Meine liebste Anni ! 9.1.42
Heute ist wieder einmal ein Tag, an dem ich keine Post von
Dir erhalten habe. Ich bin Dir deshalb nicht böse, denn ich weiß, daß Dich kein
Verschulden trifft. Denn da bist Du zu gewissenhaft, als daß Du ohne triftigen
Grund einmal mit dem Schreiben aussetzen würdest. Ich werde deshalb so aus dem
Stegreif heraus schreiben, was mir gerade einfällt, denn besonders Wichtiges
habe ich nicht gerade mitzuteilen.
Ich will zwar nicht lügen, ein Gruß von Dir ist heute doch eingetroffen, wofür ich Dir wieder herzlich danke. Ich werde es wieder zweckmäßig anwenden, damit wir alle etwas davon haben.
Morgen gehen nun meine fertig gestellten Päckchen ab. Es ist inzwischen noch ein weiteres dazugekommen und zwar mit Mandarinen. Es sind somit insgesamt 6 Päckchen, von denen ich wieder hoffe, daß sie wieder gut bei Euch ankommen. Meine besten Wünsche begleiten sie jedenfalls. Es ist noch nicht spät heute, ich will deshalb noch an Deinen Vater schreiben, denn ich denke, daß er auch wieder auf Antwort wartet, was ich nicht gern habe.
Was machen denn unsere beiden Stromer. Wie geht es ihnen und was treiben sie denn so in ihrer Freizeit. Wie Du mir ja kürzlich schriebst, nutzen sie das Winterwetter tüchtig aus. Das schadet ihnen auch nichts im Gegenteil, es ist ihrer Gesundheit ohne weiteres förderlich. Helga wird sich über die Bücher hergemacht haben. Jörg fängt nun auch schon langsam an zu lesen. Ist er denn auch immer brav, oder muß man seinen Dickkopf öfter nach England schicken. Hoffentlich nimmt er sich ein bißchen zusammen, damit Du Dich nicht immer ärgern mußt. Ich möchte ja auch nicht, daß ich, wenn ich wieder einmal in Urlaub kommen könnte, daß ich gleich mit Erziehungsmaßnahmen anfangen müßte. Ich glaube auch, daß er selbst keinen großen Wert darauf legt. Wie benimmt sich unsere Helga, ist sie immer noch manchmal so ein bißchen ungeschickt oder hat sich das gegeben?
Du mir fällt gerade noch etwas ein, ich habe alles bei mir durchgekramt, ich finde die Abschrift des Ahnenpasses nicht mehr. Habe ich die nicht schon einmal wieder mit zurückgeschickt. Ich kann mich überhaupt nicht mehr besinnen, wo ich den gelassen habe. Gib mir doch bitte darüber einmal Antwort. Ich hätte gern in dieser Sache wieder einmal etwas getan, denn dazu finde ich immer wieder einmal Zeit. Sei nun wieder, Du mein liebes Mädel, recht herzlich und kräftig geküßt, außerdem sende ich Dir und unseren Kindern viele Grüße, Dein Ernst.
Meine liebe Frau, meine liebste Anni ! 10.1.42
Abendbrot habe ich nun wieder gegessen, Deinen lieben Brief vom 7. habe ich gelesen, jetzt möchte ich ihn aber auch gleich beantworten. Doch zuerst vielen Dank für Dein Schreiben. Bei Euch herrscht immer noch winterliches Wetter. Das kann man ab heute auch einmal bei uns sagen. Ein scharfer Wind weht durch die Straßen und die kleinsten Pfützen sind gefroren. An den Straßenecken zieht es noch etwas mehr, aber es ist doch schöner, als das nasse und unfreundliche Wetter. Der Himmel hat aufgeklart und die Sonne hat sich heute Nachmittag sogar teilweise blicken lassen. Zum Abend ist es nun ganz klar geworden und die Sterne sind herausgekommen. Das wird sicherlich eine kalte Nacht geben. Solange noch genügend Kohlenvorräte da sind, läßt sich das ja auch ohne weiteres aushalten.
Am Nachmittag habe ich verschiedene Einkäufe wieder getätigt und ich war deshalb die ganze Zeit unterwegs und draußen. Mir hat das wieder einmal gut getan, vor allem, wenn man bedenkt, daß man so die ganze Woche im Bau drinsitzt, hat man das kleine bißchen Auslauf schon nötig. Schnee liegt noch nicht, aber in der Umgegend soll schon welcher gefallen sein, es kann also auch hier wieder passieren, daß wir welchen bekommen. Ihr seid, wie ich lese, wieder sehr reichlich für die dortigen Verhältnisse damit bedacht worden. Wenn ich nun schon einmal dabei bin, nur von hier zu schreiben, so will ich Euch gleich schreiben, was ich heute Nachmittag erledigt habe. Ich habe also erst einmal einen Stoff für ein Kleid für Helga gekauft. Es ist ein Wollkrepp. Für das Stück, es hat sich noch um einen Rest gehandelt, der aber für Helga reichen sollte, habe ich 23,-RM bezahlt. In dem Geschäft sollen wohl in den nächsten Tagen neue Sachen hereinkommen, aber die werden dann schon wieder teurer sein. Ich habe mich auch aus diesem Grund dazu entschlossen, dieses Stück zu nehmen. Dann habe ich mich nach dem Stoff für Jörgs Anzug umgesehen. Der Lieferant hat ihn erst einmal nicht gefunden, da muß ich nochmals im Laufe der nächsten Woche vorbeigehen. Anschließend habe ich eine Bluse im Auftrag von Siegfried gekauft. Es handelt sich um eine Seidenbluse. Sie gefällt mir nicht schlecht. Aber die Preise sind ja gestiegen, daß einem die Haare zu Berge stehen. Dagegen habe ich noch billig gekauft. Zwischen 30 und 40 RM muß man schon bald zahlen. Mir hat sie 26,- RM gekostet. Ich mache morgen gleich ein Päckchen an Siegfried fertig. Denn er wollte es ja so haben. Das Geld soll er Dir dann schicken. Ich bin froh, daß ich diese Sache einmal erledigt habe. Denn sonst würde Siegfried denken, ich habe ihn angekohlt, das wäre mir unangenehm.
Daß Jörg seine Schießerei ein wenig einstellen mußte, wird Dir auch lieber sein, aber an die neue Munition muß ich noch einmal denken. Daß ein Teil der gesandten Schokolade gefüllt war, habe ich erst nicht gewußt. Dafür ist sie dann schon teuer gewesen. Aber wenn sie Euch so geschmeckt hat, dann soll es auch recht sein. Vor allem wenn Ihr Eure Freude daran gehabt habt, will ich zufrieden sein. Wenn Dir der Pudding zur Ergänzung der Mahlzeiten dient, die nicht so ganz vollständig sind, dann erfüllt er ja seinen guten und vollen Zweck.
Ich hätte zu gern noch einmal ein Quantum Zucker gehabt, denn der, den ich geschickt habe, wird auch einmal alle und dann ist es wieder genau so wie vorher. Es ist nur schwer, ihn zu bekommen.
Daß ich mit der Kokosnuß solche Unruhe in die Familie gebracht habe, war beim Kauf zwar nicht beabsichtigt. Leider kann ich das aber nicht mehr ändern und Du mußt die Stürme über Dich ergehen lassen. Ich werde, damit Du nicht weiteren derartigen Gefahren ausgesetzt wirst, vom Kauf einer weiteren absehen. Hoffentlich war die Freude nicht bald verflogen, als sie sich an das Essen machen mußten. Denn soviel ich weiß, haben sie das noch nicht gegessen. Meist ist das nur der Reiz der Neuheit und hinterher ist alle Begeisterung verflogen. Aber ich will hoffen, daß es ihnen zu der Überraschung hin auch noch schmecken wird. In nächster Zeit werde ich, wie ich ja schon schrieb, noch eine weitere kaufen.
Bei der lieben Nachbarschaft war zur Abwechslung und Unterhaltung wieder einmal ein Krach. Ich kann Dir nicht sagen, wie froh ich bin, daß Du den Verkehr mit der Frau Bolz nicht angefangen hast, denn das hätte ja auch einmal eine Katastrophe gegeben. Am besten ist es, man hält sich aus allem heraus und wundert sich nur, warum und wie die Menschen sich so zurichten. Gespannt bin ich nur über soviel Initiative dieser Frau Bolz. Die hat doch immer den Eindruck gemacht, als sei sie so ein geduldiges Schaf. Die kann sich ja noch gut entwickeln. Na ja, wenn sie am Tage oder bei Nacht klatschen will, so lasse ihr nur das Vergnügen. Diese Leute sind jedenfalls nicht der Umgang für uns. Darum werden wir sie uns fernhalten. Du hast deshalb ganz recht, wenn Du sie nur am Fenster abfertigst. Wir wollen auf keinen Fall den Schutzmann dort spielen und uns dann zwischen zwei Stühle setzen.
Sage mal, ich glaube, Du irrst Dich, wenn Du der Erna auch etwas zum Geburtstag schenken willst, denn in diesem Monat ist doch nur Dein Vater dran. Es sei denn, daß ich Dich falsch verstanden habe. Für Deinen Vater habe ich hier noch einige Zigarren und die Tabakpfeife. Diese Sachen werde ich Dir mit zusenden. Ich denke, daß das auch etwas ist. Ich schicke es also noch rechtzeitig ab. Nun möchte ich das Wochenende abschließen und ein wenig lesen und dann die Nachrichten wieder hören. Sei deshalb recht vielmals gegrüßt und geküßt von Deinem so oft an Dich denkenden Ernst.
Ich will zwar nicht lügen, ein Gruß von Dir ist heute doch eingetroffen, wofür ich Dir wieder herzlich danke. Ich werde es wieder zweckmäßig anwenden, damit wir alle etwas davon haben.
Morgen gehen nun meine fertig gestellten Päckchen ab. Es ist inzwischen noch ein weiteres dazugekommen und zwar mit Mandarinen. Es sind somit insgesamt 6 Päckchen, von denen ich wieder hoffe, daß sie wieder gut bei Euch ankommen. Meine besten Wünsche begleiten sie jedenfalls. Es ist noch nicht spät heute, ich will deshalb noch an Deinen Vater schreiben, denn ich denke, daß er auch wieder auf Antwort wartet, was ich nicht gern habe.
Was machen denn unsere beiden Stromer. Wie geht es ihnen und was treiben sie denn so in ihrer Freizeit. Wie Du mir ja kürzlich schriebst, nutzen sie das Winterwetter tüchtig aus. Das schadet ihnen auch nichts im Gegenteil, es ist ihrer Gesundheit ohne weiteres förderlich. Helga wird sich über die Bücher hergemacht haben. Jörg fängt nun auch schon langsam an zu lesen. Ist er denn auch immer brav, oder muß man seinen Dickkopf öfter nach England schicken. Hoffentlich nimmt er sich ein bißchen zusammen, damit Du Dich nicht immer ärgern mußt. Ich möchte ja auch nicht, daß ich, wenn ich wieder einmal in Urlaub kommen könnte, daß ich gleich mit Erziehungsmaßnahmen anfangen müßte. Ich glaube auch, daß er selbst keinen großen Wert darauf legt. Wie benimmt sich unsere Helga, ist sie immer noch manchmal so ein bißchen ungeschickt oder hat sich das gegeben?
Du mir fällt gerade noch etwas ein, ich habe alles bei mir durchgekramt, ich finde die Abschrift des Ahnenpasses nicht mehr. Habe ich die nicht schon einmal wieder mit zurückgeschickt. Ich kann mich überhaupt nicht mehr besinnen, wo ich den gelassen habe. Gib mir doch bitte darüber einmal Antwort. Ich hätte gern in dieser Sache wieder einmal etwas getan, denn dazu finde ich immer wieder einmal Zeit. Sei nun wieder, Du mein liebes Mädel, recht herzlich und kräftig geküßt, außerdem sende ich Dir und unseren Kindern viele Grüße, Dein Ernst.
Meine liebe Frau, meine liebste Anni ! 10.1.42
Abendbrot habe ich nun wieder gegessen, Deinen lieben Brief vom 7. habe ich gelesen, jetzt möchte ich ihn aber auch gleich beantworten. Doch zuerst vielen Dank für Dein Schreiben. Bei Euch herrscht immer noch winterliches Wetter. Das kann man ab heute auch einmal bei uns sagen. Ein scharfer Wind weht durch die Straßen und die kleinsten Pfützen sind gefroren. An den Straßenecken zieht es noch etwas mehr, aber es ist doch schöner, als das nasse und unfreundliche Wetter. Der Himmel hat aufgeklart und die Sonne hat sich heute Nachmittag sogar teilweise blicken lassen. Zum Abend ist es nun ganz klar geworden und die Sterne sind herausgekommen. Das wird sicherlich eine kalte Nacht geben. Solange noch genügend Kohlenvorräte da sind, läßt sich das ja auch ohne weiteres aushalten.
Am Nachmittag habe ich verschiedene Einkäufe wieder getätigt und ich war deshalb die ganze Zeit unterwegs und draußen. Mir hat das wieder einmal gut getan, vor allem, wenn man bedenkt, daß man so die ganze Woche im Bau drinsitzt, hat man das kleine bißchen Auslauf schon nötig. Schnee liegt noch nicht, aber in der Umgegend soll schon welcher gefallen sein, es kann also auch hier wieder passieren, daß wir welchen bekommen. Ihr seid, wie ich lese, wieder sehr reichlich für die dortigen Verhältnisse damit bedacht worden. Wenn ich nun schon einmal dabei bin, nur von hier zu schreiben, so will ich Euch gleich schreiben, was ich heute Nachmittag erledigt habe. Ich habe also erst einmal einen Stoff für ein Kleid für Helga gekauft. Es ist ein Wollkrepp. Für das Stück, es hat sich noch um einen Rest gehandelt, der aber für Helga reichen sollte, habe ich 23,-RM bezahlt. In dem Geschäft sollen wohl in den nächsten Tagen neue Sachen hereinkommen, aber die werden dann schon wieder teurer sein. Ich habe mich auch aus diesem Grund dazu entschlossen, dieses Stück zu nehmen. Dann habe ich mich nach dem Stoff für Jörgs Anzug umgesehen. Der Lieferant hat ihn erst einmal nicht gefunden, da muß ich nochmals im Laufe der nächsten Woche vorbeigehen. Anschließend habe ich eine Bluse im Auftrag von Siegfried gekauft. Es handelt sich um eine Seidenbluse. Sie gefällt mir nicht schlecht. Aber die Preise sind ja gestiegen, daß einem die Haare zu Berge stehen. Dagegen habe ich noch billig gekauft. Zwischen 30 und 40 RM muß man schon bald zahlen. Mir hat sie 26,- RM gekostet. Ich mache morgen gleich ein Päckchen an Siegfried fertig. Denn er wollte es ja so haben. Das Geld soll er Dir dann schicken. Ich bin froh, daß ich diese Sache einmal erledigt habe. Denn sonst würde Siegfried denken, ich habe ihn angekohlt, das wäre mir unangenehm.
Daß Jörg seine Schießerei ein wenig einstellen mußte, wird Dir auch lieber sein, aber an die neue Munition muß ich noch einmal denken. Daß ein Teil der gesandten Schokolade gefüllt war, habe ich erst nicht gewußt. Dafür ist sie dann schon teuer gewesen. Aber wenn sie Euch so geschmeckt hat, dann soll es auch recht sein. Vor allem wenn Ihr Eure Freude daran gehabt habt, will ich zufrieden sein. Wenn Dir der Pudding zur Ergänzung der Mahlzeiten dient, die nicht so ganz vollständig sind, dann erfüllt er ja seinen guten und vollen Zweck.
Ich hätte zu gern noch einmal ein Quantum Zucker gehabt, denn der, den ich geschickt habe, wird auch einmal alle und dann ist es wieder genau so wie vorher. Es ist nur schwer, ihn zu bekommen.
Daß ich mit der Kokosnuß solche Unruhe in die Familie gebracht habe, war beim Kauf zwar nicht beabsichtigt. Leider kann ich das aber nicht mehr ändern und Du mußt die Stürme über Dich ergehen lassen. Ich werde, damit Du nicht weiteren derartigen Gefahren ausgesetzt wirst, vom Kauf einer weiteren absehen. Hoffentlich war die Freude nicht bald verflogen, als sie sich an das Essen machen mußten. Denn soviel ich weiß, haben sie das noch nicht gegessen. Meist ist das nur der Reiz der Neuheit und hinterher ist alle Begeisterung verflogen. Aber ich will hoffen, daß es ihnen zu der Überraschung hin auch noch schmecken wird. In nächster Zeit werde ich, wie ich ja schon schrieb, noch eine weitere kaufen.
Bei der lieben Nachbarschaft war zur Abwechslung und Unterhaltung wieder einmal ein Krach. Ich kann Dir nicht sagen, wie froh ich bin, daß Du den Verkehr mit der Frau Bolz nicht angefangen hast, denn das hätte ja auch einmal eine Katastrophe gegeben. Am besten ist es, man hält sich aus allem heraus und wundert sich nur, warum und wie die Menschen sich so zurichten. Gespannt bin ich nur über soviel Initiative dieser Frau Bolz. Die hat doch immer den Eindruck gemacht, als sei sie so ein geduldiges Schaf. Die kann sich ja noch gut entwickeln. Na ja, wenn sie am Tage oder bei Nacht klatschen will, so lasse ihr nur das Vergnügen. Diese Leute sind jedenfalls nicht der Umgang für uns. Darum werden wir sie uns fernhalten. Du hast deshalb ganz recht, wenn Du sie nur am Fenster abfertigst. Wir wollen auf keinen Fall den Schutzmann dort spielen und uns dann zwischen zwei Stühle setzen.
Sage mal, ich glaube, Du irrst Dich, wenn Du der Erna auch etwas zum Geburtstag schenken willst, denn in diesem Monat ist doch nur Dein Vater dran. Es sei denn, daß ich Dich falsch verstanden habe. Für Deinen Vater habe ich hier noch einige Zigarren und die Tabakpfeife. Diese Sachen werde ich Dir mit zusenden. Ich denke, daß das auch etwas ist. Ich schicke es also noch rechtzeitig ab. Nun möchte ich das Wochenende abschließen und ein wenig lesen und dann die Nachrichten wieder hören. Sei deshalb recht vielmals gegrüßt und geküßt von Deinem so oft an Dich denkenden Ernst.
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