon gekauft habe. Wenn sie wenigstens überhaupt noch eine Verwendung gefunden hat, so soll es mich nicht gerade reuen. Daß Du nicht der große Freund davon gewesen bist, konnte ich mich noch so blaß erinnern, darum habe ich sie Dir mit Absicht auch nicht besonders empfohlen. Na, unsere Beiden haben gesehen, was es ist und damit ist jetzt Schluß. Die anderen Sachen sind also gut angekommen. Das kann passieren, daß beim Transport die Sachen gequetscht werden. Es ist schade darum, läßt sich aber nicht immer ganz vermeiden. Wie ich aus Deinem Schreiben sehe, ist aber der Omnibusverkehr stark eingeschränkt worden. Die längere Dauer des Krieges macht sich eben allenthalben bemerkbar. Daß Dir die Arbeit den Tag über reichlich langt, weiß ich nur zu gut, darum hätte ich es manchmal gern, wenn ich Dir einen Teil davon abnehmen könnte. Aber es geht ja nun einmal nicht, was ich bei diesen Feststellungen dann immer sehr bedauere.
Den Stolz von unserem Jungen, als er den anderen Kindern die Nußschale, die nun aus Afrika kommt, zeigen konnte, kann ich mir vorstellen, denn es sind wohl auch schon einige Jahre her, als man Kind war, aber ich kann mich noch gut entsinnen, wie es uns in einem solchen Fall gegangen ist.
Weil Du wieder von Kino schreibst. Ich war vorhin auch wieder im Kino. Ich habe mir nochmals den Film „Auf wiedersehen Franziska“ angesehen. Vor allem bin ich ja wegen der Wochenschau hineingegangen. Aber der Hauptfilm ist ja immerhin so, daß man ihn auch nochmals ansehen kann.
Doch nun will ich Dir erst für Deinen Brief vom 9. danken, den ich vorhin bekommen habe. Daß die Kokosnuß immerhin eine gewisse Enttäuschung hervorgerufen hat, verwundert mich nicht, denn bei der Übersendung von solchen Neuheiten muß man vorsichtig sein und abwarten, wie der Empfänger darauf reagiert. Daß unsere zwei Stromer nicht alles essen, weiß ich ja schon von der Schokoladenseite her. Ich bin deshalb froh, daß ich noch nicht mehr davon gekauft habe. Wenn sie wenigstens überhaupt noch eine Verwendung gefunden hat, so soll es mich nicht gerade reuen. Daß Du nicht der große Freund davon gewesen bist, konnte ich mich noch so blaß erinnern, darum habe ich sie Dir mit Absicht auch nicht besonders empfohlen. Na, unsere Beiden haben gesehen, was es ist und damit ist jetzt Schluß. Die anderen Sachen sind also gut angekommen. Das kann passieren, daß beim Transport die Sachen gequetscht werden. Es ist schade darum, läßt sich aber nicht immer ganz vermeiden. Wie ich aus Deinem Schreiben sehe, ist aber der Omnibusverkehr stark eingeschränkt worden. Die längere Dauer des Krieges macht sich eben allenthalben bemerkbar. Daß Dir die Arbeit den Tag über reichlich langt, weiß ich nur zu gut, darum hätte ich es manchmal gern, wenn ich Dir einen Teil davon abnehmen könnte. Aber es geht ja nun einmal nicht, was ich bei diesen Feststellungen dann immer sehr bedauere.
Den Stolz von unserem Jungen, als er den anderen Kindern die Nußschale, die nun aus Afrika kommt, zeigen konnte, kann ich mir vorstellen, denn es sind wohl auch schon einige Jahre her, als man Kind war, aber ich kann mich noch gut entsinnen, wie es uns in einem solchen Fall gegangen ist.
Weil Du wieder von Kino schreibst. Ich war vorhin auch wieder im Kino. Ich habe mir nochmals den Film „Auf wiedersehen Franziska“ angesehen. Vor allem bin ich ja wegen der Wochenschau hineingegangen. Aber der Hauptfilm ist ja immerhin so, daß man ihn auch nochmals ansehen kann.
Nun ist es wieder an der Zeit. Eine betrübliche Mitteilung
habe ich noch, daß ab heute Abend auch für uns Päckchensperre ist, es ist mir
daher nicht möglich, die Sachen für Deinen Vater abzuschicken. Wie lange das
wieder geht, weiß ich noch nicht. Das Päckchen für Siegfried muß darum auch
liegen bleiben. Dir mein liebes Mädel
viele herzliche Grüße und viele Küsse dazu sendet Dir Dein Ernst.
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